Hamburger Alstervergnügen abgeschafft: Nicht mehr sicher genug? Poller zu teuer?

Diese reinen Fress- und Trinkmeilen hätten Jahr für Jahr an Attraktivität nicht nur für die Veranstalter, sondern noch mehr für die Hamburger und ihre Besucher verloren.

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Also erst einmal erstaunt es doch sehr, dass sich für Hamburg kein Veranstalter finden lassen soll, der ein traditionelles und Jahrzehnte altes Stadtteilfest mit zuletzt immer noch hunderttausenden Besuchern über mehrere Tage organisieren mag. Wie kann es sein, dass das Hamburger Alstervergnügen endgültig Geschichte ist?

Was stirbt als nächstes, der Hafengeburtstag, die Harley-Days oder der Schlagermove und irgendwann dann final nächtliche Ausgangsperren für die angesagten Vergnügungsmeilen der Stadt oder gleich für ganz St. Pauli samt Reeperbahn? Woran liegt’s?

Der bisherige Veranstalter hat die Flinte ins Korn geworfen und ist auch telefonisch nicht mehr erreichbar. Im Internet wird in roter Warnschrift für das Unternehmen vermeldet, was auch für das Alstervergnügen gelten soll: „Dauerhaft geschlossen“.

Aber was waren die Gründe und warum wurden keine neuen Veranstalter gefunden, wo sich theoretisch viele andere Städte um so einen Publikumsmagneten reißen und das Zustandekommen bestimmt entsprechend subventionieren würden?

TE telefoniert mit der Pressestelle des Hamburger Bezirks Mitte. Hier scheint man gar nicht zu bedauern, dass der Veranstalter abgesagt hat. Denn schon in 2018 war das Hamburger Alstervergnügen ausgesetzt worden. Dieses Jahr wurden die Sicherheitskosten als Hinderungsgrund angeführt, ebenso, wie leider kein Hauptsponsor gefunden wurde, was deutlich erheblicher für die Veranstalter gewesen sein soll.

Tatsächlich sind die Kosten für die unsäglichen Anti-Attentat-Poller gestiegen, die Pressestelle spricht von einer fünfstelligen Summe, aber hier hätte sich die Stadt beteiligt, wird versichert. Das Alstervergnügen, das früher einmal Hunderttausende auf die Straße lockte, soll laut Pressestelle vor allem auch deshalb gestorben sein, weil sich diese Konzepte überholt hätten.

Diese reinen Fress- und Trinkmeilen hätten Jahr für Jahr an Attraktivität nicht nur für die Veranstalter, sondern noch mehr für die Hamburger und ihre Besucher verloren.

Involviert sei man hauptsächlich noch beim Hafengeburtstag, der sei gesetzt. Im Übrigen gäbe es da noch den quasi übergeordneten „Eventausschuss Hamburg“, der das alles planen und entscheiden würde.

Der Veranstalter des Alstervergnügens hatte die Flächen bisher von der Stadt gemietet und dann eben weitervermietet an die Aufsteller. Dafür musste er alles organisieren, ein Bühnenprogramm machen und beispielsweise Toiletten aufstellen gegen Wildpinkler usw.. Der Hamburger Bezirk Mitte teilt telefonisch weiter mit, er sehe das in dem Falle sogar recht leidenschaftslos. Die letzten Jahre sei das für den Bezirk sowieso nur ein Plus-minus-null-Geschäft gewesen.

Was noch einmal diese Sicherheitspoller angeht, da habe der Veranstalter auf der letzten Veranstaltung in 2017 große Wassertanks angemietet, die diese Aufgabe gut erfüllt hätten. Aber an den Kosten hätte sich die Stadt wie gesagt auch 2019 wieder beteiligt.

Möglicherweise gilt das für eine Reihe von Stadtfesten: Aber zumindest für dieses nun nicht mehr stattfindende Mega-Event in Hamburg entbehrt es einer Grundlage, zu behaupten, dass veränderte Sicherheitsauflagen zum Ende des Alstervergnügens geführt hätten. Möglicherweise sind die Besucher auch die immer gleichen Pagodenzelte überdrüssig, wo früher noch individuelle Anbieter sich gegenseitig an Originalität überbieten wollten und um den besten Umsatz wetteiferten.

Hier an der Alster hat sich ganz undramatisch eine Tradition einfach überlebt. Viele Menschen kennen diesen Effekt auch von ihren heimischen Schützenfesten. Früher war da die ganze Stadt auf den Beinen, heute sind solche Rummel Randgruppenveranstaltungen mit stark rückläufigem Ambiente.

Wie schade das Ende des Alstervergnügens also für Hamburg sein mag, müssen Hamburger erzählen. Jedenfalls sollte man Stimmen kritisch gegenüberstehen, die das Ende dieses Festes reflexartig etwa mit Kosten für die neuen Sicherheitsarchitektur in Verbindung bringen oder gar mit einer zunehmenden Gewaltbereitschaft von Zuwanderern, wie man schon in den sozialen Medien lesen konnte. Manche Dinge überleben sich einfach. Schade vielleicht, aber auch Raum für neue Eventkonzepte.

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Kommentare ( 80 )

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daldner
4 Jahre her

Für mich als Hamburger eher kein Verlust. Nur ein Fressbuden-Remmi-Demmi-Event weniger, bei dem die Stadt reichlich absahnt und der unbeteiligte Bürger seine Stadt nicht adäquat nutzen kann. Sollte das mit der Preisgabe des „öffentlichen Raumes“ indes so weitergehen, werden die erlebnishungrigen Horden aus dem Nahen und fernen Osten am Ende sich gegenseitig anfallen müssen, weil der Bürger sich durch schnödes Zuhausebleiben, dem gegenseitigen Aushandeln des Zusammenlebens entzieht.

Sabine W.
4 Jahre her

Wenn Sie beide Unentspannte kritisieren (sowohl von Rechts wie von Links), was meinen Sie dann mit dem Wort ‚Nestbeschmutzer‘?
Sie haben durchaus meine Zustimmung, falls Sie der Ansicht sind, dass sich leider zwei unüberwindbare Fronten im Staate D gegenüberstehen, in denen es leider keinen Konsens mehr gibt/geben darf (zumindest wenn man krassen Ideologien folgt).
Aber was ist in diesem Kontext ein ‚Nestbeschmutzer‘?

teanopos
4 Jahre her

Herr Wallasch, Sie wollten von mir eine Konkretisierung(wenn von Ihnen auch nicht ernst gemeint): Orient Streetfood Festival – Hamburg, München,… geht klar oder? Solche Art von Veranstaltung geht dann jetzt und zukünftig natürlich, und diesem neuen, distincten Gesellschaftsprogramm soll ich mich also unterordnen, richtig? Immer dem (Wir sind (bald) mehr)Geburten-Jihad nach, richtig? Ja, schöne Aussichten, also du musst machen fi* fi* um zukünftig noch zu sagen habi habi. Kein wunder dass sich die SPD so anbiedert, mal abgesehen von der totalitären Gesinnungsgemeinschaft. Einfach nur widerlich, welche Mächte man hier wirken, sich etablieren lässt. Nicht dass solche Veranstaltungen verboten werden müssten,… Mehr

JuergenR
4 Jahre her

So etwas ist bereits hier in der Provinz angekommen. In unserem Dorf gibt es seit einiger Zeit die Initiative „Gemeinsam statt einsam“. „Sie haben Angst, alleine auf die Straße zu gehen?“, heißt es dort. Und weiter: „Wir treffen uns jeden ***tag um *** Uhr am Mehrgenerationenhaus zu einem gemeinsamen Spaziergang.“
Selbst die Eingangstür der Grundschule bleibt seit kurzem tagsüber geschlossen.

Harald Hotz
4 Jahre her

Es ist aber schon so, daß der öffentliche Raum in den letzten 20 Jahren geschrumpft ist und nach 2015 sogar dramatisch. Ich erinnere mich an Studentenfeste in den 90iger Jahren, die völlig frei und zwanglos stattfinden konnten. 2006 war ich dann mal wieder auf so einem Fest und siehe da, am Eingang professionelle Security in martialischer Aufmachung. Ich habe gehört, es gibt selbst Wohnheimfaschingsparties, die nicht mehr ohne Security stattfinden können. Das Heimatfest in meiner 50000 Einwohnerstadt war früher ein lockerer feucht-fröhlicher Bürgertreff, das Wort Security war noch unbekannt, heute überlegt man sich schon, wo man noch hingehen kann, und… Mehr

Kassandra
4 Jahre her
Antworten an  Harald Hotz

Der Hammer ist doch, dass wir gar nicht gefragt werden, was wir wollen.
Die Verhältnisse um uns werden anscheinend durch den Entschluss einer einzelnen Dame seit 2015 und von da an beständig weiter zu Lasten „aller schon länger hier Lebenden“ grundlegend verändert, wie es der „Plan“ vorgibt.
Und alle, alle, bis zum kleinsten Dorfschultes machen eifrig mit, bis hier kein Stein mehr auf den anderen passt.

Randbayer
4 Jahre her

Ein weiteres Mosaiksteinchen der Kulturrevolution, die das Land seit 2015 erzittern läßt.

Andres
4 Jahre her

Die Absage von Festen mag auch am abnehmenden Interesse der Besucher liegen. Aber warum nimmt dieses Interesse ab? Vielleicht ist es Langeweile, die sich aus der Wiederholung der immer gleiche Konzepte ergibt. Möglicherweise ist es aber auch – wie schon die verschärften Sicherheitsvorkehrungen zeigen – eine Folge der „Verrohung der DEUTSCHEN Gesellschaft“.

daldner
4 Jahre her
Antworten an  Andres

Ja, die immer älter werdenden Deutschen, werden zunehmend eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung. Verrohung wohin man blickt. Dazu noch die toxische Männlichkeit alter weißer Männer: eine gefährliche Gemengelage aus Problemrentnern, renitenten Altenheiminsassen und Pflegestufen-Krawallbrüdern. Wie gut, dass wir – dem Eugeniker Schäuble sei Dank – frisches Blut ins Land holen.

Sabine W.
4 Jahre her

Ich bin Hanseatin. Selbstverständlich ist dieses Alstervergnügen immer nur das übliche Fress-, Sauf- und Bunte-Lichtervergnügen, gekrönt von abgewrackten Pop- und Schlagerstars, die dann auf irgendeiner Bühne am Rand des Ganzen zwischen 15 und 16 Uhr oder zwischen 0 und 1 Uhr nachts auftreten dürfen. AAABER (und das ist das ganz große ABER!): Jedem Tierchen sein Plaisierchen. Und das sollte auch so bleiben, zumindest wenn es um Feste und Veranstaltungen geht, die seit längerer Zeit in D praktiziert werden. Ich habe einfach keine Lust mehr darauf, dass ganze Veranstaltungen seit 2015 (sic!) in D vermehrt abgeblasen werden, weil Sicherheitsvorkehrungen nicht mehr… Mehr

teanopos
4 Jahre her
Antworten an  Sabine W.

schön gesagt, völlig zutreffend. Alles was irgendwie einen Wert hat ob ideell oder insbesondere Finanziell wird in DE gerade zur Disposition gestellt, nicht erst jetzt aber doch zunehmend, über den Euro über sonstwelceh Konstrukte. Alles an wirkmächtiger Identität wird (von oben instruiert, nicht nur von Großkonzernen sondern insbesondere und paradoxerweise mit überragender Schützenhilfe von links-grün zwangsmäßig)aufgelöst und hergegeben für etwas das dann irgendwie besser sein soll, für etwas wie „alle sind gleich“, in den Worten dieser stumpfen, dumme, aber eben wirkmächtigen Verbrecher „Bunt“-Gleich; also das Gegenteil von Bunt, nämlich Einheitsbrei über Landesgrenzen hinweg. Für die Linken sei das „Sozial“, und… Mehr

Sonny
4 Jahre her

Vor über 10 Jahren haben wir nach einer feuchtfröhlichen Privatparty beschlossen, mal ein paar Monate auf Alkohol zu verzichten, weil die „verlorenen Tage danach“ sich mittlerweile auf drei steigerten. Aus diesen paar Monaten sind nunmehr über 10 Jahre geworden. Früher hätte ich Stein und Bein geschworen, dass ein trockener Rotwein ein Hochgenuss ist, heute verziehe ich schon beim Geruch wie ein Kleinkind mein Gesicht. Eine uniformierte Fress- und Trinkmeile hat für uns kaum noch einen Wert, trinkt man nicht mit, wird es schnell langweilig, da ein darüberhinaus gehendes Angebot so gut wie nicht vorhanden ist. Wenn überhaupt, gibt es uniformierte… Mehr

daldner
4 Jahre her
Antworten an  Sonny

So hat die Zuwanderung auch ihr Gutes. Und wenn dann irgendwann noch die Scharia Polizei die Kneipen schließt, ist endlich Schluss mit „verlorenen Tagen“ danach und der Michel kann noch emsiger buckeln gehen. Das große Och-Nö wird über das Land kommen.

Roland Mueller
4 Jahre her

Straßenradrennen, wie z. B. die deutsche Meisterschaft, lassen sich auch nur noch auf einer abgesperrten Rennstrecke wie dem Sachsenring abhalten, weil niemand die Sicherheitskosten bezahlen will, die uns die links-grün verseuchte Mama Merkel und ihre Anhänger eingebrockt haben. Und dieser Sport hat sich mit Sicherheit nicht überlebt, wie z. b. die Tour de France oder der Giro beweisen.