Ein Bild lügt mehr als tausend Worte

»Demnach unterstreiche das Foto sogar, wie dick das Eis sei. "Weil das Eis so dick ist, gibt es keine Löcher, durch die das Wasser aus dem geschmolzenen Schnee laufen kann".«

© Alexander Gerst / ESA via Getty Images

Der Bericht am Dienstag, dem 18. Juni 2019 auf n-tv.de wird die Vielen irregeführt haben, die gewohnheitsmäßig nicht weiterlesen, denn er macht so auf:

Was vom Grönlandeis übrig ist
Hundeschlitten versinkt im Schmelzwasser

Unter dem Foto lautet der Text der picture alliance/dpa: »Der Hundeschlitten scheint über das Wasser zu schweben: Auf dem Grönlandeis sammelt sich wegen ungewöhnlicher Hitze das Schmelzwasser.« Hier bei n-tv.de zu sehen.

Dass diese Bildbeschreibung nur die halbe Wahrheit ist, die aufgrund der Aussagekraft des Bildes eher in die Irre führt als aufklärt, erhellt sich in der Zusammenfassung der n-tv-Story:

»Ein Bild mit Schlittenhunden in Grönland erregt weltweit die Gemüter – weil es den Klimawandel veranschaulichen soll. Das tut es auch. Doch nur symbolisch, wie der Urheber des Bildes betont. Die abgebildete Schmelze sei ganz normal.«

Im übernächsten Absatz korrigiert n-tv.de seine ursprüngliche Darstellung mit diesen Worten:

»Schnell verbreitet sich die Meinung, die Aufnahme dokumentiere eine rasante Schmelze des Meereseises und damit eine Facette des Klimawandels. Auch n-tv.de suggerierte das mit einer Meldung.

Inzwischen aber hat Olsen vom Dänischen Meteorologischen Institut in Kopenhagen die vermeintlich brisante Botschaft seines Fotos relativiert. Er stimme damit überein, dass das Bild „eher einen symbolischen denn wissenschaftlichen“ Wert habe, twitterte der Forscher.«

Damit es niemand überliest:

»… „eher einen symbolischen denn wissenschaftlichen“ Wert …«

Und dann kommt das:

»Ein Einheimischer aus der abgebildeten Region verwies darauf, dass Szenen wie auf dem Foto öfter geschähen. „Vor allem dort oben in Thule, wo das Foto gemacht wurde“, sagte der Jäger Apollo Mathiassen der Zeitung „Berlingske Tidende“. Demnach unterstreiche das Foto sogar, wie dick das Eis sei. „Weil das Eis so dick ist, gibt es keine Löcher, durch die das Wasser aus dem geschmolzenen Schnee laufen kann“, sagte Mathiassen.«

Sie erinnern sich, wie der Bericht von n-tv.de aufmacht?

Was vom Grönlandeis übrig ist.

Und was dann weiter unten folgt?

»Demnach unterstreiche das Foto sogar, wie dick das Eis sei. „Weil das Eis so dick ist, gibt es keine Löcher, durch die das Wasser aus dem geschmolzenen Schnee laufen kann“, sagte Mathiassen.«

Wie um den Wahrheitsgehalt des Bildes abschließend zu klären, steht bei n-tv.de:

»Das abgebildete Wasser, durch das die Schlittenhunde bei Qaanaaq wetzen, ist demzufolge also kein Eis-Schmelzwasser, sondern stammt offenbar von geschmolzenem Schnee. Auch wenn Klimaforscher Olsen erklärt, dass das dortige Eis derzeit 120 Zentimeter dick und somit 20 Zentimeter dicker als im Vorjahreszeitraum sei, so dokumentiere das Foto einen „ungewöhnlichen Tag“.«

Nicht überlesen bitte: »… kein Eis-Schmelzwasser, sondern … von geschmolzenem Schnee«.

Wenn es im letzten Winter deutlich mehr schneite als in vorhergehenden, gibt es nach mehr Schnee auch mehr Schmelzwasser, sobald es warm genug ist oder auch noch dazu auf den Schnee regnet.

Dass sich das Wetter im Verlauf der Erdgeschichte immer gewandelt hat und damit sein mittelfristiger Durchschnitt von 30 Jahren – Klima genannt – ist nicht nur mir bekannt. Dass die schiere Zahl der Milliarden Erdbewohner einen Einfluss darauf hat, scheint mir nicht zuletzt durch deren Zivilisationsgewohnheiten evident. Am Balkan gäbe es keinen Karst, hätten die Venezianer ihn nicht für ihren Schiffsbau radikal abgeholzt. Es gäbe keine ausgedehnte Almlandschaft in den Bergen, würden die Bauern die Almflächen nicht seit Jahrhunderten hegen und pflegen. Nein, ihr Leute in den überheizten Häusern und Wohnungen, diese Almen sind keine Naturlandschaft, sondern Kulturlandschaft. Ohne sie wären die Berge nur Steinwüsten.

Dass der Mensch in seiner besonderen Gestalt als Politiker den Klimawandel steuern könnte, ist pure Hybris. Dass NGO mit der Forderung nach solcher Steuerung viel Geld verdienen und politischen Einfluss ausüben können, beweisen sie täglich.

Dass sie dabei nicht zuletzt mit der immer schon besten Methode der Propaganda arbeiten, dem Bild, zeigt der hier beispielhaft zerlegte Bericht von n-tv.de. Das Bild wurde – und wird sicher weiter – als äußerst wirksamer „Beleg” für den drohenden Weltuntergang verbreitet. Daran ändert die teilweise Aufklärung im hier zitierten Text nichts.

Denn ein Bild lügt mehr als tausend Worte. Das Bild wird massenhaft verbreitet, der Text am Rande geht unter: »… „eher einen symbolischen denn wissenschaftlichen“ Wert …«

n-tv.de hatte ursprünglich unter identischem Aufmacher und Bild geschrieben:

»Das verstörende Foto könnte zu einer Ikone des Klimawandels werden: Schlittenhunde versinken knöcheltief im Schmelzwasser, als sie das Meereseis vor Grönland überqueren. Ein Kopenhagener Klimaforscher hat das Bild mit seinem Handy aufgenommen. Nun geht es um die Welt.«

Das Bild der Schlittenhunde im Schneeschmelzwasser auf Grönlandeis geht in die Annalen der Klimapanik des Jahres 2019 ein.

Darunter wird zur Freude der globalen Konzerne die Tatsache begraben, dass es viele gute Gründe gibt, an den Zivilisationsgewohnheiten unserer Zeit viel zu ändern. Nicht, weil der Mensch damit die Natur steuern kann, sondern seine Kultur verbessern.

Noch ist der Klimakrieg nicht auf seinem Höhepunkt, an dem er sich in sich überschlägt, wie an der Änderung der Propaganda-Semantik zu sehen ist:


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Kommentare ( 151 )

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Wabu
4 Jahre her

Großartige Info, vielen Dank! Ein Tipp zur Ergänzung: Es handelt sich um homogenisierte Daten, d.h. die Messwerte wurden statistisch korrigert, wenn sich die Messbedingungne einer Messstation veränderr haben (Messgeräte, Messintervalle, Verlegung der Messstelle uvm.). Dabei wird aber ein höhere Temperaturwerte erzeugender statistischer Fehler durch die Meteorologen begangen: Die Homogenisierung berücksichtigt nämlich nicht die (kühlende) Auswirkung von Niedeschlägen !! Diese ist über versiegelten Flächen viel geringer (weil das Wasser schnell abläuft) als in naturbelassenen Flächen (eine Wiese bleibt nach einem Sommergewitter tagelang feucht (und kühl). Alle Messtationen also, die früher im ‚Grünen‘ lagen und mittlerweile durch immer weiter wachsende Orte umschlossen… Mehr

Thomas C.
4 Jahre her

Liebe Leute, macht euch doch mal um folgenden (wortlosen) Videobeitrag schlau. Wir leben höchstwahrscheinlich in einem sog. “Vortex“ Modell des Sonnensystems, anders als es uns in der Schule ggf beigebracht wurde. Ich lade jeden herzlich dazu ein, sich die 3:20 Min im Video mal zu Gemüte zu führen und darüber nachzudenken was einem dort gezeigt wird. Denn wenn man das genau verfolgt, erklärt sich wie von selbst, warum wir eigentlich jetzt am Ende einer kleinen Minieiszeit sind, also im Übergang in eine Warmphase. Das hat überhaupt nix mit Co2 und Menschen zutun. Das liegt an den Planetenbahnen aber seht selbst…… Mehr

Wabu
4 Jahre her
Antworten an  Thomas C.

Das ist eine nette Animation – aber was soll jetzt die sensationelle ‚Botschaft sein? Dass sich die Sonne innerhalb der Galaxis bewegt (und gleichzeitig das Milchstraßenzentrum in vermutlich etwas über 200 Mio Jahren umkreist und sich die Galaxis (Milchstraße) mit Sonne und all ihren Sternen wiederum innerhalb des lokalen Haufens mit einer Eigenbewegung bewegt und noch einige mehr Bewegungen gefunden werden können, ist ja nichts Neues. Ich wüsste allerdings nicht, inwiefern diese Bewegungen die unmittelbare jüngste Klimahistorie begründen sollen. Ich stimme mit Ihnen völlig überein, dass CO2 eine völlig belanglose Rolle bei der aktuellen Erwärmung spielt, die reine Bewegung des… Mehr

Carlos
4 Jahre her

In den regierungstreuen Medien, wurde mein Kommentar stets abgelehnt. Bezogen auf die Schlittenhunde im Wasser war mein Kommentar: Das ist Robert Habeck mit seinen Hunden. Die können, wie er auch, über Wasser gehen.

Dr. Michael Kubina
4 Jahre her

Mit der Erfindung des Buchdrucks entstand die Welt des Wortes, mit der Erfindung der Fotografie, potenziert durch die digiatale Technik, die des Bildes, ganz klar ein intellektueller und zivilisatorischer Rückschritt. Wir sind im Prinzip wieder bei den Comics der mittelalterlichen Kirchenfenster, nur dass diese damals ein Forschritt waren, ermöglichten sie doch Kommunikation mit Analphabeten. Heute verzichtet die Masse auf das, was ihnen ihre Alphabetisierung eigentlich möglich machte: sich ein Urteil auf Basis von Argumenten bilden. Die Frage ist, ob das wirklich ein „ikonographisches“ Zeitalter wird, oder ob die Manipulierbarkeit von Bildern (interpretatorisch oder technisch) innerhalb kurzer Zeit ihre Glaubwürdigkeit zerstört.… Mehr

Wabu
4 Jahre her
Antworten an  Dr. Michael Kubina

Ich finde die Bilder schon eine Fortschritt. Im Merkel-Grünen-Staat sinkt die Allgemeinbildung täglich (man schaue sich mal Kretschmann-Baden-Württemberg an) und die Zahl der Leseunfähigen bis hin zu Analphabeten nimmt täglich zu. Die können eben nur wieder Bilder gucken und bekommen so die frohe Botschaft von Merkel und ihrem Nachfolger Habeck auch mitgeteilt, täglich als JPG aufs Smartphone. Wer dachte, schlimmer als Schröder geht nicht, wurde eines Besseren belehrt. Und wer heute denkt, schlimmer als Merkel geht nicht, wird noch sein Grünes Wunder erleben. Habeck wird dann allerdings der Tiefpunkt sein, ich vermute dann hat auch der blödeste Bürgerliche begriffen, wer… Mehr

magistrat
4 Jahre her

Nee, dass führt bei mir nur zu dem Gedanken: „hätte ich mir doch die Bandsäge gekauft, dann könnte ich das Ding jetzt in Scheiben schneiden.“

Reiner07
4 Jahre her

NTV? Einfach daran denken, wie Bertelsmann sein Geld gemacht hat. Heute benötigt man keine Drückerkolonnen mehr, heute hat man dafür Sender in der Tasche, die den Dummen die Hucke voll lügen. Vielleicht verdient Bertelsmann inzwischen auf am CO2-Zertifikathandel, was sehr vieles erklären könnte.
Erderwärmung, bei einer Durchschnittstemperatur unter dem 15 Grad Wert, oder hat diesen plötzlich auf 14 Grad demokratisch nach unter gesetzt?

Sharkeen
4 Jahre her

Geschätzter Herr Goergen
Das Bild wurde bereits bei Fox (USA) in einem Beitrag mit ähnlichem Inhalt gesendet. Auch dort herrschte vor letzte (oder vor-) Woche Nachrichtenflaute.

Im Januar wurde dafür über Hawaii berichtet. Was für eine Sensation: Schnee auf Hawaii. Dummerweise schneit es dort quasi jedes Jahr. Was haben die 2 Meldungen gemeinsam: Nachrichtenarme Zeit.

…und da wundern sich Journalisten ernsthaft, warum ihr Berufsstand unter Beschuss steht.

magistrat
4 Jahre her
Antworten an  Sharkeen

Aber es macht einen Unterschied, ob ich die Sauergurkenzeit mit einem Bericht über Biliner Heilwasser oder einem „Bericht“ über Klimafaschismus fülle. Insofern zeigt der Artikel in genau die richtige Richtung. Und ja, Herr Goergen zeigt mit genau solchen Berichten auf, dass viele Kollegen seines Standes vollkommen zurecht „unter Beschuss“ stehen.

Sharkeen
4 Jahre her
Antworten an  magistrat

Ich greife Hr Goergen nicht an. Im Gegenteil. Er gehört zu den wenigen, die den Berufsstand “Journalist” ziemlich seriös vertreten. Sage nur, das gleiche Spiel lief auch im Winter, als Schnee auf Hawaii als exzeptionell dargestellt wurde.

Nachrichten werden gemacht. Nicht erzählt. Wichtiger Unterschied.

Donostia
4 Jahre her

Wenn er es heute veröffentlichen würde käme es vielleicht auf den Index da Fake News. Zumindest würde er als Klimaketzer hingestellt. Nee noch wahrscheinlicher hätte er es gar nicht veröffentlicht dem Zeitgeist folgend oder das Lied hieße Wann wird es mal wieder richtig Winter.

Beobachterin
4 Jahre her

„Wann wird’s ‚mal wieder richtig Sommer,
Ein Sommer, wie er früher einmal war?
Ja, mit Sonnenschein von Juni bis September
und nicht so naß und so sibirisch wie im letzten Jahr.“

Rudi Carrell – 1975

Donostia
4 Jahre her
Antworten an  Beobachterin

Wenn er es heute veröffentlichen würde käme es vielleicht auf den Index da Fake News. Zumindest würde er als Klimaketzer hingestellt. Nee noch wahrscheinlicher hätte er es gar nicht veröffentlicht dem Zeitgeist folgend oder das Lied hieße Wann wird es mal wieder richtig Winter.

Wabu
4 Jahre her
Antworten an  Donostia

Aber schlußendlich zeigt uns das Lied aus den Siebzigern, dass sich das Klima offensichtlich immer wandelte, zumindet ist das die Wahrnehmung der Bürger schon immer gewesen. Nur heute (bzw. seit 30 Jahren) wird von korrupten Politikern eine von der UNO (aus welchem Grund auch immer) veranlasste Klimahysterie zur Durchsetzung einer gewollten Politik gemacht.

non sequitur
4 Jahre her

Habe ich vorhin bereits im Radio gehört, dass der Juni 2019 der heisseste und trockenste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen sei, parallel zur Meldung von fünf Hitzetoten bei Temperaturen von 45°C irgendwo in Frankreich.

Wabu
4 Jahre her
Antworten an  non sequitur

Unser Städte und betonierten Flächen breiten sich täglich aus. Wundert sich jemand ernsthaft, dass es dann immer heisser in den Städten wird?