Das FDP-Desaster von Berlin und Lindners Liberallala

Die FDP ist der große Verlierer der Berliner Wahl. Wundern kann das niemanden angesichts ihrer Performance in der Ampelkoalition. Dass die bürgerliche Mitte unter die rotgrünen Räder geriet, liegt auch am Versagen der einstmals liberalen Partei, die kein Profil und keinen Kurs erkennen lässt.

IMAGO / Political-Moments

Die Berliner, die womöglich hier und da aus lauter Verzweiflung die CDU gewählt haben, mit Hoffnung auf eine bürgerliche Regierung, die insbesondere die Grünen fern von der Macht halten könnte, dürften enttäuscht werden. Selbst wenn die SPD und Frau Giffey bereit wären, sich von den rotgrünen Regierungspartnern zu trennen, dürfte es für eine stabile Koalition mit der CDU nicht reichen. Das liegt daran, dass die AfD und damit deren Wähler ausgegrenzt werden. Und es liegt daran, dass die FDP die nötigen 5 Prozent nicht erreicht hat.

Doch wen wundert es eigentlich noch, dass die FDP nun auch im Berliner Abgeordnetenhaus nicht mehr vertreten sein wird? 

„Der Markt für eine freiheitliche, wirtschaftsliberale Kraft ist da“, meint Welt-Chefredakteur Ulf Poschardt, „aber das geht nur mit einem Personal, das den Liberalismus selbstbewusst und wehrhaft in einer zunehmend freiheitsfeindlichen, kollektivistischen Umwelt erklärt.“  Aber weder Selbstbewusstsein noch Personal ist in Sicht. Entsprechend flau reagierte Parteichef Lindner auf die erneute Wahlschlappe auf Landesebene, der in diesem Jahr weitere folgen dürften. Das habe mit der Regierungsverantwortung im Bund zu tun. Man verfolge „eine klare Strategie, die sich hier in Berlin noch nicht ausgezahlt hat, an der wir aber festhalten.

Ja wo bleibt sie denn, diese Strategie? Und wo hat sie sich ausgezahlt? Immerhin möchte man den Bürgern ihr Auto nicht wegnehmen, ist gegen irreguläre Migration und selbstredend für einen „wirtschaftlichen Erfolgspfad“, nicht ohne koalitionsfreundlich „soziale Sicherheit und ökologische Transformation“ zu erwähnen. Energiepolitik? Weiterbetrieb der verbliebenen KKW? Keine erkennbare „klare Strategie“.

Stephans Spitzen:
Die Regierenden: Zwerge im Größenwahn
„Besser nicht regieren als falsch regieren“ war Lindners stolzer Spruch von 2017. Verdammt lang her. Immerhin hatte er damals noch die Unterschiede zu CDU und CSU für überbrückbar gehalten, sah aber „den Einsatz für die Freiheit des Einzelnen nicht ausreichend repräsentiert“. Und jetzt? Steht der Gesundheitsminister Karl Lauterbach für einen solchen Einsatz? Und wo bleibt die Freiheit des Einzelnen bei der grünen „Klimapolitik“? Wo ist der Einspruch der FDP gegen die Pläne von Wirtschaftsminister Habeck, die Einspruchsmöglichkeiten der Bürger zu beschränken, wenn es um den Ausbau der Windkraft geht? Tritt eine selbstbewusste FDP der Innenministerin entgegen, die Deutschland allen öffnen will, die es zu uns zieht?

Wenigstens FDP-Vize Wolfgang Kubicki reiht sich, wie gewohnt, nicht unter die Leisetreter ein: „Wenn es keinen Straßenbau mehr geben soll, dann gibt es auch keine neuen Stromleitungen mehr. Da kann sich der Robert (Habeck) gehackt legen. Die Zeit des Appeasements ist vorbei.“

Schön wär’s. Dass die bürgerliche Mitte unter die Räder der rotgrünen Bankrotteure geraten ist, liegt auch am gewohnheitsmäßigen Versagen der FDP. Die einstmals liberale Partei lässt kein Profil und keinen Kurs erkennen. 

Besser schlecht regieren als gar nicht regieren? So siehts aus.


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Kommentare ( 64 )

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Whisblow
1 Jahr her

Die FDP war in ihrer Geschichte schon immer der Königsmacher, das ist das schlimme, wessen Brot ich es, dessen Lied ich sing’. Die Personalie Lindner, ohne Worte nur ätzend. Eigentlich müsste es heißen, im Namen des Volkes werden Sie lebenslang verurteilt, den Schaden an Volk und Vaterland zu bezahlen, mehr kann man dazu nicht mehr sagen. Alle Politiker sollten wie in der Realität für ihren Schaden aufkommen, der Normalo muss das machen. Warum nicht diese Verbrecher ?? Wenn man sich überlegt, dass Menschen gefeuert wurden, weil sie Brötchen gegessen haben, die in der Mülltonne lagen, wäre das wie in der Wirklichkeit. Aber in… Mehr

Timur Andre
1 Jahr her

Wer im grundsätzlichen die gleiche Politik wie die Grünen macht, darf sich nicht wundern.

Das Young Global Leader Lindner die gleichen Werte vertritt wie Young Global Leader Baerbock, Harbeck, Özdemir etc., braucht auch nicht so tun, als würde er für was anderes stehen.

Last edited 1 Jahr her by Timur Andre
Malb
1 Jahr her

Frau Strack-Zimmermann hat die nötigen Stimmen bis zu den 5% auf dem Gewissen. Leute wie sie und früher Herr Baum haben der FDP mehr geschadet als Genscher seinerzeit wieder gut machen konnte. Lindner ist andererseits das Beispiel dafür, dass man Parteichefs nach ihrer Performance bei der Gestaltung und dem Ergebnis ihrer privaten beruflichen Ergebnisse beurteilen sollte und nicht nach ihren Quasselfähigkeiten. Kevin Kühnert und Ricarda Lang sind dafür die besten Beispiele. Quasseln können sie – beruflich können sie jedoch so gut wie nichts vorweisen. Auch, dass bei uns das Privatleben der Politiker privat bleibt, führt dazu, dass Leute in Amt… Mehr

Wilhelm Roepke
1 Jahr her

Das Hauptproblem ist, dass die meisten Wähler zu dumm und zu feige sind, die AFD gegen den Rat ihres Gewohnheitsjournalisten zu wählen. Dann machen sie ihr Kreuz wie jüngst in Berlin bei der ergrünten CDU.

Teiresias
1 Jahr her

Interessant ist doch, was man nicht hört, nämlich Rücktrittsforderungen aus der FDP gegen Lindner. Kein Aufruhr, keine Gegenwehr.

Sind die ernsthaft zufrieden mit der Totalausfallperformance Lindners?

Wenn sie unzufrieden sind, warum hört man kein Anzeichen des Widerspruchs? Speziell diejenigen, welche durch die Wahlniederlagen ihre Posten verlieren, hätten doch keinen Grund, Lindner zu schonen.

Fast schon gespenstisch, wie sie sich schweigend in ihren Untergang fügen, genau wie das ganze Land.

imapact
1 Jahr her

Eigentlich unverständlich, daß doch noch so viele für die „F“DP gestimmt haben. Sie ist zu einem reinen Mehrheitsbeschaffer der Ampel verkommen, ohne jedes eigene Profil, darin durchaus der CDU ähnlich. Kubickis gelegentliche Bonmots können darüber nicht hinwegtäuschen. Mit Leuten wie Lindner und Buschmann wird eine Erneuerung nicht möglich sein. Und auch das eint sie mit der CDU: linksgrüne Zeitgenossen haben nunmal heftigste Abneigungen gegen das Konservative wie Liberale gleichermaßen, egal wie sehr sich die Vertreter dieser Parteien auch den Linken zuliebe in deren Richtung verbiegen. Lindner hat mit seiner Protzheirat auf Sylt nochmals einen ganz persönlichen Akzent gesetzt… . Vermutlich… Mehr

Auswanderer
1 Jahr her
Antworten an  imapact

Sie vergaßen die Gallionsfigur im Ukraine-Krieg, Frau Strack-Zimmermann zu erwähnen! Die FDP stand noch nie für Kriegstreiberei, eher mit Genscher für besonnene Diplomatie! Vielleicht war das das halbe %, das fehlte?

Schwabenwilli
1 Jahr her

Wundern muss man sich nur darüber dass die FDP sich immer wieder als Stehaufmännchen generiert. Es ist die Naivität der Wähler welche dieser Partei immer wieder eine Chance geben. Bis zum nächsten Desaster.

Klaus D
1 Jahr her

Für mich ist herr Lindner FDP das beste beipiel dafür was in deutschland nicht stimmt. Man muss sich das mal vorstellen DA versagt wer als unternehmer total, verheizt dabei noch fast 2 millionen euro fördergelder (steuergelder) und wird dann bundesfinanzminister. So ne geschichte kannst dir nicht mal ausdenken da sie keiner glauben würde oder sagen würde das so was gar nicht möglich wäre. DOCH ist sie = IN deutschland…Pleite mit der Firma – Glück in der Partei…Die Politik hat ihn damals offenbar nicht ausgefüllt: eine von Lindner geführte Firma hat in der Rekordzeit von 18 Monaten fast zwei Millionen Euro… Mehr

Nachhaltiger Energie und Klimawandler
1 Jahr her

Der Christian kann doch entsprechend den erreichten Wahlprozenten auf Teilzeitpolitiker machen. Den Rest der Zeit kann er dann Porsche fahren. Am besten weit weg, die FDP hat fertig, Stimmen bekommen die von mir nicht mehr.

Giovanni
1 Jahr her

Die FDP ist zwar nur ein Wurmfortsatz in der Ampel, sie ist jedoch in der Lage die Ampel zu sprengen.
Statt die Grünen und Roten vor sich herzutreiben und damit wieder Wähler zu gewinnen. (Alle Umfragen weisen daraufhin, daß die Mehrzahl der Wähler eine Ampel nicht mehr zustande kommen lassen würden), bevorzugt die FDP den Suizuid.

Waehler 21
1 Jahr her
Antworten an  Giovanni

Erst wenn Posten in Gefahr geraten wird gehandelt. Die FDP vermeidet lieber die Auseinandersetzung , genau wie die CDU. Der Bürger wird durch Skandalisierung der Tagespolitik von den wichtigen Themen ferngehalten. Der Generationenvertrag ist auf Dauer nicht mehr einzuhalten, weil er zu viele Fremdleistungen bedient. Man denke nur an den ausgeuferten Vorruhestand, der obendrein noch als sozialverträglich gefeiert wird. Das darf man aber denen die stattdessen bis 68 arbeiten müssen nicht sagen. Erziehungsgeld und, und. Zahlt der Staat für diese Leute ersatzweise in die Kasse ein? Nein! Gesunde in den Ruhestand und Alte und Kranke als Dachdecker in den Himmel… Mehr

Last edited 1 Jahr her by Waehler 21
Proffi
1 Jahr her
Antworten an  Giovanni

Die Erderwärmung ist die allergrößte Bedrohung. Angesichts dessen kann man sich keine liberalen Flausen leisten.Dies denken alle Abgeordneten aller Parteien, gegen die die Medien keine Reklame machen. Sie repräsentieren die gedankenlosen Klimagläubigen, die sie gewählt haben. Der inbrünstige Glauben an den Unsinn nivelliert die Unterschiede zwischen den Parteien.

Monika
1 Jahr her
Antworten an  Giovanni

Ich vermute, daß man kurz vor der Bundestagswahl etwas derartiges versuchen wird um damit die Wähler evtl. noch ein weiters Mal hinter die Fichte zu führen. Ganz kurz vor der Wahl wird die FDP so tun, als ob sie den Koalitionspartnern irgendein „liberales“ Thema abgerungen hätte, vielleicht wird es wieder einmal das nicht eingeführte Tempolimit (gähn!!!), wer weiß. Ich hoffe nur inständig, daß sich nicht wieder so viele Leute finden, die nochmal darauf reinfallen.