Warum der Feminismus reaktionär ist

Der Soziologe Martin Schröder widerspricht der Mär von der „Gläsernen Decke“ und dem „Gender pay gap“, vom Elend also, Frau zu sein. Es wird immer deutlicher: Wer Gleichstellung statt Gleichberechtigung will, treibt Frauen zu etwas, was viele nicht wollen. Nichts könnte illiberaler sein.

Ich erinnere mich gut, wie entsetzt ein bekannter Sozialwissenschaftler einst war, als ich ihn zu Feminismus und Frauenbewegung befragen wollte. Als ob es ein Tabu gäbe, dass Männern nicht erlaubte, über etwas zu sprechen, das sie ja unmittelbar betrifft. Mann schien sich offenbar als Vertreter des Patriarchats auf der Täterseite zu sehen und in Frauen präsumtive Opfer zu erblicken, denen man nicht ins Narrativ pfuschen darf. 

Bislang war es daher Frauen überlassen, den Denkfehler des (linken) Feminismus auf- und anzugreifen, den nicht gerade frauenfreundlichen Fehler, anzunehmen, dass das Glück der Emanzipation darin bestehe, die Hälfte der Aufsichtsratsposten oder wenigstens Parlamentsmandate wahrzunehmen – wohingegen als reaktionär oder wenigstens selbstschädigend (die Rente!) das „traditionelle“ Modell von Ehe und Familie gilt, mit oder ohne Teilzeitarbeit der Mütter.

Stephans Spitzen:
Wie der Feminismus versagt
Die kanadische Psychologin Susan Pinker analysierte das von ihr sogenannte „Geschlechterparadox“ bereits 2008: Frauen möchten Gleichberechtigung, streben aber keineswegs nach Gleichheit. Nur wenige entscheiden sich für Berufe, in denen die höchsten Gehälter gezahlt werden – und steigen sogar aus, wenn die Karriere dem privaten Glück im Wege steht. Doch noch immer verbreiten Feministinnen und ihre männliche Entourage die Mär von den unterdrückten Frauen, von der „Gläsernen Decke“ und dem „Gender pay gap“, vom Elend also, Frau zu sein.

Neuerdings hat sich ein Mann des Themas angenommen – „Wann sind Frauen wirklich zufrieden“, heißt der Titel des soeben erschienenen Buchs von Martin Schröder, Jahrgang 1981, Professor für empirische Soziologie an der Universität des Saarlandes. How dare he?, raunt es im Blätterwald. Wie kann es ausgerechnet ein Mann wagen, dem Feminismus zu widersprechen, wie er sich mittlerweile sogar in der Regierung abbildet? Martin Schröder gibt freimütig zu, er hätte das Buch nicht geschrieben, wenn er nicht bereits als Professor unkündbar wäre.

Dabei ist es keineswegs überraschend, was er schreibt. Überraschend ist höchstens das allgemeine Erstaunen in den Medien. Frauen, postuliert Schröder, sind in Deutschland ebenso zufrieden wie Männer. Sie werden bei Bewerbungsverfahren nicht benachteiligt, im Gegenteil: Bei der Berufung von Professoren in den Gesellschaftswissenschaften werden sie sogar bevorzugt. Die angeblich schlechtere Entlohnung von Frauen erklärt sich daraus, dass Mütter Teilzeitarbeit bevorzugen, während Väter zufriedener sind, wenn sie sogar mehr arbeiten. Nicht Diskriminierung, sondern die eigenen Wünsche erklären das unterschiedliche Arbeitsleben von Frauen. 

Schröder weist darauf hin, dass Frauen eher in jenen Ländern zum Studium der ökonomisch erwünschten MINT-Fächer neigen, in denen es mit der Gleichberechtigung nicht so weit her ist. Wenn sie jedoch dürfen, was sie wollen, tun sie nicht das, was sie, Feministen zufolge, sollen. Das Opfernarrativ sei für Frauen nicht mehr anziehend. „Die reine Kategorie Frau“ sei „wenig aussagekräftig dafür, wie gut oder schlecht das Leben eines Menschen ist“.

Wer braucht also noch den Feminismus? Die vielen Professorinnen auf den Gender-Lehrstühlen, deren Thema sich erledigt hätte, würden die Damen einmal die Wirklichkeit zur Kenntnis nehmen. 

Und die lautet: Wer Gleichstellung statt Gleichberechtigung will, muss Frauen zu etwas zwingen, was sie nicht wollen. Nichts könnte illiberaler sein. „Es gesteht Menschen nicht die Freiheit zu, so zu leben, wie sie möchten. … So ist der illiberale Feminismus zum Feind der Gleichberechtigung geworden.“

Politischer Etikettenschwindel
„Feministische Außenpolitik“ gibt es schlicht nicht
Dass Schröder fürchtet, für seine Befunde angegriffen zu werden, ist verständlich. In Marburg wollten einige Lehrstuhlbesetzerinnen für Gender Studies seine Professur verhindern – weil er in einem Forschungsprojekt herausgefunden hatte, dass Frauen bei gleicher Qualifikation wie Männer eine 40 Prozent höhere Chance haben, auf eine Soziologieprofessur berufen zu werden. Das sei, meinten die Damen, „frauenfeindlich“. Ja, die Wahrheit tut weh.

Erfreulicherweise sind solche Angriffe dem Unerschrockenen völlig egal. Wichtig ist, was unter freiheitlichen Bedingungen wirklich ist. Denn je freier Männer und Frauen sind, desto unterschiedlicher werden sie – die Gleichberechtigung nimmt zu, die Gleichstellung ab. In der normalen Bevölkerung sehen sich vier von fünf Frauen nicht als Feministin. 

Der Opferfeminismus mitsamt der lästigen Genderei dominiert in den Altmedien und in der Politik. Feminismus ist ein Eliteprojekt. „Die“ Frauen erreicht man damit nicht. Mal schauen, wann unsere Quotierenden samt Gendersternchen das merken.


Das neue Buch von Cora Stephan, „Über alle Gräben hinweg. Roman einer Freundschaft“ ist am 8. Februar bei Kiepenheuer & Witsch erschienen

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Kommentare ( 37 )

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37 Comments
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Maxim Schneider
1 Jahr her

Der feministische Toxismus Es verfestigt sich immer mehr der Eindruck, dass sie sich die Frauen-Agitatorinnen da mächtig verrannt haben mit dem „Frauen“ Dingsda, Bumsda und Trallala. Alles kreist immer nur um ein Thema, und das sind sie selbst. Das sie sich selbst als die „Damenrasse“ ansehen, dass ist ihnen selbst wohl noch nie aufgefallen, aber sie reden in dieser gleichen Überzeugung den lieben langen Tag und, dass kommt ja hinzu, die beschäftigen sich mit nichts anderem mehr. Es werden wilde Forderungen nach Bevorzugungen gestellt, die als „Gleichbehandlung“ getarnt werden. Diese Wunschvorstellungen zerplatzen an der Realität und dann ist immer ganz… Mehr

Steven Bollig
1 Jahr her

Feminismus ist Sozialismus auf Geschlechter Ebene und Sozialismus ist wiederum die Diktatur der Faulen und unfähigen deshalb sind Feministin meist Hässlich Dumm oder haben sonstige soziale geistige Mängel die sie beim Wettbewerb ihres Geschlechts um den besten Mann benachteiligt deshalb sind nicht wenige Feministinnen *lesbisch* obwohl es bei Frauen so gut wie keine echte also biologische Homosexualität gibt sondern die meisten selbsternannten Lesben sind in Wirklichkeit Frauen sind die sich sei es aus Ideologie oder aus Minderwertigkeitskomplexen einen phatologischer Männerhass leisten wie Mann ihn nur Psychiatrie Patienten erwarten würde . Weitere Infos https://ichbinliebe.blogspot.com/2017/05/wenn-frauen-staaten-zerstoren-und.html?m=1

Oneiroi
1 Jahr her

Tatsächlich dürfte es so einfach nicht sein, da der evolutionsbiologische Ingroupbias von Frauen sie automatisch in der rationalen Entscheidungsfindung behindert. Für Frauen war die Gruppenzugehörigkeit zu allen Zeiten überlebensnotwendig. Wenn die „Queen“ nun entscheidet, dass eine die Frau nicht zur Gruppe passt, war das ihr Ende. Die „Queen“ in heutigen Zeiten, sind die Damen in Personalabteilungen, die Damen mit stundenlanger Sprechzeit in ÖR-Talks, die Damen in Erziehung und Bildung, auf den Arbeitsämtern und Sozialämtern. Es gibt defacto keinen Bereich in Deutschland der nicht durch das feministische Narrativ beeinflusst ist. Die Konsequenzen fehlender Unterordnung sind für Frauen deutlich schwerer zu ertragen… Mehr

Last edited 1 Jahr her by Oneiroi
Boudicca
1 Jahr her

Der selbstbewusste einwandernde Maskulinismus, sehr willkommen, bei politischen Quotenfrauen, wirkt neutralisierend.

Last edited 1 Jahr her by Boudicca
Ohanse
1 Jahr her

Feminismus gibt es nicht. Frauen wollen Robert Habeck wegen der Löcher in seinen Socken und seiner ungekämmten Haare wählen dürfen, und nicht wegen der Politik, die er macht.

H. Priess
1 Jahr her

Feminismus ist tot, es lebe der Feminismus! Frauen demontieren sich als Frauen selber, sie geben einfach lang erkämpfte Rechte und Freiräume auf um dem Transgender zu huldigen. Es geht nicht um Gleichstellung in allen Lebensbereichen, es geht um Privilegien für die jeder kämpft. Momentan haben die Transgender die Oberhand und als Frauen verkleidete Männer verdrängen die Frauen in der Öffentlichkeit. Das teils so aggressiv, wie es normale Männer nie tun würden. Mir ist aufgefallen, daß es fast alles nur Männer sind die sich als weibliche Transgender outen aber kaum Frauen als männliche. Wie kommt das? Weil einige „Männer“ die Schwachstelle… Mehr

flo
1 Jahr her

Sehr wahr. Ein Grundproblem des modernen Zeitgeists ist es doch, dass die vom Grundgesetz gewollte Gleichberechtigung/Chancengleichheit mehr und mehr durch statistische Gleichstellung ersetzt wird – und diejenigen, die so denken, den Unterschied nicht sehen (können? wollen?). Die Vorliebe vieler politischer Kreise für 50-zu-50-Geschlechter-Parität und Quoten jeglicher Art zielen halt schlicht darauf ab, in gesellschaftlichen und beruflichen Sphären statistische Bevölkerungsanteile abzubilden. Dabei ist es ja bezeichnend, dass dieses Modell, das den Leistungsgedanken beeinträchtigt, nur in angenehmen Lebensbereichen Anwendung findet: bei gut bezahlten, prestigeträchtigen Jobs. Dass im Krieg überwiegend sich als Männer definierende Personen (Neusprech) aktiv sind (und sterben) und es akzeptiert… Mehr

Johanna
1 Jahr her

Ich finde es unbegreiflich und inakzeptabel, dass es beim Personenschutz für Politiker keine Frauenquote gibt.

Steven Bollig
1 Jahr her
Antworten an  Johanna

Da können deutsche Politiker etwas von ehemaligen Libyschen Diktator lernen der hatte eine rein weibliche Schutzgarde an seiner Seite

Peter Pascht
1 Jahr her

Ein „Gender pay gap“ kann es in Deutschland als Massenphänomen gar nicht geben, weil dies gesetzlich verhindert wird, schon seit langem. Der EuGH für Menschenrechte hat dieser Tage eine Klage einer Trans-Frau Ei-Spenderin abgelehnt, sie als Mutter anzuerkennen, mit der Begründung: „Mutter“ und „Vater“ sind Rechtkategorien die nicht austauschbar sind. Demzufolge: sind auch „Frau“ und „Mann“ eindeutige Rechtkategorien die rechtlich nicht aufgeweicht werden können. Auch die „Frauenquote“ wurd schon von 3 Landesverfassung-Gerichten als verfassungswdrig abgeurteilt. Das ist nun deswegen geltendes Recht, nennt sich „Rechtbildung“. Aber was kümmert eine echte „Femministin“ Grundgesetzt, Recht und Gesetz, wenn man doch weiß 😉 ,… Mehr

Nibelung
1 Jahr her

Der Feminismus ist die gleiche Entgleisung, wie die Vorherrschaft des männlichen Geschlechtes, was ja durch die Gesetzgebung und den geistigen Wandel einigermaßen bereinigt wurde. Mit dem überbordenden Feminismus wird kein Ausgleich geschaffen, sondern es führt zur Spaltung der Geschlechter, was nicht im Sinne eines Staates sein kann, denn jeder braucht jeden, egal wie man es sehen will. Außerdem haben wir schon seit langem die Gleichberechtigung und somit ist jedes Individuum durchaus in der Lage sich seinen Platz zu erobern und wer es nicht schafft, dem dürften die nötigen Voraussetzunge fehlen und wer das per Dekret ausgleichen will befindet sich auf… Mehr