Kopf-an-Kopf-Rennen von AfD und CDU

In Mecklenburg-Vorpommern finden demnächst Landratswahlen statt. Die selbst ernannten „demokratischen Parteien“ rufen bereits die neue „Nationale Front“ gegen die drei Kandidaten der Alternative für Deutschland aus, sodass wohl nur kleine Chancen für einen weiteren AfD-Landrat in Deutschland bestehen.

picture alliance/dpa | Bernd Wüstneck

Bei der Landratswahl in Mecklenburg-Vorpommern ist die Alternative für Deutschland der CDU dicht auf den Fersen bzw. führt sogar nach dem ersten Wahlgang am vergangenen Sonntag.

Bei drei von vier Landkreisen fordern AfD-Kandidaten jetzt ihre CDU-Kandidaten oder von der CDU unterstützte Bewerber in der Stichwahl am 25. Mai heraus. Sowohl in Vorpommern-Rügen als auch in Vorpommern-Greifswald und dem Landkreis Mecklenburgische Seenplatte sind AfD-Kandidaten an den CDU-Bewerbern ganz nah dran oder liegen sogar vorn.

Im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte konnte AfD-Kandidat Enrico Schult mit seinem Sieg im ersten Wahlgang gegen den CDU-Bewerber Thomas Müller eine Stichwahl erzwingen. Schult erreichte 36,1 Prozent, Müller nur 27,0 Prozent. „Stärkste Kraft an der Seenplatte, mit deutlichem Abstand vor der CDU, das hätte ich so nicht erwartet“, gibt Schult selber zu. Die CDU muss jetzt hier auf ihre linken Verbündeten hoffen.

Das alles passiert heute im Umfeld von Dr. Angela Dorothea Merkels früheren Bundestagswahlkreisen, die heute Vorpommern-Rügen umfassen oder an Vorpommern-Greifswald grenzen.

Im Landkreis Vorpommern-Greifwald liegt CDU-Amtsinhaber Michael Sack gegen seine AfD-Herausforderin Inken Arndt in einem Kopf-an-Kopf-Rennen 39,4 Prozent zu 38 Prozent nur knapp vorn. Der SPD-Kandidat spielte mit 22,6 Prozent keine Rolle.

Dabei genoss Sack durch den gefühlten Berufsjugendlichen und Parlamentarischen Staatssekretär für Digitales Philipp Amthor sogar Bundesunterstützung. „35.000 Menschen haben mich gewählt, das ist ein gutes Ergebnis“, freut sich hingegen Arndt, die sich nur auf ihre Heimat stützen kann.

AfD-Bewerberin Inken Arndt ist CDU-Amtsinhaber Michael Sack dicht auf den Fersen / Foto: ©Olaf Opitz

Im Landkreis Vorpommern-Rügen verfehlte Amtsinhaber Stefan Kerth (parteilos) die absolute Mehrheit mit 49,2 Prozent knapp. In zwei Wochen muss er in der Stichwahl gegen Carlos Rodrigues von der AfD gehen, der in Merkels früherer Hochburg 27,5 Prozent erreichte. Die CDU unterstützt den heute parteilosen Kerth ohne Probleme, obwohl er erst 2023 aus der SPD ausgetreten ist. Hauptsache die Brandmauer zur AfD steht.

Die neue „Nationale Front“ mobilisiert wieder gegen die AfD

Für die kommende Stichwahl am 25. Mai haben die AfD-Kandidaten jedoch wohl eher kleine Siegchancen, weil sich wie immer die neue „Nationale Front“ der selbst ernannten „demokratischen Parteien“ gegen potenzielle Landräte der Alternative für Deutschland im zweiten Wahlgang verbündet. Denn Spitzenvertreter von SPD, Linken, Grünen und CDU in Mecklenburg-Vorpommern riefen bereits dazu auf, in Vorpommern-Rügen den parteilosen und von der CDU unterstützten Bewerber Stefan Kerth, in Vorpommern-Greifswald den CDU-Kandidaten Michael Sack und im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte CDU-Mann Thomas Müller zu wählen.

Die Wahlbeteiligung lag in der ersten Runde vergleichsweise hoch, mit Werten zwischen 44,8 und 50,6 Prozent. Vor sieben Jahren beteiligte sich jeweils nur etwa ein Drittel der Wahlberechtigten.

Doch die von Ex-Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) kurz vor ihrem Amtsende noch verkündete Hochstufung der AfD durch ihren Geheimdienst als „gesichert rechtsextremistisch“ hat wohl im SPD-regierten Bundesland Mecklenburg-Vorpommern mehr Wähler der selbst ernannten „demokratischen Parteien“ an die Urnen getrieben. Was für ein Zufall. Sonst wären die AfD-Ergebnisse sicher noch deutlicher ausgefallen.

Lediglich der SPD-Amtsinhaber Stefan Sternberg im rot-rot-grünen Wohlfühlkreis Ludwigslust-Parchim südlich der Beamten- und Landeshauptstadt Schwerin konnte sich am vergangenen Sonntag noch einmal gleich im ersten Wahlgang mit 57,9 Prozent durchsetzen. Der AfD-Gegenkandidat Dietmar Friedhoff erreichte auf Platz zwei immerhin noch 28,1 Prozent, der CDU-Bewerber hingegen nur 12,1 Prozent.

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Kommentare ( 35 )

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Deutscher
1 Monat her

Wahnsinn, dass immer noch Leute Union wählen…!

Jens Frisch
1 Monat her

„Schult erreichte 36,1 Prozent, Müller nur 27,0 Prozent = 63,1%
(…) 39,4 Prozent zu 38 Prozent nur knapp vorn = 77,4%
In Mitteldeutschland wollen 2/3 bis 3/4 eine konservative Regierung rechts der Mitte.

Protestwaehler
1 Monat her

Na, zum Glück gibt ja die Briefwahl, damit sichergestellt ist dass in solchen Fällen immer Die Guten gewinnen hahaha….

Sonny
1 Monat her

Das alles hat mit Demokratie nichts mehr zu tun und hat mafiöse Kartellstrukturen.

Manfred_Hbg
1 Monat her

Zitat: „Lediglich der SPD-Amtsinhaber Stefan Sternberg im rot-rot-grünen Wohlfühlkreis Ludwigslust-Parchim südlich der Beamten- und Landeshauptstadt Schwerin konnte sich am vergangenen Sonntag noch einmal gleich im ersten Wahlgang mit 57,9 Prozent durchsetzen“

> Naja, 57,9% für Stefan Sternberg (SPD) – was sollte man auch hier noch anderes sagen können als; „Auch in Ludwigslust-Parchim scheint es den Leuten (noch) sehr Gut zu gehen“.

Sollen doch auch sie in L.-P. mit ihrer Wahl glücklich werden….. .

Renegade1
1 Monat her

Ganz einfach, wenn das Ergebnis nicht passt, wird eben solange gewählt, bis es passt….
Wieso, kommt mir das jetzt so bekannt vor ?

Benedictuszweifel
1 Monat her
Antworten an  Renegade1

Was meinen Sie??? Die Wähler wählen… das ist Alles und viele begeistert mit nach Einstein maximaler Dummheit: „Immer wieder das Gleiche tun, aber jedes Mal ein anderes Ergebnis erwarten.“

ThomasP1965
1 Monat her

Allein die Sprache verrät sie. Demokratische Parteien in Anführungszeichen zu setzen verrät den Antidemokraten. Die Verachtung des politischen Gegners, den man als nicht gleichwertig ansieht ist ein deutliches Zeichen dafür. Man braucht keine „Front“ auszurufen, damit Leute gegen die AfD wählen. Die sind meist schlau genug das selbst zu erkennen und entsprechend abzustimmen. Nur in Ausnahmefällen wird die AfD hier siegen. Die meisten Stimmen auf sich zu vereinen heißt nicht, dass die Mehrheit hinter einem steht (wenn meiste heißt 30%, dann stehen nämlich immer noch 70% dagegen) – übrigens auch ein gerne genommener Irrtum der CDU/CSU. Als Partei mehr Stimmen… Mehr

Fernando
1 Monat her
Antworten an  ThomasP1965

Warum unterscheiden Sie zwischen „demokratischen Parteien und Anderen? Bestimmen die „Anderen“ ihre Kandidaten nicht demokratisch? Vielleicht sollten Sie in einem Lexikon mal nachsehen, was eine Demokratie ist….

Donostia
1 Monat her
Antworten an  ThomasP1965

Der Autor setzt demokratische Parteien in Anführungszeichen, weil es eben nicht demokratisch ist sich als demokratisch zu sehen und somit andere politische Parteien, die nicht zur Einheitsfront gehören, somit zu undemokratischen Parteien stempelt. Und wo bleibt da die vielbeschworene Vielfalt, wenn nur die eigene Sichtweise als demokratisch gilt? Haben Sie darüber schon mal nachgedacht?

Last edited 1 Monat her by Donostia
Klare Kante
1 Monat her
Antworten an  Donostia

Genau darum geht es, andere demokratisch gewählte Parteien wie die AfD auszugrenzen. Das ist undemokratisch. Obendrein werden die Täter der SED alias PDS alias Linke plötzlich zu Demokraten deklariert, weil selbst CDU-Kanzler Merz, entgegen allen Versprechen, die Nachfolger der SED-Diktatur als Mehrheitsbeschaffer braucht. Ganz tolle Demokraten.

Michael M.
1 Monat her
Antworten an  ThomasP1965

Leider habt ihrereiner den Kontext des Artikels nicht einmal ansatzweise verstanden (oder vielleicht auch gar nicht gelesen?!), setzen 6.

Privat
1 Monat her

AFD 36 %
CDU 27 %
Eindeutig – Sieger ist die Alternative, die AFD
Die sogenannte Stichwahl können sich die Superdemokraten schenken.
Gewinner ist die Partei mit der höchsten abgegebenen Stimmenzahl !

Apfelmann
1 Monat her
Antworten an  Privat

Nein. Dann belesen sich mal lieber im Wahlrecht. Es ist von nöten.

Warte nicht auf bessre zeiten
1 Monat her
Antworten an  Apfelmann

Es geht hier nicht nur ums Wahlrecht. Allein im ersten Wahlgang ergibt sich die Zustimmung zu den einzelnen Parteien bzw. ihren Vertretern. Im zweiten Wahlgang wählen alle, die nicht schon im ersten Wahlgang den Erst- oder Zweitplatzierten gewählt haben, nur das aus deren Sicht geringere Übel. Trotzdem ist das Stichwahlprinzip natürlich demokratisch sinnvoll.

Sonny
1 Monat her
Antworten an  Privat

Verlierer sind auf jeden Fall die Bürger, denn das deutsche Altparteienkartell will keine neuen „Götter“ neben sich dulden.

Klaus Kabel
1 Monat her

Entweder man will das Brandmauerkartell loswerden, dann wählt man AfD und ermöglicht eine absolute Mehrheit, oder man hat sich bequem in „Unsererdemokratie“ eingerichtet, und nölt nur rum, dann sollte man die Klappe halten. Nur eines sollte man wissen: Das Wahlverhalten, also wem ich meine Stimme gebe, hat Einfluss darauf, ob FREIHEIT ODER SOZIALISMUS. Manchmal glaube ich, dass es Wähler gibt, denen der Zusammenhang zwischen Stimmabgabe und der daraus resultierenden Konsequenz nicht klar ist.

Querdenker73
1 Monat her
Antworten an  Klaus Kabel

Was verlangen Sie von Schnäppchenjägern??

Berlindiesel
1 Monat her

Ich weise einmal darauf hin, dass es sich hier um Kommunalwahlen handelt – dort gelten andere politische Spielregeln als bei Landes- oder Bundeswahlen. Am Ende aber bleibt die Hausaufgabe der AfD auch im Osten: Ohne absolute Mehrheit geht es nicht. Dazu sollte man sich auch im Osten bei den Blauen klarmachen: Das eigene Programm mag im Osten 40 Prozent anziehen – aber nicht die Mehrheit. SPD, CDU und Linke können das ausgleichen, indem sie miteinander koalieren. Dieser Weg bleibt der AfD versperrt. Also muß sie sozusagen mit Wählern koalieren. Ob sie dazu im Osten mehr nach links, also in Richtung… Mehr

Freigeistiger
1 Monat her
Antworten an  Berlindiesel

Es reicht, wenn die AfD ihrer Linie treu bleibt (einschließlich der Forderung nach direkter Demokratie). Dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie als stärkste Partei mit einem Juniorpartner CDU die Regierung führt. Anbiedern nach links bringt absolut nichts, im Gegenteil.