Biden erklärt Corona-Pandemie für beendet – Lauterbach schweigt

Während Deutschland sich auf Initiative seines Gesundheitsministers gerade einen erneuten Corona-Maßnahmen-Winter verordnete, erklärt der US-Präsident die Pandemie für beendet – und Deutschland endgültig zum internationalen Geisterfahrer.

IMAGO / Political-Moments
Karl Lauterbach im Bundesrat, 16.09.2022

Eine besorgniserregende Nachricht für Karl Lauterbach. Die Corona-Pandemie sei beendet, hat US-Präsident Joe Biden vor der Weltöffentlichkeit verkündet. Der Gegensatz zur Bundesregierung, die gerade erst mit höchstem persönlichen Einsatz des Bundesgesundheitsministers eine Neuauflage des Infektionsschutzgesetzes durch beide Parlamente gebracht hat, ist kaum vorstellbar. Der Präsident der Vereinigten Staaten hat mit seiner Aussage sozusagen offiziell Deutschland zum coronapolitischen Geisterfahrer des Westens erklärt.

Für Lauterbach, die Bundesregierung und letztlich das gesamte politisch-mediale Corona-Bündnis, das sich in Deutschland an die Aufrechterhaltung eines Ausnahmezustands inklusive Maskenzwang zu klammern scheint, ist das extrem peinlich. Bislang war es diesem Bündnis im innerdeutschen Diskurs möglich, laute Kritik an der Fortführung ihrer Politik mit Vokabeln wie „Schwurbeln“ und dem Kainsmal des „Querdenkens“ zu brandmarken. Das wird jetzt schwieriger und endgültig unglaubwürdig. In den sozialen Netzwerken machen sich viele Menschen nun bereits – vermutlich nicht ganz ernst gemeinte – Sorgen um das politische Schicksal des Bundesgesundheitsministers.

— Mic | LIBERAL (@micLIBERAL) September 19, 2022

Die Spitzengruppe der Grünen-Partei hat womöglich ein feineres Gespür für das „Isch Over“ von politischen Trends als Lauterbach. So feierten maskenlos, eng beieinander und Maßkrüge stemmend die Bundesvorsitzende Ricarda Lang und die bayrischen Landtagsfraktionschefs Katharina Schulze und Ludwig Hartmann mit der Kulturstaatsministerin Claudia Roth auf dem Oktoberfest. Deren vorangegangene Aufrufe zum solidarischen Masken Tragen sind passé.

Karl Lauterbach – der zum Oktoberfest am Samstag gütig twitterte: „auch ich bin kein Spielverderber. Einladung habe ich aber abgelehnt“ – hat auch viele Stunden nach der für ihn dramatischen Biden-Aussage offenbar keine Antwort darauf gefunden, zumindest nicht öffentlich. Er twittert lieber über Studien zur vierten Impfung und macht weiter im Panikmodus. Allerdings beschwert er sich auch schon darüber, dass die Medien nicht mehr so ganz mitspielen: „Es zeigt sich erneut, dass der Weg zu ‚COVID wird wie Grippe mit einmal Impfen pro Jahr‘ leider nicht so wahrscheinlich ist. Jetzt müssen wir erstmal den Herbst und Winter zu schaffen. Das wird noch schwer genug. Weil viele denken, es geht ohne Einsatz der Maßnahmen, auch Medien.“

Am selben Tag hatte Lauterbach auch twitternd behauptet: „Ohne das gestern im Bundesrat beschlossene Infektionsschutzgesetz, vielen Politikern, auch in der Ampel, zu streng, säßen wir jetzt wie das Kaninchen vor der Schlange.“ Seltsam nur, dass sich in den USA und fast allen anderen Ländern außerhalb Deutschlands keiner für ein Lauterbach’sches Kaninchen zu halten scheint.

Im Juli noch hatte Lauterbach sich bei einem USA-Besuch mit Joe Bidens Corona-Beauftragten Ashish K. Jha getroffen und über den „langen Austausch“ getwittert. Lauterbach behauptete im Stile eines Paxlovid-Vertreters: „Ohne 4. Impfung und Paxlovid wäre das Risiko für Biden hoch“. Der jedoch scheint auf Lauterbachs medizinischen oder gesundheitspolitischen Rat nicht viel zu geben.


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