Im Osten nichts Neues

Im Osten nichts Neues. Und im Westen ist das Thema Ukraine-Krieg im Google-Ranking kein vorderes mehr. Die veröffentlichte Meinung berichtet nicht über Wichtiges oder gar Richtiges, sondern über Click-Trächtiges.

dts
Frontverlauf in der Ukraine

Wenn die eine Medien-Botschaft lautet, „London sieht stetige ukrainische Fortschritte um Bachmut“, und die andere, „Gegenoffensive kommt laut ukrainischem Offizier nur langsam voran“, dann senden US-Dienste (Chiffre London) und die Ukraine-Regierung auf den ersten Blick gegensätzliche Signale. Aber nur auf den ersten. Hier zunächst die zwei Meldungen:

London/Bachmut – Nach einer Einschätzung des britischen Militärgeheimdienstes haben die ukrainischen Streitkräfte zuletzt sowohl nördlich als auch südlich der von den Russen gehaltenen Stadt Bachmut stetige Fortschritte gemacht. Die russischen Verteidiger hätten höchstwahrscheinlich mit einer schlechten Moral, einer Mischung aus nicht zueinander passenden Einheiten und einer begrenzten Fähigkeit, ukrainische Artillerie zu finden und zu treffen, zu kämpfen, heißt es am Samstag im täglichen Lagebericht aus London. Die russische Führung sehe es mit Sicherheit als politisch inakzeptabel an, Bachmut aufzugeben, das als einer der wenigen russischen Erfolge in den letzten 12 Monaten eine symbolische Bedeutung habe.

Es sei jedoch sehr wahrscheinlich, dass es nur wenige zusätzliche Reserven gebe, die in diesem Sektor eingesetzt werden könnten, so die Briten.

Bachmut – Laut einem an der Front eingesetzten Offizier der Grenztruppen in der Ukraine kommt die Gegenoffensive nur langsam voran. „Es sind nicht so großflächige Erfolge, wie sie wahrscheinlich alle gefreut hätten“, sagte Oberstleutnant Sergij Osatschuk den Zeitungen des „Redaktionsnetzwerks Deutschland“ (Sonntagsausgaben). „Nicht nur die Menschen im Westen, sondern auch die in der Ukraine, die sich wünschen würden, dass die Russen schnellstens abziehen, aber das tun sie nicht“, fügte er hinzu.

Die Fortschritte seien langsam, die Truppen rückten an seinem Frontabschnitt täglich zwischen 150 und 1500 Meter vor. Osatschuk ist in der Umgebung von Bachmut im Einsatz. Er sprach von heftigem Widerstand der russischen Besatzungstruppen bei der Gegenoffensive im Osten des Landes. „Sehr, sehr dynamisch, sehr aktiv, sehr verlustreich und sehr heiß“ sei die Situation dort, sagte er. „Nicht nur hinsichtlich der Tagestemperaturen von mehr als 35 Grad, sondern auch auf den Schlachtfeldern. Es vergeht keine Stunde ohne Gefechte, ohne Artillerieabtausch, ohne Panzerduell.“

Die Russen hätten weiterhin höhere Verluste zu verzeichnen als die Ukrainer. Man müsse sich im Klaren darüber sein, „dass die Russen nicht untätig in ihren Schützengräben sitzen und warten, bis wir angreifen und dann unsere Gegenoffensive abwehren“, so Osatschuk. „Auch die Russen versuchen sehr aktiv, unsere Linie zu durchzubrechen.“

Nördlich von seinem Abschnitt habe der Feind „enorme Kräfte“ konzentriert: „Moderne Panzer, moderne Artilleriesysteme und sehr viel gut ausgebildete Soldaten“. Auch der bewaffnete Aufstand der Wagner-Söldner in Russland habe die Lage nicht verändert, sagte der Oberstleutnant. „Das hat gar keine Auswirkung auf die Geschehnisse an der Front. Die Russen können kämpfen, und sie haben sehr gute Schlussfolgerungen gezogen aus ihren Schwächen, aus ihren Erfahrungen, die sie im Kampf gegen uns in den letzten Monaten gemacht haben.“

Soweit die zwei Meldungen. Wie gesagt, nur auf den ersten Blick gegensätzliche Signale. Das erste der US-Dienste unter der Chiffre London bedeutet, Washington unterstützt die Ukraine weiter, aber nicht mit qualitativ und quantitativ wesentlich stärkerer militärischer Ausrüstung. Der ukrainische Oberstleutnant als Chiffre für die Selenskyj-Regierung sagt dechiffriert, wir brauchen qualitativ und quantitativ wesentlich stärkere militärische Ausrüstung.

Also wie getitelt: Im Osten nichts Neues.

Und im Westen ist das Thema Ukraine-Krieg im Google-Ranking kein vorderes mehr. Die veröffentlichte Meinung berichtet nicht über Wichtiges oder gar Richtiges, sondern über Click-Trächtiges.

Anzeige

Unterstützung
oder

Kommentare ( 35 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

35 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
DELO
9 Monate her

Die Ukraine wird sich mit dem begnügen müssen, was ihr noch bleibt. Die USA hat kein Interesse mehr, die Ukraine mit immer mehr und schwereren Waffen auszurüsten. Russland sollte militärisch geschwächt werden – dieses Ziel ist erreicht, und Russland sollte militärisch gedemütigt werden, indem es aus der Ukraine wieder vertrieben wird – dieses Ziel wird nicht mehr erreicht. Und damit ist für den Ami das Machbare erreicht, zumal die Ukrainer militärisch-taktisch nichts mehr zustande bringen und ihre Menschen genauso sinnlos verheizen, wie die Russen. Und in Westeuropa setzt sich langsam die Erkenntnis durch, daß in der Ukraine Genosse gegen Genosse… Mehr

Nibelung
9 Monate her

Nun sind die Amis fast in einer ähnlichen Situation wie die Braunen von damals, die mit ihren Durchhalteparolen bis zum letzten Mann ihren Stellvertreterkrieg führen und dabei nichts unversucht lassen um sich ohne Gesichtsverlust aus der Affäre zu stehlen und wenn die unsrigen dann plötzlich umschwenken und von Frieden faseln, wissen wir was die Stunde geschlagen hat und das wird in geraumer Zeit so kommen. Seit 4 Wochen kämpfen dei wackeren Recken sich Zentimeter für Zentimeter an die Bastionen des Gegners heran, was die Medien aufrichtig begleiten um den heroischen Kampf zu bezeugen, der eigentlich erst stattfindet, wenn man die… Mehr

Monika
9 Monate her

Die Ukraine ist der nützliche Idiot, der als Ablenkung und Reservekrieg für die Briten dient, weil die im eigenen Land nichts mehr auf die Reihe kriegen. Das machen die doch eigentlich schon immer so, seit das Empire am Abserbeln war. Bisher haben die immer irgendein Land gefunden, welches diesen nützlichen Idioten spielte und natürlich den „bösen“ Antagonisten. Und die USA hängen sich dann natürlich immer gerne mit dran, solange es was zu verdienen gibt. So wird die Welt nie wirklich weiterkommen.

Franz Grossmann
9 Monate her

Ich denke Sie täuschen sich Herr Georgen. Die geplante Lieferung von Streubomben durch die USA lässt den Konflikt weiter eskalieren, obwohl an der Front in Bachmut keine wesentlichen Veränderungen zu sehen sind. Langsam aber sicher müsste den vielen Kriegstreibern in der NATO klar werden, dass sie von der Ukraine immer weiter in diesen Krieg hineingezogen werden. Die Sprücheklopfer, wie z.B. der Oberst a.D. Roderich Kiesewetter oder die Furie Agnes Strack-Zimmermann, sollen sich doch für einen freiwilligen Einsatz an der Front melden, anstatt junge Ukrainer und Russen in den Tod oder Verstümmelung zu schicken.

Kraichgau
9 Monate her

wecken Sie mich wieder,wenn die Russen,nachdem die zusätzlichen 200000 neu ausgebildeten Rekruten eintreffen, die bis dahin ausgezehrte „Nato-ausgerüstete“ AFU durchbrechen und bis zum Dnejpr,der endgültigen Teilungslinie,vorgestossen sind.
Denn nichts anderes wird passieren und dann ist der Clown im brauen Tshirt Geschichte

Inana
9 Monate her

Letztendlich sind ja weniger diese eher auf Mobilisierung der Öffentlichkeit gerichteten Meldungen entscheidend, als was die Politik wirklich tut. Und da ist die Lieferung von Streumunition, mit der der Westen sich ja offenkundig ins Unrecht setzt, sicherlich kein Zeichen dafür, dass es sonderlich gut für die Ukraine steht. Wobei der Prigoshin-Aufstand auch ein merkwüridges Licht auf Russland wirft, was aber auch keiner so recht interpretieren kann.
Was man festhalten kann, ist dass echte, erfahrene Kriegsberichterstatter mit wirklicher Vernetzung in allen Lagern, wie Peter Scholl-Latour unendlich fehlen.

haseha1
9 Monate her

Die beiden Seiten bluten kontinierlich aus. Finziert wird der ukrainische Krieg vom Westen, es geht um die strategische Schwächung der Russen und endlich wieder eine Daseinsberechtigung für die Militärs und die Geschäfte der Rüstungsindustrie. In den USA kann man in vielen Innenstädten die Folgen von Drogen, der Obdachlosigkeit infolge der hohen Inflation/ Kosten und der zerfallenden Infrastruktur sehen. Das Geld geht ins Ausland und in die Rüstung. Genauso in Europa das sich freiwillig von seinen Rohstoffquellen getrennt hat und sich nun im Niedergang befindet. Dabei werben die USA noch im Niedergang die europäischen Firmen ab. Hinzu kommt der ganze Klimschwachsinn… Mehr

Deutscher
9 Monate her
Antworten an  haseha1

Die beiden Seiten bluten kontinierlich aus.

Oh je, glauben Sie mir: Die Russen können noch lange bluten….

Thorsten
9 Monate her
Antworten an  haseha1

Der Krieg wird aber mit einer ausgebluteten Ukraine enden und Russland ist groß genug sich einzuigeln.
Der lachende Dritte ist China, denn nun ist es der Herr gegenüber Russland. Auch wird der Rest der Welt sich eher mit China als dem Westen verbünden.
Langfristig sehe ich das Alles als Eigentor.

Manfred_Hbg
9 Monate her

Zitat: „Laut einem an der Front eingesetzten Offizier der Grenztruppen in der Ukraine kommt die Gegenoffensive nur langsam voran“ > Was auch kein Wunder zu srin scheint wenn man aus ukrain. Sicht mal folgende „Kleinigkeiten“ beachtet: Nicht nur das es die Ukrainer als die jetzt angreifenden Soldaten schon deshalb schwerer haben, so,hat haben die Ukrainer vor allem,auch das Problem das denen die Luftüberlegenheit fehlt. Was dann anfangs auch dazu geführt hat, dass die russ. Kampfhubschrauber deren gepanzerten Gefährte zusammengeschossen,haben und die Ukrainer deshalb umgedacht haben und nun vor allem zu Fuß vorgehen und die Landstriche säubern. Nicht zu vergessen sind… Mehr

Thorsten
9 Monate her
Antworten an  Manfred_Hbg

Wenn die Ukraine nun Streumunition einsetzen will, dann ist das Vorgehen mit Infanterie wohl noch blutiger.
Ich denke, die Russen werden genug eigene Streumunition haben oder hektisch damit anfangen welche zu produzieren.
Mein Mitleid mit der Ukraine ist am Sinken. Dazu dieser Affront mit dem Gefangenenaustausch. So SABOTIERT man Friedensverhandlungen. Und zwar langfristig.

Stormaner
9 Monate her

Dass die Ukraine jetzt Streumunition auf dem eigenen Gebiet bzw. in den abtrünnigen Regionen einsetzen will, sagt eigentlich alles. Die Gebiete sind auf Dauer verloren, weshalb man diese jetzt für die dortigen Bewohner unbrauchbar machen will. Ähnliches hatte man offenbar bereits mit der Uranmunition vor. Es geht also nicht um das Wohl der Menschen und deren Befreiung. Früher nannte man das eine Politik der verbrannten Erde. Bleibt zu hoffen, dass die Bewohner der Ukraine rechtzeitig aufwachen.

Konradin
9 Monate her

Neu ist, dass die vor über einem halben Jahr über Wochen und Monate groß angekündigte „Frühjahrsoffensive“ der Ukrainer zunächst Woche um Woche verschoben wurde und sich nun seit drei Wochen als laues aber verlustreiches Sommerlüftchen erweist, bei dem die vom Westen ausgestatteten Panzerkolonnen der Ukrainer mit meist desaströsem Ausgang auf Minen und gegen sonstige russische Verteidigungsstellungen gelaufen sind. Nun wird maximal zurückgerudert in Taktik und Rhetorik: Zahlreiche infanteristische „Aufklärungsangriffe“ mit jeweils wenigen Dutzend Soldaten finden statt bei gleichzeitig um 180° gedrehtem Erwartungsmanagement: „Man dürfte die die ukrainische Gegenoffensive nicht überschätzen“. Ach so. Nachdem nun ziemlich offensichtlich ist, dass die Kiewer… Mehr

Deutscher
9 Monate her
Antworten an  Konradin

Wieviele „große Offensiven“ hat die Ukraine seit Beginn schon gestartet? Reine Propaganda Marke „Deutsche Wochenschau“. Die „Offensiven“ sind nichts als aussichtslose Verzweiflungstaten.

Last edited 9 Monate her by Deutscher
Kassandra
9 Monate her
Antworten an  Konradin

Da muss im Frühjahr so viel tiefer Schlamm gewesen sein, dass die Offensive davon „verschlungen“ worden wäre. Deutsche sollen damals auch darin versunken sein – deshalb hat er gewartet. Was aber dennoch sinnlos war.
Mal schauen, wie viele Tage sie es weiter durchziehen, in denen Soldaten wie Zivilisten verrecken und Menschen alles verlieren, was sie haben.