Forderung und Debatte um islamische Feiertage – so überflüssig wie ein Kropf

„Schuster bleib bei deinen Leisten.“ Diese Redensart würde ich gerne dem Bundesinnenminister Thomas de Maizière ans Herz legen.

„Schuster bleib bei deinen Leisten.“ Diese Redensart würde ich gerne dem Bundesinnenminister Thomas de Maizière ans Herz legen. Er sollte sich vordringlich um den inneren Frieden und die innere Sicherheit kümmern anstatt um die Einführung islamischer Feiertage. Deutschland ist ein christlich-jüdisch geprägtes Abendland. Regionale Traditionen und gesellschaftliche sowie religiöse Werte sollten nicht durch solche aus der Hüfte geschossene Ideen noch mehr strapaziert werden.
Seit mehr als einem halben Jahrhundert leben muslimische Mitbürger in Deutschland. Jeder, auch die Muslime, kann in diesem Land frei und durch das Grundgesetz geschützt seine Religion nach seinen Glaubensgrundsätzen ausüben und leben. Auch die muslimischen Feiertage wurden bisher immer gefeiert und religiöse Rituale gelebt. Muslimische Mitbürger haben im letzten halben Jahrhundert auch in der Arbeitswelt einen guten und freundschaftlichen Weg mit ihren nicht-muslimischen Mitbürgern gefunden.

Absprachen zwischen den Kollegen, Schichten der Muslime zu übernehmen, wenn sie Ramadan oder das Opferfest gefeiert haben, waren nie ein Problem. Im Gegenzug wurden dann die Schichten der christlichen Kollegen übernommen an ihren Festen und Feiertagen. Das ging bisher alles sehr gut. Es förderte die Freundschaft und den Zusammenhalt der Kollegen an den Arbeitsplätzen.

Deutschland sollte mit seinen eigenen gesellschaftlichen und religiösen Werten ein abendländisches Land bleiben und kein arabisches Land werden. Auch in Regionen mit einem hohen Anteil der muslimischen Bürgerinnen und Bürger war der Bedarf, einen islamische Feiertage einzuführen, nicht vorhanden. Wir haben in Deutschland bereits unter falsch verstandener Toleranz viele unserer Werte und Traditionen verändert. Ich warne ausdrücklich davor: Wir dürfen mit den christlichen und gesellschaftlichen Traditionen unseres Landes nicht spielen! Wir haben schon aus falsch verstandenem Entgegenkommen viele Traditionen fast unkenntlich gemacht.
Dabei denke ich an die Umwandlung vom Sankt Martinsfest in Lichterfest oder „Sonne, Mond und Sternefest“. Nikolaus-, Christkindl- und Weihnachtsmarkt wurden umbenannt zu Winter- oder Sternschnuppenmarkt. Und diese Initiativen kamen von uns, nicht von den muslimischen Bürgern. Wir waren der Meinung, etwas ändern zu müssen.

Im Moment gibt es eine heiße Diskussion um die innere Sicherheit, den IS-Terror, Salafismus, dschihadistischem Extremismus sowie das Verbot der Vollverschleierung. Diese neue Debatte um islamische Feiertage, die vom Bundesinnenminister ausgelöst wurde, ist für mich wie das Gießen von Öl ins Feuer. Diese unnötige neue Diskussion wird die gesellschaftliche Unruhe noch mehr schüren. Die nach meiner Meinung auch berechtigte Ablehnung der Einführung islamischer Feiertage wird wieder nur den Populisten Auftrieb geben. Deswegen geht mein Appell auch an den Bundesinnenminister. In unserem Land gibt es genug Herausforderungen in Punkto Innere Sicherheit und dschihadistischer Aktivitäten in Deutschland, die unsere Jugend und unsere Gesellschaft gefährden. Wir leben in Terror-Angst. Salafismus, die Diskussion um die Einführung eines Vollverschleierungsverbots, das sind dringende Themen, die auf eine Lösung aus Berlin warten. Deshalb rate ich dazu, sich politisch eher mit diesen Themen zu beschäftigen.

Außerdem, wenn wir heute islamische Feiertage einführen, was ist der nächste Schritt? Werden wir auch möglichen Forderungen einer fundamentalistischen Gruppierung nachgeben, eine Kleiderordnung oder Geschlechtertrennung in unseren Schulen einzuführen? Wollen wir in unseren Schulen Gebetsräume eröffnen? Soll islamischer Religionsunterricht am Freitagmittag stattfinden, sodass die Schülerinnen und Schüler ihr Freitagmittag-Gebet in den Schulen ausüben können? Wollen wir letzten Endes sogar für Schülerinnen und Lehrerinnen die Vollverschleierung erlauben? Sollen auch die anderen Religionsgruppen in den Regionen, in denen sie leben, weitere religiöse Feiertage einführen? Wann werden wir dem ein Ende setzen, wo werden wir einen Strich machen und damit aufhören?

Wir haben uns in Deutschland bereits an das Kopftuch und den Turban gewöhnt. Sollen wir uns auch noch an die Vollverschleierung der Frauen gewöhnen? Nein!

Deutschland muss ein demokratisches, rechtsstaatliches und abendländisches Land bleiben. Sonst wird sich in Deutschland auch das demokratische Wahlverhalten mit solchen unnötigen Diskussionen weiter verändern. Es wird nur Vorurteile unter den kulturellen, religiösen Gemeinschaften stärken. Mit solchen Forderungen leistet man der guten Integrationsarbeit und dem inneren Frieden einen Bärendienst.

Ich habe große Bedenken. Wo driftet eine Gesellschaft hin, in der man christliche Traditionen mit erfundenen Namen verändert, in der Kreuze von öffentlichen Räumen sogar mit Rechtsurteilen abgehängt, in der Kirchengebäude zum Verkauf angeboten werden und in der die Abschaffung christlicher Feiertage aber im Gegenzug die Einführung islamischer Feiertage diskutiert wird? Davor habe ich Angst. Wir müssen an unseren Traditionen, Sitten und Gebräuchen und an unseren Werten festhalten. Sie sind es, die unser Land und unsere Heimat prägen. Denn: Werte schaffen Heimat.

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Kommentare ( 31 )

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Cass9376 .
6 Jahre her

„Und Deutschland war, ist und wird immer christlich geprägt sein.“ Da bin ich auch sehr dafür. Aber wenn Sie mit der Bibel GEGEN das Tragen von Kopftüchern „argumentieren“ wollen, werden Sie ziemliches Pech haben, da diese Sitte garantiert bereits zu biblischen Zeiten verbreitet war und weder dem Buchstaben noch dem Geist der Bibel widerspricht.

Gerd Körner
6 Jahre her

Mein Gott, kapierst Du es eigentlich nicht? Ob das Kopftuch nun christlich, jüdisch oder muslimischen Ursprungs ist, das interessiert keine SAU!
RELIGION ist ebenso wie Sexualität und Weltanschauung Privatsache! Ich lehne grundsätzlich die Gesellschaft von Menschen ab, die meinen, mir immerzu mit ihrer zur Schau gestellten Andersartigkeit „auf den SACK“ gehen zu müssen!

Anna Martha
6 Jahre her

Habe auch eine Antwort von Cass erhalten (siehe unten), ich glaube, da ist jemand auf Stänkern aus. Grüße und schönen Abend

Wolfgang Lang
6 Jahre her

Sie haben es erkannt. Gib einen Finger, werden zehn genommen. Aber so weit denkt der polit-medial-kirchliche Komplex mitnichten.

Wolfgang Lang
6 Jahre her

Nicht alle Linken sind dumm, naiv und gewalttätig. Das soll gesagt sein.

Wolfgang Lang
6 Jahre her

Was den Islam angeht, sind die Spitzenpolitiker der Altparteien fast durchgehend Ignoranten. Sonst wüssten sie, dass wir bereits seit fast 2000 Jahren am 25.12. jeden Jahres den Geburtstag des zweithöchsten islamischen Propheten feiern.

Denis
6 Jahre her
Antworten an  Wolfgang Lang

Was soll der Quatsch? Jesus Christus, Retter und Erlöser, Dreifaltiger Gott, wurde am 25. Kislev, am Tag des Lichterfestes geboren. Wir feiern die Geburt Jesu, am 25. Dezember. Christus ist Gott. Der Eine und Dreieine. Der wahre Gott. Christus ist kein Prophet!

treu
6 Jahre her

„In der Politik geschieht nichts zufällig. Wenn etwas geschieht, kann man sicher sein, dass es auch auf dieser Weise geplant war.“ Franklin D. Roosevelt „Wir beschließen etwas, stellen das dann in den Raum und warten einige Zeit ab, was passiert. Wenn es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter – Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt.“Jean-Claude Juncker Sie können sicher sein, der Mann weiß genau was er tut. Unterschätzen Sie diese Leute nicht, die sind ja nicht senil. Alles hat seinen Grund,… Mehr

Cass9376 .
6 Jahre her

„trugen ältere Türkinnen „ländliche“ Kopftücher,
die für mich wenig Religiöses an sich hatten“

Sie trugen vermutlich ähnliche Kopftücher wie orthodoxe Jüdinnen – und die tun das sehr wohl aus religiösen Gründen. https://en.wikipedia.org/wiki/Tichel

Cass9376 .
6 Jahre her

„denn sie haben einen Amtseid für dieses christlich-jüdisch geprägte Land geschworen“

Pech nur, dass z. B. das Tragen von Kopftüchern keineswegs gegen „christlich-jüdische Werte“ verstößt.

Cass9376 .
6 Jahre her

„ist Deutschland ein christlich-jüdisch geprägtes Land, da gehören Kopftücher aus religiösen Aspekten als Statement nicht dazu.“

Du liebe Güte, ist das peinlich! Es gibt massenhaft jüdische Frauen, die aus religiösen Gründen Kopftücher tragen. Siehe hier:
https://en.wikipedia.org/wiki/Tichel

Ist es eigentlich zu viel verlangt, sich über die unterschiedlichen Religionen auf dieser Welt informieren, bevor man irgendetwas daherredet?