Das Gesetz ist beschlossen, in Kraft treten soll es in einem Jahr: Kinder und Jugendliche unter 16 werden von der Nutzung Sozialer Medien ausgeschlossen. Dient dieses Gesetz dem Kinderschutz, oder handelt es sich um Zensur durch die Hintertür? Womöglich beides.
Australien verbietet Kindern und Jugendlichen unter 16 Jahren die Nutzung Sozialer Medien. Das am Donnerstag verabschiedete Gesetz wird voraussichtlich in einem Jahr in Kraft treten. Auf den ersten Blick ein gewagtes Unterfangen – ist doch allgemein bekannt, dass das Verbotene besonders reizvoll ist, und ob Umsetzung und Durchsetzung durch Altersprüfungen gelingen werden, ist fraglich.
Sicherlich handelt es sich hier, betrachtet man die gravierenden Auswirkungen, die übermäßige Mediennutzung nicht nur auf Kinder hat, um einen beherzten Versuch, gegen Übel wie Einsamkeit, Bindungsunfähigkeit, mangelnde Konzentrationsfähigkeit, den Verlust kognitiver Fähigkeiten etc. vorzugehen.
Ja. Dennoch muss dieses Gesetz auch kritisch betrachtet werden. Da ist zum einen die Verhältnismäßigkeit: Wieder einmal soll der Nanny-Staat richten, was eigentlich seine Bürger schaffen müssten und sollten. Eltern obliegt es, die Mediennutzung ihrer Kinder zu kontrollieren – und vor allem durch gutes Beispiel vorzuleben, wie es geht.
Wenn Kinder ihren Eltern entgleiten, weil diese desinteressiert oder dauergestresst sind, wenn Erwachsene nicht für ein Umfeld sorgen, in dem Kinder Liebe, Fürsorge, Nähe und Gemeinschaft erfahren, wo sie sich gesehen und gehört fühlen, wo man miteinander Ausflüge unternimmt, sich in der nichtdigitalen Welt bewegt, und diese schätzt und genießt, kann kein Gesetz dieser Welt diesem Umstand abhelfen.
Zudem ist die Umsetzung etwa eines Smartphone-Verbots durch Eltern, auch, wenn es viel Kraft kosten mag, letztlich erfolgversprechender und effektiver als der Versuch, betrugssichere Mechanismen im Netz zu installieren. Denn die kognitiven und psychischen Probleme, die durch übermäßige Mediennutzung entstehen, machen sich ja nicht nur an den Sozialen Medien fest.
Die Apathie, mit der viele Menschen die Kontrolle und Hoheit über ihr Leben an Maschinen übergeben, ist besorgniserregend, ganz gleich, in welchem Alter. Ein verantwortlicher Umgang hingegen bringt persönlichen und gesellschaftlichen Mehrwert: Wie wertvoll ist die Vernetzung, die heute einen Jugendlichen in Windeseile mit Menschen aus anderen Erdteilen verbindet? Was früher nur über die mühsame Brieffreundschaft möglich war, braucht heute Sekunden.
Australiens Gesetz ist also keine Lösung des eigentlichen Problems, das hinter der Nutzung Sozialer Medien durch Kinder und Jugendliche verborgen liegt.
Sehr wohl aber bietet es ein Einfallstor für Kontrolle. Und hier hat die australische Regierung nicht gerade eine saubere Weste. Erst vor wenigen Tagen wurde das heftig kritisierte Desinformationsgesetz zurückgezogen – dieses hätte einer staatlichen Kontrollorganisation Kompetenzen eingeräumt, um freie Meinungsäußerung im Netz zu beschneiden. Da sich abzeichnete, dass das Gesetz keine Mehrheit bekommen würde, gab die Regierung klein bei – ein Sieg für die Meinungsfreiheit, der auf das nun beschlossene Gesetz einen Schatten wirft.
Angesichts dieses Zensurversuchs bleibt der fade Beigeschmack, dass hier womöglich nicht nur die geistige und körperliche Entwicklung von Kindern geschützt werden soll – gäbe es da nicht auch Alternativen in Form von Initiativen, Schulungen, Aktionswochen etc.? – sondern dass man den Effekt, dass hier ein signifikanter Teil der Bevölkerung pauschal von Meinungsbildungsprozessen ausgeschlossen wird, mindestens billigend in Kauf nimmt. Noch nicht davon zu reden, dass bei zuverlässiger Authentifizierung massenhaft sensible persönliche Daten ins Netz eingespeist werden müssten:
Regierungen im liberalen Westen entwickeln immer häufiger eine Allergie gegen freie Meinungsäußerung, und begründen Einschränkungen gern mit dem Kampf gegen Fake News.
Zudem ist in Deutschland die AfD die einzige Partei, die sich in nennenswertem Umfang und erfolgreich in den sozialen Medien dort bewegt, wo die jungen Leute tatsächlich sind: Auf TikTok etwa. Eine solche Einflussnahme ist völlig legitim: Jede Partei muss für sich entscheiden, welche Kanäle sie bespielt, welche Zielgruppen ihr wichtig sind.
Es ist vielsagend, dass jene Parteien, die daran gewöhnt sind, von Medien hofiert zu werden, sich davor sträuben, dort Inhalte zu bringen, wo man vor dem direkten Feedback der Nutzer nicht abgeschirmt wird. Dass solcher Einfluss dem politischen Establishment indes nicht gefällt, ist klar. Es bleibt also zu beobachten, ob hier eine Vorlage geschaffen wird, um missliebige Information von jungen Wählern fernzuhalten.
Insofern ist das australische Gesetz ein zweischneidiges Schwert: Der Schutz von Kindern und Jugendlichen vor schädlichen Einflüssen in den Sozialen Medien ist ein wichtiges Anliegen. Ob dafür ein derart massiver Eingriff in die Informationsfreiheit Minderjähriger legitim ist, darf zumindest in Frage gestellt werden.
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Ich denke, es ist ein Versuch der Zensur, wenn man sich das bisherige Verhalten der australischen Regierung ansieht. Und es wird vermutlich, wie so oft, genau den gegenteiligen Effekt haben, den sie sich wünschen.
Ist schon interessant diese Entwicklung.
Da sind diejenigen,die den Kindern ein immer früheres Wahlrecht einräumen wollen, die aber auf der anderen Seite verhindern wollen, dass sich eben jene Klientel überhaupt frei informieren kann, um zu wissen für was man eigentlich votiert mit 16.
Es scheint so, als verlören immer weitere Kreise den Überblick über das was sie tun .
Der Irrweg endet nie, denn mittlerweile dreht sich nur noch alles um sich selbst .
Es dürfte sich hier eher um eine Identifizierungspflicht für Nutzer durch die Hintertür handeln. Um sicherzustellen, daß jeder User mindestens 16 Jahre alt ist, muss man sein Alter verifizieren – was nur geht, wenn man seine Identität offenlegt. Es geht also darum, anonyme Nutzung von social media zu verhindern zur besseren Überwachung und Kontrolle. Orwell, ick hör dir trapsen. Smartphones erst ab 18 zu erlauben wäre m.E. nur logisch – schliesslich ist Porno erst ab 18, und das Smartphone hat das Pornokino eingebaut. Ausserdem finde ich es für die persönliche Entwicklung sinnvoll, sich erstmal mit richtigen Menschen in der Realität… Mehr
Wenn die 17-Jährigen Plus-X die sozialen Medien nun legitim nutzen wollen, werden Sie sich registrieren müssen und dann sich jeweils anzumelden haben. So weis man dann „Oben“, mit wem man es bei welcher Aussage zu tun hat.
Eine neue Geschäftsidee wird geboren, rent a Smart-Phone und das war es dann, wenn man den Erfindungsreichtum dabei nicht berücksichtigt.
Die haben nichts dazu gelernt, denn wer die Leute unterschätzt, macht den ersten und zugleich größten Fehler, wie alle Demagogen, die in vielen Angelegenheiten völlig unüberlegt handeln und damit der anderen Seite Gelegenheit geben sich in der Illegalität zu bewegen und die Prohibition in den USA war das beste Beispiel wo der Suff geblüht hat, obwohl er offiziell verboten war.
Die Autorin sollte einmal mit TE-Autor David Engels sprechen. Resignativ mußte er erleben, wie das scheinbar so lange gegen westliche Dekadenz und Linksdominanz resiliente Osteuropa seit ein paar Jahren mit Riesenschritten bei der woken Linksliberalilät des alten Westens aufholt und ihn dabei sogar überholt. Der Siegeszug des Linksliberalismus mit all seinen Ausprägungen wie Geburtenkrise, Hyperindividualisierung, Selbsthaß, Leistungsverweigerung, Feminisierung, Kulturrelativismus und Massenansiedlung von Armutsmigranten und eben den „sozialen Medien“ als Hauptreplikatoren dieser Trends hat mehrere Ursachen. Doch es gibt eindeutig einen Zeitpunkt, von dem man sagen konnte, daß er eine schon vorhandene Entwicklung antrieb und unumkehrbar machte. Es war jener Tag… Mehr
Regieren in Australien die Grünen?
Ich finde das gar nicht so abwegig. Wozu muss ein zehnjähriges Kind ein Smartphone haben? Ein einfaches Funktelefon, was das tut, wofür es da ist, würde völlig reichen.
Bei Australien? … Zunächst eine Zensur durch die „Hintertür“!
Da geht noch was! Man erinnere sich an die Corona Maßnahmen.
In diesem Zusammenhang, was interessiert Australien der Kinderschutz? Hat bei Corona auch nicht interessiert! Warum sollte es das jetzt tun?
Pardon, eine blauäugige Vorstellung.
Mein Gott, was soll diese ganze Diskussion? Vor 30 Jahren gab es diesen ganzen Mist nicht und es ging auch. Die Kids oder Jugendlichen sollten sich miteinander beschäftigen und was Vernünftiges tun und sich nicht in Parallelwelten flüchten und ständig in die Wischkästchen glotzen. Ohne gehts ja bei vielen gar nicht mehr. Das ganze Gedöns um Kindeswohl schon in den Kindergärten mit Fortsetzung in den Schulen, wo Schießen mit Wattebällchen schon verpönt ist, bringt eine Generation hervor, die nicht lebenstüchtig ist.
Dann wird sich beschimpft, gemobbt und sonstwas, dann ist das Trara darum nicht aufzuhalten. Man braucht das nicht.