Kirchen in ihrer selbstaufgestellten Falle

Für die Kirchen scheinen Evangelium und „Kampf gegen Rechts“ eins zu sein. Diese unchristliche Verschmelzung von Evangelium und Politik führt mittlerweile dazu, dass sich die Kirchen nicht nur mit 12 Millionen AfD-Wählern anlegen, sondern auch noch mit 18 Millionen Merz-CDU-Wählern.

IMAGO / epd

Die evangelische und die katholische Kirche sind beide strikt auf Anti-Rechts-Kurs. Sie verurteilen die AfD als Ganze ohne jegliche Differenzierung, als ob es kein einziges gutes Haar an der AfD gäbe. Durch diese unvernünftige, fast schon hysterische Schwarz-Weiß-Denke hängt das Wohl und Wehe der Kirche nicht mehr an Jesus Christus, sondern auch daran, dass die AfD politisch niemals auch nur an einer einzigen Stelle Recht bekommen darf. Jeder noch so klitzekleine thematische Punktsieg der AfD bedeutet eine Niederlage für die Kirche. Jetzt hat die CDU/CSU der AfD mit einer gemeinsamen Abstimmung im Bundestag einen Punktgewinn beschert. Damit geraten für die Kirchen über 50 Prozent der deutschen Wähler in den Bereich des Bösen.

Wie kann Kirche sich nur so polarisierend positionieren? Kirche ist doch in der komfortablen Situation, aus dem Glauben heraus zu allen Parteien eine fruchtbare Distanz zu haben. Statt sich auf Gedeih und Verderb an eine bestimmte politische Richtung zu ketten, kann Kirche sich auf das Evangelium konzentrieren. Und dann kann sie dankbar wahrnehmen, wie vielfältig dieses Evangelium bei den Christen in ganz unterschiedlichen Parteien Kreise zieht und gute Erkenntnisse mehr oder weniger krümelweise in allen Parteien verteilt sind.

Es gibt Christen, die etwas Gutes in der AfD entdecken. Es gibt Christen, die kaum Gutes an der AfD entdecken, die aber trotzdem die pauschale Brandmauer zur AfD für unsinnig und unchristlich halten. All diese Christen werden von den Kirchen als Gläubige zweiter oder gar dritter Klasse gemobbt. Diese Woche ist die gemäßigte CDU-Politikerin Annegret Kramp-Karrenbauer mit sofortiger Wirkung aus dem „Zentralrat der deutschen Katholiken“ (ZdK) ausgetreten, weil das ZdK tatsächlich meint, dass die CDU mit dem Zustrombegrenzungsgesetz die „Grenzen der politischen Kultur“ überschritten hätte und damit „zugleich keine politischen Probleme löst“. Wer so alternativlos und intolerant wie das ZdK um den rechten Weg in der Migrationspolitik weiß, der hat sich aus dem demokratischen Diskurs über Migration herauskatapultiert.

Das ZdK steht exemplarisch für unzählige ähnliche Stimmen aus den Reihen der beiden Besserwisser-Links-Kirchen. Der Altmeister der spirituellen Politik, Heinrich Bedford-Strohm, lehnt auf einer Demonstration „Aufstand der Anständigen“ jede Diskussion ab: „Man macht nicht gemeinsame Sache mit denen, die die Menschenwürde mit Füßen treten. Punkt.“ Diese „Punkt-Ideologie“ der vermeintlich Anständigen hat erschreckende diskursverweigendernde, demokratieverachtende und kirchenzerstörerische Züge. Für immer mehr Christen stellt sich die Frage: Warum sollten CDU-Wähler und AfD-Wähler in einer Kirche bleiben und diese finanziell unterstützen, wenn die eigene Kirche sie verschmäht und beleidigt?

Beide Kirchen werden nicht umhin kommen, ihre Positionierung im politischen Diskurs grundsätzlich neu durchdenken zu müssen. Eine grottenschlechte theologische Polit-Theorie führt zwangsläufig zu einer grottenschlechten Polit-Praxis. Es wird Zeit, dass die Kirchen mit ihren theologischen Hausaufgaben anfangen. Ohne eine durchdachte und fundierte Unterscheidung von Evangelium und Politik haben die jetzigen Kirchen keine bessere Zukunft als die damaligen „Deutschen Christen“, die ebenfalls zu keiner durchdachten Unterscheidung von Evangelium und Politik fähig waren. Die Kirchen sollte sich möglichst schnell aus ihrer Falle befreien, in die sie sich selber hineinmanövriert haben und die mittlerweile zugeschnappt hat.

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Kommentare ( 45 )

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verblichene Rose
1 Monat her

Man muss kein Staatsrechtler sein, um zumindest Teile des Grundgesetzes zu kennen. Und man muss auch kein Christ sein um zu wissen, dass eine Abstimmung im Bundestag etwas völlig normales ist. Jedenfalls in einer Demokratie. Was sich aber manche Politiker gerade heraus nehmen, spottet jeder Beschreibung eines Demokraten und den sog. (Spezial-)Christen sei empfohlen, deren Grundgesetz (Bibel) mal wieder in die Hand zu nehmen. Es erschüttert mich nämlich, dass zumindest die Kirchenleute scheinbar nichtmal mehr die Zehn Gebote kennen. Lieber Herr Zorn. In diesem Sinne tut es mir gut von Ihnen zu lesen. Aber nicht, weil ich noch wütender werden… Mehr

Rene Meyer
1 Monat her

Die beiden Kirchen agieren heute wie seinerzeit die Deutschen Christen: sie unterstützen Verhaltensweisen einer „Einheitsfront“ mit einer zunehmend totalitären Tendenz und helfen, diese zu etablieren, und dies im Wissen, dass anderen dabei geschadet wird. Die Mechanismen selbst sind heute die gleichen wie damals. Worauf es diesmal hinauslaufen wird, werden wir sehen. Gleich wird sein, dass nach den absehbaren Verwerfungen wieder keiner von etwas gewusst haben wird und jeder behaupten wird nicht mitgemacht zu haben. Grotesk ist, dass heute sehr viele von sich zu wissen glauben, dass sie damals im Widerstand gewesen wären, heute aber stramm auf Linie sind. Die Psychologie… Mehr

Dieter Kief
1 Monat her

Die Evangelischen haben sich in ihren moralistischen Höhen bequem eingerichtet: Näher mein Gott zu Dir!

  • Betonung auf MEIN.

Irgendwer wird den Kirchenvertretern mal verklickern können, dass der christliche Denkweg genau gleich ist wie alle anderen: Auch er unterliegt dem Hang zur Selbstbezogenheit derer, die ihn verkünden.

Jesus redet mit den Dieben und den Huren – Heinrich Bedford-Strohm redet nur mit Menschen, die ihm genehm sind. – Da klafft ein unchristliches Loch.
Man könnte auch sagen: Da tobt der undurchschaute kirchliche Narzissmus: WIR sind gut – die ANDERN – – sind schlecht!

W aus der Diaspora
1 Monat her

Die Kirchen in Deutschland waren bereits in den Jahren 33 bis 45 auf Seiten einer menschenverachtenden Politik. Da kann man nicht erwarten, dass diese Kirchen heute anders agieren. Der einzelne Prister/Pastor mag vielleicht selbständig denken, die Kirche als Instutution ganz sicher nicht.
Das die Kirchen in der DDR eher auf Seiten des Volks waren dürfte daran gelegen haben, dass sie das Geld direkt vom Volk bekamen und nicht vom Staat.
Heute bekommen sie alle ihr Geld wieder vom Staat und sind damit dessen Untertan.

Deutscher
1 Monat her

Die wahren Verkünder des Glaubens haften nicht Irdischem an. Mögen sie recht bald wieder in ärmlichen Gewändern predigend durch die Straßen tingeln, bar all der trügerischen weltlichen Sicherheit und frei von den korrumpierenden Annehmlichkeiten, die sie im Schoß der Kirchen fanden.

Ein Drittel der Kirchenimmobilien sind heute bereits unbenutzt, weil die Mitglieder in Scharen davonrennen. Sie stehen aber unter Denkmalschutz und kosten zusätzlich Geld. Von mir aus kann man sie abreißen.

Norbert Gerth
1 Monat her

mal wieder etwas richtig gemacht, vor 50 Jahren nicht meinem Glauben aber dieser Zeitgeistkirche den Rücken zugedreht

Carl22
1 Monat her

Lieber Herr Zorn, in den USA-Ärzteserien sagen die erschöpften Wiederbelebungskräfte, wenn auch der x-te Stromstoß vergeblich war: „Wir haben ihn/sie verloren“. Gilt Gleiches nicht auch für die evangelische Kirche in Deutschland? Was sich noch in evangelischen Gemeindekreisen tummelt, ist 80% Omas gegen rechts – ansonsten noch clevere Konfirmanden, Rinnsale an romantisch veranlagten Traupaaren und uralte Exoten/innen, die partout „kirchlich bestattet“ werden wollen. Das kirchenevangelische Fischen nach Frischgeist hat alle Zeitgeistmoden der letzten Jahrzehnte begeistert mitgemacht (ich erinnere nur ‚Gottesdienst für Tiere‘) – alles umsonst. An das Zombiechristentum der 1950er Jahre schloß sich das Nullchristentum (E.Todd) an. Derzeit – 14 Tage vor der… Mehr

Irdifu
1 Monat her

Bin seit 30 Jahren nicht mehr bereit dieses Bodenpersonalndes Himmels mit meinem sauer verdienten Geld zu versorgen .
Trennung von Polittik und Kirche ? Von wegen , die beiden Kirchen sind zu 100% zu NGO’s verkommen , die mit Religion nichts mehr zu tun haben . Selbst Bedford Strohm , der ehemalige Kirchenratsvorsitzende hat sich mit einem durch Spenden finanzierten Kahn und unter Beteiligung der Antifa als Schiffsmannschaft im Mittelmeer als Schlepper von Migranten betätigt .

Karsten Paulsen
1 Monat her

Verschiedene Freunde von mir haben christliche „Hausgemeinschaften“ gegründet oder sind in einer solchen Mitglied und praktizieren konfessionsübergreifend den christlichen Glauben einschließlich Taufe ohne jegliche Amtskirche.

H.Arno
1 Monat her
Antworten an  Karsten Paulsen

Diese feministischen Theologinnen und Links-Grünen Diener der System-Ideologie in der Kirche – braucht niemand! – Warum diese Typen Theologie studiert haben? – Für die Jüngeren , war es ein einfaches Studium, mit dem die Feministinnen anschliessend eine Macht -und Einfluss-Position hatten – ihre kruden Vorstellungen von oben herab als Glaubensinhalt zu verkünden – ohne Widerspruch von unten zu bekommen! – Bei den „älteren BRD-Theologen“, war auch immer mal die „STASI“ fördernd dabei, mit ihren Linken Theologie-Studenten, langfristig die Kirche von innen heraus zu „zersetzen“! So gab es eine Seilschaft von unten bis in die Führungsämter! Ab 1990 konnten auch offene… Mehr

Bronstein
1 Monat her

Ich bin Atheist und glaube nicht ein Mal an die physische Existenz der Person Jesus Christus. Jesus, so wie er dargestellt wird, ist ein toleranter Dissident, ein „Ketzer“ gegen den jüdischen Glauben und dessen Gebote. Eine solche Person würde derzeit keinen Platz in der Kirche finden. Nun gut, Religionsgemeinschaften sind keine Orte der Diskussion.