Merz kapituliert mal wieder, bevor er ernsthaft zu kämpfen begann

CDU-Chef Friedrich Merz will sich nicht mehr für einen Weiterbetrieb der Kernkraftwerke einsetzen. Es sei ohnehin zu spät. Der einstige Hoffnungsträger enttäuscht mal wieder die eigenen Anhänger und erfreut den womöglich gewünschten grünen Koalitionspartner.

IMAGO / Political-Moments
Friedrich Merz

CDU-Chef Friedrich Merz hat offenbar den zuvor immer mal wieder angedeuteten politischen Widerstand gegen das vom Bundeskanzler verhängte endgültige Aus für die noch laufenden Kernkraftwerke akzeptiert. Aus einer Schaltkonferenz mit CDU-Fraktionsschefs der Bundesländer wurde der Bild-Zeitung bekannt, dass Merz nicht mehr für den Weiterbetrieb der Kraftwerke kämpfen will, obwohl sogar innerhalb der Koalition die Rufe danach immer lauter werden, nämlich aus der FDP. Begründung: Da keine neuen Brennstäbe bestellt wurden, sei es ohnehin zu spät.

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Ganz abgesehen von technischen Fragen – schnell neue Brennstäbe zu erhalten, dürfte nicht schwieriger sein, als schnell Ersatz für russisches Gas zu finden, und ein heruntergefahrenes Kraftwerk wieder in Gang zu setzen, dürfte weniger Probleme bereiten als eine durch Energiemangel lädierte Volkswirtschaft – stellen sich zwei alternative Fragen: Verweigert Merz aus altbekannter Konfliktscheu einfach die harte Auseinandersetzung? Oder positioniert sich der CDU-Chef aus machttaktischer Berechnung gegen die Atomkraft, um ein Hindernis gegen eine angepeilte Koalition mit den Grünen aus dem Weg zu räumen?

Egal, welche von beiden Fragen man mit ja beantworten mag: Nicht nur die Grünen, sondern auch die eigenen Parteifreunde haben erneut einen Beleg dafür erhalten, dass die von Merz-Anhängern jahrelang genährte Hoffnung, er werde ein überzeugungsstarker und haltungsfester Parteichef sein, trog. Von Merz haben die Regierenden in der Ampel weiterhin nicht viel zu befürchten. Und die Gegner der Ampel und ihrer Energieverknappungspolitik nicht allzu viel zu erwarten.

Womöglich eifert Merz tatsächlich seiner einstigen Rivalin Merkel nach, die ihre Machtposition darauf aufbaute, dass sie bei den Grünen (und den grünenfreundlichen Medien) beliebter als in der eigenen CDU war und so grüne Politik mit sich selbst und CDU-Karrieristen an den Schalthebeln machte. Falls die Grünen tatsächlich einmal mit Merz regieren sollten, gilt dasselbe, was Martin Schulz einst in der Elefantenrunde nach der Bundestagswahl 2017 den potenziellen Koalitionspartnern von Angela Merkel sagte: „Sie werden sich keine Sorgen machen müssen, Sie kriegen alles durch.“

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Kommentare ( 101 )

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Freige Richter
1 Jahr her

Wichtiger wäre zu wissen, warum die CDU Mitglieder wieder mitmachen. Was sagt Maaßen dazu, gibt es offenen Widerstand innerhalb der CDU? Was macht das CDU Präsidium dagegen? Offensichtlich nichts!

ludwig67
1 Jahr her

Im Grunde ist Merz ein Travestie-Konservativer. Er kleidet sich so, redet zuweilen so ein bisschen wie einer daher und fliegt -wie weiland Strauß- selbst.

Hinter der Kostümierung ist aber bestenfalls ein Nichts, schlimmstenfalls ein kleines, feiges Würstchen, ein Beta.

Devot setzt er die linksgrüne Agenda um, wenn man ihn nett bittet auch als Kanzlerdarsteller unter Frau Lang.

Die Verkommenheit und Erbärmlichkeit der CDU ist grenzenlos.

Michael M.
1 Jahr her

Wer sich auf die CDU verlässt ist offensichtlich verlassen.
Jeder Wähler der ernsthaft eine andere Politik will, hat nach derzeitigem Stand nur eine einzige (alternative ?) Auswahlmöglichkeit.

Nibelung
1 Jahr her

Einem Roßtäuscher immer ähnlicher und Verlierer von anfang an und wollte er nicht mal die „Alte“ vom Thron stoßen, was auch mißlungen ist, weil er deren Hinterlist unterschätzt hat und er damit der Gelackmeierte war und sich zu Recht aus der Politik dann verabschiedet hat, was nur solche machen, die keinen Kampfgeist in sich tragen. Solche Typen, mit überholten Leuchten vergleichbare. sollen nun den schwarzen Weg erhellen, was eine Beleidigung darstellt für jeden ehemaligen CDU-Wähler, die sich noch sehr genau an die alten Haudegen erinnern können und er davon nur noch ein Abklatsch darstellt, fein geschliffen, wie sie heute alles… Mehr

STRichter
1 Jahr her

Wenn es für dieses Land sowieso zu spät ist, was will er dann noch im Bundestag? Es könnte mir in meiner französischen Wahlheimat ja egal sein, aber ich habe langsam keine Lust mehr, mich von meinen französischen Kollegen fragen zu lassen, ob die Deutschen eigentlich noch alle Tassen im Schrank haben.

Klaus D
1 Jahr her

Es scheint, dass sich alles nur noch ums geld dreht bei der „elite“ oder der oberschicht, den reichen usw. und man(n) kennt sich und arbeitet hand in hand zb. CDU/CSU = maut = CTS Eventim = 1 aktionär = BlackRock = Merz CDU. Wie das „optimiert“ wird um noch mehr geld rauszupressen = Warum Konzerttickets immer teurer werden https://youtu.be/vbvonzeKQYg

Hans-Georg Villy
1 Jahr her

Wie wahr Herr Knauss! Wieder einmal wurden diejenigen, die gehofft hatten, mit Merz kehrt das konservative Element in die CDU zurück enttäuscht, um nicht zu sagen hinters Licht geführt. Natürlich gibt Merz die Kernkraft auf, um bei den Grünen anschlussfähig bzw. koalitionsfähig zu sein. Er folgt daher genau den noch immer das Sagen habenden rot/grün gewendeten Merkelianern, wie Günther, Wüst und anderen, wohl wissend, dass das derzeit der einzige Weg sein wird, CDU-Vorsitzender zu bleiben. Da die CDU ihre Brandmauer rechts statt links errichtet hat, kommen als Koalitionspartner eh nur die Grünen infrage. So sehr ich es begrüßen würde, wenn… Mehr

Maja Schneider
1 Jahr her

Was muss denn eigentlich noch passieren, bis auch die komplett Naiven dieser Republik endlich begreifen, dass es mit Herrn Merz mit Sicherheit keine Erneuerung der CDU geben wird, zu sehr hängt er dem Traum nach, Herrn Scholz als Bundeskanzler zu folgen, und das könnte seiner Meinung nach wohl nur in einer Koalition mit den Grünen (traurige) Realität werden . Ein Hoffnungsschimmer für dieses vor die Wand gefahrene Land scheint nicht in Sicht, das werden wir alle leider immer mehr zu spüren bekommen.

Busdriver
1 Jahr her

Ich hatte tatsächlich gehofft, dass mit Merz die alte CDU wiederauferstehen würde und dass die Partei mit dem U Boot Merkel knallhart abrechnen würde. Das war natürlich sehr naiv, da es zum einen immer noch genug Merkelhörige in der Union gibt und zum anderen Herr Merz ja schon früher gezeigt hat, dass er keine Cojones hat. Sonst hätte er sich nicht so einfach von Merkel kaltstellen lassen. Die CDU braucht einen konservativen Anführer mit Standvermögen, der sich nicht beim ersten Geschrei der Woken mit vielen Entschuldigungen in den Staub wirft und alles zurück nimmt, was er zuvor richtigerweise gesagt hat.… Mehr

DELO
1 Jahr her

Merz hat nur ein einziges Ziel: Er will der nächste Bundeskanzler werden, egal mit welcher Koalition und mit welchen Zeitgenossen. Politische Ziele sind ihm ziemlich gleichgültig und der Zustand seiner Partei auch. Er ist vom erwünschten Hoffnungsträger zum Totalversager mutiert und bekräftig wirkungsvoll das eigentliche Motto seiner Partei: Wir haben „fertig“.

Deutscher
1 Jahr her
Antworten an  DELO

Ja, nun: Das ist ja auch das Ziel seiner Partei und all derer, die sie immer noch unterstützen. Als wäre Demokratie eine Art politische Bundesliga, so hängen sie an „ihrem Club“ fest. Hauptsache, man gewinnt nächstes Mal wieder den Titel.

Siggi
1 Jahr her
Antworten an  DELO

Entweder, man hat das Volk auf die neue linke Regierungsform angepasst, indem das Wahlalter gesenkt wird und Massen an Importen zu Deutschen gemacht wurden, damit das klappt, oder diese Regierung hat derart verwachst, dass nur noch Frau Dr. Weidel als Bundeskanzlerin infrage kommt. Time will tell.

Busdriver
1 Jahr her
Antworten an  Siggi

Also ich plädiere für Weidel. Sie ist die eigentliche Oppositionsführerin im Bundestag. Sie sagt das, was eigentlich die Union sagen müsste. Diese Waschlappen haben es danach aber immer sehr eilig, sich von den Schwefligen zu distanzieren, selbst wenn die genau das fordern, was früher das CDU Programm war. Diese Truppe macht sich nur lächerlich und wenn Herr Merz glaubt, dass seine einzige Machtperspektive eine Koalition mit den Grünen ist, kann man ihn nur bedauern. Er hätte eine Perspektive mit AfD und FDP ohne Lindner. Aber das wagt er nicht einmal zu denken.