Da Außenminister und Kanzler nicht nach China reisen, lässt sich Lars Klingbeil die Chance nicht entgehen, sich in Peking als Staatsmann zu inszenieren. Im Zweifel hat der Vizekanzler sowieso mehr zu sagen – und auch anderes: Die SPD hat bereits signalisiert, dass die Regierung in der Außenpolitik nicht mit einer Stimme spricht. Wadephul und Merz stehen blamiert da.
picture alliance / Metodi Popow | M. Popow
Gerade eben wurden Außenminister und Bundeskanzler von den Chinesen abgewatscht. Um nicht das ganze, sondern nur das halbe Gesicht zu verlieren, hatte Johann Wadephul, der wie „Hans Guck-in-die-Luft“ durch die Außenpolitik stakst, die Reise nach Peking kurzfristig abgesagt, weil außer dem chinesischen Außenminister niemand mit ihm in Peking sprechen wollte. Dabei sollte eine Wirtschaftsdelegation mit ihm reisen und vor allem wollte Wadephul den Staatsbesuch des Kanzlers bei Xi Jingping vorbereiten.
Wann der Staatsbesuch des Kanzlers stattfindet, steht in den Sternen. Aber das macht nichts, der Vizekanzler fährt ja nun nach Peking. Im Zweifelsfalle hat der Vizekanzler, wie es bis jetzt ausschaut, am Ende mehr zu sagen als der Kanzler. Während Wadephuls ungewollter Pirouetten auf dem Glatteis der Diplomatie wirkt sich gerade der Lieferstopp von chinesischen Chips verheerend für die deutsche Industrie aus, zumal die Chinesen Halbleiter und Seltene Erden als geopolitische Waffe einsetzen. Nie war also ein Gespräch notwendiger als jetzt.
Nicht nur für die Chinesen, im Grunde für die ganze Welt unterscheidet sich Johann Wadephul von Annalena Baerbock nur dadurch, dass er Krawatten trägt. An der dilettantischen Außenpolitik, an der Unart, überall der erste sein zu wollen, wenn es ans Bezahlen mit deutschen Steuergeldern geht, hat sich nichts geändert. Baerbock und Wadephul sind ohnehin der Meinung, dass jeder, der Asyl sagt, ins deutsche Sozialsystem geschleust werden muss, dass Deutschland die Ukraine, Gaza und nun auch Syrien aufzubauen hat, während Deutschland zerfällt, jeden Tag ein bisschen mehr – und natürlich niemand nach Syrien zurückkehren muss, weil es sich von deutschen Sozialtransfers besser leben lässt, als wenn man das Land wieder aufzubauen hat.
Müssen Syrer auch nicht, macht ja nach Meinung Wadephuls Deutschland, wie Wadepuhl auch meint, dass es Menschen aus der Türkei waren, „die das Wirtschaftswunder möglich gemacht & Deutschland mit aufgebaut haben“. Offenbar wissen weder Wadephul noch die Beamten im Außenministerium, dass eben jenes Anwerbeabkommen mit der Türkei im Jahr 1961 vereinbart wurde, und das Abkommen nicht zum Wirtschaftswunder führte, sondern eine Folge des Wirtschaftswunders war. Doch Bildung scheint inzwischen ein Hindernis für eine Einstellung im Außenministerium zu sein. Nach drei sozialdemokratischen Außenministern und einer grünen Außenministerin dürfte im Ministerium Gesinnung über Professionalität stehen.
Eigentlich müsste der Kanzler seinen Außenminister feuern, wenn er nicht mit Wadephul „Außenpolitik aus einem Guss“ machen und gern auf der gleichen Bananenschale ausrutschen würde – heißt, er müsste sich selbst schassen. Nach Merzens jüngster Blamage in Ankara ohnehin, die von Matthias Nikolaidis präzise beschrieben wurde:
Wenn es mit Peking nicht klappt, dann eben Ankara, irgendwohin muss man ja als Kanzler fliegen, mag sich Merz gedacht haben.
In die Lücke, die größer als ein Scheunentor ist, will nun der Vizekanzler eintreten, um dem Kanzler zu zeigen, was eine Harke oder ein Klingbeil ist. In Peking dürfte man das Berliner Kabinettsstück mit einer Mischung aus Interesse, Mitleid und Hohn beobachten. Offizieller Anlass für Klingbeils Reise im November ist der chinesisch-deutsche Finanzdialog, der diesmal in China stattfindet.
Zwar bemüht sich die SPD, den Vorgang herunterzuspielen, indem sie betont, dass die Reise schon länger geplant war und der Finanzdialog bereits seit 2015 existiert, doch dürfte es kein Zufall sein, dass andererseits der außenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Adis Ahmetovic, Wadephuls Absage mit den Worten kritisierte: „Gerade in der Phase globaler Spannungen ist der direkte Dialog mit China von großer Bedeutung.“ Und da hat der Mann recht. Auch damit, dass er fordert: „Wir müssen die deutsche Chinastrategie überdenken.“ Nur hat er damit zugleich den Chinesen verdeutlicht, dass die deutsche Regierung in Fragen der Außenpolitik nicht mit einer Stimme spricht. Jedenfalls hat die chinesische „Global Times“ bereits über Ahmetovic gejubelt: „Deutscher Politiker drängt auf Dialog und fordert Änderung der Chinapolitik.“
Lars Klingbeil jedenfalls wird sich die Chance nicht entgehen lassen, sich in Peking als Riesenstaatsmann zu inszenieren – und die Chinesen dürften ihn dabei nach Kräften unterstützen, und das aus zwei Gründen: Zum einen, weil die Kabinettsposse in Posemuckel, Verzeihung Berlin, einen hohen Unterhaltungswert besitzt, und zum andern, weil für sie eine deutsche Regierung in Zwietracht von großem politischem Nutzen ist.
Was jetzt schon feststeht, ist, dass es einen Kanzler gibt und einen Vizekanzler als Oberkanzler. Je höher und zahlreicher Klingbeils chinesische Gesprächspartner sein werden, umso lächerlicher steht die Bundesregierung am Ende dar.




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Reist er mit dem Lastenfahrrad? Die Delegation vorne im Gepäckkorb. Hallo XI wir kommen mit neue deutsche Erfindung im Transportwesen. Umweltfreundlich und resourcenschonend.
Wenn Baerbock Außenminister kann, dann können das andere auch.
Egal ob What-a-fool oder der Finanzklingone.
Das Raumschiff Hirnerweichung startet ins dritte Jahrtausend.
Die Klingonen haben die Macht übernommen.
Wird nicht unproblematisch werden.
Denn diese chinesische Regierung steht voll hinter der freien Marktwirtschaft und kritisiert die US Regierung wegen deren Einflussnahme auf private Unternehmen.
Von Klingbeil weiß man, dass er die böse Marktwirtschaft durch noch mehr Planwirtschaft verschlimmbessern will.
„zumal die Chinesen Halbleiter und Seltene Erden als geopolitische Waffe einsetzen“ Ja, nicht nur der Wertewesten „kann“ Sanktionen. Die Chinesen können das auch. Wird Zeit, dass die Betonköpfe in Deutschland und der EU das realisieren. Bin mal gespannt, welcher Bürgermeister in China Zeit für den kleinen Lars übrig hat (falls nicht die Einweihung einer Bushaltestelle wichtiger ist).
Die Reiesen von Merz in die Türkei und von Klingbeil nach China machen schon Sinn. Dort wollen sich beide darüber informieren, wie man die Opposition ausschaltet. Oppositionelle Parteien und Organisationen verbieten, eine regierungshörige Justiz installieren, Konten von Kritikern sperren, notfalls Schlägertrupps schicken. Diese Empfehlungen und weitere nützliche Tipps werden die Reisen zu einem vollen Erfolg machen.
Wollen Merz und Klingbeil sich wirklich informieren, wie man Opposition ausschaltet (Wahlen rückgängig machen, AfD Bürgermeisterkandidat für Wahl nicht zulassen, Verfassungsgericht mit links- Extremisten besetzen, usw) oder wollen sie denen Tipps geben, wie man genau so etwas macht und das dann als „wehrhafte Demokratie“ verkauft?
Es gibt keine Position des Vizekanzlers. Die Chinesen werden ihm mit Sicherheit keine Bühne bieten. Deutschland hat nichts zu offerieren und Xi will z.Z. keinen deutschen Politiker sehen.
Ja. Und als Finanzminister – was hat er da mit den Chinesen zu besprechen?
Merz flog wenigstens nur nach Ankara – er hier jetzt aber gleich um den halben Erdball?
Wadephul, aber auch Prien, sind Zugeständnisse von Merz an den tiefroten und grünen Günter aus Schleswig- Holstein, damit der und Wüst mit nicht noch mehr rotem und grünem Gedankengut Merz in die Parade fährt. Nun hat er mit diesen Beiden den peinlichen Salat.
Das Zentralkomitee in China setzt sich aus treuen Parteisoldaten zusammen und Xi hat alle Top-Positionen mit seinen Leuten besetzt. Klingbeil glaubt deswegen, dass er eine kleinere Version des chinesischen Machthabers ist und akzeptiert werden wird. Und das ist so bizzar, als würde jemand, der an seinen einsamen Wochenenden im Keller seiner Eltern „Counter-Strike“ spielt, sich auf eine Stufe mit Veteranen der Navy SEALs stellen. Das chinesische Zentralbüro ist vielleicht kommunistisch aufgestellt, aber es sind kapitalistische Kommunisten, die Leistung bevorzugen und Arbeit verlangen. Klingbeil ist dagegen ein Hippie-Kommunist, der das Erbe seines hart arbeitenden Vaters verprasst. Die werden den willkommen heißen,… Mehr
Wie lautete einmal ein Werbeplakat:
Wenn ein Cown in den Palast einzieht,
wird der Clown nicht zum König
sondern der Palast zum Zirkus.
Der deutsche Bundestag ist seit 1998 ein Zirkus, nur das die Qualität der Insassen zwischenzeitlich ein Niveau reicht hat, das an Schäbigkeit nicht mehr zu überbieten ist, und nach rotwokegrün 360 Grad Trampolin Lenchen und Voodoo Robert will das etwas heißen.
Damit stimme ich vollkommen überein. Mache nur die kleine Anmerkung, dass die Regierung Schröder/Fischer im Vergleich zu den nachfolgenden inzwischen wie ein Leuchtturm in finsterer Nacht wirkt. Wie sich die Wahrnehmung doch ändert, weiß ich doch immer noch genau, wie ich seinerzeit gedacht habe … Ich habe den Eindruck, dass da ein Wettbewerb in Bezug auf Negativrekorde besteht. Als jemand, der in der piefigen Bonner Republik sozialisiert wurde (also noch bessere Zeiten erlebt hat) bekenne ich mich der Arroganz schuldig, nach dem Einsturz der Genuaer Autobahnbrücke das noch als italienisches Problem betrachtet zu haben. Meanwhile … Inzwischen halte ich wirklich… Mehr
“Lars Klingbeil will nach Peking reisen”
Oh jeh, die Chinesen werden staunen, wenn Sie seine Werdegang-Akte prüfen. Erst Baerbock, jetzt Klingbein. Beides Produkte infantiler Wăhler…