Bestelltes Forschungsergebnis: Der Islamist als Diskriminierungsopfer

Ob längst feststeht, wer den Auftrag erhalten soll? Es wäre nicht das erste mal, dass eine Ausschreibung nur den prozeduralen Weg freimacht. Je geschlossener der Auftrag, deso wahrscheinlicher.

Das von Franziska Giffey (SPD) geführte „Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend“ (BMFSFJ) hat einen „Forschungsaufruf“ veröffentlicht. Man wolle, so heißt es in der entsprechenden Ausschreibung, „Forschungsvorhaben zur Prävention von religiös begründeter Radikalisierung mit Fokus auf islamistische Orientierungen und Handlungen“ mit bis zu 150.000 EUR pro Jahr fördern.

Die „Zuwendungsempfänger*innen“ werden wie folgt definiert: „Antragsberechtigt sind in erster Linie Hochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, gemeinnützige Nicht-Regierungsorganisationen sowie andere gemeinnützige Institutionen, die zur Forschung beitragen können und Zuwendungszweck und -voraussetzungen erfüllen.“ Gerade auch Nachwuchsforscher sollen sich angesprochen fühlen: „Gefördert werden Einzel- und Verbundvorhaben sowie Nachwuchsgruppen, die in Kooperation mit Praxispartner*innen umgesetzt werden.“ Im Falle von Nachwuchsförderung können es anstatt der 150.000 auch 250.000 Euro pro Jahr sein. Und interessanterweise sollen sich NGOs angesprochen fühlen – NGOs, bei denen man ohnehin oft den Eindruck gewinnt, sie seien längst halbstaatliche Unternehmen! Ausschreibung siehe hier.

Ein interessanter Ansatz? Ja, durchaus, wenn unter anderem folgenden Fragen nachgegangen wird: Welche Rolle spielen die Familien? Welche Rolle spielen Imame? Welche Rolle spielt das Internet? Welche Rolle spielen bestimmte Medien – etwa der Türkei? Welche Rolle spielt die aus Ankara kontrollierte Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e. V. (Diyanet İşleri Türk İslam Birliği = DİTİB)? Welche Rolle spielen salafistische Vereine etwa bei der „Betreuung“ neu angekommener „Flüchtlinge”?

Aber so ist der „Aufruf“ wohl eher nicht gemeint. Denn die vorgegebene „Forschungsperspektive“ lautet wie folgt: „Gefördert werden Analysen von Wechselwirkungen zwischen individuellen oder kollektiven Ausgrenzungs- oder Diskriminierungserfahrungen und religiös begründetem Extremismus.“ Der regierungsamtliche Forschungsaufruf lässt hier keinen Zweifel: „Förderfähig sind Forschungsprojekte, die den Einfluss von etwa Ausgrenzungs- und Diskriminierungserfahrungen sowie mangelnder Teilhabe, außenpolitischen Konflikten und nationalen Diskursen bzw. Narrativen über diese Konflikte (bspw. Gerechtigkeitsdiskurse, Opfer-Täter-Narrative) oder stigmatisierender Diskurse und Praktiken im Hinblick auf den Islam und Muslim*innen auf Radikalisierungsprozesse untersuchen.“ Ach ja: Auch „Gender-, Diversity Mainstreaming und Inklusion als Leitprinzipien“ sind zu berücksichtigen. All das nennt man Ergebnisoffenheit!

Die Frage nach den Ursachen islamistischer Radikalisierung ist damit vorab beantwortet: Muslime werden zu Islamisten, weil man sie ausgrenzt, weil sie etwa an Israel und am Nahostkonflikt leiden oder weil man ihre Religion stigmatisiert.

Interessenten dürfen sich bis zum 21. September 2018 bewerben. Das Projekt ist für den Zeitraum 1. März 2019 bis 30. Juni 2022 angelegt. Macht bei einer jährlichen Förderung von bis zu 150.000 bzw. 250.000 Euro insgesamt eine halbe bis eine dreiviertel Million Euro. Und schon haben wir wieder ein paar „Experten“ mehr und Themenfutter für die Anne Wills, Plasbergs, Maischbergers, Illners und so weiter und Co.

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Kommentare ( 71 )

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Susanna-Maria
5 Jahre her

Ich wohne in einem Ort in Baden Württemberg. Bin dort aber nicht geboren, sondern in einem 20 km entfernten Ort.
Somit wurde und werde ich als ‚Reing’scheckte‘ diskriminiert.
Ich glaube, es wird Zeit, dass ich eine Therapie beginne?
Wer weiß , wie es sonst noch mit mir endet…..
Lg Susanna-Maria

MikeFFm
5 Jahre her

Was gibt es da zu forschen? Niemand diskriminiert Muslime einfach so. Das machen die schon selbst, weil sie so anders sind als die Autochthonen. Wie kann man verbieten, Unterschiede wahrzunehmen und zu benennen?
Es gibt also nichts zu forschen. Das „Diskriminieren“ ist in der Sozialpsychologie doch erschöpfend behandelt worden – hier werden sollen wohl nur Günstlinge mit leistungslosem Einkommen bedacht werden.

Franz Xaver
5 Jahre her

Der erste Skandal ist die exorbitant hohe Summe für einen Forschungsbereich, der in keinster Weise zum technologischen oder wirtschaftlichen Wachstum in Deutschland beisteuert. Die Voreingenommenheit in der Auswahl ist der zweite Skandal. Es wird um eine weitere Studie gebeten, die meilenweit an der Realität vorbeischrammen wird. Hier sind die nüchtern-faktischen Studien eines Sarrazin weitaus näher an der lebensweltlichen Realität in Europa. Letztere werden jedoch ohne objektive Gegenbeweise verteufelt, denn die Ergebnisse sind den politischen, wirtschaftlichen und juristischen Eliten nicht genehm. Aber auch diese weitere Studie aus der Kategorie „unnötig“ wird die Realiät nicht leugnen können. Muslime in Deutschland leben zu… Mehr

Dr. Michael Kubina
5 Jahre her
Antworten an  Franz Xaver

was ist denn bitte an der Summe exorbitant hoch? Rausgeschmissen ist es sicherlich das Geld, aber was glauben Sie, wieviel Geld in diesem Land permanent in sinnlosen volkspädagogischen Projekten verbrannt wird. Da sind das wirklich Peanuts, was die Summe angeht.

Demokratius
5 Jahre her

Der Ansatz entspricht dem Schuldkomplex der Deutschen, aufgrund der Verbrechen im 3. Reich heute noch alle Schuld der Welt auf sich zu nehmen. Die Bildungseinrichtungen werden mit Geld gekauft, um zu beweisen, dass wir an allen Übergriffen durch muslimische Einwanderer selber schuld sind und ihre Schüler und Studenten zur Unterwerfung anzuhalten.

kv
5 Jahre her

So schieben die einen Versager (Politiker) den anderen Versagern (Psycho, Sozial, Polit, Gender ) die Steuergelder zu, damit die einen Versager wissenschaftlich verschwurbelte Argumente von den anderen Versagern für den nächsten kapitalen Fehler geliefert bekommen.

IJ
5 Jahre her

Das sind keine staatlichen Forschungsaufträge, sondern Ausschreibungen für die Erstellung parteipolitischer Kampfschriften auf Steuerzahlerkosten. Der Marxismus galt auch bei den Genossen im ehemaligen Ostblock als wissenschaftlich fundiert bzw. gar als wissenschaftliche Erkenntnistheorie, bis Karl Popper mit seinem Falsifikationspostulat einen klaren Trennstrich zwischen Ideologien (können niemals an der Realität scheitern bzw. sind immer per se richtig) und wissenschaftlichen Aussagen (können laufend scheitern bzw. falsifiziert werden) gezogen hat. Die Linken versuchen es halt alle paaar Jahre wieder … um immer wieder heroisch zu scheitern: Sowohl hinsichtlich ihrer desaströsen sozialistischen Realpolitiken, als auch hinsichtlich der Einführung eines neuen Wahrheitsbegriffs (… die Partei, die… Mehr

Waehler 21
5 Jahre her

Ich finde Forschung supi! Vor allen Dingen würde ich gerne wissen, warum es in KEINEN islamischen Staat mit funktionierender Demokratie, noch einer Gewaltenteilung gibt. Ich habe mal während der der Wahl ein par Grüne Wahlkämpfer gefragt. Grüne wissen ja alles ( unsere Besten ) . Die haben mir unisono geantwortet, das sie nur Kommunalpolitik machen und dies eine Sache der Parteispitze sei. Wollen wir auch eine Demokratie alla Mohammed für Deutschland ? Viele Muslime sind nach Deutschland gekommen, weil sie eben nicht in einer Demokratie alla Mohammed leben wollen. Diese lässt man aber nicht all zu oft im Fernsehen auftreten… Mehr

Imre
5 Jahre her

Frau Giffey, wie wäre es denn mal mit Hausverstand für 5 Eurocent?
Falls in Ihrem Hause nicht vorhanden, mal unter Ihren Kritikern nachfragen!

stolzerSachse
5 Jahre her
Antworten an  Imre

Hausverstand? – sollte die „Börlinerin“ als ehemalige Dezernentin doch schon haben.
Wenn nicht, dann ganz einfach mit ihrem Parteigenossen Buschkowsky sprechen oder sein Buch lesen 🙂

Dr. Michael Kubina
5 Jahre her

nicht nur der Auschreibungstext deutet auf „Auftragsforschung“ im engsten Sinne hin, auch die zur Verfügung gestellten Mittel. 150 Tsd oder 250 Tsd Euro hören sich im ersten Moment viel an, tatsächlich kostet eine Wissenschaftlerstelle so um die 75 Tsd Euro im Jahr, wenn man Bachelor nimmt etwas weniger. Also, da ist vollkommen klar, dass man nur eine passgerechte Studie zusammengeschieben haben will. Mehr kann da, selbst bei tatsächlichem Forschungsinteresse kaum herauskommen. Man nimmt das, was schon da ist (politische Ausrichtung ist ja bekannt) und kompiliert es zu „neuen“ Forschungsergebenissen. Es ist, und das sage ich vor dem Hintegrund meiner persönlichen… Mehr

kv
5 Jahre her
Antworten an  Dr. Michael Kubina

Bei dieser Sorte Forschung geht es nicht um das Ergebnis . Das steht bei Auftragsvergabe fest.
„Erforscht“ wird alleine die Argumentation, wie man das gewünschte Ergebnis an den Wähler verkauft.

Demokratius
5 Jahre her
Antworten an  Dr. Michael Kubina

Wes Brot ich ess des Lied ich sing – das gilt insbesondere für Auftragsforschung.

Timur Andre
5 Jahre her

Was sagen die Migranten die sich teils seit Jahrzehnten hier legal aufhalten und sich entgegen den kleinen und grossen Diskriminierungen doch integriert haben?