Alexander Wallasch hat den Fall Weimer ins Rollen gebracht. Und lässt nicht locker. Er schaut auf Weimers Lebenslauf mit fragwürdigen Titeln wie ‚bester Abiturient Hessens‘ und Preisen wie dem Hanns-Martin-Schleyer-Preis – eine Spurensuche zwischen Fakten und Fiktion.
picture alliance/dpa | Peter Kneffel
Kulturstaatsminister Wolfram Weimer wurde 2009 für fünf Jahre in den Medienrat der Medienanstalt Berlin-Brandenburg („mabb“) gewählt. Anfang 2015 schied er aus dem Medienrat aus. Im Zusammenhang mit seiner Wahl 2009 hinterlegte Wolfram Weimer umfangreiche Eckdaten zu seinem Lebenslauf.
Um sicher zu gehen, befragten wir vorab den Medienrat, der telefonisch bestätigte, dass diese biografischen Daten „grundsätzlich von den Betreffenden selbst geliefert“ werden. Behauptet wird demnach von Weimer selbst, er wäre der beste Abiturient Hessens in seinem Jahrgang gewesen: „Abschluss: Abitur, Notendurchschnitt: 1,0 (Bester Jahrgangsabiturient Hessens)“. Diese Informationen tauchen in vielen biografischen Infos zu Weimer auf, wirken dort aber wie ein Echo von Weimer selbst.
Fakt ist: Nach unseren Recherchen gibt es keine offizielle Rangliste für den „besten Jahrgang“ im Abitur 1983 in Hessen. Es gab keine zentrale Stelle, die eine jährliche Rangliste der besten Abiturjahrgänge in Hessen erstellte oder veröffentlichte. Das Abitur-System in Hessen war zu dieser Zeit dezentral organisiert, ohne zentrale Veröffentlichung der Bestnoten auf Landesebene.
Die Bewertung basierte 1983 auf Noten von 1 bis 6. Die Durchschnittsnoten lagen damals bei ca. 2,5–2,8 (basierend auf KMK-Statistiken ab 1970), und eine perfekte 1,0 war rar, aber durchaus nicht einzigartig. Ohne zentrale Meldung war es unmöglich, „den Besten“ landesweit festzustellen – es sei denn, eine Schule oder Zeitung hätte alle Noten verglichen, was unwahrscheinlich ist.
Dieses Durcheinander weckt allerdings Begehrlichkeiten, sich das Abitur-Zeugnis von Weimer einmal näher anzuschauen.
Der dem Berlin-Brandenburger Medienrat von Weimer 2009 zur Verfügung gestellte Lebenslauf führt zudem Preisauszeichnungen auf, die lohnen, genauer angeschaut zu werden. Hat Wolfram Weimer diese Preise wirklich bekommen?
Stipendien/Auszeichnungen
- 1983-1989 Begabtenförderung der Konrad-Adenauer-Stiftung
- 1986 Leistungsstipendium der American University
- 1998 Forschungsstipendium des John F. Kennedy-Instituts in Berlin
- 1992 Hanns-Martin-Schleyer-Preis
- 1993 FGH-Publizistikpreis
- 2001 SWR-Medienpreis Hans Bausch
- 1991 Promotion: Die Kontroverse um die Bank of North America,Magna cum laude
- 2002 World Newspaper Award
- 2004 „Journalist des Jahres“ 2007 „Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien“ der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig
Der ersteintragende anonyme Autor des Weimer-Artikels ist ebenfalls erst seit diesem Zeitpunkt in Wikipedia tätig gewesen.
Tatsächlich erhielt Wolfram Weimer 1992 einen Preis, aber dabei handelte es sich um den „Friedwart Bruckhaus-Förderpreis“ der Hanns-Martin-Schleyer-Stiftung. Weimer und eine weitere Autorin wurde der Preis zum Thema „Totalitarismus in Deutschland: Folgen und Bewältigung gestern und heute“ verliehen.
Kommen wir zu „Journalist des Jahres“. 2004 war das Frank Schirrmacher. Und so wird es auch vom veranstaltenden Magazin auf der Titelseite der Festschrift angezeigt. Allerdings wurde auch Wolfram Weimer neben 74 weiteren Journalisten 2004 vom Medium Magazin ausgezeichnet – hier in der Kategorie „Newcomer“. Auf dem Frank-Schirrmacher-Titelbild lautet die Schlagzeile zum damaligen FAZ-Herausgeber: „Der Journalist des Jahres“.
Und dann steht da bei Weimer unter Auszeichnungen noch: „2002 World Newspaper Award“. Der Preis ist nicht so einfach verifizierbar. Ein Phantompreis? Aber wenn, dann wird er eher an Zeitungen verliehen, als an einzelne Individuen. Hier kann nur Weimer selbst klären, welche Trophäe er meint, in der Vitrine stehen zu haben und ob er womöglich den „European Newspaper Award“ meint, „world“ dann eindrucksvoller klang, aber auch hier ist für 2002 kein Weimer vermerkt.
Korrekt ist hingegen, dass Wolfram Weimer 2007 gemeinsam mit zwei weiteren Personen den Medienpreis der Leipziger Sparkasse bekommen hat und nicht den Medienpreis der Weltbank, was Weimer aber auch nie behauptet hat.
Nein, Weimer erfindet nichts komplett, aber sein Mofa, mit dem er durch die Welt und ins Ministerium knatterte, hat deutlich ein paar Zacken zu viel am Ritzel, will unbedingt so schnell fahren wie die Enduros der großen Jungs – notfalls muss die Erdkugel eben selbst für ein paar Drehungen gegen Weimers Laufrichtung geschraubt werden.
Und auch für Weimers drei Söhne liegen bereits Paradeuniformen – aka Fantasiejobs – bereit, dazu aber in einem Folgeartikel mehr.
Der Beitrag ist zuerst erschienen auf dem Blog von Alexander Wallasch erschienen.





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Vielen Dank, dass Sie dran bleiben.
Sind schon gespannt auf die CVs/Jobs des Nachwuchses, vllcht geben sie ja zukünftige Errungenschaften mit an,
zB Master als Europabester 2027,
Nobelpreis Physik 2031 oder
CEO Rheinmetall 2028-2034 usw.
Wäre nicht mal gelogen, höchstens über die Maße kreativ und flux ein stattlicher CV.
Warum die Traumtänzerei nicht auf heute abdiskontieren? Wer braucht noch Lügen oder altbacken Pimp-my-CV?
Beim lesen kam mir der Gedanke, „so wie hier Weimer (CDU) in (s)einer Phantasie- und Traumwelt am leben ist, genau so sind diese Träumer dann auch am „regieren“. “
Fehlt nun eigentlich nur noch, dass auch Weimer ein Buch geschrieben hätte und hier dann auch mit Plagiate aufgefallen/-flogen wäre…..
Das ist Journalismus! Den Mächtigen kritisch auf die Finger schauen und hinterfragen, ob alles sein kann, was sie vorgeben!
Weimer ein Blender? Bitte mehr davon!
Wenn einer im TV seriös rüberkam (als ich noch fernsah), dann war es Weimer. So eine Köpenickade hätte man ihm am wenigsten zugetraut. Schade.
Immerhin ist Wolfram Weimer mit seiner politisch-ideologischen Einstellung das genaue Gegenteil von Claudia Roth.
Er hat intellektuell schon was auf dem Kasten, das muss man ihm bei aller aktuellen Kritik lassen. Sonst hätte er es gar nicht bis nach oben geschafft. Die Fallhöhe macht die Causa gerade interessant.
Sparkassenpreis. Manche Leute fangen so an. Mich erinnert das eher an abgehalfterte Sänger, die zum Schluss hin lediglich noch auf Betriebsfesten, oder Baumarkteröffnungen auftreten.
Kommt am Ende beides aufs Gleiche heraus.
Ja, ja, im BDAZ (besten Deutschland aller Zeiten) sind die Blender die neuen Heiligen! Und die vierte Gewalt kapituliert bzw. spielt das Spiel der Faschisten mit. GerMoney has fallen – hat fertig!
Bei dem ganzen Lügengebäude, was sich um Weimer spannt sei die Frage erlaubt, ob es Wolfram Weimer tatsächlich gibt oder auch nur eine Lüge ist?
Ach, wie wird mir das Herz warm. Dass ich das noch erleben darf. Wie vielen solcher Gestalten bin ich an der Uni während Studium und Job begegnet. Sie gingen ihren Weg, immer weiter und höher. Sie waren so lächerlich, aber fielen nicht weiter auf unter all den anderen lächerlichen Gestalten. Sie waren so armselig, aber strahlten immer. Und irgendwann glaubten sie sich selbst.
Sehr geehrter Herr Wallasch. Solche „Preise“ gelten nur in bestimmten, tumben Kreisen etwas. Das muß man Ihnen sicherlich nicht erzählen. Ich kannte mal einen Chirurgen, der extra nach Brasilien reiste, um dort Zertifikate zu erwerben, die allesamt dann in seiner Praxis an der Wand hingen. Alle auf Portugiesisch, aber sie machten was her mit all ihren Lorbeer- und Kronenverzierungen in Gold, Silber und Bronze 😉 Und schwupps, nannte er sich fortan Schönheitschirurg. Übrigens eine nicht geschützte Berufsbezeichnung… So beurteile ich dann auch die meisten unserer Politiker. Tuten, blasen und klatschen können/dürfen sie alle. Nur Ahnung haben sie davon keine. Und… Mehr