Zeichen der Zeitenwende

Es ist nicht das große Bild, es sind oft kleine Symptome, die den großen Umschwung ankündigen - auch bei uns. Man kann dabei zusehen, so schnell verliert die grüne Staatskirche ihre moralische Autorität.

Donald-sei-bei-uns-Trump mag sich für von Gott gesandt halten, doch er ist kein Meteor, der aus dem Weltall auf die Erde herabgestürzt ist, dort alles der Disruption aussetzt und ein neues Zeitalter einleitet. Es gibt sehr irdische Gründe für seinen Triumph. Sie sind in den Gesichtern der Demokraten zu lesen. Zwischen ungläubigem Staunen, verlegenem Grinsen und Fassungslosigkeit sehen Bill und Hillary Clinton, Obama (dessen Frau sich die Amtseinführung Trumps nicht antun will), Harris und Biden fast aus wie Gespenster aus der Vergangenheit. An ihrer Einsichtsfähigkeit ist vorläufig noch zu zweifeln.

I.

Es ist nicht das große Bild, es sind oft kleine Symptome, die den großen Umschwung ankündigen – auch bei uns. Neue Daten zeigen zum Beispiel: Die Deutschen glauben nicht mehr an die Mülltrennung! Niedergang auch hier: Nicht einmal mehr auf diesem Gebiet sind sie Weltmeister, mischen immer mehr Restmüll in die gelben Tonnen. Eine Form von stiller Anarchie? Die für den Vollzug des Verpackungsgesetzes Zuständigen schütteln ratlos die Köpfe.

II.

Man kann dabei zusehen, so schnell verliert die grüne Staatskirche ihre moralische Autorität. Neuerdings werden sie Opfer ihres eigenen politisch korrekten Denunziantentums. Das Mitleid hält sich deshalb in Grenzen mit Stefan Gelbhaar, MdB, den die feministische Inquisition per Verleumdung aus der Bundestagskandidatur gemobbt hat. Selbst die Komplizenschaft mit den Medien zeigt erste Risse. Doch die grüne Partei ist nicht einmal in der Lage, sich bei ihrem eigenen Bruder im Geiste zu entschuldigen.

III.

Darunter leidet auch der vom Messias zum Quatschkopf schrumpfende „Bündniskanzlerkandidat“. Er hat nichts dazu gelernt, verlangt Sozialabgaben auf Kapitalerträge, weigert sich zugleich standhaft, Zahlen zu nennen. „Das wird man sehen.“ Es ist die Methode Heizungshammer. Man hat es gesehen. An Trump arbeitet er sich aber ab, beantwortet dessen „Drill, Baby, drill“ mit „Burn, Planet, burn“. Die gute Nachricht ist, dass er als Menetekel ausgedient hat. Die Chefs der deutschen Energieversorgungsunternehmen, die bisher vor ihm den Boden leckten, freuen sich jetzt darüber, dass Trump mehr Erdgas liefern will. Die Idee, aus Wasser mit irrwitzigen Mengen Windstrom (der nicht zur Verfügung steht), unbezahlbaren „grünen“ Wasserstoff abzuspalten (Elektrolyse), verblasst. Es wird mehr fünffach günstigerer „blauer“ Wasserstoff aus Erdgas produziert werden, zur Freude der Industrie.

IV.

Die Energiewende bekommt eine neue Richtung. Was die grüne Klimaaußenpolitik angeht: Dank Trumps Ausstieg aus dem Pariser Klimaschutzabkommen steht plötzlich die Realität auf der Diskurs-Agenda. Dieses Abkommen diente überwiegend der moralischen Erbauung und Selbstkasteiung des Westens und richtete kaum etwas aus gegen die Hauptverursacher der Klimaerwärmung: China, Indien, Indonesien.

V.

Cem Özdemir gibt auf der Grünen Woche zu: Die erträumte „Agrarwende“ ist gegen den Markt nicht durchzusetzen. Gelungen ist nur die Zunahme der Agrarbürokratie.

VI.

Eine besonders schöne Nachricht: Der erste „Männlichkeitsforscher“ (ein gewisser Paul Scheiblhofer) warnt vor der „Gegenrevolution“. Er bezieht sich unter anderem auf einen von Trumps neuen Milliardärsfreunden, auf Mark Zuckerberg (Meta). Der findet plötzlich, mehr „maskuline Energie“ sei in Unternehmen eine nicht zu unterschätzende, willkommene „kulturelle Kraft“, weil „eine Kultur, die Aggression ein bisschen mehr zelebriert, ihre eigenen Vorzüge hat, die wirklich positiv sind“. Auch das Comeback des Testosteron hat einen Namen mit fünf Buchstaben: Trump.

VII.

Wo ist sie hin, die exzessive Verbannung „toxischer“ Männlichkeit mit all ihren Symbolen? Zuckerberg trägt neuerdings wieder Krawatten. Wetten, dass es ein neuer Modetrend wird! Sogar in Deutschland.


Unterstützung
oder

Kommentare ( 36 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

36 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
horrex
13 Tage her

Ja, es sind die kleinen Dinge, auch Indikatoren oder garnicht so weiche psychologische Faktoren genannt, die nicht ganz selten den großen Dingen/Veränderungen vorauslaufen. Es ist nicht nur die „Abnutzung von all zu häufigen geradezu hysterischenDrohungen“ die sich – nicht selten – als Bumerang erwiesen haben und erweisen. (Siehe z.B. die fortgestzten Katastrophenwarnugen der „Wetterfrösche“ die jeden Windhauch zum Sturm hochdrohen. Mit dem sonnenklaren – aber hoch gefährlichen – Ergebnis, dass niemand mehr tatsächlich reagiert, wenns mal tatsächlich stürmt.) Der Mensch ist es irgendwann mal leid, dass ihm gewisse Leute mit dem Weltuntergang wegen unsorgfältiger Mülltrennung und einem Abstraktum wie dem… Mehr

Biskaborn
13 Tage her

Auf den Punkt gebracht, Chapeau!

Michael Palusch
13 Tage her

„Es wird mehr fünffach günstigerer „blauer“ Wasserstoff aus Erdgas produziert werden, zur Freude der Industrie.“
Die Gewinnung von Wasserstoff aus Erdgas zur Weiterverwendung als Energieträger ist und bleibt energirwirtschaftlicher Irrsinn.

Retlapsneklow
13 Tage her

Es wird mehr fünffach günstigerer „blauer“ Wasserstoff aus Erdgas produziert werden, zur Freude der Industrie.

Wozu will die Industrie noch diesen Wasserstoff, wenn es dieses Erdgas gibt?

Der medial bekannte Dr. Hans Hofmann-Reinecke, promovierter Kernphysiker und anti-grün, hat in seinem Blog vorgerechnet, dass unsere Windkraftanlagen so viel Wasserstoff erzeugen könnten, dass es für den gesamten Energiebedarf unseres Straßenverkehrs reicht. Durch die Speicherbarkeit wäre das Flautenproblem gelöst.

Ein grundsätzlicher Fehler wäre es nicht, wenn fossile Energien geschont würden, nicht wegen der Klimafrage aber wegen der Endlichkeit der Resourcen.

P.Schoeffel
13 Tage her
Antworten an  Retlapsneklow

Schonung der fossilen Ressourcen ja – aber nicht um den Preis sinnloser Natur- und Landschaftszerstörung. Weder bei uns noch anderswo.

Soistes
13 Tage her

Die Zeitenwende gibt’s. Aber ihre Träger sind nicht die Biodeutschen sondern die Einwanderer. Man sehe sich nur mal die Mülltonnen in den durch Migration befruchteten Stadtvierteln an. Als jemand, der bis ca. 2000 grün wählte, kann ich ob dieser Beobachtung nur hämisch mit einem Quentchen Verzweiflung lachen.

Klaus Kabel
13 Tage her

Ich habe bisher alles getan, was den Grünen missfällt. Dies werde ich weiter tun, bis die Grünen weg sind vom Fenster. Meine persönliche Zeitenwende begann mit dem Aufstieg der Grünen und es war gut so. Ideologische Sektenträume mag ich nicht.

Retlapsneklow
13 Tage her
Antworten an  Klaus Kabel

Haben die Grünen überhaupt mitbekommen, dass Sie bisher alles getan haben was ihnen missfällt? Was war ggf. ihre Reaktion?

Dundee
13 Tage her

I. „Es ist nicht das große Bild, es sind oft kleine Symptome, die den großen Umschwung ankündigen – auch bei uns. Neue Daten zeigen zum Beispiel: Die Deutschen glauben nicht mehr an die Mülltrennung! Niedergang auch hier: Nicht einmal mehr auf diesem Gebiet sind sie Weltmeister, mischen immer mehr Restmüll in die gelben Tonnen. Eine Form von stiller Anarchie? Die für den Vollzug des Verpackungsgesetzes Zuständigen schütteln ratlos die Köpfe.“ Nein, es ist keine direkte Anarchie. Es ist das veränderte Deutschland, dass einige so so gut finden. Bei den „Deutschen“ die den Müll nicht brav trennen, ist nur der Pass… Mehr

Last edited 13 Tage her by Dundee
Sperrdifferential
13 Tage her

Die Abschaffung der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten und ihrer Pensionärsversorgung wäre die erste Voraussetzung für eine Zeitenwende in Deutschland.
Das sieht der Autor bestimmt genauso. Zwinkersmiley.

siebenlauter
13 Tage her

Auch wenn ich die Kroaten mag, die Krawatte braucht wirklich kein Comeback. Zumal sie ohnehin eher Anpassungszeichen als Männlichkeitsanzeiger ist. Ansonsten wieder topp geschrieben, Dankeschön dafür.

Icarus
13 Tage her

Herr Herles behauptet implizit nebenbei, daß die Klimaerwärmung menschengemacht sei, indem er als die Hauptverursacher China, Indien und Indonesien verantwortlich macht. Für diese unsinnige These sollte er zumindest einen Beweis liefern, wozu er jedoch nicht imstande ist.

Last edited 13 Tage her by Icarus