Das Tor zur Hölle und die heilige Einfalt

Der furchtbare SPD-Fraktionsvorsitzende Rolf Mützenich nannte es, nachdem ein Entschließungsantrag mit den Stimmen der AfD die Mehrheit fand, das Tor zur Hölle öffnete sich. Ja, der heiligen Einfalt heilloser Moralisten.

Die Zweifel daran, dass Friedrich Merz regieren können wird, sind gewachsen. „Können“ in doppelter Hinsicht. Es fehlt ihm an Partnern, die dasselbe wollen. Die Brandmauer garantiert, dass er mit einer der beiden übrig gebliebenen Ampelparteien koalieren muss. Die Gedankenmauer, die Merz nicht mehr Brandmauer nennen will, garantiert den Machterhalt von Rot/Grün. Mit wem Merz die Energiepolitik ändern, Steuersenkungen durchsetzen, die Bürokratie ernsthaft bekämpfen, die Migration in den Griff bekommen und überhaupt den Niedergang des Landes stoppen will, bleibt ein Rätsel. Schwarz-Blau ist keine Alternative, sondern eine Illusion. Es würde – so war es im Bundestag bereits zu beobachten – das schrumpfende Lager der bürgerlichen Mitte zerreißen.

I.

Nun freuen sich manche darüber, was für ein lebendiger Schauplatz der Demokratie das Parlament doch wieder geworden sei. Dass die katastrophale Methode Merkels, die jeden Diskurs tötete, ehe er begann (asymmetrische Mobilisierung), nicht mehr funktioniert, bedeutet leider nicht, dass sie und ihre Gesinnungsgenossinnen nichts mehr zu melden hätten. Deutschlands Heimsuchung a. D. wirft verdammt lange Schatten. Im Bundestag werden immer noch nicht die notwendigen Debatten um die Sache geführt. Und die sogenannte Brandmauer gilt als alternativlos.

II.

Rot-Grün verhindert den Diskurs mit infamen Argumenten. „Mitte statt Merz“ plakatiert die SPD. Das rot-grüne Lager repräsentiert zwar nur eine Minderheit der Wähler, behauptet aber dreist, Mitte zu sein. „Mitte“ ist gerade das am meist missbrauchte Wort. „Mitte“ ist da, wo Habeck und Co sich fühlen. Alles, was nicht Rot-Grün ist, ist nach ihrer Logik nicht Mitte, sondern Rechts. Jeder, der in diesem Sinne „Rechts“ ist, kann also nicht liberal oder konservativ sein, sondern nur Nazi. Mit dieser Parole wird nicht nur der linke Mob auf die Straßen gehetzt. Wenn etwas an Weimar erinnert, dann dies: Man randaliert auf der Seite der Regierenden gegen die Opposition. So war es auch nach der „Machtergreifung“.

III.

Mit dem wohlfeilen und falschen „Nie wieder!“ können in diesem von allen guten Geistern verlassenen Land noch immer Hunderttausende verblendeter Spießbürger in Hysterie versetzt werden. Sie kapieren nicht, was da in Wahrheit läuft. Früher einmal stand das, was man als „Mitte“ bezeichnete, für das Weiter-so. Die Mitte wollte keine Experimente. Heute hat Rot-Grün das Land bereits radikal verändert. Der Linksrutsch der vergangenen zwei Jahrzehnte war das radikalste Experiment, dem die Bundesrepublik jemals ausgesetzt war. Und deshalb gehen die Transformatoren heute gegen notwendigen Politikwechsel auf die Barrikaden. Ein überwiegend urbanes, akademisches, wirtschaftsfeindliches Milieu verteidigt den Status quo und beschwört den Untergang der Demokratie. Es sind die neuen Spießbürger, die den Küchentisch gerade kurz und klein schlagen, an dem sie bräsig hocken, um ihre Staatsknete zu verzehren.

IV.

In Wahrheit zielt das Verhalten von Rot-Grün auf die Vernichtung des politischen Gegners. Sie wollen keine Sach-Debatten. Sie wollen, dass die Unionsparteien (und die FDP) zerrieben werden zwischen den feindlichen Lagern auf den Flügeln. Denn sie wollen keinen Politikwechsel. Auch die AfD sieht in der Union ihren Hauptgegner. Die Scharfmacher bestimmen den Ton und die liberal-konservative Mehrheit der Wähler hat das Nachsehen.

Die Verräter in den Reihen der letzten Parteien der Mitte kapieren nicht, dass sie den Zerstörern der Demokratie willig zur Hand gehen. Sie unterschätzen die militante Wucht einer rot-grünen Minderheit, die sich als das neue Bürgertum geriert.

V.

Was gerade geschieht, öffnet tatsächlich „das Tor zur Hölle“. Nur anders, als der furchtbare Fraktionsvorsitzende der SPD, Rolf Mützenich, meinte, nachdem ein Entschließungsantrag mit den Stimmen der AfD die Mehrheit fand. Das Tor zur Hölle öffnet die heilige Einfalt heilloser Moralisten. Fazit: Die viel beschworene Gemeinsamkeit der Demokraten gibt es nicht mehr. Das wird sich bitter rächen.


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Kommentare ( 24 )

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24 Comments
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Judith Panther
1 Monat her

„Mit Friedrich „Still in Love with Angie“ Merz, seiner rotgrünen Partei und den Merkelgrünen „wächst zusammen, was zusammengehört“, wie @Werner Meier hier schon so treffend konstatiert, deshalb frage auch ich mich, was um alles in der Welt noch „Mitte“, konservativ, kurz: Schwarz sein soll an der CDU? Selbst Merz hat inzwischen keine politischen Ansichten mehr, die er nicht für die Kanzlerschaft verraten würde bzw. schon verraten hat – ich erspare uns hier seine Zitate, mit denen er zuletzt im Bermuda-Dreieck zwischen Rot, Grün und Blau herumgeeiert ist wie ein besoffener Matrose. Was er als nächstes vorhat? Woher soll er das wissen? Genauso… Mehr

Gneisenau
1 Monat her

Perfekter Kommentar, auf den Punkt gebracht. Und die MSM spielen voll mit. Sonst wäre das in dieser Ausprägung gar nicht möglich.

Britsch
1 Monat her

Dann würde AFD und CDU ja gut zusammenpassen. Um zu ereichen, was man tatsächlich will, muß man immer ein Bischen mehr fordern, als man tatsächlich erreichen will

hansgunther
1 Monat her

Meldungen aus dem Traumland der „Bürgerlichen Mitte“
Mönchengladbacher Schulen: Hausmeister bekommen stichfeste Westen Seit Jahren Brennpunkt australischer Studenten-Kriminalität 8. Februar 2025
Drogenhandel, Schießereien, Übergriffe: Weil Lehrer und Schüler sich nicht mehr sicher fühlen, haben sie das Kriminalitätsproblem selbst angepackt – mit bewährter Symbolpolitik. Messerverbotszonen fehlen noch. Von Ekaterina Quehl.

Michael Palusch
1 Monat her

Der Fritze macht gegenüber Trump schon mal auf dicke Hose: Ich halte nichts davon, dass jemand im Umfeld von Trump eine so unmittelbare Beeinflussung der Wahlen in Deutschland versucht. Ich habe dazu eine klare Meinung – und ich werde sie ihm mitteilen. Da werden dem Donald, in Erwartung Merzens Antrittsbesuch, bestimmt jetzt schon ganz dolle die Knie schlottern. Denn dann wird der Kanzler Merz bestimmt genau so forsch und selbstbewusst auftreten wie einst der Olaf, als ihm der Joe mit „…wird es kein Nord Stream 2 mehr geben. Wir werden das beenden“ verklickerte, dass die für Deutschland überaus wichtige Gaspipeline… Mehr

Last edited 1 Monat her by Michael Palusch
Werner Geiselhart
1 Monat her

Sie haben Recht, Herr Herles, die wirklichen Feinde der Demokratie sind nicht die, die dem Volk, den Bürgern zuhören, sondern diejenigen, die den Menschen ihren elitären Irrsinn, erdacht von lebensfernen Wirrköpfen, aufs Auge drücken wollen, Diversity, Gender, Postkolonialismus und Klimaideologie genannt.
Und es lässt mich wirklich fassungslos zurück, wie ein Herr Merz sich die Chance entgehen lässt, die Dinge wieder in Ordnung zu bringen, bevor es endgültig zu spät ist.
Und es wäre so einfach!

Logiker
1 Monat her

Ich sage nur:

am 24. Februar sieht die Welt in Deutschland ganz anders aus, als bis zum 23. Februar verkündet, beschworen oder vermutet wird.

Das Unmögliche nie ausschließen !

jopa
1 Monat her
Antworten an  Logiker

Die Hoffnung stirbt nie. Ich hoffe seit 30 Jahren am nächsten Samstag die 7 richtigen im Lotto zu haben. Dieser Samstag ist noch nicht gekommen, trotzdem ich hoffe immer noch weiter.

Logiker
1 Monat her
Antworten an  jopa

Ja – es ist einfach nur unglaublich, wieviele Möglichkeiten es für die Ziehung anderer als der eigenen Zahlen gibt.

Moses
1 Monat her
Antworten an  Logiker

Ich gebe mein Bestes, aber das Wichtigste, was mir dabei stört, ist die Tatsache, dass Michel Friedman den Niedergang Deutschlands in die Bedeutungslosigkeit in den dreißigen Jahren voraussagte.

Aufgemerkt
1 Monat her

Eine Gesellschaftsordnung – und damit Politik – die solche Ergebnisse liefert, wird sich früher oder später selbst abschaffen. Dieser Prozess läuft, und er läuft immer schneller, was sie an den Wirtschaftszahlen ablesen können. Nachdem sie die Frage stellen wohin das alles führt bzw. wie das alles enden soll (eine Frage die ich ihnen nicht beantworten kann), sage ich ihnen zumindest wie es anfangen wird, woran sie merken werden, dass die heisse Phase dieser Entwicklung begonnen hat: eines Tages, niemand weiss genau wann, wird der globale Finanzmarkt realisieren, dass die deutschen Staatsschulden keineswegs risikolos sind, dass es sich bei der deutschen… Mehr

Britsch
1 Monat her

Man kann nicht oft genug die Frage in den Raum stellen, Moral, was ist Moral und was ist darunter zu verstehen) Ist moral, wenn die Einen nicht fähig oder Willens sind Ihr Land selbst entsprechend aufzubauen? Sich selbst Ihren Lebensunterhalt zu verdienen und einfach in ein anderes Land gehen, das von Anderen aufgebaut wurde und sue sich ins gemachte Nest setzen, eventuell sogar noch ohne selbst etwas zu tung bestens versorgen lassen? Ist es Moral, wenn die Einen nichts arbeiten und Andere die arbeiten und sich etwas erwirtschaften, sollen dann die Anderen Unterhalten, etwa noch auf gleichem Niveau unterhalten wie… Mehr

Gunter Zimmermann
1 Monat her

Wie öfters, Herr Herrles, verstehe ich Ihre Argumentation nicht. Die einzige Option, um in Deutschland wieder eine vernünftige Politik in allen Bereichen, nicht nur in der Migrationspolitik, zu betreiben, ist die Bildung der schwarz-blauen Koalition (meinetwegen unter Einschluss der FDP, falls sie es in den Bundestag schaffen sollte). Falls die letzten Merkelianer (inklusive der unsäglichen „Mutti“) dann die Partei verlassen sollten, um so besser – für die Partei, aber auch für Deutschland. Dass der zu erwartende Proteststurm auszuhalten ist, hat immerhin Donald Trump bewiesen.