Iron Beam – Israels Krieg mit Laserlicht

Was früher Science-Fiction war, ist heute Wirklichkeit: Israel setzt erstmals eine Hochenergielaserwaffe im Gefecht ein – Iron Beam. Mit 100 Kilowatt Leistung konzentriert auf eine Fläche kleiner als ein Bierdeckel durchschlägt dieser Strahl Metall, bringt Drohnen zum Absturz und sogar zur Explosion.

picture alliance / ZUMAPRESS.com | Idf Spokesperson
Einsatz der Laserwaffe als revolutionäres Abfangsystem, Israel, 29.05.2025

Zum ersten Mal in der Geschichte moderner Waffentechnik ist ein Hochenergielaser nicht nur als Prototyp getestet, sondern unter realen Kriegsbedingungen operativ eingesetzt worden: In den vergangenen Tagen kam das israelische Lasersystem „Iron Beam“ in einer abgespeckten Version gegen Drohnenangriffe des Iran zum Einsatz.

Es traf und zerstörte Dutzende anfliegende Drohnen. Damit ist Iron Beam die erste Laserwaffe weltweit, die nachweislich im Gefecht Ziele neutralisiert hat. Dies ist ein spektakulärer Schritt, der künftige Luftverteidigung komplett revolutionieren dürfte.

Die konventionelle Flugabwehr wurde erstmals punktuell durch Licht ersetzt. Wo früher Abfangraketen starteten, greift heute ein gebündelter Laserstrahl an. Dessen Energie konzentriert sich auf wenige Quadratzentimeter der Zielhülle und bringt diese in Sekunden zum Schmelzen. Der Effekt ist spektakulär: Die Drohne wird instabil, verliert Tragflächen – oder explodiert, wenn sie Sprengstoff enthält. Der Laser hat eine Leistung von über 100 KW und konzentriert Licht auf eine Fläche, die kleiner als ein Bierdeckel ist. Diese gigantische Energiedichte wirkt wie ein Schweißbrenner in Lichtgeschwindigkeit. Zum Vergleich: Das entspricht 50 Wasserkochern oder der halben Leistung eines Tesla bei „Vollgas“.

Verteidigungsminister Yoav Gallant bestätigte, dass Iron Beam nicht nur in Tests funktioniert, sondern „im aktiven Kriegsumfeld bereits eine Vielzahl feindlicher Flugobjekte zerstört“ habe. Es handele sich um ein entscheidendes System zur kosteneffizienten Luftverteidigung. Pro „Schuss“ fallen Kosten von nur noch wenigen Dollar an, während andere Systeme wie „Iron Dome“ eine Rakete für 50.000 Dollar oder mehr starten.

Auch Staaten wie USA, China, Russland und Südkorea arbeiten an Laserwaffen; doch Israel ist das erste Land, das erstmals hochenergetische Laserwaffen erfolgreich eingesetzt hatte – im Herbst 2024 gegen Drohnen von der Hisbollah an der libanesischen Grenze. Dies war allerdings noch eine abgeschwächte Version, eine endgültige Hochenergie-Version soll Ende des Jahres in Dienst gestellt werden.

Das Iron-Beam-System ist Ergebnis jahrzehntelanger Forschung und zäher Entwicklungsarbeit. Diesen „Laserschwertern“ stehen eine Reihe von physikalischen und militärischen Schwierigkeiten im Wege:

  • Leistung versus Präzision: Je höher die Laserleistung, desto schwerer wird es, den Strahl exakt auf ein bewegliches Ziel zu richten.
  • Atmosphärische Effekte: Staub, Regen, Nebel, Hitze – all das kann den Strahl streuen und die Wirkung verringern.
  • Miniaturisierung: Laserquellen, Stromversorgung und Kühleinheiten mussten auf ein transportables Format geschrumpft werden.
  • Zielverfolgung: Die Software zur Verfolgung kleiner, schneller Ziele musste mit Reaktionszeiten im Millisekundenbereich arbeiten – bei voller Integration mit Radarsystemen.

Erst seit etwa 2022 wurden mit US-Hilfe entscheidende Durchbrüche erzielt. Hochleistungslaser, ursprünglich für die zivile Materialbearbeitung entwickelt, wurden militärisch adaptiert und in modulen Strukturen getestet. Geklärt werden musste die alles entscheidende Energiefrage. Laserwaffen sind extrem energiehungrig. Hier liefern Dieselgeneratoren die Grundlastleistung. Batteriesysteme oder Superkondensatoren gleichen kurzfristige Leistungsspitzen aus und raffinierte Kühlmodule sorgen dafür, dass der Laser nach jedem Schuss betriebsbereit bleibt.

Denn ein 100-kW-Laser erzeugt beim Dauerfeuer enorme Hitze – etwa das Zehnfache eines Haushaltsbackofens, konzentriert auf einen Metallzylinder. Diese Wärmeenergie – immerhin 60 bis 70 Prozent der elektrischen Energie – muss sofort abgeführt werden. Ohne Kühlung würde der Laser nach wenigen Sekunden überhitzen und automatisch abschalten.

Hier liegt eine der größten Hürden in der Entwicklung: Wärmemanagement und Energiepufferung mussten erst auf militärisch nutzbares Niveau gebracht werden, bevor Iron Beam eingesetzt werden konnte.

Doch das ist (noch) nicht universell einsetzbar. Die effektive Reichweite liegt derzeit bei maximal 10 Kilometern. Witterungseinflüsse wie Nebel, Staub oder Regen können den Laserstrahl zerstreuen oder abschwächen. Auch gegen Hyperschallraketen oder ballistische Mittelstreckenwaffen ist das System nicht ausgelegt. Deshalb wird Iron Beam nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung zu Iron Dome und David’s Sling konzipiert – vor allem für den Nahbereich und gegen leichte Ziele in großer Zahl.

Ab 2024 begann Israel mit der Integration in taktische Einheiten – zunächst unter strenger Geheimhaltung, dann mit ersten Feldtests an der Nordgrenze. Diese Erfolge bedeuten eine neue Ära der Kriegsführung. Die verschiebt sich: Weg von sprengstoffbasierten Interventionssystemen, hin zu energiegestützter Verteidigung.

Der israelische Rüstungskonzern Rafael Advanced Defense Systems stellt Iron Beam auf der Pariser Luftfahrtmesse vor. Die beginnt heute. Das ist die erste große öffentliche Präsentation nach dem bestätigten Kampfeinsatz von Laserabwehrsystemen durch Israel.

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Kommentare ( 24 )

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Jerry
27 Tage her

Womit schiesst die Bundeswehr eigentlich? Kartoffeln? Nicht dass ich ein Waffenfan wäre, aber in Sachen Ausrüstung sieht die Bundeswehr dann noch armseliger aus als ohnehin schon. Vermutlich wird nicht einmal in dieser Richtung geforscht.

Monostatos
27 Tage her

Aha – es gibt eine neue Wunderwaffe! Hurra! „Damit ist Iron Beam die erste Laserwaffe weltweit, die nachweislich im Gefecht Ziele neutralisiert hat. Dies ist ein spektakulärer Schritt, der künftige Luftverteidigung komplett revolutionieren dürfte.“
Ich würde gerne erfahren, worauf sich das Adverb „nachweislich“ begründet. I.e. wer hat explizit den Nachweis erbracht? Bevor solch eine Information in glaubwürdiger Form, d. h. aus anderen Quellen als Israel oder dessen Verbündeten, vorliegt, klassifiziere ich die Aussagen in diesem Artikel als – in Kriegszeiten allfällige – Propaganda.

Michael Palusch
27 Tage her

Hat man hierzulande eigentlich schon davon gelesen, dass der Iran bisher mindestens drei der hochgelobten F-35 (Stückpreis mind. 160 Mio $, die BW zahlt 240 Mio.) abgeschossen hat und Israel Raketen von im Wert von rund einer Milliarde Dollar auf Scheinziele verballert haben soll?
Sicher genau so wenig wie davon, dass die größte Raffinerie Israels (60% aller Teeibstoffe) in Haifa wohl teilweise zerstört wurde.

Last edited 27 Tage her by Michael Palusch
BK
27 Tage her

Das ist doch tolle Technik, die ohne seltene Rohstoffe auskommt, die im Westen sowieso ausverkauft sind. Davon können sich deutsche Ingenieure mal eine Scheibe abschneiden. Die frickeln immer noch an alter Panzertechnik umher und wollen der Welt Windkraftanlagen mit 300 Metern Scheitelpunkt verkaufen. Innovativ ist das nicht, das ist eher Bronzezeit in der Welt von KI.

Haba Orwell
27 Tage her

Demnächst werden vermutlich Oberflächen für Drohnen und Raketen entwickelt, die Laserstrahlen in alle möglichen Richtungen reflektieren. Bei Hyperschallraketen braucht man es nicht mal – die Plasma-Umhüllung dürfte Schutz genug bieten.

Boese ist das Gute zur falschen Zeit
27 Tage her

Was kostet denn ein Schuß umgerechnet in europäische CO2-Zertifikate? Ich befürchte das wird für die Bundeswehr zu teuer.

FCK diversity
27 Tage her

Wenn die SED Buntland kriegsfähig machen und auch solche Systeme zur Drohnenabwehr anschaffen will, darf der Gegner aber nur mit Drohnen angreifen wenn der Zufallsstrom gerade „geerntet“ wird.
Klimaneutrale Panzer mit Wasserstoffantrieb, welche auch unter keinen Umständen beschossen werden dürfen fehlen auch noch.

Haeretiker
27 Tage her

„… Rafael Advanced Defense Systems stellt Iron Beam auf der Pariser Luftfahrtmesse vor. Die beginnt heute …“
Da ist Eile geboten. Denn wie TWZ bereits im Mai berichtete, soll Russland im UIkrainekrieg eine modifizierte Variante des chinesichen Drohnen-Laser Shen Nung 3000/5000 einsetzen. China soll diese Art Laser auch an den Iran geliefert haben.
Ich sehe den Einsatz von Lasern durch den IDF und die Schäden in Israel nach den iranischen Luftangriffen, auch als Zeichen des Scheiterns von Iron Dome.

Monostatos
27 Tage her
Antworten an  Haeretiker

Der Iron Dome besteht erster Linie darin, sich ggf. unter den Rock der USA zu verkriecht. Soviel mir bekannt ist, stellen jetzt die USA Tankflugzeuge für die israelischen Bomberverbände zur Verfügung. Ob das den Sieg über den Iran bringen wird, muss man sehen. Ganz sicher ist damit die Glaubwürdigkeit der USA als Verhandlungspartner maximal beschädigt. Wer soll ihnen und Trump dann noch irgendetwas glauben. Es ist wohl jetzt davon auszugehen, dass der Deep State und die Misanthropen um Graham etc. am Ruder sind. Zumindest für die Ukraine ist diese Entwicklung ein Desaster. Und Israel hat jetzt die gesamte muslimische Welt… Mehr

Capfinistere
27 Tage her

Muss dann Deutschland seine zukünftigen Feinde bitten, nur bei Wind bzw. Sonne anzugreifen?

Michael M.
27 Tage her
Antworten an  Capfinistere

Nö, am besten gar nicht, denn mehr als „mit weißer Fahne“ winken ist bei unserer Truppe kaum drin.
Zum Glück stimmt wenigstens die Haltung 😉🥳🙈.

Last edited 27 Tage her by Michael M.
Hutten
27 Tage her

Also, wenn man sich die verheerenden Schäden der iranischen Treffer, insbesondere in Tel Aviv, anschaut, dann ist es mit dem Ironbeam aber auch nicht soweit her.