Nicht wegen einer Tat, sondern wegen seiner Ansichten verfolgt – Tommy Robinson siegt vor Gericht

Ein britischer Richter spricht Tommy Robinson frei und liefert ein vernichtendes Urteil über die politische Instrumentalisierung des Anti-Terror-Rechts: "Es war genau das, wofür Sie stehen, was dazu führte, dass Sie ins Visier genommen wurden.“

picture alliance / Anadolu | Ilyas Tayfun Salci

Ein Urteil, das in seiner Klarheit Seltenheitswert hat: „Ich kann nicht außer Acht lassen, dass es tatsächlich das war, wofür Sie stehen und Ihre politischen Überzeugungen, die der Hauptgrund für diesen Stopp waren“, erklärte Bezirksrichter Sam Goozee am Westminster Magistrates’ Court. Mit diesen Worten sprach er Tommy Robinson, den Gründer der English Defence League, von dem Vorwurf frei, die Anti-Terror-Gesetze Großbritanniens verletzt zu haben.

Der Fall begann im Juli 2024 am Kanaltunnel in Folkestone. Robinson – mit bürgerlichem Namen Stephen Yaxley-Lennon – war mit einem silbernen Bentley-SUV auf dem Weg nach Spanien, als Beamte der Polizei von Kent ihn anhielten und gemäß Schedule 7 des Terrorism Act 2000 befragten. Diese Bestimmung erlaubt es der Polizei, jeden Reisenden ohne konkreten Verdacht bis zu sechs Stunden festzuhalten, Fragen zu stellen und Passwörter oder PINs zu elektronischen Geräten zu verlangen.

Robinson verweigerte die Herausgabe des Handy-Passworts – und wurde prompt der „Frustration“ von Anti-Terror-Befugnissen beschuldigt. Eine kafkaeske Situation: Ein bekannter Regierungskritiker wird unter einem Gesetz angehalten, das für mutmaßliche Terroristen geschaffen wurde, und soll sich selbst digital ausliefern. Die Polizei begründete ihr Vorgehen mit Robinsons „vagen Antworten“ und forderte Zugriff auf sein iPhone. Der Richter sah das anders. Er erkannte, dass der Einsatz des Terrorgesetzes nicht auf konkretem Verdacht, sondern auf politischer Haltung beruhte – und sprach den Angeklagten frei.

Mit dem Urteil zog Goozee eine klare Linie zwischen Strafverfolgung und politischer Verfolgung. „Die Entscheidung des Beamten beruhte auf einem geschützten Merkmal“, sagte er – ein juristischer Euphemismus dafür, dass Robinson offenbar wegen seiner Ansichten gestoppt wurde.

Im Zuschauerraum brandete Jubel auf, als das Urteil fiel. Robinson, seit Jahren Ziel massiver medialer und behördlicher Attacken, verließ den Saal mit sichtbarer Erleichterung. Für ihn ist der Freispruch mehr als nur ein juristischer Erfolg – er ist eine Bestätigung dessen, was er seit Jahren erlebt und konstatiert: dass Großbritanniens Behörden politische Gegner unter dem Vorwand der Sicherheit ins Visier nehmen.

Die Causa Robinson zeigt, wie weit sich westliche Demokratien von den Grundprinzipien des Rechtsstaats entfernen, wenn die Gesinnung zur Kategorie des Verdachts wird. Die Schedule 7-Befugnisse des Terrorism Act wurden nach dem 11. September geschaffen, vorgeblich, um Anschläge zu verhindern. Heute werden sie, so das implizite Urteil, auch gegen Bürger angewandt, deren Meinung schlicht unbequem und unerwünscht sind.

Dass das Gericht diesen Missbrauch ganz offen benennt, ist ein absolutes Novum. Der Richter ließ keinen Zweifel, dass es nicht Robinsons Handeln, sondern sein Ruf und seine politische Zuordnung waren, die den Polizeistopp auslösten. Eine Entscheidung, die in ihrer Konsequenz weit über den Einzelfall hinausreicht.

Robinson selbst sprach in einem Video auf X von „staatlicher Verfolgung“ und bedankte sich bei Elon Musk, der nach eigenen Angaben seine Anwaltskosten übernommen habe. „Er hat die Rechnung für diesen absoluten Wahnsinn bezahlt“, so Robinson.

Das Verfahren dauerte fast ein Jahr. Ursprünglich war der Aktivist im Rahmen der Terrorgesetzgebung verhaftet worden – für nichts weiter, als weil er auf einer Urlaubsreise nach Benidorm sein Handy nicht entsperren wollte. Drei Wochen wartete er auf das Urteil, da er zuvor eine geplante Reise nach Israel angetreten hatte.

Dass ein britisches Gericht nun feststellt, dass politische Überzeugungen der „Hauptgrund“ für ein solches Vorgehen waren, markiert einen Wendepunkt. Die Entscheidung entlarvt, wie brüchig die Grenze zwischen Anti-Terror-Recht und Gesinnungsjustiz geworden ist.

Es ist ein Lehrstück über den Zustand westlicher Rechtsstaaten: Wo die Meinung zum Risiko wird, verliert das Gesetz seine Legitimität.

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Kommentare ( 25 )

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Robert Sleigh
12 Tage her

„…die englische Mädchen zu Hunderten vergewaltigten“

Nein, es waren (und sind) viele Tausende!

Boris G
12 Tage her

Im Gegensatz zur strukturkonservativen Bevölkerungsmehrheit hat sich auch in UK eine linke „Elite“ an Universitäten und im Spitzenpersonal der Parteien etabliert, die keinen Widerspruch duldet. Anders als in Deutschland scheint die Justiz noch nicht mehrheitlich einen Schwung nach links vollzogen zu haben.

Iso
12 Tage her

Ist im Westen nicht mehr üblich, dass der Beschuldigte das Recht auf einen Anwalt hat und für eine Festnahme ein Haftbefehl erteilt werden muss, der von einem Richter unterschrieben wird? Dabei ist der Prozess nur ein Ablenkungsmanöver. Vor Gericht müssten die Leute stehen, die den Terror ins Land geholt haben und ihn fördern.

Sonny
12 Tage her

Auf solch einen klarsichtigen und ehrbaren Richter warten wir hier in Deutschland schon eine gefühlte Ewigkeit.

Anna Lyse
12 Tage her
Antworten an  Sonny

: Wir haben diese Richter. Ich erinnere an den weimarer Familienrichter, der jedoch seinen Sinn für Recht und Gerechtigkeit sehr teuer bezahlen musste. Bestrafe Einen, erziehe Hunderte! So lautet das Motto, um auch den letzten guten Juristen klein zu kriegen.

Freigeist63
12 Tage her

Super. Ein Dank an Richter Goozee. Und ich dachte schon die Briten spinnen. 😉

Casa Done
12 Tage her
Antworten an  Freigeist63

Ein guter Richter allein macht noch kein gutes Rechtssystem.

maru
13 Tage her

Der Richter ist mutig und spricht tatsächlich Recht.
Er wird Ärger bekommen von Leuten wie der SAntifa, die wissen wo sein Haus wohnt.

CasusKnaxus
11 Tage her
Antworten an  maru

Nee eher von Standesgenossenbonzen und Special Branch, MI 5 und Leuten von Starmer

Andreas Stueve
13 Tage her

Der guten Nachrichten werden immer weniger. Dies hier ist ein wahrhaftig gute. Es ist allerdings kein Trost, wenn wir Abweichler, Kritiker und Nörgler nicht nur im besten Deutschland alle Zeiten, sondern fast überall im europäischen Ausland verfolgt werden. Das muß ein Ende haben, arbeiten wir alle gemeinsam daran. Jeden Tag aufs Neue, immer immer wieder.

beccon
13 Tage her
Antworten an  Andreas Stueve

Das Glas ist halb voll, nicht halb leer. In England gilt gesprochenes Recht – der Präzedenzfall hat Auswirkungen auf künftige Urteile.

Will Hunting
13 Tage her

Meinung und Haltung werden durch Restriktionen niedergeknüppelt. Und es würde mich nicht wundern wenn die noch weitergehen. So handelt man nur wenn man einen Auftrag hat oder sich für etwas besseres hält. Beides ist schädlich. Mit Dummheit lässt sich so etwas nicht mehr erklären.

Last edited 13 Tage her by Will Hunting
Budgie
13 Tage her

Ich hoffe sehr das Richter Sam Goozee nicht wie 1992 Giovanni Falcone in Italien der „Mafia“ zum Opfer fällt. Die Eliten Westeuropas sind angeschlagen, ihre Macht schwindet – bei solchen Prognosen ist bei denen das Schlimmste zu befürchten. Sie würden sich dabei die Finger nicht selbst schmutzig machen. Wozu gibt es sonst solche Terrororganisationen wie die Antifa?Ich wünsche Tommy Robinson alles Gute für die Zukunft. Für Mr. Sam Goozee drücke ich beide Daumen für eine gedeihliche Zukunft und hoffe das meine Befürchtungen nicht eintreten.

Cubus
13 Tage her

Mal sehen, wie lange der Richter noch Richter ist.

Laurenz
13 Tage her
Antworten an  Cubus

Ihre Aussage ist zwar korrekt. Aber auch Richter sind in der Situation eine Meinung zu haben. Das ist der entscheidende Punkt. Auch Richter sind Bürger.

Deutsche
13 Tage her
Antworten an  Laurenz

Verwechseln Sie da nicht linke Aktivisten Richter mit neutralen Richtern, die tatsächliche Rechtsprinzipien abwägen anstatt der übermächtigen Regierung zuzuarbeiten? (Soweit in der Theorie)
Der „Staat“ sollte theoretisch auch neutral sein. Was er ja nun definitiv NICHT ist. Politisch besetzte Gerichte sind auch nicht neutral.
Die Trennung zwischen Person und Amt.

Laurenz
13 Tage her
Antworten an  Deutsche

Natürlich, die Leser lesen meinen Kommentar als Prinzip. Natürlich agieren linke Richter links. Was jeweils immer zu bedenken, wie viele Linke schon aus dem Raster gefallen sind. Wenn der Richter nicht ganz blöd ist, weiß er das.

Michael Theren
13 Tage her
Antworten an  Laurenz

wir kennen die Verfahrensdetails nicht, daß von Musk finanzierte Anwaltsteam dürfte nicht das Schlechteste gewesen hat, dazu zu umfangreicher Recherche fähig, womit dann vermutlich nachweisbar wurde, daß es reine Schikane war – ein „normaler“ Mensch hätte da (wie ja diverse Urteile zeigen) keine Chance gehabt…

Laurenz
13 Tage her
Antworten an  Michael Theren

Auch das wissen wir nicht. Robinsons Öffentlichkeitsarbeit mit der Unterstützung von Musk auf X, wird den größten Beitrag geleistet haben. Welcher Richter will schon seinen Namen Mio. von Nutzern bekannt werden lassen & als Arsch in die Geschichte eingehen?