Grönland: Weg von Dänemark hin zu den USA?

Für die USA hat Grönland einen hohen strategischen Wert. Laut einer Umfrage befürwortet die Mehrheit der Grönländer einen Beitritt zu den USA. Bei der Parlamentswahl in diesem Frühjahr spielt für die Grönländer die Unabhängigkeit von Dänemark im Wahlkampf eine wichtige Rolle.

picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Ida Marie Odgaard

Eine Mehrheit der Grönländer würde einen Beitritt zu den USA befürworten. Das ergab jetzt eine Meinungsumfrage. 57,3 Prozent der Befragten befürworten einen Beitritt Grönlands zu den Vereinigten Staaten, 37,4 Prozent lehnten einen solchen ab und 5,3 Prozent sind unentschlossen.

Inwieweit dies eine repräsentative Umfrage sein kann, ist noch offen. 416 Personen wurden dazu in Grönland befragt – von zwei Studenten aus den USA. Die grönländische Meinungsforschung ist noch etwas unterentwickelt. Dort leben nur 56.000 Einwohner. Zusätzlich hat Grönlands Premierminister erklärt, er würde gerne in den Bereichen Verteidigung und Bergbau mit den USA zusammenarbeiten.

Grönland gehört politisch zu Dänemark, das die Insel im 18. Jahrhundert kolonialisierte. Seit 1979 ist das Gebiet autonom. 1985 hat Grönland die EU verlassen. Grönländer sind somit zwar dänische Staatsbürger, aber keine EU-Bürger. 2023 hat Grönland schonmal einen Verfassungsentwurf für den Fall einer Unabhängigkeit von Dänemark ausgearbeitet.

Die Dänen haben bisher offiziell nicht über Veräußerungsabsichten geredet. König Frederik von Dänemark hat im Gegenteil zum Jahreswechsel das Königswappen Dänemarks ändern lassen. Bisher standen vier Felder mit Löwen, Kronen, Eisbär und Widder im Mittelpunkt des Wappens. Den Teil mit den drei Kronen hat Frederik entfernen lassen und dafür den Eisbären größer machen können. Der ist das Wappentier Grönlands. Damit wollte König Frederik offensichtlich deutlich machen, dass Grönland zu Dänemark gehört.

Schon früher wollten die US-Staaten Grönland übernehmen. Dies wurde immer mal wieder angesprochen. Dänemark lehnte seinerzeit das Angebot des damaligen Präsidenten Truman ab, Dänemark für 100 Millionen US-Dollar zu kaufen – in Gold. Bereits der frühere 17. US-Präsident Andrew Johnson hatte in den 1860er-Jahren überlegt, das US-Territorium durch den Kauf von Grönland und Island zu erweitern. Was damals Sandkastenspiele blieben, hatte Trump in seiner ersten Amtszeit ebenfalls angesprochen.

Bei der Parlamentswahl in diesem Frühjahr spielt für die Grönländer die Unabhängigkeit von Dänemark im Wahlkampf eine wichtige Rolle. Sie haben jedoch erklärt, an einer näheren Zusammenarbeit und Handel mit den Vereinigten Staaten interessiert zu sein.

Für die USA hat Grönland einen hohen strategischen Wert; sie betreiben in Thule einen Luftwaffenstützpunkt mit einem Raketen-Frühwarnsystem. Wichtig für die USA ist, dass sich kein anderes Land auf der größten Insel der Welt breitmacht. Trump sprach von Schiffen, die in der Region umherkreuzen und meinte damit chinesische und russische Schiffe. „Wir sind dort präsent und werden es weiterhin sein“, so wird Kremlsprecher Dmitri Peskow zitiert. Die „dramatische Entwicklung“ werde von der russischen Regierung genau verfolgt.

Trump hatte mit diesem Thema einen richtigen Riecher. Der Aufschrei dagegen ist doch etwas schräg, vor allem das Narrativ, der geborene Dealmaker Trump wolle im Zweifelsfall mit Truppen einmarschieren.

Sogar Kanzler Scholz war den armen Dänen und Inuit zu Hilfe gekommen. Noch am vergangenen Mittwoch hatte er in Richtung Trump betont, die Unverletzlichkeit von Grenzen sei ein Grundprinzip des Völkerrechts. Markige Sätze kommen im Wahlkampf gut, dachte er sich wohl. Nicht gesagt hatte er, ob er die Reste der Bundeswehr zur Grenzsicherung aktivieren wolle. Vermutlich hat man in Mar-a-Lago lauthals über den gelungenen Scherz im alten Europa gelacht.

Zuvor hat Scholz offenkundig mit der dänischen Regierungschefin, mit NATO-Generalsekretär Rutte und dem französischen Präsidenten Macron gesprochen und angefragt, wie dort das Problem gesehen wird. Ebenfalls nicht bekannt wurde bisher, ob die Dänen über das Hilfsangebot von Scholz entzückt waren. Oder ob sie ihn darauf hingewiesen haben, wie offen umgekehrt die deutschen Grenzen für eine bestimmte Art von Invasion sind.

Die französische Regierung bezeichnete Trumps Drohungen als „Form von Imperialismus“. Aber die ist vermutlich nur sauer, weil sie selbst kampflos die Länder der Sahelzone aufgegeben hat. Ein gewaltiger Ansehensverlust der einstigen Achsenmacht. Das soll Trump nicht passieren.

Anzeige

Unterstützung
oder

Kommentare ( 37 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

37 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
M. Stoll
23 Tage her

Wenn die USA wirklich Grönland „kaufen“, bekommen dann die Dänen oder die Grönländer die Dollars?

doktorcharlyspechtgesicht
23 Tage her

Viel Lärm um nichts. Die USA betreiben bereits Stützpunkte auf Grönland und können schalten und walten wie sie wollen. Rund um den Globus haben die USA hunderte von kleinen und großen Basen, inklusive A-Waffen in der BRD, obwohl die BRD den A-Waffen-Sperrvertrag unterzeichnete. Im Prinzip kann keine NATO-Regierung sich den Wünschen der USA verweigern, so einfach ist das. Schweden und Finnen haben nun auch diese Laus im Pelz, die man nicht mehr losbekommt. Man kann sich leicht vorstellen, was passiert wenn eine demokratisch gewählte Regierung in irgendeinem NATO-Land auf den Gedanken käme, die US-Truppen rauszuwerfen und die NATO zu verlassen.… Mehr

fatherted
24 Tage her

Warum eigentlich abkaufen? Die Grönländer verwalten sich weitgehend selbst…sogar eine Abstimmung in Richtung Unabhängigkeit von Dänemark ist möglich…also warum abkaufen? Volksabstimmung….Unabhängigkeit und danach Anschluss an die USA….dafür muss man keinen Cent zahlen. Im übrigen wäre es interessant wie die Dänen und die EU reagieren würden? Einmarsch von Militär zum Schutz der „Unabhängigkeit“ bei negativem Abstimmungsausgang? Jedenfalls würden die Gesichter der ÖRR Medien und der etablierten Polit-Funktionäre tief nach unten hängen….

giesemann
24 Tage her

FR eine Achsenmacht? Als Achsenmächte wurden im Krieg schließlich alle Verbündeten des Deutschen Reichs – Italien, JapanUngarnRumänien, Kroatien, Bulgarien, Slowakei, Finnland – bezeichnet.

Kaltverformer
24 Tage her

Weshalb Katar und Saudi-Arabien noch nicht daran gedacht haben die Flüchtlingsströme ein klein wenig zu ändern, ist mir ein Rätsel.
60.000 Grönländer sind in einem Jahr ganz schnell in der Minderheit, wenn ich meine Glaubensbrüder nach Grönland schicken würde und dank den Asylgesetzen hätten die Grönländer keine Chance sich zu wehren – so wie die Deutschen und Österreicher.

Sonny
24 Tage her

Interessantes Thema.
Was haben die Grönländer denn davon, dass sie zu Dänemark gehören? Ist mir nicht ganz klar.
Und wie kann man zu etwas gehören und trotzdem autonom sein?
Wäre es also beispielsweise möglich, dass Freistaaten wie Sachsen oder Bayern zu Deutschland gehören, aber autonom sind? Könnten dann Sachsen und Bayern, unabhängig vom Rest Deutschlands, aus der EU austreten?
Da spielt sich bei mir gerade ein Kopfkino ab. Mit höchst vergnüglichen Gedanken.

Marcus Tullius
24 Tage her

Die Grönländer hätten etwas an der Waffel, wenn sie beitreten würden. Sie sollten den USA ihre Rohstoffe verkaufen, nicht die ganze „Insel“ überlassen. Manhattan und Alaska und Louisina waren schlechte Geschäfte für die Indianer, die Russen und die Franzosen. Die Dänen ganz schnell verabschieden. Unabhängigkeit erklären. Nicht mit Trumps Söhnen Selfies machen, sondern weltweit auf die Suche nach Kanzleien gehen, die die rechtlichen Optionen ausarbeiten.

schwarzseher
24 Tage her

Also wenn Scholz dagagen ist, wird das nichts mit dem Anschluß an die USA.

Ali Mente
24 Tage her

Hm, da hat sich Scholz wohl ungefragt in die Angelegenheiten fremder Länder eingemischt, da müssten jetzt doch irgendwelche EU Institutionen sofort Maßnahmen ergreifen und ihn kontrollieren. Zumal ja offenbar keiner der Beteiligten etwas von dem will was Scholz da von sich gegeben hat. Die USA sind an Grönland interessiert und die Grönländer offenbar an den USA, an Scholz hat keiner Interesse. Allerdings wird seine ungebetene und unnötige Einmischung sicher in Erinnerung bleiben. Er hat doch gesehen, wie Merkel aufgrund ihrer unerwünschten und unverschämten Einlassungen in Washington aufgelaufen ist, was treibt ihn dazu die gleichen Fehler zu machen. Das war einfach… Mehr

Ralf Poehling
24 Tage her

Schönen Gruß an alle Grönländer. Wenn die USA den Dänen euer Land abkaufen, seid ihr dann unabhängig? Nö, es wechseln nur die Besatzer. Oder die Besitzer, je nachdem wie man das sehen will. Und die seid dann immer noch nicht ihr selbst. Während Dänemark Grönland weitgehend in Ruhe lässt, werden die USA die Bodenschätze nutzen wollen und ihre militärische Präsenz dort massiv ausbauen. Was euch eventuell wohlhabender machen wird, aber euer Land drastisch verändern und zu einem Primärziel der Russen machen wird. Denn Grönland ist wegen seiner Lage von enormer strategischer Bedeutung im Schlagabtausch zwischen den USA und Russland. Seid… Mehr

Angela Honecker
23 Tage her
Antworten an  Ralf Poehling

Das Grünland ist doch bereits jetzt „Primärziel der Russen“. Das ist ja einer der Hauptgründe für Trumps Idee und es wurde auch von Dänemarks Ministerpräsidentin Mette Frederiksen schon bestätigt, das die Russen sich dort oben dauernd rumtreiben. Und die Grönländer wären schutzlos den Russen ausgeliefert, wenn sie die US Thule Air Base nicht dort hätten. Es ist gut und schön, unabhängig sein zu wollen. Aber die Unabhängigkeit könnte bedeuten, das sich der Russe die Insel schneller greift, als Scholz „Ich kann mich nicht erinnern“ sagen kann.

Ralf Poehling
23 Tage her
Antworten an  Angela Honecker

Die Amerikaner haben dort doch schon eine Basis, oder nicht? Scheint nicht zu helfen gegen die Russen. Im Gegenteil…
Mal abgesehen davon: Wenn Grönland dänisches Territorium ist, warum sichert dann nicht Dänemark bzw. die EU dort ab?