Selbst schärfste Kritiker müssen zugeben: Langweilig wird’s mit The Donald nie

Donald Trump ist wieder in den Schlagzeilen. Der Medienzirkus dreht sich nur um ihn, seine angekündigte Verhaftung in New York, die Behauptung, stellvertretend für ganz Amerika Opfer einer Hexenjagd zu sein, und die Angst der Behörden vor einer Mobilmachung seiner Anhänger.

IMAGO / USA TODAY Network
Unterstützer des ehemaligen Präsidenten Donald Trump in der Nähe seines Hauses in Mar-a-Lago am 20. März 2023 in Palm Beach, Florida

Die einen schimpfen es unsägliche Hexenjagd, die anderen sind lautstark der Ansicht, es sei längst überfällig, dass Donald Trump aus dem Verkehr gezogen und in ein Gefängnis eingeliefert wird. Möglichst schon gestern, lebenslänglich und mit Entzug des Handys, um keine Social-Media-Tweets mehr absetzen zu können. Und dann gibt es da noch die dritte Fraktion, die leiseren, unauffälligeren, die davon ausgehen, dass Trump gerade sehr geschickte Medienberater hat. Bisher ist das Fazit des einwöchigen Spektakels nämlich: viel Rauch um nichts, aber viele neue Unterstützer.

Was genau ist bisher passiert? Im Wahlkampf 2016 kam eine angebliche Affäre des damaligen Präsidentschaftskandidaten Trump mit der Erotikdarstellerin Stormy Daniels an die Öffentlichkeit und wurde von den Demokraten ausgeschlachtet. Trump selbst bestreitet bis heute, eine Affäre mit Stormy Daniels gehabt zu haben. Nichtsdestotrotz zahlte Trumps Anwalt Michael Cohen der Dame 130.000 US-Dollar Schweigegeld (hush money), wurde später dafür angeklagt, gestand und wurde verurteilt. Jetzt der neueste Dreh in der scheinbar niemals endenden Kette von Anschuldigungen gegen Trump: Sein Büro soll die Erstattung des „hush money“ an den Anwalt angeblich nicht als Schweigegeld verbucht haben, sondern als Wahlkampfspende.

Das zumindest behauptet Alvin Bragg, Manhattans Bezirksstaatsanwalt. Seit Januar versucht er, eine Grand Jury zu überzeugen, gegen Trump Anklage zu erheben. In Washington würde damit ein Traum wahr: Trump müsste sich Fingerabdrücke abnehmen und „mug shots“ machen lassen. Er müsste der Anklageverlesung persönlich beiwohnen und eventuell eine Kaution zahlen. Bilder, die in Dauerschleife um die Welt gehen würden.

Aber wieder einmal hat die Washingtoner Elite den Kampfeswillen Trumps und seiner Anhänger unterschätzt. Kaum verkündete Trump auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social, dass er im Begriff sei, von Manhattans „korruptem“ Staatsanwalt verhaftet zu werden, ging ein Erdbeben durch die sozialen Netzwerke. Seine Anhänger drückten ihre Empörung lautstark aus, was aber viel wichtiger war: Die Republikaner sammelten sich geschlossen hinter ihm. Sogar diejenigen, die Trump lieber Golf spielen sehen würden, statt erneut zu kandidieren. Ohne es zu wollen, haben Bragg und seine Hintermänner Trump gewaltig gestärkt. Seine Umfragewerte schossen in die Höhe. Er liegt mittlerweile bei 60 Prozent Zustimmung bei den republikanischen Wählern.

Screenprint via Truth Social / Donald J. Trump

Für eine politische Hexenjagd spricht, dass der gleiche Alvin Bragg, der jetzt alles in die Wege setzt, um Trump anzuklagen, scheinbar seinen eigenen Beweismitteln nicht traut. „Bragg hielt 2021 die Stärke der Beweise und die Glaubwürdigkeit eines wichtigen Zeugen in der Schweigegelduntersuchung für nicht ausreichend“, schreibt Mark Pomerantz in seinem Buch „People vs. Donald Trump“. Pomerantz war im Februar 2021 von Bragg als ermittelnder Staatsanwalt mit der Untersuchung gegen Trump beauftragt worden. Nach nur einem Jahr trat er zurück. Der Grund: Bragg wollte damals mangels Beweisen keine Anklage erheben. All das enthüllte Pomerantz in seinem Insider-Buch, das bei Demokraten und Medien einen Sturm des Entsetzens auslöste. Es heißt, dass George Soros hinter den neu aufgenommenen Aktivitäten Braggs steht und dessen politische Karriere davon abhängig ist, ob er es dieses Mal schafft, Trump zur Strecke zu bringen. Kaum jemand in Washington bezweifelt jedenfalls, dass die Anklage weniger strafrechtlich als vielmehr politisch motiviert ist. So weit, so schmierig.

Screenprint via Truth Social / Donald J. Trump

Mit der Ankündigung seiner angeblich bevorstehenden Verhaftung hat Trump eines auf alle Fälle erreicht: Senatoren, Abgeordnete und einflussreiche Republikaner stellen sich hinter ihn. Jonathan Turley, Juraprofessor in Georgetown, nennt Braggs Scharade eine peinliche Produktion für die Fernehkameras. Speaker Kevin McCarthy und Senator Rand Paul sprechen von Machtmissbrauch.

Seine Unterstützer spendeten in wenigen Tagen 1,5 Millionen Dollar und bringen dabei klar zum Ausdruck, dass sie ihn sich als nächsten Präsidenten wünschen. Trump hat nämlich die täglich an seine Follower rausgehenden Spendenaufrufe modifiziert. Statt wie bisher Spenden in Höhe von 25 oder 50 Dollar vorzuschlagen, werden jetzt 24 beziehungsweise 47 Dollar empfohlen. Warum? 24 ist das Jahr, in dem gewählt wird, und es geht um die Wahl des 47. Präsidenten der USA. Eine äußerst erfolgreiche Taktik. In Echtzeit kann man verfolgen, wie beide Summen in Rekordtempo eingehen.

Screenprint via Truth Social / Donald J. Trump

Natasha Owens neue Single „Trump won“ steht an der Spitze der iTunes Charts und auf Platz 5 der Billboards, was von Trump mit diebischer Freude verkündet wird.

Screenprint via Truth Social / Donald J. Trump

Sogar Trumps größter Konkurrent Ron DeSantis wird mittlerweile von Republikanern angegriffen. „Wäre ich Gouverneur von Florida, würde ich nicht zulassen, dass ein Floridian durch einen von Soros unterstützten Staatsanwalt politisch verfolgt wird … Die Tatsache, dass er dies nicht tut, gefährdet jeden Floridian, der Gegenstand einer falschen Anschuldigung sein könnte“, twittert Matt Gaetz.

DeSantis reagiert bisher gelassen, auch wenn die steigenden Umfragewerte für Trump ihm sicherlich nicht gefallen. Auf einer Pressekonferenz in Panama City, Florida wurde er auf die Vorwürfe gegen Trump angesprochen und erwiderte nur: „Ich kann nichts zu Zahlungen von Schweigegeldern an Pornostars sagen“. Das sei einfach nicht sein Thema. Die Lacher waren auf seiner Seite.

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Kommentare ( 23 )

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Franz Schroeder
1 Jahr her

Er könnte sich ja auf seinen Milliarden ausruhen.
Warum tut er sich das an und setzt sich und seine Familie solchen Gefahren aus.
Kann das irgend wer beantworten.
Es geht von Profilierungssucht bis hin zur Wahrheit.

Ralf Poehling
1 Jahr her

Trump ist immer noch der Populist vor dem Herrn. Der Volkstribun, der seine Anhänger genau verstanden hat und sie richtig bedient. Das sollte man ihm nicht übel nehmen, sondern die Situation endlich richtig verstehen: Wenn Trump nicht wäre, wäre das konservative Volk in den USA längst auf die Palme gestiegen. Der Mann zeigt seinen Leuten, dass er sie politisch ehrlich vertritt. Also genau das, was die Wähler in einer Demokratie von ihren Anführern verlangen. Wer die Sache jetzt eskalieren will, indem er Trump ins Gefängnis bringt, hat keine Ahnung, was er damit auslösen wird. Dadurch werden seine Anhänger nicht verschwinden.… Mehr

Nibelung
1 Jahr her

Die Verlockungen gegen Trump sind gar groß bei den lieben „Demokraten“, denn da geht es garnicht um rein und raus, sondern um den politischen Machterhalt und dafür sind dann alle Sauereien aus ihrer Sicht zulässig um den politischen Gegner zu schwächen. Egal was so mancher in früheren Jahren ausgefressen hat, so sollte man dabei doch nicht das Maß in der Bewertung verlieren und andere Zeiten hatten andere Maßstäbe und die kann man mit heute nicht gleich setzen, weil der linke Zeitgeist zum Maßstab aller sittlichen Vorstellungen erkoren wurde, wenn man mal Kennedy, Clinton und viele andere davon ausnimmt. Wenn man… Mehr

haasel
1 Jahr her

Sen. Matt Gaetz gefällt mir, er hat Kampfgeist und schmeißt sich in die Sache seiner Partei, auch wenn er damit aneckt! Der eindeutige Vorteil des Politlebens in den USA ist sein offener Umgang mit Kontroversen, auch in den eigenen Reihen! Die werden am Ende wieder geschlossen. Dort nicht vorstellbar, einen wie Maaßen aus vorgeschobenen Gründen aus der Partei auszuschließen! Ron de Santis wird mit dem Brennglas beobachtet, ich denke er hat das Format eines Trump noch nicht. Es bleibt spannend, mit Trump würde sich so einiges ändern in der Welt, deshalb will man ihn nicht, zu offen, zu direkt und… Mehr

Harry Charles
1 Jahr her

AUCH IN DEN USA

werden Schwerstkriminelle (wie z.B. Killer Mörder von Kate Steinle, ein illegaler Migrant) im Rahmen fragwürdiger Gefälligkeitsjustiz nicht selten mit Glacéhandschuhen behandelt und dann soll jemand wie Donald Trump wegen einer solchen Bagatelle mit drakonischen Strafen überzogen werden?

Genau DAS ist ein Riesenskandal, nicht das was die Leute in Trumps Büro (möglicherweise noch ohne sein Wissen) getan haben sollen. Trump hat als Unternehmer (und vor allem wohl als Präsident) der Gesellschaft unendlich viel Nutzen beschert, Leute wie dieser Alvin Bragg vergiften die Gesellschaft. Solche wie der, nicht Trump, gehören in den Knast.

usalloch
1 Jahr her

„Trump selbst bestreitet bis heute, eine Affäre mit Stormy Daniels gehabt zu haben.“ Von Kennedy war die Rede, das er im Global Office häufig die Zeit damit verbrachte, darüber zu schwadronieren , welchem Sternchen er demnächst seine Aufmerksamkeit widmen würde..Vor allem wenn man die Interviews seiner Bodyguards hört, ist man von ihm nicht mehr so begeistert. Und vom omnipotenten Clinton, der mit einer Auszubildenden zwar Sex, aber doch nicht richtigen Sex hatte, kann man auch nicht viel positives berichten, was vorbildlich wäre. Was Trump angeht, der nun mal leider nicht zu den sauberen, unfehlbaren Demokraten zählt, gehört eigentlich wie auch… Mehr

Guzzi_Cali_2
1 Jahr her

Die Gegner Trumps versuchen, Keile zwischen die Republikaner zu treiben – Spalten ist alles, was sie können. Aber wenn man sieht, daß die Dems (= Sozialisten) an wirklich ALLEN Fronten verlieren, kann man davon ausgehen, daß diese korrupte, kriegstreiberische „Elite“ irgendwann in die Fänge der Justiz gerät. Spätestens, wenn die Geschichte von Hunter Biden und die Verstrickungen der Bidens mit der Ukraine und China sowie die ganzen Kinderschändergeschichten in Bezug zu Jeffrey Epstein Thema werden, sieht es ganz mau für die Dems aus. Ich bin mal sehr gespannt, wie schnell der „HBC“ (Hillary Body Count – der Hillary Leichenzähler) hochschnellt,… Mehr

Berlindiesel
1 Jahr her

Noch ist nicht der November 2024, oder eher der Sommer 2024, wenn in einigen linken Staaten die Briefwahlen losgehen werden. Das Setting hat sich nicht geändert: Etwas mehr als 40 Prozent der Amerikaner wollen ausdrücklich Trump als Präsidenten, und keinen anderen, weder Ron DeSantis noch Tim Scott oder wer sich noch so aufdrängte aus den Reihen der GOP. Etwas mehr nämlich um die 48 Prozent wollen Trump auf keinen Fall, auch wenn sie vielleicht gar keine linke Politik wollen. Trump ist 2020 daran gescheitert, dass er diesen Graben nicht schließen konnte, oder anders gesagt, es gab mehr, die ihn auf… Mehr

imapact
1 Jahr her

Tja, anderswo werden die Bürger einfachheitshalber „entmietet“, um Platz für die Schutzsuchenden aus aller Welt zu schaffen. Potsdam ist da humaner: „wir werfen die Alteingesessenen nicht aus ihrer Wohnung. Wir schaffen nur keinen Wohnraum für diejenigen, die eigentlich einen benötigten“ – so würde es wohl Häuptling Habeck formulieren. Gerade mal die Wahlergebnisse der letzten Kommunalwahl 2019 von Potsdam gegoogelt: SPD 19,4%, Grüne 18,8%, SED 18,1%. Dazu noch 10,3% für „die Andere“, eine anscheinend ebenfalls „linksalternative“ Wählerinitiative. Noch Fragen?
Die nächste Kommunalwahl findet kommendes Jahr statt.

Magdalena
1 Jahr her

Mich macht es jedenfalls stutzig, wenn sich George Soros anerkennend über Ron des Santis äußert, wie im Rahmen der Münchner Sicherheitskonferenz im Audimax der TUM am 16. Februar geschehen: „…Trump has turned into a pitiful figure…De Santis is shrewd, ruthless and ambitious. He`s likely to be the Republican candidate.“ Soros kann es nicht lassen. Er nutzt offenbar jede Gelegenheit, über Trump herzuziehen. An anderer Stelle hat er ihn auch schon als Monster bezeichnet, jetzt als „bemitleidenswerte Figur“. Eine bessere Wahlkampfhilfe kann es für Trump kaum geben. Und Ron de Santis hat er wohl einen Bärendienst erwiesen.