Grüne Landung in der Realität

Grüne Thesen in Talkshows und Medien sowie die PR von „Aktivisten“ sind das Eine, die Umsetzung in die Tat das Andere. Wenn Wunschdenken auf Wirklichkeit trifft.

BERTRAND GUAY/AFP/Getty Images

Der grüne französische Minister Nicolas Hulot, ehemals beliebter TV-Moderator und „Umweltaktivist“, erklärte dieser Tage frustriert seinen Rücktritt. Allerdings trat hier nicht ein Umweltminister zurück, sondern ein „Minister des ökologischen und solidarischen Übergangs“, was noch ambitionierter klingt als ein schleswig-holsteinischer „Energiewendeminister“.

Er war wohl der bekannteste Minister im Kabinett Macron und hatte ehrgeizige Ziele. Unter anderem wollte er den französischen Atomstromanteil bis 2025 von 75 auf 50 Prozent senken. Präsident Macron, europäische Lichtgestalt, Visionär und vielleicht sogar erfolgreicher Reformer, bremste ihn ein und rückte von diesem Vorhaben ab. Er sagte, das deutsche Beispiel zeige, dass der Abschied von der Nuklearenergie eine Abhängigkeit von Kohle oder Erdgas nach sich ziehe. „Ich werde die Kraftwerke an dem Tag schließen, an dem ich sicher bin, dass dies nicht die Klimaerwärmung verstärkt“, betonte er in einem Interview. Zwei Jahre später, beim „One Planet Summit“, waren weiter gestiegene Emissionen festzustellen.

Der Kernenergieausstieg der Grande Nation ist auf unbestimmte Zeit verschoben. Nun kann Frankreich weiter mit dem Finger auf Deutschland zeigen und eine Verringerung der CO2-Emissionen fordern. Hier werden aber demnächst 9.000 Megawatt emissionsarme Erzeugung abgeschaltet und der Zusammenhang zum CO2-Ausstoß, den Macron erkannt hat, wird im Energiewendewunderland standhaft ignoriert.

Ein Empfang französischer Jäger beim Präsidenten, der zur Gebührensenkung für Jagdlizenzen führte, war der Anlass für ihn, das Handtuch zu werfen. „Ich will mich nicht länger selbst belügen“, begründete er seinen Rücktritt.

Grüne Weltsicht ist selten mit den Realitäten kompatibel. Mancher merkt es eher, andere später. Nun ist der Lieblingsminister der Medien weg. Er war weitgehend erfolglos. Als Sieg kann er die Verhinderung eines Flughafens bei Nantes verbuchen.

Und wohin marschiert Macron? Kommt die Bewegung zum Stillstand? Nein er wird die Infrastruktur nicht gefährden und weiter regieren im Sinne von „la france en prioritè“.


Frank Hennig ist Diplomingenieur für Kraftwerksanlagen und Energieumwandlung mit langjähriger praktischer Erfahrung. Wie die Energiewende unser Land zu ruinieren droht, erfährt man in seinem Buch Dunkelflaute oder Warum Energie sich nicht wenden lässt. Erhältlich in unserem Shop: www.tichyseinblick.shop

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Kommentare ( 29 )

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Werner Geiselhart
5 Jahre her

Macron scheint doch noch eine Spur mehr Grips im Hirn zu haben als unsere große Physikerin? Merkel. Er begreift wenigstens, dass man den CO2-Ausstoß durch Abschalten von CO2-freien Kraftwerken nicht vermindern kann. In Deutschland lautet die Logik, den angeblich durch CO2 verursachten Klimawandel-Hitzetod durch Ächtung von Kraftwerken zu bekämpfen, die eine kostengünstige, sichere, stabile, CO2-freie Stromversorgung gewährleisten. Diese Haltung ist ein Spiegelbild der gesamtgesellschaftlichen Entwicklung in den letzten 20 Jahren, in der Logik, Wissenschaftlichkeit und Realitätssinn durch Ideologie und eine Art Täter/Opfer-Umkehr in vielen Bereichen ersetzt wurde. Anstatt Energieexperten entscheiden Ethik-Kommisionen, bestehend aus Theologen, Poeten, Soziologen usw. über die Grundlage… Mehr

IJ
5 Jahre her

Grüne und Linke gehen gerne, sobald die Kasse stimmt. Ich nehme an, dass Herr Hulot kürzlich die Bleibegrenze im Amt für die anschliessende lebenslange Alimentierung durch den französischen Steuerzahler überschritten hat. Sich selbst dann noch als menschlich überlegenen Moralisten zu adeln, um die pekuniär motivierte Fahnenflucht zu kaschieren, würde ins Gesamtbild passen. Könnte dies bitte mal jemand recherchieren, da ich nicht der französischen Sprache mächtig bin – oder besser lieber doch nicht. Das Ergebnis könnte noch viel ernüchternder sein: Wechsel als Lobbyist in die Industrie o.ä.

Udo Kemmerling
5 Jahre her

Die einzigen Zusammenhänge, die man erkennen muß, sind, dass es , erstens, keinen menschengemachten Klimawandel gibt! Dass CO², insbesondere der marginale Teil, der durch unsere Zivilisation entsteht, und ganz besonders der hypermarginale Zwergenanteil Deutschlands nicht einmal im Traum Einfluß auf das Klima haben. Und zweitens, dass Atomkraftwerke nur dann gefährlich sind, wenn sie katastrophale Fehlkonstruktionen sind. Siehe die Ausführung am Prypjat mit der Stabilität einer Bushaltestelle oder die Schlaubergervariante am weißen Strand von Nippon. Gesegnet mit diesen beiden Erkenntnissen kann man sich alle Arten des hyperventilierenden Aktionismus sparen. Keine Energiewende, kein Atomausstieg, keine Klimarettung, keine Verkehrswende und daraus resultierend unfaßbare… Mehr

Marc Hofmann
5 Jahre her

Wenn in Deutschland das letzte Kernkraftwerk abgeschalten ist, dann ist Frankreich zum Energie-Strom Produzenten Nummer EINS in Europa aufgestiegen. EdF und Framatome werden sich Stück für Stück einen Strommarkt nach dem anderen einverleiben. Auch Russland spielt hier mit seinen Gas eine wichtige Rolle….Somit werden über den Strom-und Energiemarkt in Europa zukünft zwei Akteure das Sagen haben…Frankreich und Russland. Deutschland hat sich mit der Energiewende selbst ins Aus geschossen und legt seine zukünftige Energie- und Stromversorgung in die Hände von Russland und Frankreich!

Nibelung
5 Jahre her

Wo sind denn die Grünen in der Realität gelandet? Diese Neomarxisten verfolgen überall in Europa nur ein Ziel nach den Prinzipien ihrer marxistischen Vordenker, die Republiken in ihrer jetzigen Form abzuschaffen und nach ihrer Vorstellung neu zu gestalten und dazu benützen sie schon seit Jahren das Vehikel Umweltschutz um ihre Ziele zu erreichen und eine nicht zu unterschätzende Wählerschaft unterstützt sie in ihren Bemühungen, auch die Medien, die grün unterwandert sind und alle haben das gemeinsame Ziel nationale Elemente als erstes zu beseitigen um dann ihre heile marxistische Welt zu erstellen und deshalb bleibt ein Wolf ein Wolf, auch wenn… Mehr

Thorben Friedrich-Dohms
5 Jahre her

Eine grüne Landung in der Realität würden wir erleben, wenn die Abschottung auf dem Strommarkt beendet würde.

Hugo Waldmann
5 Jahre her

Eigentlich ist die Idee intelligent, Energie mit weniger Ressourcenverbrauch umzusetzen.

Doch genau hier setzt aus meiner Sicht der Verstand aus. Ich habe bis heute keine Rechnung gesehen, die den Lebenszyklus abbildet. Wie viel Aufwand bedeutet die Herstellung und Recycling? Wie viel Energie wird tatsächlich eingespeist und abgenommen?

Abgesehen davon, stellt sich die Frage der Energiespeicher. Es sind z.B. oft dieselben Eigentümer der Solarpanel, die dann keine Pumpspeicherwerke wollen.
Wie gefährlich sind Akkus als Speicherlösung? Auch stellt sich die Frage: In welchem Verhältnis steht hier die ideologische Angstmacherei vor AKW-Müll?

Schlussendlich möchte man nicht unbedingt chinesische Produkte unterstützen.

Udo Kemmerling
5 Jahre her
Antworten an  Hugo Waldmann

Schlagen Sie mal den Begriff Erntefaktor nach. Energieausstoß einer Anlage dividiert durch den Energieaufwand zur Errichtung der Anlage. Legt bei Wind- uns Solaranlagen in Optimalposition (Offshore respektive Südeuropa) bei 4 bis 7, sonst auch gerne mal in der Nähe von 1, was nichts anderes bedeutet, als dass man den Bau auch ohne weitere Auswirkungen hätte sein lassen können. Atom kraftwerke haben im Normalfall dagegen einen erntefaktor von ca. 100. EINHUNDERT!!!! Muß man sofort abstellen! Energie speichern ist IMMER mit einem Wirkungsgrad belastet. Erster Umwandlungsprozeß mit 0,7 multipliziert mit zweitem Prozeß mit o,7 macht o,49 und die Hälfte der Energie ist… Mehr

Det
5 Jahre her

Wenn die Regierung nahezu CO2 freien Strom ohne Not abschaltet, dann kann es ja mit dem Klimawandel nicht wirklich schlimm sein.

Wolfsohn
5 Jahre her
Antworten an  Det

…und wenn die Gemeinden und Landkreise alljährlich die Grünstreifen und -böschungen der Autobahnen roden, auch nicht! Hier werden CO2-Fresser bewusst eliminiert. Würde man das glauben, was man sagt, würde man anders handeln…

gast
5 Jahre her

Wenn ich Macron betrachte, empfinde ich Frau Merkel beinahe als coole Politikerin. Macron empfinde ich als absolut verrückt und irre.
Und zur Beurteilung der Atomkraft fehlt mir immer noch die Kosten-Nutzenrechnung. Und zwar eine, in der die Gesamtkosten berechnet werden und wer sie trägt, könnte man dann auch noch erwähnen oder wer sie in den kommenden Generationen tragen wird.

Achso
5 Jahre her
Antworten an  gast

Und, haben sie schon einmal die Kosten für die “ Energiewende“ sich angeschaut ?
Nein ? Dachte ich mir !

Roland Mueller
5 Jahre her
Antworten an  gast

Er ist ein Schaumschläger, aber verrückt und irre ist er deshalb noch lange nicht. Die Verrückten und die Irren sitzen in Berlin.

UweMueller
5 Jahre her
Antworten an  gast

Was denn für Kosten? Der Atom-Müll wird gelagert wie er gelagert ist und fertig. Das verlangt Überwachung und diese geschieht. Was wollen Sie also?
Im Übrigen wird es vielleicht in 100, 1000 oder 5000 Jahren mal die Möglichkeit geben mit den Abfällen, wie sie heute heißen, etwas Vernünftiges anzufangen.
Dann sind es plötzlich teure Rohstoffe und alles finanziert sich glänzend.
Jedenfalls besser als die teure Sonnen- und Windkraft.

Julian Schneider
5 Jahre her

One Planet Summit: Klingt nach abgebrochenen Politologen, Sozialpädagogen und Berufspolitikern, die die Welt retten wollen. Wissenschaft und Fakten stören dort nur.