Fangt endlich an mit der Ampel – aber richtig

Die Macht liegt auf der Straße, und keiner hebt sie auf: Merkel soll bis Weihnachten im Amt bleiben, weil gewählte Nachfolger zu unentschlossen sind zuzugreifen – unfassbar. Ahnen sie, dass die Realität nicht ihren albernen Parteiprogrammen folgt?

IMAGO/Future Image

Es ist ja nicht so, dass ich der erklärte Anhänger einer Ampel aus Rotgrün mit gelben Sprenkeln bin; immerhin ist ja das Wesentliche an einer Ampel, dass man fährt oder stehenbleibt. Gelb ist nur ein Übergangsstadium. Insofern wird die kommende Regierung also viel rot und grün bedeuten; und wenig liberalen Inhalt. Aber gewählt ist gewählt; auch wenn das Beste ist, dass man sich auf die Hampeleien der zukünftigen Minister freuen kann: Auf den hohen Predigerton eines Robert Habeck, und auf die Keifereien von Annalena Baerbock; vielleicht darf Kevin Kühnert als Staatssekretär irgendwo die Ampeln auf rot stellen und Saskia Esken sich schief lachen, wenn sie weitere Hunderte von Millionen in den Kampf gegen Rechts freigibt. Vielleicht bleibt ja sogar Heiko Maas Außenminister? Es bleibt uns nichts erspart; also fangt doch endlich an damit.

Fangt doch endlich an zu regieren

Wozu Vor-Sondierungen vor Sondierungen, und Verhandlungen vor Koalitionsverhandlungen? Die Wirklichkeit hält sich doch nicht an krude Parteiprogramme und kümmert sich nicht um Gender-Sternchen, die kunstvoll die Sprache verhunzen und das Unverständliche noch unverständlicher machen. Die Wirklichkeit hat ihre eigene Sprache. Und die sagt:

Zeit zum Lesen
„Tichys Einblick“ – so kommt das gedruckte Magazin zu Ihnen
Wir erleben einen Zusammenbruch der weltweiten Lieferketten. In China wird die Produktion in vielen Bereichen nach übereinstimmenden Meldungen halbiert; damit drohen leere Schaufenster und fehlende Vorprodukte. Wir kennen das aus der Zeit, in der plötzlich Masken zur Mangelware wurden und OP-Kittel in deutschen Krankenhäusern aus alten Regenmänteln geschneidert werden mussten – Frühjahr 2020, erinnern Sie sich? Und so was auf breiter Front? Wir wissen nicht wirklich, warum. Vielleicht steuert auch China ganz bewusst Warenströme an der EU vorbei. Chinas Denken ist merkantilistisch, mindestens, also staatswirtschaftlich und auf den unmittelbaren eigenen Vorteil bezogen. Freier Welthandel, die Basis unseres Wohlstands, ist für sie nicht Marktordnung, sondern Mittel zum Zwecke der Steigerung des eigenen Vorteils. Soll das wirklich Heiko Maas angehen?

Die Energie wird nicht nur immer noch teurer. Echte Knappheit droht. Industrieunternehmen drohen längst mit Schließung. Die Grünen verlangen, dass der Kohleausstieg vorgezogen wird. Großartig. Gute Idee. Dreht doch die Heizkörper hoch, wenn euch kalt ist! Marie Antoinette 2021 heißt Annalena? Dass Marie-Antoinette am Vorabend der französischen Revolution den Hungernden Kuchen statt Brot empfohlen haben soll, ist historische Fake-News. Hat sie nicht. Dass Annalena Baerbock dazu fähig wäre, ist bittere Realität. Im übrigen fehlt uns Kohle; und die längst gekündigten Lieferverträge etwa für den Brennstoff aus Russland wurden längst an China weitergereicht.

Vielleicht kommt der Kohleausstieg schneller, als sich das die bald regierenden Ideologen wünschen können. Aber dann haben sie mit Putin wenigstens einen Schuldigen; und vergessen wir nicht: Unser Mariechen-Antoinettchen wollte im Wahlkampf die Gas-Pipeline Nordstream 2 stoppen. Ich freue mich auf ihre Gas-Betteltour nach Moskau und die freundlichen Bilder vom Empfang. Windräder sind halt keine Lösung; auch nicht auf den Kreml-Mauern, obwohl er dort doch so besonders eisig pfeift.

Vom Mechatroniker zum Lastenrad-Fahrer

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Was der rotgrüne Klimastaat für Deutschland bringt
Die Automobilindustrie macht jetzt das, wofür sie auf Weisung der weichenden Kanzlerin mit Steuermilliarden belohnt wird: sie fährt die Herstellung der Verbrenner-Autos in Deutschland (nicht in China) herunter und entlässt Arbeitskräfte. Der Umstieg vom Mechatroniker mit 60 Euro Stundenlohn zum Lastenfahrrad-Kapitän auf Stütze oder Mindestlohn läuft. Wer genau soll eure Steuern bezahlten, die ihr so dringend braucht für die Finanzierung der vielen grünen NGOs, in denen eure Gender-Wissenschaftler*innen gepampert werden?

Und mittlerweile galoppiert die Inflation; im Baubereich liegt sie im Jahresschnitt bei  13 Prozent und frisst sich programmgemäß immer weiter. Woher sollen die Wohnungen kommen für die neuen „Flüchtlinge“, die der schon bedenklich demente und von Herzen bedauerte Innenminister Horst Seehofer unkontrolliert über die Grenzen lockt und die in Frankfurt an der Oder schon wieder in Zelten hausen?

Was braucht ihr noch, um zu regieren? Die Probleme sind schon da, die ihr lösen sollt. Oder hofft ihr, dass euer rotgrüngelbes Lummerland bis Weihnachten zurück kommt und regieren dann euer Spaß wird?

Danach sieht es nicht aus. Merkel hat euch einige Bomben mit Zeitzünder zurückgelassen, und zwar solche mit hoher Explosionsenergie. Besser ihr besinnt euch und fangt an. Eure Parteiprogramme könnt ihr glatt vergessen und Verhandlungen darüber auch.

Die Realität verhandelt nicht.

Das einzige wirkliche Problem dabei ist übrigens: Wir sitzen leider nicht auf den Zuschauerrängen und beklatschen euch. Wir kriegen die Klatschen ab. Dafür könnten wir irgendwann doch böse werden. Ist das der Grund, warum ihr zögert, die Macht von der Straße aufzuheben?

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Kommentare ( 146 )

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Regenpfeifer
2 Jahre her

Das einzig Tröstliche: Mit der SPD und den Grünen dürfen nun genau diejenigen die Suppe auslöffeln, die sie auch eingebrockt haben. Und die CDU zerfleischt sich derweil selber, weil sie dem ruinösen Merkelismus noch immer nicht abschwören kann. -Vielleicht gibt es ja doch einen Gott, der auch noch Humor hat?

alter weisser Mann
2 Jahre her

Warum denn schon anfangen mit Regieren, wenn man doch das „drüber Reden“ risikofrei als Leistung und Erfolg verkaufen kann.
So behauptet eine Baerbock doch schon jetzt allen Ernstes, dass der Unterschied zur GroKo sei „dass die zu bildende Regierung endlich handelt“. Dabei gibt es noch nichtmal eine Koalitionsvereinbarung ….

giesemann
2 Jahre her

Beim Lesen der Überschrift dachte ich reflexhaft: Jetzt ist unser Roland Tichy auch noch staatstragend geworden. Und dann das! Ich freue mich auf die normative Kraft des Faktischen, wir beobachten das mit Angstlust, mit Schadenfreude, je nach persönlicher Situation. Gelbe Einsprengsel, reverser Zitronensäurezyklus, alles geht seinen sozialist’schen Gang – bis er bricht. Meine Frau hat eine nagelneue Küche bekommen, mit allen Schikanen, allem Komm vor und Zurück. Sage ich: Wenn aber kein Strom in die Kuchl gelangt … . Die nur: Dann geh‘ ich raus zum Wohnmobil und koch dort was. So viel Chuzpe haut einen Schwächling wie mich einfach… Mehr

Wilhelm Roepke
2 Jahre her

Ach Herr Tichy, das Problem bei den Sondierungen sind nicht die Ministerien, die jeder will wie Äusseres, sondern das, das keiner will, nämlich Wirtschaft und Energie. Die Partei, die blöd genug ist, das zu nehmen, hat bei den kommenden Blackouts die *****Karte, um es kurz, aber vulgär auszudrücken.

HGV
2 Jahre her

Wäre blöd, wenn jemand der Granden wüsste, wie die Bilanz der 16 Jahre Merkel wirklich aussieht. Scholz könnte es wissen, aber da kann man schon seine berechtigten Zweifel haben. Und da niemand weiß, wie die Bilanz aussieht, geht es mit den Verhandlungen nicht wirklich weiter. Man müsste ein paar Probleme lösen und dazu hat keiner am Tisch die Kompetenz. Also das beste wäre, wie 2017 sich zu verkrachen wegen irgendeiner Lappalie. Dann tritt Steini auf den Plan und schmiedet eine große Koalition der Unfähigen und die Grünen können wieder aus dem Hintergrund regieren. Keine Verantwortung für nichts, aber das große… Mehr

Rob Roy
2 Jahre her

Merkel wird auf jeden Fall bis Ende Dezember noch Kanzlerin bleiben wollen. Ihr Ego verlangt, dass sie die Amtsdauer ihre politischen Ziehvaters Kohl übertrifft. Das hätte sie erreicht, wenn sie noch bis mindestens den 20. Dezember im Amt ist. Das wäre dann genau ein Tag länger als Kohl.
Aber hoffe ich, dass man früher zu einer Entscheidung über den neuen Kanzler kommen wird. Merkel sollte nicht das Privileg haben, der am längsten amtierende Bundeskanzler zu sein.

Last edited 2 Jahre her by Rob Roy
moorwald
2 Jahre her

Interessant wird sein, mir wem die wichtigen Ressorts Inneres, Wirtschaft, Finanzen besetzt werden.
Unwichtig sind dagegen Äußeres, Gesundheit, Verteidigung – wie sich an der derzeitigen Bestzunge erkennen läßt.

Peter Silie
2 Jahre her

Vielleicht noch drei bis fünf Millionen Migranten mehr in Deutschland und Land und Gesellschaft könnten vollständig destabilisiert sein. Wird eng für die Ampel, dies innerhalb einer Legislaturperiode zu schaffen, aber in zwei sollte das möglich sein. Mit der FDP ohnehin kein Problem, die wollen doch jedes Jahr 500.000 herbeiholen.

Hadrian17
2 Jahre her

Tja, lieber Tichy … wie war das noch … ? „Die Revolution frisst ihre Kinder“? Alles schon mal da gewesen? Nach den „antiimperialistischen Antifaschisten“ kamen … die „Popper“. Schon wieder gut zu sehen bei der Wahlstimmenanalyse. Also: Alles schon mal da gewesen! Die Maschine läuft nicht ganz rund, aber sie wird wieder ins Gleichgewicht kommen. In ein paar Jahren – spätestens – lachen wir uns tot über Windmühlen, Klimahysterie und deren Protagonist*innen … . Die Welt wird nicht mehr die alte sein, das war sie damals auch nicht mehr. Aber Vernunft und Einsicht in das Notwendige setzen sich – wenn… Mehr

moorwald
2 Jahre her

„Opposition ist Mist“ (Franz Müntefering, SPD)
„Regieren ist Mist“ (Armin Laschet, CDU)