Labortheorie: US-Immunologe Fauci verschwieg offenbar Informationen

Der Aufsichtsausschuss des US-Repräsentantenhauses ist an brisante Dokumente gelangt, die den bekannten Immunologen Anthony Fauci in Erklärungsnot bringen. Womöglich hat er die Öffentlichkeit über Erkenntnisse zur Herkunft des Corona-Virus nicht aufgeklärt.

IMAGO / ZUMA Wire

Der Aufsichtsauschuss des US-Repräsentantenhauses ist einer der mächtigsten Kongressausschüsse: Das Gremium hat den Auftrag, die Arbeit der US-Regierung und ihrer Behörden zu überwachen und zu beaufsichtigen. Republikanische Vertreter des Ausschusses haben sich nun explosive E-Mails gesichert, die Amerikas Top-Immunologen Dr. Anthony Fauci und die US-Behörden in Erklärungsnot bringen.

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„Fauci nahm die Labortheorie sehr viel ernster, als er öffentlich kommunizierte“, erklärt der Abgeordnete James Comer, hochrangiges Mitglied des Aufsichtsausschusses, auf Twitter. Er und sein republikanischer Kollege Jim Jordan wollen Fauci vorladen und befragen. E-Mail-Verkehr aus den Nationalen Gesundheitsinstituten (NIH) haben den Republikanern Anlass dazu gegeben. Wie der Schriftverkehr belegen soll, wurde Fauci bereits am ersten Februar 2020 über die Möglichkeit informiert, dass Covid-19 in Wahrheit in einem Labor in Wuhan entstanden und dort auch genetisch manipuliert worden sein könnte. Es sei „unklar“, ob Fauci die Regierung informiert habe oder nicht, heißt es.

We've released never before seen emails showing Dr. Fauci may have concealed information about #COVID19 originating from the Wuhan lab & intentionally downplayed the lab leak theory. @RepJamesComer & @Jim_Jordan want Fauci under oath. Time for answers. 1/2? pic.twitter.com/p8aIBJ3nom

— Oversight Committee Republicans (@GOPoversight) January 11, 2022

Brisant: Obwohl Fauci mehrmals anderes behauptete, soll er wohl über finanzielle Beziehungen zwischen seiner Behörde NIAID (das Nationale Institut für Allergien und Infektionskrankheiten) sowie anderen Instituten der NIH, der von der US-Regierung Forschungsgruppe „EcoHealth Alliance“ und dem Virologischen Institut Wuhan, informiert gewesen sein. „Dr. Fauci wusste auch, dass das NIAID mit EcoHealth zusammenarbeitete, um eine Förderpolitik zu erarbeiten, die das gain-of-function-Moratorium umgeht“, wirft der Abgeordnete Comer in einem Brief an den US-Gesundheitsminister vor.

Gain-of-function – das ist die durch Forscher betriebene genetische Manipulation beispielsweise eines Virus, um ihm neue Fähigkeiten zu verschaffen. Förderung dieser Forschung war US-Instituten damals nicht erlaubt. Die Forscher von EcoHealth versäumten es auch, dem NIAID über seine Forschungsarbeiten mit den Fördergeldern zu berichten, wie es vorgeschrieben war – „wahrscheinlich, um gain-of-function-Experimente an infektiösen und potenziell tödlichen Fledermaus-Coronaviren zu verstecken“, schreibt der Republikaner Comer.

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Fauci und sein damaliger Chef, NIH-Direktor Francis Collins, scheinen sich auch aktiv um eine Unterdrückung der „Lab Leak“-Theorie bemüht haben. Auch das belegen interne E-Mails, auf die sich der Abgeordnete beruft. So soll Collins Fauci gebeten haben, die Theorie „einzuschläfern“. Weitergehende Debatten über solche Anschuldigungen würden „unnötigen“ Schaden am Ruf „der Wissenschaft im Allgemeinen und insbesondere der chinesischen Wissenschaft“ anrichten.

Dabei scheint der Glaube an die Labortheorie weitaus verbreiteter gewesen zu sein, als öffentlich kommuniziert wurde. Im Schriftverkehr, in den neben zahlreichen Forschern auch der Charité-Virologe und deutsche Regierungsberater Christian Drosten teilweise eingebunden war, wurden Argumente für die Labortheorie sichtbar. Der renommierte Virologe Edward „Eddie“ C. Holmes sei „60-40 Lab“, also zu 60 Prozent von der Labortheorie überzeugt, schreibt Oxford-Forscher Jeremy Farrar. Er selbst sei „50-50“.

Die E-Mails haben das Potenzial, das Vertrauen in den Top-Immunologen Fauci und damit die Corona-Politik in den Vereinigten Staaten grundlegend zu erschüttern. Die Republikaner im Aufsichtsausschuss wollen Fauci offiziell vorladen und befragen. Was an den Vorwürfen tatsächlich dran ist, wird wohl eine parlamentarische Untersuchung zeigen müssen.

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