In New York kündigt sich ein politisches Erdbeben an. Mit Zohran Kwame Mamdani könnte ein waschechter Sozialist Bürgermeister der Finanzmetropole werden. Seine Agenda liest sich wie das Manifest der Euro-Sozialisten.

Zohran Mamdani ist ein Virtuose spalterischer Rhetorik. Und die Wellen des Wahlkampfs scheinen diesem Mann, stimuliert von der Echokammer des linksradikalen New Yorker Submilieus, besonderen Auftrieb zu verleihen: Mit Giftpfeilen wie „Shift the tax burden to richer and whiter neighborhoods“ oder „I don’t believe we should have billionaires because it represents an enormous amount of wealth amid significant inequality“ triggert er brandgefährliche Ressentiments der amerikanischen Gesellschaft – nicht zuletzt den Sozialneid der Schlechtweggekommenen, den er wie ein diabolischer Zeremonienmeister der Eskalation mit dem Lieblingsthema der Linksradikalen, einer vermeintlichen „White Supremacy“, verwebt.
Spiel mit dem Feuer
Was Mamdani hier betreibt, ist ein Spiel mit dem Feuer. Und es ist ethisch unverantwortlich, die langsam verheilenden Wunden, den gesellschaftlichen Kitt, der über Generationen nach schweren Kämpfen innerhalb der amerikanischen Gesellschaft stabilisiert wurde, zu Wahlkampfzwecken wieder aufzureißen.
In Deutschland kennen wir derart leichtfertig hingefaselte Phrasen von Zusammenkünften der Linken. Da kann auch schon einmal ein Hinterbänkler die Exekution von Reichen oder die Zwangszuweisung zur produktiven Arbeit fordern, ohne dass dies zu einem Wählerexodus führte. Ganz im Gegenteil, Scharfmacherrhetorik und tumbe Aggressivität zur Freisetzung klassenkämpferischer Energien scheinen nachgerade die Rezeptur für anhaltenden politischen Erfolg in diesen Tagen zu sein.
Besonders auffällig ist Mamdanis politische Position, wenn es um Israel geht. Nach dem Pogrom des 7. Oktober ging ihm im ersten Reflex kein Wort über die abgeschlachteten Babys oder verstümmelten Frauen über die Lippen – aber eine moralische Anklage gegen Israel hob seine wahre Haltung ans Tageslicht. Erst Tage später reichte er ein distanziertes Statement nach. Zu spät, zu durchsichtig. Mamdanis Verteidigung des Slogans „Globalize the Intifada“ spricht in diesem Kontext Bände. Es ist die Verkehrung aller Maßstäbe. Die neue Linke kultiviert einen intellektuell verbrämten Antisemitismus – und dies aus Überzeugung.
Wiege im linksintellektuellen Milieu
Geboren wurde Mamdani 1991 in Ugandas Hauptstadt Kampala als Sohn des Politikwissenschaftlers Mahmood Mamdani und der Filmemacherin Mira Nair. Zohran wuchs in einem linksintellektuellen Umfeld auf, verbrachte seine Jugend in New York und studierte später Politikwissenschaft und Wirtschaft an der Bowdoin University in Maine.
Seine berufliche Karriere begann er als Community Organizer – eine klassische Einstiegsrolle für linke Aktivisten mit politischen Ambitionen. Mamdani engagierte sich zunächst im Bereich der Mietrechtskampagnen in Queens, später auch bei den Democratic Socialists of America (DSA), der wichtigsten Plattform des linken Flügels der US-Demokraten. 2020 schaffte er den Sprung in die New York State Assembly und hat sich als feste Größe innerhalb der linken Szene New Yorks etabliert.
Mamdani spielt geübt und wiederholt auf der Klaviatur des Ressentiments und Klassenkampfs und klingt dabei in europäischen Ohren wie ein guter Bekannter. Zu seinem Repertoire politischer Schlagworte zählen deutsch-europäische Klassiker wie der allgemeine Mindestlohn, kostenlose Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs oder die Kuba-Lösung für einen von illegaler Migration und Klimaregulierung erstarrten Immobilienmarkt: Den Mietendeckel.
Offener Wahlausgang
Mamdani bezeichnet dieses Sammelsurium sozialistischer Interventionshämmer als Agenda für die Arbeiterklasse. Ein New York, das sich jeder leisten kann – das sind Mamdanis große Züge in einem Wahlkampf, in dem es ihm gelungen ist, in der Vorwahl der Demokratischen Partei den ehemaligen Gouverneur von New York, Andrew Cuomo, auszuschalten – und dies mit einem Erdrutschsieg: Zohran Mamdani verwies Cuomo und die Konkurrenz mit errungenen 43,5 Prozent im internen Ausscheidungskampf auf die hinteren Plätze. Es war ein Überraschungserfolg, der Mamdani bei der Bürgermeisterwahl am 4. November dieses Jahres so gefährlich macht. In den Umfragen lag er bis kurz vor Schluss trotz seiner Aufholjagd mit gerade einmal 27 Prozent deutlich hinter dem haushohen Favoriten Cumo mit 38 Prozent Wählerpräferenz.
Derzeit liegen keine aktuelle Umfrage vor, die Aufschluss darüber geben könnten, wie sich Mamdani im Wahlkampf mit Amtsinhaber Eric Adams und dem Republikaner Curtis Sliwa schlägt. Das Rennen bleibt offen, die Stadt ist gespalten und Mamdani hat das Momentum des Überraschungssiegers auf seiner Seite. Vieles wird davon abhängen, ob es gelingt, die bürgerliche Mehrheit New Yorks zu mobilisieren. Allgemein herrscht in New York politische Lethargie.
Auch im Falle der Vorwahl der Demokraten stimmten etwas mehr als eine Million Wahlberechtigte oder rund 25 Prozent der registrierten Demokraten ab. Politik scheint den New Yorker kaum zu bewegen. Und diese Passivität birgt Gefahr: Jeder Mobilisierungsschub der Radikalen kann das Ergebnis kippen.
Verstaubter Sozialismus und ein wenig DDR
Progressive Einkommensteuertarife, massive Erbschaftssteuern, Vermögenssteuer, Milliardärssteuer, höhere Abgaben für Unternehmer – Mamdanis Agenda atmet den klassischen Geist des Sozialismus. Es ist ein genereller Angriff auf das Recht auf Privateigentum und Selbstbestimmung.
Zahlreiche Elemente wie der Mietendeckel oder die bizarre Idee öffentlich betriebener Einkaufsläden zur Kontrolle der Lebensmittelpreise wirken wie Reminiszenzen an die DDR. Es sind invasive Nadelstiche gegen die bürgerliche Gesellschaft und man fragt sich, wie es möglich ist, dass ein Politiker vom Typ Mamdani ausgerechnet in der Finanzmetropole New York reüssieren kann. Seine durchwegs globalistische Agenda europäischer Prägung, den Green New Deal immer fest im Auge, sollte eigentlich als Kuriosität belächelt und ignoriert werden. Aber weit gefehlt. Mamdanis Chaos-Agenda rangiert prominent im medialen Aufmerksamkeitsraum und verfängt vor allem bei jungen New Yorkern, Migranten und naturgemäß im linken Milieu.
Besagtes politisches Desinteresse der Mittelschicht amalgamiert in New York mit einem Submilieu, wie wir es aus Berlin kennen. Zahlreiche NGOs, Antifa-Bewegungen und sozialistische Strömungen, geboren aus dem Ressentiment gegenüber Wall Street und der Schickeria, münden in einen breiten Strom und haben in Mamdani den idealen politischen Lautsprecher gefunden – einen Anti-Trump, der die Botschaft vom Angriff auf die bürgerliche Gesellschaft medienwirksam verbreitet.
New York hat die Wahl
Selbstverständlich klingt sozialistische Rhetorik im Wahlkampf traditionell nach Revolution und Kampf. Man sollte daher abdiskontieren, was Wahlkampfzwecken dient und was am Ende realistischerweise dabei herauskommen kann. Aber Vorsicht! In Deutschland wurden wir zu Zeugen, wie sich die sozialistische Agenda schleichend manifestierte. Zunächst im Schneckentempo von Mietendeckel oder CO2-Steuer, später beschleunigt durch die offene Androhung von Zwangsenteignungen wie im Fall Berlins.
Fällt New York in die Hände der Vertreter des Euro-Sozialismus in Amerika, so sendet dies ein fatales Signal an die Gesellschaft und in die Welt. Opposition gegen die neue US-Regierung unter Präsident Donald Trump kann Erfolg haben, wenn sie sich auf dem linken Spektrum konsolidiert und inhaltlich radikalisiert. Was gegen diese These spricht ist, dass New York dafür bekannt ist, politischen Exzess und ideologischen Irrsinn allein aufgrund seiner ökonomischen Kraft und inneren Stabilität zu verdauen und zurückzuweisen.
Nur in wenigen Flecken dieser Welt herrscht ein derart kompetitives Klima wie in New York. Noch immer gelten hier Exzellenz, Risikobereitschaft und persönliche Verantwortung als Kerntugenden. Sie bilden der Schutzschirm gegen sozialistische Usurpatoren wie Mamdani.
Frank Sinatras ikonische Zeile über den Big Apple lautete seinerzeit: „If I can make it there, I´ll make it anywhere“. Hoffen wir für die langsam wieder blühenden amerikanischen Werte von Freiheit und Staatsskepsis, dass Sinatra entweder irrte oder der New Yorker Wähler im November ein Einsehen mit seiner Stadt hat und den Angriff des Eurosozialismus zurückweist.
It´s up to You, New York!
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Wenige Jobs, vor allem mit Bezug zur Finanzindustrie, zahlen sich so aus, dass man sich NYC leisten kann, ohne von Haus aus reich zu sein. Und eben diese Finanzjobs sind in ihrer moralischen Verkommenheit das ideale Umfeld zur umfassenden Desillusionierung. Also ich kann gut verstehen, wenn jungen New Yorkern der Glauben an die Segnungen der freien Marktwirtschaft abhanden kommt. Fairerweise muss man Wall-Street-Firmen allerdings zugute halten, dass spekulative Exzesse durch staatliche Eingriffe in den Anleihenmarkt befeuert wurden. Das ändert jedoch nichts an den Missständen einer rücksichtslosen Bereicherungsmenthalität und toxischen Arbeitsumgebung, die durch Lobbyarbeit und konkurrenzfeindliche „Compliance“-Regeln noch zementiert werden. Ohne… Mehr
Kapitalismus und Sozialismus werden heutzutage doch immer falsch definiert.
Kapitalismus ist, wenn US und EU Banken Griechenland Milliarden leihen, und hohe Zinsen einstreichen – wegen dem hohen Risiko, wohlwissend dass dieses Risiko gleich Null ist, da Griechenland und die Banken garantiert gerettet werden.
Sozialismus ist wenn Leute sich dagegen wehren mit 2 Einkommen nicht mehr über die Runden zu kommen, während Finanzparasiten im Luxus schwelgen unbehelligt ihren kriminellen Machenschaften frönen und im Zweifelsfall einen Bail Out genießen.
Sozialismus hatte ja mal seine Berechtigung, nachdem die Masse der Menschen Jahrhundere völlig entrechtete Arbeitssklaven waren.
Und er hat auch un den USA wieder seine Berechtigung wegen der Selbstverstärkenden Prozesse immer stärkerer Akkumulation in den Händen immer weniger.
Zitat „linksintellektuell“, ein klassisches Oxymoron, denn Links(grün)sein und Intellektualität (im Sinne von klug, gebildet und oder belesen) schließen sich definitiv aus 😉.
In den New York werden öfter mal merkwürdige Leute nach oben gespült. Das vergeht wieder.
Fast alle diversen Gesellschaften sind grausam gescheitert. Warum sollte New York die Ausnahme sein? Das Armutsprekariat wächst entlang ethnischer Grenzen und Antisemitismus hat hier eine Wurzel, über die Phillip Roth einige anzügliche Kommentare abgegeben hat. Als Verlierer im Konkurrenzkampf des Big Apple zu enden, ist wahrlich kein Zuckerschlecken. Da träumt mancher von einem Sozialstaat nach nordeuropäischem Muster, der allerdings im diversen New York niemals funktionieren wird.
„Da kann auch schon einmal ein Hinterbänkler die Exekution von Reichen oder die Zwangszuweisung zur produktiven Arbeit fordern, ohne dass dies zu einem Wählerexodus führte.“
Warum sollte das zu einem Wählerexodus führen? Schließlich dürfte er damit mindestens 75% einer jeden Population aus dem Herzen sprechen. Und das wird sich auch niemals ändern, da das ein Kernbestandteil der condicio humana, also des Wesens des Menschen ist.
P.S.: Und warum ein Politiker „brandgefährliche Ressentiments“ nicht triggern sollte erschließt sich mir aus dem Artikel jetzt nicht.
Die „Achse“ veröffentlichte gestern einen Gastbeitrag Konstantin Kisins (hier), der einer breiteren Öffentlichkeit durch Tucker Carlson bekannt wurde, als er ihn nach dessen leidenschaftlichem Plädoyer für die im Vergessenen begriffenen westlichen Werte in seine Fox News-Abendshow einlud. Konstantin Kisins Kernaussage: Dieses Gefühl, daß die Dinge, die man wirklich tief im Inneren haben will, sich in einem Zug befinden, der längst abgefahren ist und den man nie einholen wird, ist die wahre treibende Kraft hinter der Popularität von Politikern wie Mamdani. Junge Menschen sind nicht deshalb offen für sozialistische Demagogen, weil sie sich die Mühe gemacht haben, ihre politischen Ziele abzuwägen.… Mehr
Naja, eigentlich kehrt der gute Mann ja nur zu den Ursprüngen der Demokratischen Partei zurück: Befürwortung der Sklaverei, also der Ausbeutung einer Ethnie zugunsten einer anderen aufgrund der Hautfarbe und Vertreibung der Einheimischen; früher die Indianer, heute die Weißen.
Schauen Sie sich doch bitte einmal all die Städte an im Westen wo ein Moslem Bürgermeister geworden ist. Ist da irgendetwas besser geworden?
Hannover. Der in Frankfurt soll keiner sein. Ich frage mich ja immer, auf was die ihren Amtseid ablegen? Wird schon so sein wie in GB oder in den USA, wo die demokratische Abgeordnete Tlaib stolz verkündet, bei der Vereidigung auf die Suren geschworen zu haben: „I used my own *personal Quran* that my best friend of 25 years gifted me to use for the ceremonial swear in (basically a photo with Speaker Pelosi). *Note: I did not use Jefferson’s Quran as reported. I wanted it to be more personal (and my own).“ Hat sie selbst in einem tweet am 6.… Mehr