Heiko Maas ist angeblich „wegen Auschwitz“ in die Politik gegangen. Joschka Fischer rief Auschwitz an, um deutsches Engagement im Kosovo zu rechtfertigen. Scholz und Habeck inszenieren sich in Auschwitz. Doch wenn auf deutschen Straßen Horden brüllender Judenhasser ihre Vernichtungswünsche kundtun, lässt man sie gewähren.

Deutschland hat bis Ende des vergangenen Jahres 1.625 Personen „aus den palästinensischen Gebieten“ aufgenommen, vor und nach dem Überfall der Hamas im Oktober 2023 auf Israel. Das geht aus einer Antwort des Innenministeriums auf eine schriftliche Frage der AfD-Bundestagsabgeordneten Beatrix von Storch hervor. Von Storch wollte zudem wissen, bei wie vielen Migranten aus dem Gaza-Streifen bzw. dem Westjordanland ein Terror- oder Extremismusverdacht bestehe. Die Antwort aus dem Innenministerium: „Eine statistische Erfassung von im Sinne der Fragestellung eingereisten Personen, bei denen ein Terrorismus- bzw. Extremismusverdacht besteht, erfolgt nicht.“ Wir wollen doch keinen Generalverdacht pflegen! Ich schon.
Warum glaubte man eigentlich, Palästinenser in Deutschland aufnehmen zu müssen? Weil sie die Hamas gewählt haben? Weil sie sich am 7. Oktober 2023 übers Morden und Vergewaltigen so gefreut haben? Weil sie die jetzt gnädig frei gelassenen Geiseln am liebsten gelyncht hätten?
Weil so viel gute Laune auf unseren Straßen herrscht, wenn eine Demonstration von brüllenden und klatschenden Judenfeinden („Wir sind Antizionisten“) wie etwa in Essen, auf eine Anti-Nazi-Demonstration trifft? Die Pali-Demo hat (polizeigeschützt) Vorfahrt und die Anti-Nazis gucken ein wenig eingeschüchtert, so viel gut eingespielte Leidenschaft haben sie nicht zur Verfügung. Vielleicht sind sie nicht blutrünstig genug. Passender Kommentar: „Wenn sich zwei Demos kreuzen, sind das dann Kreuzzüge?“
Ach, die Deutschen, die Juden und ihre Feinde. Dabei haben doch jüngst Olaf Scholz und Robert Habeck, pilgernd nach Polen, zum 80. Jahrestag der Öffnung des Lagers Auschwitz durch die Rote Armee, demonstriert, wie man es richtig macht, wenn es um die Juden geht. Also die toten Juden. Da lässt sich Robert Habeck fotografieren, wie er die Lagerstraße von Auschwitz entlanggeht, voller Ergriffenheit über sich selbst.
Und Olaf Scholz steht sinnend vor einem Ofen, als ob da ein Altar wäre. Hier wurden sie also kremiert, die Leichen, nicht nur, aber vor allem der Juden. Da muss man schon mal Betroffenheit zeigen. Auch wenn das eher nach Betroffenheitsporno aussieht.
Vertreter Israels oder Russlands waren zur Zeremonie nicht eingeladen. Als ob es die beiden Länder nichts anginge. Waren nicht Juden die Opfer und Russen die „Befreier“?
Ach was. Auschwitz gehört uns bzw. unseren Außenministern. Außenminister Heiko Maas bekannte einst, er sei „wegen Auschwitz“ in die Politik gegangen. Ein anderer Außenminister, Joschka Fischer, rief Auschwitz an, um deutsches Engagement im Kosovo zu rechtfertigen.
Die zelebrierte Betroffenheit verdeckt nur notdürftig, dass hier Stolz mitschwingt: Seht her, wir anerkennen unsere Schuld und übernehmen Verantwortung. Jedenfalls theoretisch. Also für die Toten. Praktisch achten wir darauf, dass zu viel Solidarität mit lebenden Juden nicht die vom Islam geprägten Judenhasser (hier wie dort) verprellt. Ansonsten sind wir das Land der unbegrenzten Meinungsfreiheit, deshalb dürfen auf unseren Straßen auch Horden von brüllenden Judenhassern ihre Vernichtungswünsche kundtun. Alles andere wäre ja „Islamophobie“ und damit Volksverhetzung. Meinungsfreiheit eben. Nur „rechts“ soll man die Klappe halten.
Waffenlieferungen an Israel nach dem Angriff der Hamas im Oktober 2023 – zur Erinnerung: das ist ein Land, in dem Juden leben – wurden monatelang von den grünen Ministern in der Bundesregierung blockiert. Trotz der rituell beschworenen „besonderen Verantwortung“ für Israel, zu der sich übrigens auch Personen, die deutsche Staatsbürger werden wollen, bekennen müssen. Ob das jemandem glaubhaft gelingen kann, der aus einer Kultur kommt, zu der Judenhass gehört?
Na, das passt doch.
Auch, was Völkermord betrifft, lassen wir uns von niemandem überbieten. Hunderttausende Armenier, bis zu eineinhalb Millionen, hingeschlachtet im Osmanischen Reich unter der Regierung der Jungtürken. Die gezielte Tötung bei Todesmärschen und Massakern in den Jahren 1915/16 wird heute von den meisten Historikern als Völkermord bezeichnet. In Deutschland hat man sich erst 2016 bequemt, das auch so zu nennen – allerdings mit der Einschränkung, dass man die Türkei damit nicht auf die Anklagebank setzen wolle. Schließlich habe es eine Mitverantwortung des Deutschen Reiches gegeben, das als damaliger militärischer Hauptverbündeter des Osmanischen Reiches die Verbrechen nicht gestoppt habe.
Na bitte! Da sind wir wieder. Der Philosoph Hermann Lübbe prägte 2007 das Wort vom „deutschen Sündenstolz“: „Den Holocaust soll uns erst einmal einer nachmachen! Seine Bewältigung auch!“
Und weil wir alles so schön bewältigt haben, laden wir uns Judenhasser ins Land.
Der deutsche Schuldstolz trägt Züge von Größenwahn. Und immer dabei: die Instrumentalisierung von Auschwitz. Das wird von Jahr zu Jahr widerwärtiger.
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Man könnte in einigen Fällen den Eindruck bekommen, dass das Sujet der Betrachtung weniger der bestürzende Schicksalsgang der Juden unter NS-Herrschaft war, sondern weit mehr die Faszination der Täterfiguren, ihrer Vitae, der damaligen Verbände, des Militärs, der Ideologie, Mentalität und Gesellschaft. Gilt die Aufmerksamkeit mehr den Einsatzgruppen oder den Zwangsarbeitern? könnte man den kleinen aber feinen Unterschied pointieren. Das wäre insofern plausibel, als heute in einigen hardcore-Milieus ein ausgesprochen ungewöhnlicher Eigenidentitätshaß gegen alles Deutsche geübt wird. Hier wieder der kleine Unterschied: warum steht der Haß auf eine Kultur-/Nationalidentität im Fokus, und nicht das Fürsorgebemühen um jene Kulturen / Personengruppen, die… Mehr
Ich kann für mich die Gnade der späten Geburt in Anspruch nehmen. Ich habe keine Schuldgefühle und lasse die mir nicht einreden. Ich erkenne trotzdem den Holocaust als Teil der deutschen Geschichte an und werde alles tun, daß sich so etwas nicht wiederholt.
Was ich aber auch tue, ich stehe mit vollem Herzen hinter Israel und den Juden. Dieses Volk, das seit Jahrtausenden verfolgt wird, hat das Recht sich und seinen Staat zu verteidigen. Und dabei werde ich ihnen helfen.
Ich stehe auch mit vollem Herzen hinter Israel und den Juden. Nicht wegen der deutschen Schuld, sondern aus Dankbarkeit. Ich war berufsbedingt schon mehrere Male in der Region tätig. Israel ist das einzige Land in der Region, wo ich mir sogar vorstellen könnte, zu leben (o. k., Tel Aviv ist vielleicht ein wenig zu teuer). Israel ist eine erstaunlich liberale Demokratie mit einem individualistischem Menschenbild. Israel ist wirtschaftlich sehr erfolgreich und spielt in meinem Bereich der IT eine wichtige Rolle. Und aufgrund meiner Erfahrungen in einigen arabischen Ländern stelle ich fest: Gäbe es in der Region Israel als gemeinsamen Feind… Mehr
Ob eine späte Geburt eine Gnade ist, weiß ich nicht. Was ist dann eine Frühgeburt? Die Juden die heute in Israel leben, wählen seit der Gründung dieses Staates immer Regierungen, die weltweit Killerkommandos herumschicken um Menschen zu ermorden. Sie haben auch 1964 -1972 meinem Vater, meiner Mutter und mir Briefbomben zugeschickt. Meine gesamte Teenager-Zeit war mir jede Art von Brieffreundschaft verboten, um diesem Terror auszuweichen. Kollegen meines Vaters wurden Opfer dieser Briefbomben. Das lässt sich im Internet und in den deutschen Zeitungen (Spiegel, Stern etc ab 2.er Jahreshälfte 1964 recherchieren). Wir lebten damals in Ägypten. Warum sollten wir Opfer israelischer… Mehr
Könnte das eine Generationen-Angelegenheit sein? Klar, ich verstehe ihre persönlich Betroffenheit, aber es dürfte möglicherweise aus dem zeitlichen Kontext entstanden sein? (Nachkriegszeit etc.?)
Heute tun das israelische Verbände uns gegenüber meines Wissens nach nicht mehr, bzw. die Zielsetzung besteht vermutlich nicht mehr. Ich hoffe, dass nachwachsende Generationen zueinander ein ruhigeres Verhältnis aufbauen können.
Ich finde es naheliegend, aktuelle Bedrohungen abzulehnen (wie den modernen Terrorismus in Europa), weniger alte Ressentiments (metaphorisch) am leben zu halten. So können sich wegen „sich ändernden Bedrohungen“ eben auch „Bündnisssteme“ verändern.
Sehr zutreffend im Atikel formuliert.
Eigentlich muß man sich schämen für diese schamlose Instrumetalisierung eines Verbrechens.
Vielleicht funktionieren Vergangenheitsbewältigung und Erinnerungskultur nicht so wie beabsichtigt. Sie haben die Deutschen scham- und schuldbewusst gemacht. Wer zum Schutz anderer den Aggressoren entgegentreten soll, muss aber selbstbewusst sein, sich seiner selbst und seines eigenen Rechtsgefühls sicher.
Ich fürchte, die Kultur der Vergangenheitsbewältigung hat die Deutschen klein gemacht. Sie wurden ängstlich, etwas falsch zu machen, ängstlich, sich zu behaupten. Da ist man dann kein guter Beschützer mehr. (Und die Propaganda der Antisemiten nützt das aus.)
Ergebnis: Die Deutschen schützen nicht mal mehr sich selbst. Wie kann man dann erwarten, dass sie andere beschützen?
Die Sondierungen von Trump in der Europapolitik sind logische Schlussfolgerungen aus der europäischen Politik.
Wen ein Partner sich selbst fortwährend und dauerhaft schwächt wird er uninteressant.
Die Zollpolitik ist nicht mehr als Inflation die wir hier bereits allzu vergnüglich stemmen, so what?
Wann begreifen die Menschen, daß die handlungsführenden Personen, in keinster Weise über dem unseren ureigenstem Instinkt stehen, den sie selbst verloren haben?