Argument und Gegenargument: das war einmal

Personen, die den Sozialisten unserer Tage nicht passen, werden an den Pranger gestellt, was jede Auseinandersetzung mit ihren Positionen erübrigt. Es gilt nichtmal mehr die Tradition von Rosa Luxemburg, wenigstens innerhalb der Sozialisten jener Tage abweichende Meinungen zuzulassen.

IMAGO / blickwinkel

Worum es in der Sache bei der Migrations-Konferenz an der Universität Frankfurt ging, die mit dem Eklat um Boris Palmer Wellen warf, interessiert Amina Aziz in ihrer TAZ-Kolumne nicht. Doch sie gibt Auskunft über die Dialogbereitschaft der Sozialisten unserer Tage (meine Hervorhebung):

Seien es Schröter, Faeser, Scholz oder Uni- und Redaktionsleitungen. Anlässlich drängender Fragen in der Asylpolitik, zu Antisemitismus und Rassismus hat reden bislang nicht viel gebracht. Egal, wie sachlich argumentiert wurde. Kli­ma­ak­ti­vis­t*in­nen greifen deswegen zu radikaleren Maßnahmen, trotzdem mauert die Politik. Scheinbar können wir Änderungen erst erreichen, wenn diese rechten Boomer ausgestorben sind. Oder wir radikalisieren uns auch.

Aziz konstatiert formschön und inhaltsschwer:

Die Liste der Red­ne­r*in­nen liest sich wie ein Who’s who der Rechten – verkleidet als harmlose bürgerliche Mitte, die unwissenschaftlich vor allem Mus­li­m*in­nen problematisieren.

Weiter bei Aziz (meine Hervorhebung):

Schröter wollte mit der Konferenz wohl die, wie sie sagt, „Wissenschaftsfreiheit“ gegenüber der „politischen Korrektheit“ stärken … Was als politische Korrektheit diffamiert werden soll, ist der Kampf für eine gerechtere Gesellschaft. Doch Ideo­lo­g*in­nen wie Schröter sehen die Demokratie und Meinungsfreiheit gefährdet. Es ist ermüdend, gegen dieses rechte Mantra anzureden. Denn Schröter und Co profitieren von der Aufmerksamkeit. Es sind vor allem Boomer, die diese rechten Debatten befeuern und das politische Geschehen bestimmen.

Tja, Frau Aziz, ich bin zwar zu alt für einen echten Boomer, aber von den echten, die ich kenne, gibt es noch zu viele, als dass ich Ihnen hinsichtlich eines baldigen Aussterbens dieser Gattung Hoffnung machen könnte. Damit will ich Ihnen natürlich nicht zureden, sich zu radikalisieren.

Den Misserfolg der von Ihnen „Kli­ma­ak­ti­vis­t*in­nen“ Genannten mit deren „radikaleren Maßnahmen“ konstatieren Sie ja selbst mit der Anmerkung: „trotzdem mauert die Politik“. Insofern verstehe ich nicht, was Sie sich bei Nichtausgestorbensein der Boomer von Ihrer „Alternative“ versprechen: Oder wir radikalisieren uns auch.

Frau Aziz, Sie sagen eingangs: „Anlässlich drängender Fragen in der Asylpolitik, zu Antisemitismus und Rassismus hat reden bislang nicht viel gebracht. Egal, wie sachlich argumentiert wurde.“

Von „reden“ und „sachlich argumentieren“ habe ich da von Sozialisten unserer Tage wie Ihnen nichts mitgekriegt, sondern statt dessen immer nur, dass Personen, die den Sozialisten unserer Tage nicht passen, an den Pranger gestellt werden, so dass eine Auseinandersetzung mit ihren Positionen sich für die Sozialisten unserer Tage erübrigt – nicht einmal mehr in der Tradition von Rosa Luxemburg, die ja wenigstens noch innerhalb der Sozialisten jener Tage abweichende Meinungen zugelassen haben soll.

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Kommentare ( 51 )

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Vati5672
10 Monate her

Menschen wie dieser taz Autor kommen typischerweise aus dem islamischen oder schwarzafrikanischem Milieu. Wer es nicht weiß, Strichlisten über 1-3 Jahre führen. Russen, Polen, Argentinier, Chinesen, Japaner, Vietnamesen, Kanadier usw. usf. brauchen keine „Integrationsräte“ oder müssen extra „bespaßt“ werden mit einer Islamkonferenz. Die größten Problembären brauchen am meisten Betreuung und sind am Lautesten. Chebli, dieser Autor, Kazim (Spiegel). Das persische etwas, mindestens 2 „linke“ Afrikaner (einer wollte „Zertifikate für Rassismusfreien Betriebe ausstellen und dafür selbstmurmelnd eine hüstel „Gebühr“ haben-Malcom irgendwas?). Die vierfache Milf, die trotz Volksverhetzung immer noch im Zirkus mitspielen darf, auf der „rechten“ Seite gäbs einen Hubschrauberflug nach… Mehr

Der Ketzer
10 Monate her

Frau Aziz ist nur ein weiteres Beispiel für misslungene Integration und ein völliges Unverständnis für Kultur und Demokratie.

bfwied
10 Monate her

Grünrote und ihre Jünger sind verbiestere Ideologen, die offenkundig keine Ahnung haben von Argumenten, die sektiererische Glaubensbekenntnisse mit Argumenten verwechseln, was wiederum auf ihren Intellekt ein miserabel schwaches Licht wirft. Mit ihnen diskutiere ich nicht mehr, denn sie sind nach aller Erfahrung wie alle Scheuklappen-Ideologen keinen Argumenten zugänglich. Die haben nicht umsonst „alternative Wirklichkeit“, „alternative Fakten“ eingeführt. Die habe nicht einmal verstanden, dass sie damit zugeben, dass ihre Glaubensbekenntnisse keine Argumente sind! Wie dumm kann man eigentlich sein, das frage ich mich schon lange, und es ist nur noch spannend, auf was für abstruse Ideen und verlogenes Zeug die noch… Mehr

el punzon
10 Monate her

Unabhängig davon, dass diese Lager (hier ‚Grün-Rot‘ und dort ‚Militärs‘) vorgeblich völlig konträr sein sollen, so ist der dahintersteckende misanthrophische Nihilismus von gleicher Art und Ausrichtung – die mittel- und langfristige Zerstörung, also Vernichtung, Aller, die sich nicht bedingungslos der dann herrschenden Tyrannei unterordnen sowie paralllel dazu die Ausmerzung aller von jenen Ideologen abgelehnten kulturellen Güter, sozialen Traditionen, persönlichen Lebensumstände, nationaler Kunst, usw.. Es wäre mir viel wohler, wenn sich rausstellen würde, dass ich damit (komplett) falsch liege und wir nicht auf so eine Dystopie zusteuern! *Wen es interessiert, der kann selbst danach suchen, was dieser Saint-Jean sagte: „Primero mataremos… Mehr

Last edited 10 Monate her by el punzon
Dreiklang
10 Monate her

Die „Boomer“ sind diejenigen, vor denen die eigenen Eltern immer gewarnt haben. Jetzt ist es die Jugend, die vor den Boomern warnt. Und sich selbst die Freiheiten beschränkt und die empört darüber ist, dass die Boomer das nicht einsehen wollen. Welt verkehrt, vertauschte Rollen: Aus Alt wird Jung und aus Jung wird Alt. Warum? Weil die jüngeren Generationen geistig soweit verarmt sind, dass sie gegen die Boomer nicht ankommen. Also muss es mit Zwang geschehen. Jugend will nun Diktatur , wo die Alten Freiheit wollten und sich diese erkämpft haben.

Waehler 21
10 Monate her

„Was kann da helfen?“ Zur Neubewertung dieser Thesen empfehle ich eine Woche Nordkorea. Oder sich verpflichtend anzuschauen was eine Diktatur für einen Schaden anrichten kann ( Drittes Reich) , und wie sie es hinbekommen haben, dass es keinen nennenswerten, erfolgreichen Widerstand gab.
Die verkürzte Antwort lautet: Funktionäre und Profiteure und eine polarisierende Presse!
Das wollen diese Leute wiederhaben?

Last edited 10 Monate her by Waehler 21
Joerg Baumann
10 Monate her

Nach meiner Überzeugung gibt es ein paar „menschliche Grundgesetze“, die immer und überall gelten. Eins davon ist, dass Gewalt Gegengewalt erzeugt. Nicht immer sofort, oft auch sehr zeit-verzögert, dafür dann meist umso extremer. Leider kommen bei den Deutschen dann noch einige gefährliche Eigenarten dazu. Eins ist das Festhalten an bestehenden Regierungen, das andere ist die starke Anfälligkeit für Propaganda. Die Nazizeit ist das beste Beispiel dafür. Obwohl der Krieg so eindeutig verloren war, sind zum Ende „Kinder“ in die Schlacht gezogen um für einen Führer zu sterben, der schon seinen eigenen Selbstmord geplant hatte. Die Gründe dafür wurden nie wirklich… Mehr

bkkopp
10 Monate her

Von Aziz/Taz habe ich noch nie gehört. Ich habe keine Ahnung wie viele Leute deren Unsinn lesen. Zum Thema Immigration usw. erinnert sich Herr Goergen vielleicht besser als ich und andere an die jahrlange und sehr quälende Diskussion zum Asylrecht von Ende 1980er / Anfang 1990er. Schon damals konnten Konservative und Linke kaum miteinander reden. Zur Frage Einwanderungsrecht, das auch schon damals notwendig schien, wiederholte sich das Problem, dass man nicht Argumente / Gegenargumente austauschen und zu konstruktiven Kompromissen kommen konnte. Wir leiden heute noch darunter, dass die politischen Eliten seit ca. 30 Jahren nichts zustande gebracht haben. Seitdem hat… Mehr

Fragen hilft
10 Monate her
Antworten an  Fritz Goergen

Und nicht nur das!
Es gab sogar respektvolle und wohlwollende Debatten zwischen Andersdenkenden.
Wie hieß das nochmal ? Debatten-Kultur ?

Waldorf
10 Monate her

Es ist die „Logik“ der Cancelculture! Das von Ihnen „an den Pranger stellen“ genannte, ist die übliche Vorstufe, das Skandalisieren, dann folgt das Canceln. Wer von „Linksaußen“ das Label „rechts“ angepappt bekommen hat, wie anscheinend alle Teilnehmer, ist Aussätziger, mit dem „man“ ab da nicht mehr reden kann und braucht, alle „Rechte“ sind raus (aus der linken Kirche). Das heutige „Labeln“ als Rechts ist nichts anderes als eine Neuauflage des alten Kirchen Bannspruchs, die neue Exkommunikation. Wie früher ist jeder „Rechte“ ab dann vogelfrei und kann von jedermann/frau straffrei „getötet“ werden, indem seine mediale Recihweite, Präsenz und Wertschöpfung gelöscht, gemeldet,… Mehr

Hoffnungslos
10 Monate her

Da flüchten die Eltern vor Intoleranz und mangelnder Meinungsfreiheit und die Kinder, im Westen aufgewachsen, plädieren für das Abschaffen der freien, offenen Debatte.

Waehler 21
10 Monate her
Antworten an  Hoffnungslos

Die Diskussion ist gelenkt. Für die Erlösung muß natürlich gelitten werden! Was bedeutet es da schon, wenn Freiheit und Demokratie eingeschränkt werden müssen.
Der Wähler ist ohnehin schon zum Personal der Funktionäre verkommen.