China jubelt: Afghanistan als „Omen für Taiwans zukünftiges Schicksal“

Chinas Propaganda-Apparat erklärt Afghanistan zum Wendepunkt: Der Westen offenbart seine Schwäche und Amerika, dass es Verbündete im Zweifel fallen lässt. China zieht triumphierend als Partner der Taliban ein, so zumindest stellt es die chinesische Propaganda dar.

IMAGO / Xinhua

Kabul ist gefallen, der Westen will seinen chaotischen Rückzug noch einmal beschleunigen. Die Taliban haben auf ganzer Linie gewonnen. Aber China jubelt am Hindukusch mindestens genauso.

Peking sieht den Rückzug der Vereinigten Staaten nicht nur als Rückzug aus Kabul – sondern auch als Rückzug von der Position der Supermacht. So jedenfalls charakterisierte es das internationale Sprachrohr des chinesischen Regimes, die Global Times. Die panische Flucht vom Dach der US-Botschaft habe „der Glaubwürdigkeit und Zuverlässigkeit der USA einen schweren Schlag versetzt“, feiert die Zeitung.

Das Regime-Sprachrohr geht sogleich über zum Säbelrasseln gegen Taiwan, das angeblich immer aggressiver auftrete. Afghanistan könne ein „Omen für Taiwans zukünftiges Schicksal“ sein. An Taiwans Regierung richtet das Propaganda-Blatt eine unverhohlene Drohung: „Nach dem, was in Afghanistan passiert ist, sollten sie erkennen, dass die Verteidigung der Insel in wenigen Stunden zusammenbrechen wird, wenn ein Krieg in der Meerenge ausbricht. Und das US-Militär wird nicht zu Hilfe kommen.“

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China wartet derweil bereits eifrig darauf, seinen Einfluss auch in Afghanistan auszuweiten. Vor wenigen Wochen erst trafen sich hochrangige Taliban-Vertreter ganz offiziell mit dem chinesischen Außenminister in Peking, wo das chinesische Regime von den Taliban-Vertretern gepriesen wurde. Daher ist es auch wenig überraschend, dass China keinen Grund sah, seine Botschaft zu evakuieren. Das chinesische Außenministerium sprach stattdessen davon, dass die Botschaft weiterhin normal arbeite. China plant Berichten zufolge, die neue Taliban-Regierung bald anzuerkennen. Chinesische Staatsfirmen planen wohl bereits Investitionen in Afghanistan – China will das Land damit wohl auch in sein Projekt einer „Neuen Seidenstraße“ einbinden.

Die Global Times brüstet sich bereits damit, dass Peking Investitionen ungeachtet amerikanischer Sanktionen gegen das Taliban-Regime durchführen werde. Die horrenden Verbrechen, Menschrechtsverstöße und mittelalterliche Moralvorstellungen der Taliban sind für eine kommunistische Diktatur wie China kein Hindernis für eine Zusammenarbeit.

Die USA verlassen Afghanistan gedemütigt, China zieht triumphierend als Partner der Taliban ein, so will es die chinesische Propaganda darstellen. China drängt in jedes Vakuum, dass der Westen zurücklässt – und davon gibt es leider immer mehr. Langsam, fast unsichtbar weitet China seinen Einfluss in der Welt immer weiter aus. Es wird ein böses Erwachen geben.

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Kommentare ( 67 )

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Boris G
2 Jahre her

Die KPCh sieht, wozu eine entschlossene Truppe Dschihadisten fähig ist. Wie sehen das eigentlich die muslimischen Uiguren?

AlNamrood
2 Jahre her

China scheint ja mit den Taliban kein Problem zu haben und die Taliban nicht mit China. Moment, war da nicht was? Offenbar interessieren sich die Gotteskämpfer nicht allzusehr für ihre uigurischen Brüder. Heuchelei ist natürlich weder dem Islam noch dem Kommunismus fremd.

Last edited 2 Jahre her by AlNamrood
Bummi
2 Jahre her

Der Westen agiert aber auch dermaßen realiätsfern mit der Moralkeule. Schlimm. Analog in der Russlandpolitik. Anstatt das Riesenreich mit europäischer Prägung an Europa zu binden werden die Russen wie Aussätzige behandelt und direkt zu den Chinesen getrieben.

bfwied
2 Jahre her

In zumindest einigen westlichen Staaten ist es usus geworden, nicht mehr die Fähigsten in Regierungen zu berufen/zu wählen, sondern die, die einem saturierten Gutmenschentum frönen, und das heißt, sie wählen die Sozialisten oder wenigstens sozialistisch Angehauchten auf die Führungsposten. Das bedeutet, dass man die Ewiggestrigen, die linken Traumtänzer, die mit der Wirklichkeit wenig bis nichts anfangen können, in die Staatslenkung wählt. Wer sich nicht wehrt, sondern die andere Backe auch noch hinhält, wird in dieser Welt nie der Sieger sein, sondern immer der Verlierer. Was die Bibel verbreitet ist nur der Wunsch, die Sehnsucht nach einer heilen und guten Welt.… Mehr

bkkopp
2 Jahre her

Alle, die den autoritären Machtstaat als das bessere, effizientere System halten, werden sich über das Versagen und die Niederlage des Westens nach 20 Jahren mehr oder weniger freuen. Wer aber die offene, liberale Demokratie für das prinzipiell bessere System hält, der darf nicht übersehen, dass auch die liberale Demokratie ihre Nagelproben an Effektivität für die eigene Bevölkerung und ihre Effektivität der Umsetzung erfüllt. Weder die europäischen Partei-Oligarchien, noch das amerikanische System können dies noch ausreichend. Es zählt nicht der noble Geist der Verfassungen, und einige gut bis ausreichend funktionierenden Teile, sondern es zählt die Verfassungswirklichkeit für Entscheidungen von epochaler nationaler… Mehr

Lesterkwelle
2 Jahre her

Nach der Vertreibung der Taliban – sprich Osama überquerte nur kurz die Grenze zu Pakistan – fragte man sich „Was nun?“ Mission accomplished? Mitnichten! Und es ging natürlich nicht um Nationbuilding, nur in den Köpfen der ahnungslosen deutsche Politiker ging es um Brunnen und Mädchenschulen. Es ging und geht um Rohstoffe. Geologen des US-Militärs fanden 2010 heraus, dass dort Rohstoffe im Billionenwert lagern. Wer die Kontrolle über Afghanistan hat, hat auch Kontrolle über diesen Berg an Rohstoffen – und das sind nun die Taliban. Und die Ressourcen werden sich jetzt die klugen Chinesen sichern. Afghanistan als neuer Teil der Seidenstrasse.… Mehr

Imre
2 Jahre her

Nach jahrelanger Hetze, Betruges (die gefälschten Goldbarren mit „Echtheitszertifikat“ von der FED etwa 2009, wurden die eigentlich ersetzt?) und Miesmacherei, Erpressungsversuchen, ist etwas chinesische Häme doch absolut verständlich. Und nebenbei, die 120 Mrd. $ „Falschgeld“ der FED jeden Monat für den Staat sind eine weitere Offenbarung…., ehrbare Kaufleute handeln anders!

horrex
2 Jahre her

„Der Westen“ unter Biden müht sich redlich mit seiner „globalistischen Agenda“ sich selbst zu demontieren. Und China – immer selbstbewusster ob dieser „Anstrengungen“ – lächelt dazu immer selbstbewusster. –
Und was mach der Appendix namens D.?
Es segelt – völlig unbeeindruckt – fröhlich im Kielwasser und verspricht die Welt zum wahren Glauben bekehren. –

Johann Thiel
2 Jahre her

Bisher ist Afghanistan für jeden der sich auf dieses Land eingelassen hat nur zur Belastung geworden. Stammeskulturen sind die beste Voraussetzung Befriedung und Wohlstand zu verhindern, aber auch eine effektive Ausbeutung, die sich nur mit einer Mindestinfrastrukur realisieren lässt. Egal wer welche Ziele in diesem Land verfolgt, am Ende läuft es immer auf einen bewaffneten Konflikt hinaus. Damit ist ein Engagement in Afghanistan durchaus geeignet China entscheidend zu schwächen.

Enigma
2 Jahre her

Es ging in Afghanistan von Anfang an darum das Land in die Einflusszone der NATO zu holen um geopolitisch direkt an China zu grenzen. Dies ist nun krachend gescheitert und natürlich freut sich China.
Man schaue sich an wer in Taiwan regiert und wo das Land hingeht, ja eine kulturgrüne Regenbogen-Partei (Democratic Progressive Party) hat die Macht in Taiwan und richtet das Land kuturell und gesellschaftlich wie bei uns zu Grunde.