Berlin führt am 8. März den Internationalen Frauentag als gesetzlichen Feiertag ein. Ja darauf hat die ganze Welt gewartet. Wenn das Walter Ulbricht, Erich Honecker und Leonid Breschnew noch hätten erleben können.

Die Hauptstadt ist Pleite, arm, aber sexy. Sie hängt am Tropf von Bund und Ländern. Die Berliner S-Bahn fährt nicht gerne regelmäßig, die Berliner Verkehrsbetriebe sind ein Hort der Zug- und Busausfälle, Beamten-Baustellen brauchen für Straßen- oder Brückenreparaturen eine Ewigkeit, ein öffentlich-digitales Netz in einer Weltstadt – wozu?
Das macht doch nichts, das merkt doch keiner! Denn jetzt glänzt die rot-rot-grüne Regierung Berlins mit einem wahnsinnig fortschrittlichen Gender-Projekt. Sie führt am 8. März den Internationalen Frauentag als gesetzlichen Feiertag ein. Ja darauf hat die ganze Welt gewartet. Wenn das Walter Ulbricht, Erich Honecker und Leonid Breschnew noch hätten erleben können. Vorwärts immer, rückwärts nimmer – das ist und bleibt der Berliner Kompass.
Statt sich am 31. Oktober dem Reformationstag als Feiertag in neun Ländern anzuschließen, verweigert sich das rote Berlin christlicher Tradition weiter. Das wäre ja auch noch schöner! Statt die Reformation Martin Luthers zu würdigen, soll das rot-rot-grüne Berlin lieber eine Hauptstadt der Gottlosigkeit bleiben. Nur im 500. Jahr der Reformation 2017 durften auch die Berliner einmal den gesetzlichen Feiertagsodem Luthers schnuppern. Mehr aber nicht.
Selbst nach dem Mauerfall mochte sich das rot-grüne Berlin 1990 unter dem Regierenden Bürgermeister Walter Momper (SPD) nicht dem gesetzlichen Reformationsfeiertag der neuen Länder anschließen. Vor allem Westberlin verspürte keine Lust, über Nacht ein Ostland zu werden. Seit 2018 ist der 31. Oktober sogar in Westländern wie Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein ein gesetzlicher Feiertag.
Und Berlin? Nischte. Lieber Clara Zetkin statt Martin Luther: „Det ist Berlin!“ Wenn es mal ein Fortschritt wäre. Denn die Linkspartei alias PDS alias SED-PDS alias SED glaubt damit wohl Traditionswählern einen Retro-Gefallen zu tun. Wieso eigentlich? Bestenfalls könnte man damit Margot Honeckers jüngste Sekretärin noch beglücken. Obendrein war der 8. März weder in Ulbrichts noch Honeckers SED-Reich jemals ein gesetzlicher Feiertag. Aus gutem Grund: Es gab ja am Internationalen Frauenkampftag zu dieser Jahreszeit nicht einmal genug Blumen oder leckere West-Pralinen für die Damen im Sozialismus. Letztere nur, wer im Intershop mit D-Mark oder für viel Ost-Geld in Neu-Deli (Delikatladen) einkaufen konnte. Dank und Anerkennung für den Moment mussten reichen.
„Wenn Mutti früh zur Arbeit geht“, sangen zu jener Zeit die Jungen Pioniere glockenhell im Klassenzimmer zur Freude der sozialistischen Lehranstalten. Wenn es sonst in der grauen Baracke des Sozialismus, weder modisch noch kulinarisch nichts Tolles zu genießen gab, dann sollten die werktätigen Frauen wenigstens einmal im Jahr gewürdigt werden. Bei ihrem „Kampf für Frieden und Sozialismus“, versteht sich.
Dafür durften sie um den 8. März herum auch mal auf die Pauke hauen. Vielen DDR-Frauen verschaffte der Internationale Frauentag in den Betrieben mitunter eine zusätzliche Arbeitspause bei der die eine oder andere Kollegin als „Aktivist der sozialistischen Arbeit“ oder gar „Held der Arbeit“ ausgezeichnet wurde. Prösterchen inklusive. Gleichzeitig bot der 8. März vielen Frauen im grauen Alltag des „real-existierenden Sozialismus“ eine willkommene Abwechslung. Die Gaststätten waren ausgebucht, die Brigadekasse wurde auf den Kopf gehauen. Mädelsabend würde man das heute nennen. Bei Mocca Perle (Piccolo), Tokajer, Kiwi (Kirsch-Whisky), Kali (Kaffee-Likör) oder Cola-Wodka konnten die Frauen den tristen sozialistischen Arbeits- und Einkaufsalltag vergessen.
Muttertag war offiziell als althergebrachter Gedenktag verpönt. Valentinstag gab es nicht, ist ja auch nur Kommerz des amerikanischen Klassengegners. Und Blumen im März – eigentlich im Sozialismus ein Ding der Unmöglichkeit – schienen schon damals für führende Staatsgenossen eine dumme Idee. Woher nehmen, wenn nicht stehlen? Also mussten es ein paar langweilige Gerbera, Nelken oder gar ein Oster-Kaktus auch tun.
30 Jahre später gibt es kein Blumenproblem. Warum also im armen Berlin nicht mal gesetzlich gendern, sorry, feiern.
Ja, oder wollte die linksausgerichtete Berliner Hauptstadtregierung etwa die Vorsitzende unseres Staates, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), mit einer Reminiszenz an alte sozialistische Traditionen erfreuen? Um sie im unermüdlichen Kampf bei der planmäßig-proportionalen Umsetzung ihrer Hauptaufgabe – der Einheit von Flüchtlings- und Sozialpolitik – zu unterstützen? Man weiß es nicht.
Zu guter Letzt will die rot-rot-grüne Regierung auch noch am 8. Mai den „Tag der Bereifung“ – Tschuldigung, so haben ihn nur freche DDR-Bürger genannt – also den „Tag der Befreiung vom Hitlerfaschismus“ feiern. Dabei hatte SED-Chef Walter Ulbricht extra den 8. Mai abgeschafft, um gleichzeitig noch zwei kirchliche Feiertage wie Ostermontag und Himmelfahrt zu streichen, damit die Werktätigen länger am Aufbau des Sozialismus teilnehmen konnten. Freizeit wird doch nur überbewertet.
Na, dann feiert mal schön den Internationalen Kampftag der Frauen. Irgendein Symbol zum Umerziehen oder einen Klassenfeind zum Überleben braucht ihr Linken ja immer – auch nach 30 Jahren. Gleiche Rechte und gleiche Bezahlung für Frauen bringt ein Feiertag ohnehin nicht. Am Reformationstag könnte das weibliche Geschlecht wenigstens dafür beten.
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Laut „Statistica“ beziehen in Berlin 16,4% der Einwohner Leistungen aus Hartz IV, ergo haben sie ganzjährlich „Feiertage“. Dann brauchts keinen neuen.
Mittlerweile fehlt sogar die Kraft sich zu empören. Das geht nicht gut aus, soviel ist schon mal klar.
Ich gehe aber mal fest davon aus, dass dieser Feiertag nur für Frauen gilt. Die Männer müssen arbeiten, oder? Alles andere würde mich schwer enttäuschen.
„Wenn das Walter Ulbricht, Erich Honecker und Leonid Breschnew noch hätten erleben können.“ So ist es, endlich mal ein Autor der den wahren Kern hinter dieser erneuten, uralten ideologischen Indoktrination anspricht.
Angesichts der „Ernsthaftigkeit“, schlage ich für diesen neuen Feiertag noch zwei gesetzlich zu regelnde Verhaltensregeln vor: Unbedingtes Tanzverbot -und ganz wichtig- Verbot des Ausschankes von Alkohol an Männer. Eine Missachtung dessen wäre dementsprechend auch mit der vielzitierten, „vollen Härte des Rechtstaats“ zu ahnden: **
Parallel müsste man eine Feiertag in Bayern und Ba-Wü einführen, einen Länderfinanzausgleichsfeiertag! Für alle die, die die ganze Chose bezahlen.
Lachen Sie nicht, Herr Douglas, aber vor ein paar Tagen habe ich im Autoradio (Antenne Thüringen) gehört, dass die Thrüringer Landesregierung ebenfalls einen gesetzlichen Feiertag in Thüringen einführen möchte: den Kindertag (kein Witz) – und bis zum 1. April ist es noch eine Weile hin. Naja, immerhin will sie den Kindertag nicht auf den 1. Juni legen, wie das früher in der DDR war, sondern auf den 20. September (den Weltkindertag der Vereinten Nationen).
Sorry, ich meinte natürlich Herrn Opitz anstelle von Herrn Douglas.
Die Einführung einer Frauenquote ist die erste Maßnahme zur Diskriminierung der Männer. Allein, ich suche nun noch die Stelle in dem Artikel, an der ich die Berliner im Allgemeinen und die Berliner Männer im Besondern, bedauern soll. Es scheint alles so gewollt, denn mann kann den Berlinern eines nicht vorwerfen; dass sie nicht regelmäßig wählen dürften. Sie haben es ergo „so“ bestellt, und so wird auch geliefert…!
rofer
Naja, aus einer Quote für Frauen ergibt sich zwangsläufig auch eine Quote für Männer. Das Schweigen der Männer, bzw. die Unterstützung der Männer pro Frauenquote ist mMn dem Umstand geschuldet, dass die Forderung nach einer Frauenquote i.d.R. noch unter 50 liegt. Die jetzigen Befürworter der Frauenquote fühlen sich dadurch noch nicht persönlich in ihren Positionen gefährdet.
Um hier kein Missverständnis aufkommen zu lassen, ich bin gegen jede Quote, es sei denn, die Quotierung richtet sich an Kompetenz, Fachlichkeit, Berufs- und Lebenserfahrung aus.
Dumm, dümmer, Berlin.
Was bin ich froh Spandauer zu sein, darüber freuen kann ich mich auch nicht.
SPD, Grüne und Linke, mehr an Dummheit ist kaum vorstellbar, doch das Unmöglich wird wahr.