Die Welt zwischen USA und China – Westeuropa außen vor

Zwischen China und den USA geht es um die Weltmacht-Rolle, andere wie Russland oder gar die EU sind nicht in dieser Liga – die UN sind schon seit dem Völkerbund eine überflüssige, einflusslose Einrichtung.

Hätten die USA und Großbritannien Westdeutschland nach 1945 nicht gegen ein weiteres Vordringen der UdSSR nach Westen benötigt, hätten sie so kurz nach dem Krieg die Neugründung eines deutschen Staates nicht zugelassen. Diese von den meisten Nachkriegsdeutschen gern verdrängte und von keinem Politiker öffentlich geäußerte Wahrheit hat Ronald G. Asch am 3. Oktober klar dargelegt.

Die Legende – heutzutage Narrativ genannt –, dass die Deutschen damit wieder in die „Völkergemeinschaft” aufgenommen wurden, blieb immer eine Legende. Gelebt hat sie bald und lange davon, dass die wirtschaftliche Entwicklung der jungen Bundesrepublik im bildhaften Ausdruck der Deutschen Mark – DM – das darniederliegende Selbstbewusstsein eines Volkes wieder aufrichtete, das zwei Weltkriege hintereinander verloren hatte.

Damals sprach niemand von traumatischen Erlebnissen der aus dem Krieg heimgekehrten Soldaten, von denen praktisch alle, wenn nicht als körperliche Krüppel, dann als seelische und oft als körperliche und seelische weitermachen mussten – zusammen mit den vielen Frauen und Älteren, die das tägliche Leben im Kriegsdeutschland alleine gestemmt hatten. Ich erinnere mich an viele eigene Erlebnisse und Erzählungen von Überlebenden, wenn sie ausnahmsweise einmal das kollektive Schweigen brachen.

Der Friede des Kalten Krieges

Nachdem die Österreicher 1955 durch den sogenannten Staatsvertrag mit den Siegermächten ihre Bundesrepublik errichten durften und die Besatzungstruppen abzogen, die Westdeutschen unter der Aufsicht von Briten, Amerikanern und Franzosen ihre Bundesrepublik 1949 errichten durften, begannen die Jahrzehnte des Kalten Krieges. Nach anfänglicher Angst vor einem neuen Krieg setzte sich bald die Gewissheit durch, dass sich westlich des Eisernen Vorhangs gut leben lässt und auf diese Art von Stabilität sozusagen auf ewige Zeiten Verlass wäre.

Mit diesem Bild freundete sich kein westliches Land mehr und lieber an als die bundesdeutsche Wohlstandsgesellschaft, der mit der starken Währung der DM die Welt offenstand. CDU wie SPD schlossen ihren Scheinfrieden mit der Marktwirtschaft und fortan regierte eine faktische große Koalition, die unabhängig von formellen Koalitionen der einen wie der anderen großen Partei mit der FDP immer dann die Entscheidungen traf, wenn es um wirklich ernste Fragen der Wirtschaft und des Sozialen ging.

Asch schreibt: Der Wechsel zu einer SPD-Regierung 1969 stellte die Westbindung zwar nicht direkt in Frage, aber gab doch jenen Kräften in der SPD, die gegen die enge Bindung an die USA immer Vorbehalte gehabt hatten, mehr Möglichkeiten, ihre Stimme zur Geltung zu bringen.

Diese Westbindung war in der Bonner Republik von Anfang an und bis zu ihrem Ende nie mehr als ein Lippenbekenntnis – vor allem der veröffentlichten Meinung. Ernst war es damit nur einem ganz kleinen Teil der jüngeren Generation, die sich aber seit Mitte der Sechziger Jahre der wachsenden Schar von sozialistischer Jugend, geistig angeführt vom SDS und Teilen der Hochschullehrerschaft gegenübersah, und selbst in großen Teilen ab 1968 ins Anti-USA-Lager wechselte.

Die Bonner Republik kam politisch-kuturell nie im Westen an

Diese Entwicklung versinnbildlicht nichts besser als das Scheitern von Helmut Schmidt an der SPD. Was Kohl von Schmidt übernahm, war bereits die Bonner Republik in Abwicklung. Kohl selbst und die veränderte Union (samt Beiboot FDP) hatten dem nichts entgegenzusetzen. Dass Kohl der Bonner Republik mit dem Euro den Todesstoß versetzte, werden Historiker später als seine ganz besondere Tragik notieren.

Was sich seit der sogenannten Wiedervereinigung vollzieht, die formalstaatlich ein Anschluss des Ostens an den Westen war, ist politisch kulturell das Verschwinden der Reste westlicher Politikvorstellungen. Wolfgang Herles’ Kolumne: Oktober 1990 – von nun an ging’s bergab trifft es genau: Mit dem Beitritt der DDR ging auch die Bonner Republik unter. Mit der Berliner Republik beginnt der Niedergang.

Mit der Berliner Republik endet auch die Illusion, Deutschland würde irgendeinen Einfluss in dem Raum haben, der irreführend „Völkergemeinschaft” genannt wird. (Irreführend, weil in der UN nur der Sicherheitsrat das Sagen hat, der nichts mehr sagt, wenn eines der als Siegermächte des Zweiten Weltkriegs eingestuften Länder plus China Veto sagt.) Die einzige deutsche Rolle, die des Landes, deren Regierungen mit dem Geld ihrer Nettosteuerzahler alles in EU und UN, für die nach Deutschland gelockten Sozial-Einwanderer und noch an vielen anderen Stellen bezahlen, neigt sich dem Ende zu.

„Mit der Berliner Republik beginnt der Niedergang“

Denn dem historischen Fehler des Euro folgte die Verwahrlosung der politisch-kulturellen und wirtschaftlich-technischen Infrastruktur des Landes, nicht erst durch Merkel, aber unter ihr ganz besonders, die jetzt von der Ampel auf die Spitze getrieben wird. Diese verändert unter ihrer grünen Politik Deutschland nicht, sondern bringt es zum Erliegen. In absehbarer Zeit wird das, was dann von Deutschlands Wirtschaft im eigenen Lande übrig ist, nicht mehr genug abwerfen, um deutschen Politikern noch einen Platz am Katzentisch der Mächtigen der Welt einzuräumen.

In Europa zeichnet sich klar ab, was kommt. Mit Putins Krieg gegen die Ukraine sind Ostmitteleuropa und Skandinavien dabei, Westeuropa als echte Verbündete der USA abzulösen. In Polen und dem Baltikum, Finnland, Dänemark und Schweden – Norwegen war immer schon Nato-Pfeiler –, in Rumänien, Bulgarien, Tschechien, Slowakien, Slowenien, Kroatien und bald auch anderen Teilen des Balkans werden die vorgeschobenen Posten der USA errichtet. Nicht ausgeschlossen ist, dass Österreich seine Neutralität mittelfristig aufgibt, streng hält es sich ohnedies nicht mehr an sie. Ungarns Orbán weiß, wo sein Land steht, wenn es drauf ankommt; seine Taktik Putin gegenüber widerspricht dem nicht, sondern ist dem permanenten Gefecht mit der Brüsseler Eurokratie geschuldet, die er bisher noch immer ausgetrickst hat.

An der Abstimmung der UN-Vollversammlung gegen Russland finde ich nur den PR-Effekt interessant, dass sich offen lediglich Weißrussland, Nordkorea, Syrien und Nicaragua neben Russland gestellt haben. Tomas Spahn räumt den UN noch die Chance ein, sich neu zu sortieren, bevor sie überflüssig werden. Ich finde diese Riesen-Ansammlung überbezahlter Funktionäre, die von der Herrschenden Gnaden in 193 Ländern der Welt ohne jegliche Legitimation in New York, Genf und andernorts ein gutes Leben führen, schon lange überflüssig. Erinnert sei daran, dass der UN-Vorläufer Völkerbund sein Versprechen des Selbstbestimmungsrechts der Völker nie eingelöst hat. Was seither folgte, war kein bisschen besser.

Die Marktwirtschaft kam und ging mit Erhard

Der Blick in die ersten Jahrzehnte nach 1945 zeigt, dass sich praktisch alle Gesellschaften Westeuropas so ganz zwischen Moskaus Sozialismus und Washingtons Kapitalismus nicht entscheiden wollten. Der Grund ist sehr einfach: Mit kleinen Ausnahmen war Europa von den wirtschaftlichen Strukturen her nie kapitalistisch, nie dem freien Markt zugewandt. Vom Merkantilismus zum Staatsmonopolistischen Kapitalismus (StamoKap) führt eine gerade Linie.

Die Marktwirtschaft, die Ludwig Erhard nur auf Adenauers Druck hin „Soziale“ als PR für Gewerkschaften und SPD nannte, konnte in der Bonner Republik ein – wenn auch nur kurzes – Gastspiel geben, weil Briten und Amerikaner dies möglich machten. Etabliert in der politischen Kultur der Bundesrepublik hat sich marktwirtschaftliches Denken nie – vor allem nicht in Bildung und Wissenschaft. Was von Marktwirtschaft nach Großer, „sozial-liberaler“, „christlich-liberaler“ und rot-grüner Koalition übrig war, verschwand in der Berliner Republik im EU-Euro-Zentralismus, dem Merkantilismus unserer Tage.

Als der verdeckte Krieg um die Ukraine in ihrem Osten nach der Annexion der Krim begann, war in Washington zwar klar, dass die USA und die dazu fähigen Nato-Staaten die Ukraine mit Ausrüstung und Ausbildung militärisch und dem Geld der EU, für das Deutschland aufkommt, unterstützen, allerdings auf einem Level, den Putin nicht für bedrohlich halten würde. Das hat sich mit der offenen russischen Offensive geändert. Die maßgeblichen US-Strategen sind sich seit langem einig – vor, während und nach Trump –, dass die Frage nach der Weltmacht mit China ausgetragen werden muss, nicht mit Russland.

Putin mobilisierte die USA

Putin hat unabsichtlich, aber nachhaltig die Herrschenden am Potomac früher zur Jagd getragen als dort beabsichtigt. Ob Washington bei der nun eingeschlagenen Gangart bleibt oder sie verstärkt, weiß ich natürlich nicht. Ich vermute: So lange die Ukraine militärisch weiter erfolgreicher ist als Russland, wird sich am Grad des US-Engagements, also der langsamen Steigerung militärischer Lieferungen, nichts Gravierendes ändern, bei Rückschlägen der Ukraine aber sehr wohl.

Anders ausgedrückt: Die USA wollen Putins klare Niederlage im Ukraine-Krieg. Die auch aus den UN immer wieder genannte Option einer diplomatischen Verhandlungslösung, nicht zwischen Kiew und Moskau, sondern zwischen Washington und Moskau, gehört zu den vielen UN-Geräuschen, die folgenlos bleiben. Washington will sich auf die Auseinandersetzung mit Peking konzentrieren können: Also darf Putin in der Ukraine nicht gewinnen.

Zu der oben genannten Verlagerung der maßgeblichen Kräfte von West- nach Ostmitteleuropa und Skandinavien gehört auch die Ukraine, deren Armee sich als einzige im tatsächlichen Krieg, nicht im Manöver wie die anderen, als einsatzfähig erwiesen hat. Ob die Ukraine formell Mitglied der Nato wird, oder wann, ist unerheblich. Die USA werden sich ohnehin nicht auf die Nato-Struktur verlassen, sondern auf jene Staaten, auf die innerhalb der Nato und außerhalb Verlass ist.

Zwei Handvoll TE-Leser kommentieren den Ukraine-Krieg auf der Darstellungslinie Putins, ebenso viele auf jener Selenskyjs. Der Ton ist oft so, dass die Moderatoren bei TE solche Kommentare nicht freischalten können. Natürlich kommentieren auch TE-Leser, die sich kritisch und abwägend mit der Propaganda aus Moskau und Kiew befassen. Aber sie sind weniger als die eindeutig Festgelegten. Vermutlich ist diese Meinungsverteilung ebenso repräsentativ für die schweigende große Mehrheit unter TE-Lesern wie insgesamt im Lande. Ich weiß nicht, wie der Ukraine-Krieg ausgeht, aber bin sicher, dass Putins Russland danach in jeder Hinsicht deutlich schwächer sein wird als vorher – und die USA in ihrer Auseinandersetzung mit China freier.

Schwierigkeiten habe ich mit jenen Lesern, die ernsthaft meinen, Putin würde die westlichen Werte verteidigen, die der aus den USA stammende Wokismus dort und in Europa bekämpft. Dass der Wokismus, nicht zuletzt in Gestalt der Grünen und von ihnen zeitgeistig befehligten Hilfstruppen von Roten, Gelben und Schwarzen die alte politische Kultur des Westens und seine Wirtschaftsordnung jeden Tag schädigt, weiß jeder, der die Augen offen hält und seine Meinung nicht aus Regierungsmedien bezieht. Dieser Kulturkampf wird und muss im Westen diesseits und jenseits des Atlantiks ausgetragen werden. In Russland gibt es Kräfte, die in diesem Kampf für die alte politische Kultur des Westens auf der Seite von Freiheit und Recht stünden. Aber genau diese Kräfte hat Putin zum Schweigen gebracht. Putin will ein zaristisch-sowjetisches Reich – Russland in den Grenzen seiner historisch größten Ausdehnung. Wer das nicht sieht, mit dem ist schwer reden.

America First

Natürlich vertritt Washington mit seiner Unterstützung der Ukraine gegen Russland die Interessen der USA, ganz im Sinne von Trumps America First. Die USA tun wie alle Staaten nichts für andere aus Liebe oder wegen gemeinsamer Werte. Staaten haben keine anderen Staaten als Freunde. Solche Sprüche sind Propaganda wie alles, was UN, EU und nationale Regierungen jeder Bauart auch verkünden. Die UN vertreten keine gemeinsamen Werte – welche auch bei 193 überwiegend autoritär bis totalitär regierten Ländern? Die EU hat keine gemeinsamen Werte, bitte in die Mitgliedsländer schauen. Da hat mich nichts überrascht. Das war schon immer so und wird so bleiben, solange die Leute es mit sich machen lassen. Man verschone mich also bitte mit Glaubensbekenntnissen aller Art. Ich bilde mir meine Meinung selbst und brauche keine Wegweisung.

So, wie sich in den frühen 1950ern schnell der Glaube durchsetzte, dass sich westlich des Eisernen Vorhangs gut leben lässt und auf diese Art von Stabilität auf „ewige“ Zeit Verlass wäre, so sehr war die große Mehrheit der Westdeutschen und Westeuropäer davon überzeugt, dass es nie wieder so etwas wie eine deutsche Wiedervereinigung geben würde. Kaum fiel die Berliner Mauer, verbreitete sich im ganzen Westen der Glaube daran, dass nun der ewige Friede unter wohlwollender Aufsicht der USA angebrochen wäre.

Was dann nach kurzer Zeit kam, wissen alle: Afghanistan, Irak, Syrien und so weiter. Spätestens ab 2010 konnte jedem Aufmerksamen klar sein, dass die alte, von den Appeasement-Predigern totgesagte Geopolitik wieder da, ja nie weg war. Aber das eigentliche Ereignis unserer Zeit ist, dass sich der als extremer Systemgegner angetretene Teil der Friedensapostel, die Grünen, zu Freiheitsunterdrückern im Inneren und draußen zu Feldpredigern im Ukraine-Krieg verwandelt haben. Ich warte auf das Bild von Annalena Baerbock als Jeanne d’Arc an der Spitze der ukrainischen Armee gegen Putins russische Truppen.

Westeuropa außen vor

Europa ist zurzeit quer durch alle Gesellschaften geteilt in jene, die an den Sieg der Ukraine glauben, und jene, die sicher sind, dass am Ende Putins Russland gewinnt. Ich halte es für unausweichlich, dass wegen der Vernichtung der politisch-kulturellen und wirtschaftlich-technischen Infrastruktur durch die grün-rot-gelb-schwarze politische Klasse Deutschland und Westeuropa als Ort des wirtschaftlichen Wohlstands und der zivilisatorischen Innovation von geografischen Zonen in Osteuropa, rund um Israel, in angelsächsischen wie skandinavischen Ländern, ja und denen am ostasiatischen Rand von Japan bis Vietnam, abgelöst wird.

Die Meisten gewöhnten sich an die ewige Ost-West-Teilung, an die Mauer und den Kalten Krieg, den immerwährenden Wohlstand, dann an den „ewigen“ Frieden – und nun tritt der Ukraine-Krieg hinter die „Weltrettung“ durch die politische Steuerung des Wetters – Klima genannt – zurück. Bis dieser Glaubenskrieg vor den Folgen Politik-gemachter Blackouts in den Hintergrund tritt, dauert nicht mehr lange. Währenddessen werden schon mehr Sozial-Einwanderer in diesem Jahr ins Land gelassen als 2015 – die tatsächlichen und sich als solche ausgebenden Flüchtlinge aus der Ukraine nicht mitgezählt.

Anders formuliert: Während sich die schweigende Mehrheit in der frühen Geschichte der Bundesrepublik immer „nur“ an einen „ewigen“ Zustand nach dem anderen gewöhnte, steckt sie heute gleich mehrere tatsächliche und vermeintliche Krisen zugleich resignierend bis gleichgültig weg. Das Erwachen wird umso schmerzlicher sein, die Umstände umso chaotischer. Aber offensichtlich führt kein anderer Weg zur Läuterung.

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Kommentare ( 66 )

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Alexis de Tocqueville
1 Jahr her

„Schwierigkeiten habe ich mit jenen Lesern, die ernsthaft meinen, Putin würde die westlichen Werte verteidigen, die der aus den USA stammende Wokismus dort und in Europa bekämpft. … Putin will ein zaristisch-sowjetisches Reich – Russland in den Grenzen seiner historisch größten Ausdehnung. Wer das nicht sieht, mit dem ist schwer reden.“ Inwiefern widerspricht sich das bitte? Wäre ich jetzt für die Rückgabe Pommerns und Schlesiens, wäre ich damit doch nicht automatisch gegen Rechtsstaatlichkeit und Marktwirtschaft. Es sind vor allem solche mainstreamartigen Unterstellungen,welche die Diskussion so schwer machen. Erst wird einem eine Position in den Mund gelegt, die man gar nicht… Mehr

Kassandra
1 Jahr her

Was die Frage aufwirft, wer westliche Werte überhaupt noch verteidigt. Orban?
Wäre ein bisschen wenig, wenn nur er noch für unsere Kultur einstünde.

Johann Thiel
1 Jahr her

Interessante und gute Lagebeschreibung Deutschlands, jedoch eine an den üblichen offiziellen Narrativen haftende Positionierung Russlands, sowie die bekannte verkürzte Sichtweise zur Entwicklung des Konflikts mit der Ukraine. Leider bietet Herr Goergen in Sachen Russland diesmal keine neuen Impulse und Sichtweisen, wie man es sonst bei sehr umstrittenen Themen von ihm gewohnt ist. Damit bieten TE und seine Autoren ein geschlossen einseitiges Bild des Ukraine-Konflikts, welches nur durch den Kommentarbereich die notwendige Differenzierung erhält.

Warte nicht auf bessre zeiten
1 Jahr her

Weitgehende Zustimmung. Was mir etwas zu kurz kommt in dem Artikel ist die Tatsache, dass die USA eine hochattraktive Imperiumskultur hatten bzw. in Teilen noch haben. Diese Kultur trug die inneren Widersprüche der USA in sich und trug sie mit der Kultur auch in die kulturell „eroberten“ Gebiete, nicht zuletzt nach Deutschland. Der Anti-Amerikanismus der „68er“ hatte Wurzeln in der neueren deutschen Geschichte wie er auch an subkulturelle Strömungen in den USA anknüpfen konnte. Der Sieg dieser Subkultur durch den Gang durch die Instituionen bzw. deren Kommerzialisierung hat die USA und den Westen und Deutschland verändert. Eine nach aussen attraktive… Mehr

J. Werner
1 Jahr her

Leider nur allzuwahre Analyse . Überbewertet wird meiner Meinung nach das beĺlizistische Gehabe einer Annalena Baerbock oder eines Anton Hofreiter . Das sind und bleiben alles blutleere Sprüche ohne Substanz. Zeigen Sie mir EINE oder EINEN Grünen, der eine Waffe bedienen oder benutzen könnte. Allenfalls für einen Suizid .Da gab es ja den General B. , der seine Frau ,eine ehemalige Friedensaktivistin ,mit in den Freitod nahm . Somit bleibt festzustellen, daß keinerlei militärische Aggressivität, geschweige denn Verteidigungsbereitschaft von den verwöhnten Wohlstandsgrünen und ihren Epigonen in den anderen „Parteien “ und in der „Zivilgesellschaft“ ausgeht .Sie sind tatsächlich nur „woke“… Mehr

Niklot
1 Jahr her

„Das Erwachen wird umso schmerzlicher sein, die Umstände umso chaotischer. Aber offensichtlich führt kein anderer Weg zur Läuterung.“ Deutschland glaubt wie immer an den Endsieg z. B. über den Klimawandel, Rassismus, Machoismus, Armut in der Welt, und muss dann einen Untergang erleben, um wieder in der Realität eingenordet zu werden. Keine Ideologie ist simpel genug, als dass die Deutschen dieser nicht auf den Leim gehen würden.

GermanMichel
1 Jahr her

„und die USA in ihrer Auseinandersetzung mit China freier.“

Wer hat China groß gemacht? Chinesische Ingenieure ausgebildet, westliches Know How exportiert?

Die USA. Oder vielmehr die US Eliten die dabei „filthy rich“ wurden, denn die Jobs der US Arbeiter gingen nach China, und sie würden zu (nicht nur) „White Trash“.

Dieser Konkurrent wurde von den USA aufgebaut, und jetzt ist der Machtkampf unvermeidlich? Keiner hätte das kommen sehen können? Wer soll das glauben?

Warte nicht auf bessre zeiten
1 Jahr her
Antworten an  GermanMichel

Die größte Bedrohung für den Westen und die USA war bis in die 70er Jahre hinein die Sowjetunion. In dieser Zeit haben die USA China als Konkurrenten der Sowjetunion gebraucht, jetzt ist China die größte Gefahr. Aber so ist es manchmal, um eine Etappe zu gewinnen muss man sich mit künftigen Feinden verbünden. Manchmal hat man nur die Wahl zwischen Pest und Cholera, wie etwa auch bei den Mujahedin in Afghanistan unter der sowjetischen Besetzung. Ich bin mir im übigens sicher, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen dem Abzug der USA aus Afghanistan und den Ereignissen in der Ukraine gibt.

Franz Grossmann
1 Jahr her

Fritz Georgens Beitrag ist leider in weiten Teilen nicht nachvollziehbar. Er schreibt u.a. :“Die USA wollen Putins klare Niederlage im Ukraine-Krieg“. Dafür haben die USA bisher ungefähr 70 Milliarden USD an die Ukraine überwiesen und die Ukraine militärisch massive aufgerüstet. Es wird damit klar, wer der Haupttreiber des Ukrainekrieges ist. Das sind eindeutig die USA. Falls dies gelingen sollte, wollen sie sich ihren Hauptgegner, China, vornehmen. Wenn China der Hauptgegner ist, dann wäre es doch sinnvoller, mit Russland als Verbündeten zu kooperieren und China von der billigen Energiezufuhr aus Russland abzuklemmen. Vor Joe Biden haben schon Napoleon und Hitler versucht,… Mehr

GermanMichel
1 Jahr her
Antworten an  Franz Grossmann

USA hat die Maske fallen lassen, genau wie den Frontstaat Westdeutschland.

Das Problem ist die totale Verrottung der USA auf allen Ebenen, die jegliche Legitimation des US Weltherrschaftsstreben zerstört (ganz anders als in den Hochzeiten der USA im 20 Jahrhundert).

H. Priess
1 Jahr her

Werter Herr Georgen, welche Gedanken ich über die Großmachtfantasien, die sie Putin andichten, habe ich schon weiter unten geschrieben. Ich stimme ihnen in den meißten Punkten zu. Der Abstieg der EU in die vierte Regionalliga der wichtigen Staaten ist vorprogrammiert. Wir, und damit meine ich nicht nur Deutschland, geilen uns an unseren „Werten“, unsere „Sendungsmission“ zur Rettung der ganzen Welt auf, während die internationale Musik schon längst wo anders spielt. Das Ziel der USA, Russland soweit zu schwächen, daß es zu keiner Gegenwehr mehr in der Lage ist, Bearbock: wir werden Russland so weit ruinieren, daß es zu keiner Angriffshandlung… Mehr

Babylon
1 Jahr her
Antworten an  H. Priess

Nicht viel anders als am Vorabend des amerikanisch/japanischen Krieges, WKII als dessen pazifischer Teil, der mit massiven amerikanischen Sanktionen begann, worauf die Japaner mit Pearl Habour anworteten und damit die Spannungen auf eine millitärische Ebene hoben, mit dem bekannten Ergebnis 1945 als Japan seine imperialen Träume begraben mußte und Teil der amerikanischen Einflussspäre wurde.

Marc Greiner
1 Jahr her

Wieder mal ein klarer und in die tiefe gehender Text hier. Danke. Zwei Ergänzungen: 1. Ich glaube, dass die Nato und USA eigentlich nur noch eines diskutieren: Will man durch die Unterstützung der Ukraine russlands Zerfall hinnehmen oder nicht und wie weit darf russland zerfallen? Alles andere ist wahrscheinlich Taktik. 2. Ich sehe sehr wohl gemeinsame Werte, genannt der Westen – fussend auf jüdisch-christlicher Zivilisation, so unterschiedlicher Ansichten innerhalb der Länder man auch sein mag. Und ich hoffe zumindest, dass dies den meisten Menschen auch klar ist. Denn es gibt neben China noch eine grosse, schleichende Gefahr: Den Islam.

Werner Holt
1 Jahr her
Antworten an  Marc Greiner

„Will man durch die Unterstützung der Ukraine russlands Zerfall hinnehmen oder nicht und wie weit darf russland zerfallen?“ Ich frage mich manchmal wirklich, woher hier im Westen solche Omnipotenzphantasien kommen, NATO und USA hätten die Macht zu entscheiden, ob oder inwieweit Rußland zerfällt. Es zeugt nicht nur von Hybris oder massiver antirussischer Propaganda. Vor allem bescheinigt es verheerende Unkenntnis über das heutige Rußland, seine innere Verfaßtheit, seine innenpolitischen Verhältnisse wie auch über sein wirtschaftliches, politisches wie auch militärisches Potential. Man könnte zwar darüber lachen. Aber zugleich ist es brandgefährlich. Wenn aus Unkenntnis oder Ignoranz Entscheidungen gefällt oder die Stimmung der… Mehr