Wie der Feminismus versagt

Was ist eigentlich mit Feministinnen los, die offenbar glauben, der „Respekt“ vor einer anderen „Kultur“ und „Religion“ gebiete es geradezu, sich den muslimischen Männern nachgerade untertänig zu nähern. So wie Claudia Roth, die mit einem Kopftuch die iranischen Machthaber besuchte.

IMAGO / Marc John

Ich werde nie vergessen, wie eine deutsche Feministin nach dem Sieg der Mullahs in Persien den Vorzug des Hijabs beschrieb: Die Ganzkörperverhüllung sei im Grunde emanzipativ, weil damit die Konkurrenz unter Frauen beendet werden könne. So könne niemand erkennen, welche schön ist und welche weniger schön. Und sei nicht das Tragen von Kopftüchern und anderen Verhüllungen die freie Entscheidung der Musliminnen?

Ich weiß jetzt nicht, ob das bei allen Frauen so gesehen wird, die sich hierzulande als feministisch verstehen, obzwar ich es der einen oder anderen unter ihnen durchaus zutraue. Keine Kleidersorgen mehr! Keine Suche mehr nach Klamotten, die nicht nur für Größe 34-44 gedacht sind! Was für eine Befreiung. 

Gut, der WM-Botschafter Khalid Salman begründet die Verhüllung von Frauen weit charmanter: Man kaufe doch auch keine unverpackten Süßigkeiten. Darf man das als Kompliment nehmen?

Mal im Ernst: Was ist eigentlich mit den Feministinnen los, die offenbar glauben, der „Respekt“ vor einer anderen „Kultur“ und „Religion“ gebiete es geradezu, sich den muslimischen Männern nachgerade untertänig zu nähern? Man erinnere sich an Claudia Roth, die ihr Haupt züchtig bedeckte, als sie 2010 und 2015 den Iran besuchte – heute nennt sie das „einen stillen Protest“, da das Tuch ihr immer wieder verrutscht sei. Verrutscht war offenbar auch ihre freudige Begrüßung des iranischen Botschafters 2013 mit einem „High Five“.  

Aber lassen wir das. Feminismus gibt es für diese Feministinnen eben nur dort, wo er ungefährlich möglich ist, etwa in Deutschland, wo kein Mann es mehr wagt, auch nur gegen eine Frau zu konkurrieren. Er wäre damit sowohl in der Politik als auch im Geschäftsleben erledigt. Und der Islam, hören wir seit Jahren, gehört ja nunmal zu Deutschland! Also wollen wir es uns mit ihm nicht verderben.

Vor allem nicht mit dem Iran. Deutschland ist sein größter Handelspartner. Auch gebe es „historische Beziehungen“ zwischen beiden Ländern, wie der iranische Außenminister jüngst twitterte. Meint er vielleicht Persien, wie das Land hieß, bevor die Bärtigen die Macht übernahmen? 

Und dann ist da noch das Atomabkommen, das man angeblich der Sicherheit Israels wegen weiterbetreiben will, das in Wirklichkeit aber nur Geld in die Kassen der Mullahs spült.

Der Iran soll erklären, dass er nicht über Atombomben verfügen will. Schöne Idee. Ob man deshalb im Iran aufhören wird, Uran anzureichern?

Nun, das mögen alles realpolitische Erwägungen sein, die einer „feministischen Außenpolitik“ im Wege stehen, wie sie Annalena Baerbock zu betreiben behauptet. Ehrlicher wäre, sich von diesem „Blasenphänomen ohne wirkliche Substanz“ (NZZ) zu verabschieden. Denn wenn etwas Solidarität verdient, meinetwegen auch feministische, dann doch ganz gewiss die anhaltenden Proteste im Iran seit dem Tod der jungen Mahsa Amini, die im Gewahrsam der Sittenpolizei gestorben ist, die ihr vorwarf, das Kopftuch nicht korrekt getragen zu haben. Seither tanzen Tausende von Frauen um ein Feuer, in das sie ihr Kopftuch werfen. Junge Frauen schneiden sich vor einer applaudierenden Menge die Haare ab. Iranische Sittenwächter werden auf offener Straße angegriffen. Vor allem: Auch Männer solidarisieren sich mit den Frauen.

Das Regime reagiert darauf mit Schlägen, scharfer Munition, Gefängnis, Hinrichtungen. Reicht es da, wenn unsere feministische Außenpolitik nun zu Protokoll gibt, weitere Sanktionen gegen den Iran würden geprüft? 

Natürlich nicht. Das ist die reine Hilflosigkeit, die Baerbock schon früher hat erkennen lassen, als sie allen Ernstes behauptete, die Repression im Iran habe nichts mit Religion oder Kultur zu tun. 

Wo Feminismus sich bewähren sollte, versagt er. Vergessen wir ihn also. 


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Kommentare ( 29 )

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29 Comments
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RandolfderZweite
1 Jahr her

Nun ja, im Iran betrachtet man das Kopftuch als Symbol der Unterdrückung, hier in Deutschland angekommen, ist es das Zeichen der Selbstbestimmung – versteh, wer will!
Problematisch wird die Sache, wenn die größte „Emanze“ Deutschlands, Alice Schwarzer, ihr Wort gegen die Verschleierung richtet….dann nämlich schlägt sie zu, die feministische Cancel Culture!
Verlogener als die Grünen (siehe Friedenspartei mit dem Hang zu Waffenlieferungen!) konnte ich bisher nur die katholische Kirche in ihren Missbrauchsvorwürfen erleben!

EinBuerger
1 Jahr her

Ich würde vermuten, es gibt eine Opferhackordnung. Und dabei stehen weiße alte Frauen noch über weißen alten Männern, aber ansonsten unter allen anderen.
Das ist los.

thinkSelf
1 Jahr her

Der „Feminismus“ versagt überhaupt nicht. Er ist lediglich bei sich selbst angekommen.

Giovanni
1 Jahr her

Ist der deutsche Feminismus heuchlerisch? Wo ist der Protest gegen die männlichen muslimischen Migranten? Männer, die Frauen unterdrücken!
Vielleicht finden die Feministen diese potenten Männer besonders anziehend.

Julischka
1 Jahr her
Antworten an  Giovanni

Die werden sich kaum begegnen, da sich weder Baerbock noch Roth an Silvester auf der Kölner Domplatte aufhalten. Ihre Kinder besuchen Privatschulen und beim Einkaufen im Schickimickiladen werden die Damen streng bewacht durch Personenschützer!

Kuzorra13
1 Jahr her
Antworten an  Julischka

Das Roth hat sicherlich (zum Glück für diese !!!!) keine Kinder und die vom Bärwolf kleben bestimmt (bald) irgendwo auf ner Autobahnzufahrt …

Kassandra
1 Jahr her
Antworten an  Giovanni

Eine gewisse Ataman zum Beispiel hat jetzt die Position im Gastland erreicht, wo sie ihr Unbehagen an ihrer eigenen Kultur und Sippe am Deutschen auslassen kann – wenn sie will.
Wo sind wir nur hingekommen? Wir waren auf einem so guten Weg!

H. Priess
1 Jahr her

Feminismus–> Gleichberechtigung–> Gleichstellung–> Frauenquote. Das Matriarchat wird gefodert, weil das Patriachat gnadenlos versagt hat. Deswegen wollen Frauen immer mehr Männer, die das Patriachat leben und verinnerlicht haben, ins Land holen. Einen Widerspruch sehen die Feministinnen dabei nicht denn da man den deutschen Mann eingehegt und umsozialisiert hat wollen sie neue Männer mit denen sie das auch machen wollen. Ob das funktioniert wage ich zu bezweifeln aber versuchen kann man es ja mal. Wobei mir viele dieser, darf man noch sagen, Frauen eher unattraktiv sind und den Kampf um „den“ Mann der heimlichen Träume verloren haben. Frauen suchen für zu hause… Mehr

Return
1 Jahr her

Es sollte uns ehrlich gesagt komplett egal sein, warum der Feminismus „versagt“. Wir sollten überhaupt keinen „Feminismus“ befürworten – egal, ob er sich nun gegen europäische Männer oder muslimische Männer richtet.
Das große Verständnis nicht weniger westlicher „Feministinnen“ für den Islam und dessen Frauenbild ist auch leicht erklärt: Es ist der antiweiße Rassismus – diese Abneigung gegen die europäischen bzw. europäischstämmigen Menschen und dessen ganze Kultur – der längst eine der wichtigsten Grundlagen der neuen linken Ideologie bildet.
Das Feindbild „weiße Menschen / europäische-westliche Kultur“ überragt in dieser Ideologie im Zweifel auch immer das Feindbild „Männer“.

Last edited 1 Jahr her by Return
Conradp
1 Jahr her

Entsprechend dem Diktum von Dolf Sternberger, wonach alle Theorie vulgär werde, wenn sie auf die Straße geht, ist der Feminismus nicht die einzige Idee, die vom Reichsplappermaul Baerbock und ihren grünsozialistischen Minderleistern zuschanden geritten wird. Es bleibt letzlich nur eine Frage der Zeit, wann auch die anderen grünsozialistischen Religionssurrogate eines nach dem anderen sinnentleert und mithin verraten werden.

Mausi
1 Jahr her

„Darf man das als Kompliment nehmen?“

Nein, frau – Männern macht frau keine Komplimente – darf nichts mehr als Kompliment nehmen. Letztens auf BrKlassik wurde ein zeitgenössisches Kompliment – gemacht von einem männlichen Kollegen – an eine lange verstorbene Komponistin und Musikerin als diskriminierend hingestellt. Wie kaputt muss man sein, um alles negativ umzudeuten. Was für ein trauriges Leben. Jeder auf seiner Insel und ohne echtes Selbstbewusstsein.

Andreas aus E.
1 Jahr her
Antworten an  Mausi

„Darf man das als Kompliment nehmen?“

Ich bekam gestern von einer attraktiven Dame im besten Alter ein sehr nettes Kompliment, was mein Herz mit heiterem Sonnenschein erfüllte.
Aber gut, als emanzipierter Mann kam ich mit derartig diskriminierender Übergriffigkeit klar und suchte nicht gleich nach Fernsprechnummer der/des/dex Sexismusbeauftragten/_:x.

elly
1 Jahr her

als in meiner Kindheit die ersten Gastarbeiter aus der Türkei kamen, setzten wir SchülerInnen und die Lehrkräfte uns dafür ein, dass die Töchter ohne Kopftuch in der Schule sitzen und am Sportunterricht teilnehmen dürfen.
Ab 2015 setzten sich die Feministinnen in Deutschland für die Burka ein und bezeichneten dies als Freiheit. Das ist keine Toleranzbesoffenheit, das ist purer Opportunismus, Dummheit.

Leopold Schmidt
1 Jahr her

Die FAZ berichtet heute
https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/gesundheit/studie-zahl-der-spermien-bei-maennern-nimmt-weltweit-immer-rascher-ab-18464521.html
Afrika oder der arabischen Welt wurde bei dieser Studie ausgeklammert. Vielleicht sehnt sich ja manche deutsche Feministin in manchen Momenten nach Männern, die noch nicht semi-kastriert sind, der eine Frau zu Willen sein kann und die manche Konflikte mit dem Lederriemen lösen, wie es die Schriften des Islam vorsehen.

Kassandra
1 Jahr her
Antworten an  Leopold Schmidt

Eine deutsche pensionierte, grünennahe Richterin lies in einem Gespräch beiläufig fallen, wie erfolgreich man doch über die Jahre darin gewesen sei, den deutschen Mann zu „disziplinieren“. Meine Frage, ob sie das ernst meine, beantwortete sie mit „ja“.
Tja. Wie viele Urteile werden entsprechend „gefärbt“ gefallen sein?