Musk löscht Epstein-Tweet über Trump

Elon Musk hat seinen brisanten Epstein-Tweet über Präsident Donald Trump wieder gelöscht. Doch der eigentliche Konflikt ist damit nicht beigelegt: Trump verfügt über zahlreiche politische und regulatorische Hebel, um Musk nachhaltig zu treffen.

Elon Musk, Tesla CEO and Senior Advisor to the President of the United States, attends a meeting with President Donald Trump and members of his Cabinet in the Cabinet Room at the White House in Washington, D.C. on March 24, 2025. (Photo by Samuel Corum/Sipa USA)

Elon Musk hat einen brisanten Tweet gelöscht, in dem er behauptet hatte, Donald Trump sei „in den Epstein-Akten“ vertreten. Damit scheint sich ein tagelanger, öffentlich ausgetragener Streit zwischen dem Tech-Milliardär und dem US-Präsidenten zunächst zu beruhigen. Ein Zwist, der sich wochenlang aufgebaut hatte, in einem großen Knall eskaliert war und der die enge Allianz der beiden abrupt beendet hat.

Zeichen auf Beruhigung?
Begonnen hatte die Auseinandersetzung beider mit einem scharfen Angriff Musks auf Trumps neues milliardenschweres Ausgabenpaket, welches Musk als „widerwärtige Abscheulichkeit“ bezeichnete und dafür kritisierte, dass es die Staatsverschuldung weiter in die Höhe treiben würde. Musk war zu diesem Zeitpunkt gerade als Leiter des US-Ministeriums für Regierungseffizienz ausgeschieden. Trumps Konter folgte prompt. Der Milliardär sei lediglich verärgert, weil einer seiner Vertrauten keine Rolle in der neuen NASA-Verwaltung erhalten habe. Zudem, so Trump, sei Musk frustriert, da das neue Gesetz milliardenschwere Steuervergünstigungen für Elektrofahrzeuge, und damit für Musks Tesla-Konzern, streichen werde.

Dabei ließ der Präsident es nicht bewenden. In einem Treffen mit Bundeskanzler Friedrich Merz im Oval Office attestierte er Musk gar ein „Trump-Derangement-Syndrom“ und äußerte sich insgesamt „sehr enttäuscht“ über den Unternehmer. Musk schlug recht unmittelbar zurück: in gewohnter Manier über die Plattform X. Ohne ihn hätte Trump die Wahl im vergangenen Jahr verloren, so seine Behauptung. Und: Die Demokraten würden heute das Repräsentantenhaus kontrollieren, im Senat stünde es 51:49. „So viel Undankbarkeit“, kommentierte Musk.

Doch es sollte dann sein nächster Post sein, der weltweit für Aufsehen sorgte. Musk schrieb: „Zeit, die wirklich große Bombe platzen zu lassen: Donald Trump ist in den Epstein-Akten. Das ist der wahre Grund, warum sie nicht veröffentlicht wurden. Schönen Tag noch, DJT!“ Belege für diese schwerwiegende Behauptung blieb Musk jedoch schuldig. Trump und der verstorbene Sexualstraftäter Jeffrey Epstein verkehrten in den 1980er und 1990er Jahren in denselben New Yorker Gesellschaftskreisen, gemeinsame Partyfotos sind bekannt. Doch mehr ist öffentlich nicht belegt. Zudem ist es wenig nachvollziehbar, dass Trump belastende Dokumente und Belege bisher noch nicht aus allen Kanonen gefeuert verwendet worden wären.

Im Februar hatte US-Justizministerin Pam Bondi angekündigt, die Epstein-Akten zu veröffentlichen. Die freigegebenen Dokumente enthielten jedoch überwiegend Informationen, die bereits öffentlich bekannt waren. Der Schlagabtausch zwischen Musk und Trump hatte derweil weitere Eskalationsstufen erreicht. Musk kündigte an, er werde sein Dragon-Raumfahrzeug, das für NASA-Missionen zur Internationalen Raumstation eingesetzt wird, außer Betrieb nehmen. Trump wiederum drohte, sämtliche Regierungsverträge mit Tesla und SpaceX zu beenden: „Der einfachste Weg, Milliarden einzusparen, ist es, Elons staatliche Subventionen und Verträge zu streichen.“ Parallel kursierten Berichte, Trump erwäge sogar, seinen eigenen roten Tesla zu verkaufen oder zu verschenken. An der Börse reagierten die Anleger nervös: Tesla-Aktien stürzten am Donnerstag um 14,3 Prozent ab – ein Verlust von rund 111 Milliarden Pfund an Unternehmenswert.

Der öffentliche Streit spielte sich unter anderem minutiös auf Musks Plattform X ab. Innerhalb weniger Stunden postete Musk mehrfach: Zunächst, dass Trump ohne seine Unterstützung die Wahl verloren hätte. Weiter die Forderung nach einer neuen politischen Partei. Als Reaktion erklärte Trump auf Truth Social, Musk sei inzwischen „abgenutzt“. Darauf folgte Musks explosive Epstein-Behauptung.

Ein Regierungsbeamter sprach in diesem Zusammenhang von einem „klaren Anfall“ Musks. Trumps ehemaliger Berater aus seiner ersten Amtszeit, Steve Bannon, forderte sogar eine sofortige Überprüfung von Musks Einwanderungsstatus und dessen Ausweisung.

Inzwischen hat Musk den umstrittenen Epstein-Post gelöscht. Auch von seiner Drohung, das Raumschiff Dragon stillzulegen, ruderte er auf Nutzeranregung öffentlich zurück: „Guter Rat. Okay, wir werden Dragon nicht außer Betrieb nehmen.“

Ganz beendet scheint der Feldzug des Tesla-Chefs jedoch nicht: Oben auf seinem X-Profil hält Musk weiterhin eine Umfrage angeheftet, in der er für die Gründung einer neuen politischen Partei in den USA wirbt. Seine Botschaft dazu: „Das Volk hat gesprochen. Amerika braucht eine neue politische Partei, um die 80 Prozent in der Mitte zu vertreten! Das ist Schicksal.“

Man darf gespannt sein, wie es weitergeht. Die grundsätzliche tiefe Auseinandersetzung über die konträren Ansichten zur „Big Beautiful Bill“ sind nicht aus der Welt.

Wie weit kann aber Donald Trump gehen, um Elon Musk zu treffen? Der Economist beschreibt nüchtern, wie groß das Drohpotenzial des US-Präsidenten gegenüber dem Tech-Milliardär tatsächlich ist. Öffentliche Drohungen wie die Kündigung sämtlicher SpaceX-Regierungsverträge klingen zunächst unrealistisch – die US-Regierung ist massiv von Musks Starlink-Satelliten und SpaceX-Raketen abhängig. Auch die angedeutete Verstaatlichung seiner Firmen oder der Entzug der Staatsbürgerschaft wären rechtlich kaum durchsetzbar.

Doch Trump verfügt über wirksamere Hebel. Schon jetzt sind Musk und seine Konzerne Ziel von 65 anhängigen oder drohenden Verfahren durch elf US-Bundesbehörden; von mutmaßlich falschen Angaben bei Teslas Autopilot über Tierschutzverstöße bei Neuralink bis zu Gesetzesverstößen bei SpaceX-Starts. Solche Verfahren ließen sich mit politischem Willen problemlos verschärfen oder beschleunigen und könnten Musk geschäftlich empfindlich treffen.

Der Milliardär weiß das. Nicht umsonst ruderte er rasch zurück und kündigte an, das Dragon-Raumschiff doch nicht stillzulegen. Ein klares Signal der Deeskalation. Er bewegt sich in einem Geflecht politischer Abhängigkeiten, die ihn verletzlicher machen als er es öffentlich zeigt.

Das Kalkül hinter der Trump-nahen Drohkulisse ist klar: Wer sich loyal verhält, kann auf Schutz hoffen. Wer ausschert, muss mit voller juristischer Härte rechnen. Elon Musk könnte bald erfahren, wie kalt es außerhalb dieses Zirkels werden kann. Für ihn ist es keine Frage politischer Eitelkeit, sondern existenzieller Geschäftssicherung.

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Kommentare ( 32 )

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Sonny
15 Tage her

Musk dachte eben, dass der Schwanz mit dem Hund wedeln kann. Die angeregte, neue Partei der Mitte kann er ja dann auf dem Mars gründen.
Man sollte niemals die Lebenserfahrung eines Donald Trump unterschätzen. Der hat genügend Frontalangriffe überstanden und trotzdem wählten ihn die Menschen zum Präsidenten. Weil es eben um mehr geht als um kleinmütige Selbstdarstellung.

Aegnor
15 Tage her

Naja – Trump und Musk haben einiges was sie eint – aber mindestens genausoviel was sie trennt. Allein schon Tesla (steuerlich begünstigte BEVs – bevorzugt von der reichen Ostküsten-/Kalifornien-Schickeria gefahren) passt überhaupt nicht ins politische Konzept von Trump. Auch ist Musk plitisch ein Liberaler (Libertärer), was Trump vielleicht persönlich auch sein mag, aber er reitet politisch auf dem konservativen Pferd. Ein weiterer Streitpunkt ist das nur langsame Vorankommen der „Entwokisierung“. Es war zwar klar, dass der von den Democrats gekaperte und reichlich ausgestattete Deep-State da mit Zähnen und Klauen gegenhalten wird – aber man hätte sich doch ein bisschen mehr… Mehr

Kuno.2
15 Tage her

Das Grundproblem ist, dass Trump den anfänglich besprochenen Weg der „Östereichischen Schule“, also Sparsamkeit und hohe Zinsen um den Bankrott der Währung zu vermeiden) nicht gehen will. Weitere Billionen Dollars weisen in die völlig andere Richtung die Argentinien erfolgreich geht.

Holger Wegner
15 Tage her
Antworten an  Kuno.2

Evtl. ist ein Schuldenschnitt sowieso nötig bzw. geplant, man bringt sich in eine gute Ausgangsposition für einen Neustart und mit starkem Militär kann auch niemand seine Forderungen eintreiben

Haba Orwell
15 Tage her

> welches Musk als „widerwärtige Abscheulichkeit“ bezeichnete und dafür kritisierte, dass es die Staatsverschuldung weiter in die Höhe treiben würde.

Sicherlich steigen massiv die Soldateska-Ausgaben. Versucht Trump nicht, sich als „Friedensstifter“ zu geben? Wozu also diese Rüstung?

Etliche Vasallen in Westeuropa und Ostasien werden gezwungen, 5% BIP für Soldateska auszugeben – Südkorea hat wenigstens den Mut für offenen Widerstand.

Nibelung
15 Tage her

Die Anfänge von Trump und Musk waren in Bezug auf die Sparmaßnamen der richtige Weg um einen Teil der Staatsschulden abzubauen und das Format von Mileis Aktionen hatte, bis dann einige Republikaner rebellierten, ganz vorne der scheinheilige Senator Graham, der stets gegen den Wind segelt und Druck ausübt, weil er und einige Gleichgesinnte zu sehr unter Druck stehen, aus welchen Gründen auch immer, denn der Möglichkeiten des Aufbegehrens gibt es viele, was man überall sehen kann und wer gut schmiert, kann auch mit so mancher Zustimmung rechnen. Das hindert mit hoher Wahrscheinlichkeit Trump daran, seine Vorstellungen in Fragen der Konsolidierung… Mehr

LunaMystic
15 Tage her

Musk hat alles, um auch mich zu begeistern, obwohl er ein gnadenloser Kapitalist ist, der mal mir nix dir nix seine Werke in Kalifornien schließt, um nach Texas umzuziehen. Arbeiter verdienen dort weniger und die Gesetze sind laxer.

Mit seinem unterirdischen Hinweis auf Epstein ist er für mich vorerst gestorben.

Er bringt damit Trump in die Nähe von Leuten wie Weinstein oder P-Diddy.

Last edited 15 Tage her by LunaMystic
Neuheide
15 Tage her

Trump ist der letzte unkorrumpierbare Regierungsvertreter der „westlichen“ Welt…

Memphrite
15 Tage her

Zwei Oligarchen haben Streit um Geld und Einfluss. Nix neues in einer Oligarchie.
Um Trump zu besänftigen kann Musk doch einfach für ein paar Millionen seinen Trump-Coin kaufen.
Dann kriegt er wieder Zugang zum Weissen Haus und den staatlichen Subventionen und Trumps Vermögen steigt auch wieder und er kann sich einen Privatflughafen für seinen „geschenkten“ 200 Mio Jumbjet leisten.
Win-Win für alle !

nachgefragt
15 Tage her

Ich glaube nicht, dass es da um verletzte Eitelkeiten geht. Wahrscheinlich geht es auch nicht um Geld, also Milliarden Dollar. Musk hat schon beim Kauf von X gezeigt, dass ihn ein Verlust nicht kratzt. Mein Tipp: Entweder hat Musk ein ausuferndes Drogenproblem, da wurde ja neulich etwas angedeutet, oder wahrscheinlicher: Trump hat Musk einen sehr wichtigen persönlichen Plan oder Projekt durchkreuzt. Vermutlich unbeabsichtigt. Deshalb schießt er relativ wahllos mit Vorwürfen durch die Gegend, als ob er um den heißen Brei herumeiert. Ginge es um das Gesetz, würde er sich daran abarbeiten, um die Personalie, wäre das lösbar. Musk löst Probleme… Mehr

Holger Wegner
15 Tage her

Mancher denkt schon an eine abgesprochene Show, damit der geneigte TeslaKunde etc. wieder Elon-Fan wird