Frankreich boykottiert israelische Rüstungsfirmen auf Luftfahrtmesse

Mitten in der Nacht ließ Frankreich israelische Rüstungsstände auf der Pariser Luftfahrtmesse mit schwarzen Wänden abriegeln, wegen angeblich „offensiver“ Waffen. Was die israelische Regierung als offenen Affront bezeichnet, wertet die französische Seite als Sicherheitsmaßnahme. Der diplomatische Schaden ist erheblich.

picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Michel Euler

Auf der Pariser Luftfahrtmesse in Le Bourget ist es zu einem handfesten Eklat zwischen Frankreich und Israel gekommen. In letzter Minute sperrte die französische Regierung vier zentrale israelische Aussteller – Elbit Systems, Rafael, Israel Aerospace Industries (IAI) und Uvision – faktisch aus. Ihr angebliches Vergehen: Sie weigerten sich, sogenannte offensive oder kinetische Waffen aus ihren Ständen zu entfernen, wie es eine französische Sicherheitsbehörde zuvor angeordnet hatte.

Das israelische Verteidigungsministerium sprach von einer „empörenden und beispiellosen“ Entscheidung, die in der Nacht vor Eröffnung der Messe durchgesetzt wurde, nach vollständigem Aufbau der Stände. Als Reaktion errichteten die Veranstalter eine schwarze Trennwand um die betroffenen Pavillons. Dadurch wurden die israelischen Aussteller sichtbar vom Rest der Messe, darunter auch die Stände aus der Türkei, China und anderen Staaten, abgeriegelt.

„Die Franzosen verstecken sich hinter angeblich politischen Erwägungen, um israelische Angriffswaffen von einer internationalen Ausstellung auszuschließen. Waffen, die mit französischen Industrien konkurrieren“, erklärte das israelische Verteidigungsministerium. Die Maßnahme verstoße gegen internationale Gepflogenheiten und sei nachträglich in der Nacht durchgesetzt worden, ohne Rücksicht auf zuvor abgeschlossene Aufbauarbeiten.

IAI-Präsident Boaz Levy verglich die errichteten Trennwände mit dunklen Kapiteln europäischer Geschichte: Die schwarzen Wände erinnerten ihn an „die dunklen Tage, als Juden aus der europäischen Gesellschaft ausgegrenzt wurden“. Auch Elbit-Manager Meshar Sasson warf der französischen Seite vor, unliebsame Konkurrenz zu unterdrücken: „Wenn man technologisch nicht mithalten kann, versteckt man die anderen eben – das ist alles, denn eine andere Erklärung gibt es nicht.“

Auch zwei US-Republikaner, die die Messe besuchten, reagierten mit deutlicher Kritik. Gouverneurin Sarah Huckabee Sanders sprach vor Journalisten von einer „ziemlich absurden“ Entscheidung. Senatorin Katie Britt nannte das Vorgehen „kurzsichtig“. Der französische Premierminister verweigerte bislang jegliche Stellungnahme.

Der offizielle Vorwand der französischen Regierung: Israelische Unternehmen hätten sich nicht an eine Anweisung gehalten, keine „offensiven“ Waffen zu zeigen. Drei kleinere israelische Stände ohne Hardware sowie der Stand des Verteidigungsministeriums blieben offen. Der Ausschluss betraf also gezielt die großen Rüstungskonzerne mit Konkurrenzpotenzial.

Dass es sich dabei um mehr als um Sicherheitsbedenken handelt, macht das israelische Verteidigungsministerium deutlich. Es sei „ein Versuch, Technologien auszuschließen, die mit französischen Verteidigungsindustrien konkurrieren, insbesondere in einer Zeit, in der Israel einen notwendigen und gerechten Krieg gegen regionale Bedrohungen führe.“

Der Veranstalter der Paris Air Show erklärte, man bemühe sich um eine einvernehmliche Lösung der Situation. Doch das politische Signal ist längst gesetzt: Die französische Regierung demonstriert öffentlich, dass israelische Militärtechnik nicht willkommen ist, ein Affront gegen einen langjährigen Verbündeten, den Jerusalem nicht unbeantwortet lassen dürfte.

Update: Nachdem Frankreich die israelischen Stände abgeschirmt hatte, findet sich nun der folgende nachträglich aufgebrachte Schriftzug auf den Absperrungen, den Eli David zurecht als „epic“ bezeichnet.

„Unsere Produkte sind so gut, dass die französische Regierung nicht möchte, dass Sie sie sehen“

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Kommentare ( 48 )

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Retlapsneklow
25 Tage her

Ist es so schwer zu begreifen, dass die Ausstellung von Waffen eines Landes, das gerade einen fragwürdigen Krieg mit massiver Härte führt, der (im Westen wieder einmal) nur auf nicht verifizierbaren Geheimdienstinformationen beruht, wahrlich degoutant genug ist, als dass man andere Beweggründe unterschieben müsste?

Retlapsneklow
25 Tage her
Antworten an  Retlapsneklow

Sind wir uns einig, dass Krieg ein dreckiges Geschäft ist? Wozu also überhaupt Messen für Kriegsgerät, wo die versammelten Dreckigen sich die Hände schütteln und mit ihren Fähigkeiten prahlen?

ceterum censeo
27 Tage her

Man will sich auch in Frankreich nicht mit der islamischen Community verscherzen…

Nibelung
27 Tage her

Na solche Nazis, die auch ihre heimliche Tradition hatten sich an Juden und Andersgläubigen im Laufe der Jahrhunderte zu vergehen und dabei weniger im Focus standen als die rabiaten deutschen Germanen, die nur noch büßen, was die Gegensätze offensichtlich macht und auch nicht normal ist, wenn sogar der größte Leidtragende im letzten Weltkrieg die Schandtaten verzeiht, während wir immer noch mit gesenktem Kopf herumlaufen und damit nicht mehr aus dieser Spirale heraus kommen um jemals Verzeihung zu erhalten und nur noch Hermann der Cherusker als letztes Argument übrig bleibt um nicht in der Verzweiflung zu enden. Deshalb ist der Vorgang… Mehr

extremely_fluffy
28 Tage her

Wenn es allerdings darum geht, Waffensysteme in die Ukraine zu verschenken, dürfte Frankreich als NATO Mitglied plötzlich keinerlei Probleme mehr haben, auch offensive oder kinetische Waffen israelischer Hersteller zu liefern. Vielleicht ist das deutsche Wort „Doppelmoral“ ja in Wirklichkeit doch französischen Ursprungs.

DrRobertFord
28 Tage her

Was hier »ungeheuerlich und beispiellos« ist, die Verhöhnung des Völkerrechts in diesem unprovozierten Angriffskrieg. Wer bis jetzt nicht verstanden hat, dass Netanjahu ein Faschist ist, der über Leichen geht – auch über die des eigenen Volkes, dem ist nicht mehr zu helfen. Wer den Iran schon abschreibt, könnte sich ebenfalls täuschen. Das Land hat zehnmal so viele Einwohner wie Israel, Rohstoffe, eine solide Industrie und einige neue Verbündete. Das strategisch dumme Vorgehen der Israelis könnte in einem Sieg enden, wahrscheinlicher aber ist, dass der Iran bald tatsächlich nuklear bewaffnet sein wird. Er wird förmlich dazu gezwungen.

ceterum censeo
27 Tage her
Antworten an  DrRobertFord

„Unprovoziert“? Ich denke, daß Sie die ganzen Zusammenhänge in nahen Osten – willentlich? – ausblenden. Dieser „Angriffskrieg“ ist faktisch eine Konsequenz des 7.Oktobers. Warum? Weil der Iran der größte Geldgeber der Hamas ist und bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit Öl in das Nahostfeuer gießt. Ohne Iran keine Hamas (das kann die UNRWA nicht leisten) und ohne Hamas hätte es keinen 7. Oktober gegeben. Die Hamas lässt ebenfalls keine Möglichkeit aus, Israel zu provozieren (wieviele Kassam-Raketen wurden und werden auf Israel ohne Grund abgefeuert?). Da sprechen Sie von „unprovoziertem Angriffskrieg“?

RA.Dobke
27 Tage her
Antworten an  DrRobertFord

Unglaublich fragwürdig, wen hier der Kommentator so negative Bewertungen erhält. Meine Zustimmung hat er bekommen und zwar VOLL !

Autour
28 Tage her

Es ist schon interessant wie viele Kommentatoren einem geisteskranken Nachbarn der ständig öffentlich damit Prahlt sie Umzubringen eine AK zugestehen würden… ICH gehöre nicht zu dieser Art Menschenschlag die das zulassen würden, dafür ist mir MEIN Leben zu kostbar als das ich irgendwelchen Wahnsinnigen Nachbarn die ständig von meiner Auslöschung schwafeln auch noch Waffen zugestehen würde…. aber gut es spiegelt die Haltung der Deutschen recht gut wieder die Humanismus besoffen vor sich hin delieren…

Last edited 28 Tage her by Autour
Daniel Petersburger
28 Tage her

Ja in Frankreich gibt es keinen Schuldkult. Anders als beim kleinen deutschen Spiesser.

bemili
28 Tage her

Israels verstieß gegen französische Bestimmungen, daher die Absperrung. Warum ist das ein Affront? Auch andere Länder wurden abgeriegelt, Israel befand sich nun auf gleicher Stufe wie andere ungeliebte Staaten – kann man so sehen – oder? Peinlich war das jüdische Gejammer, unterstützt von republikanischen Politikern – auch das peinlich!

Johannes S. Herbst
28 Tage her

Wenn ich richtig verstanden habe, kann man die Produkte schon noch ansehen, aber man muss sich in den „TABU“bereich hineinbegeben. Da viele Muslime in Frankreich leben, wären Aktionen von Aktivisten durchaus möglich. Also kann man von Sicherheitsbedenken sprechen, Aber natürlich geht es eigentlich darum, hier ein politisches Signal zu setzen. Nun kommt es zu der Frage, wie weit das sinnvoll und zulässig ist. Israel ist ein Land, das Bürgern aufgrund ethnischer und religöser Unterschiede unterschiedliche Rechte einräumt, was bis hin zu Landnahme, Gefangennahme ohne Gerichtsurteile und im Falle Gazas bis hin zu Entzug von Wohnraum, Nahrung und medizinischer Versorgung geht… Mehr

Haba Orwell
27 Tage her
Antworten an  Johannes S. Herbst

> Würde das gegen ein europäisches Land geschehen, dann gäbe es nicht nur eine Aktion mit schwarzen Tüchern, sondern maximale Sanktionen und wahrscheinlich auch militärische Einsätze. Es sei denn, es geht um Russen – im Baltikum werden den vor Ort geborenen ethnischen Russen etliche Bürgerrechte verweigert. Gleichzeitig darf das Ukrostan Politiker anderer Länder wie Brasiliens Lula oder Fico in der Slowakei auf die Mirotworez-Todesliste setzen, ohne jegliche Konsequenzen für die Ukros. Auf Fico wurde bereits ein Anschlag verübt, mit Ukro-Spuren. Kommen polnische Politiker auf die Liste dafür, dass der 11. Juli zum offiziellen Gedenktag der banderistischen Morde im Zweiten Weltkrieg… Mehr

murphy
28 Tage her

Ist das eine Luftfahrt oder eine Waffen-Show?