Überraschende Wende beim Digital Markets Act

US-Präsident Donald Trump bezeichnet die Europäische Union als harte Nuss, die es zu knacken gilt. Im Falle des Digital Markets Act (DMA) ist es ihm gelungen, die harte Schale erstmals anzuknacksen.

picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Evan Vucci
Ursula von der Leyen und Donald Trump, hier im Januar 2020 bei WEF in Davos

An den Digitalgesetzen der EU entzündet sich wachsender Zorn. Es ist die unverhohlene Kontrollneigung Brüssels, die den Widerstand freiheitlicher Kräfte gegen die zunehmend invasive Politik der EU wachkitzelt. Dass sich nun US-Präsident Donald Trump auf die Seite des Widerstands geschlagen hat, verleiht dem Konflikt beinahe eine historische Dimension. Was lange unmöglich schien, ist damit eingetreten: Der technokratischen Hybris Europas tritt nun ein machtvoller Antagonist in den Weg, der bereit ist, den Regelungsfuror der EU in seine Schranken zu weisen. Mögen Trumps Interessen opportunistische sein – sie dienen dennoch unmittelbar der Sache der Freiheit.

Was war geschehen?

Nach einem Bericht im Handelsblatt signalisiert Brüssel erstmals Gesprächsbereitschaft mit Washington über die konkrete Umsetzung seiner Digitalgesetze. So soll die US-Regierung bei der Anwendung des Regelwerks auf amerikanische Unternehmen in der Zukunft aktives Mitspracherecht besitzen. Offiziell bleibt das EU-Recht unangetastet. Inoffiziell aber handelt es sich hierbei um den ersten ernsthaften Dammbruch: Brüssel ist eingeknickt. Und das nicht, weil es aus heiterem Himmel seine Liebe zur freien Rede entdeckt hätte. Es war Donald Trump, der dies erzwungen hat.

Der selbsterklärte beste Dealmaker der Welt brachte offensichtlich schlagkräftige Argumente vor, die zum Einlenken zwangen, was bemerkenswert scheint. Die EU verharrt bei Verhandlungen normalerweise bei Maximalforderungen und bewegt sich in der Regel wie ein Monolith – nämlich gar nicht.

Ob in Handelsfragen, der umstrittenen Klima-Agenda oder bei der Regulierung des digitalen Raums – Brüssel setzt gewöhnlich die Regeln, alle anderen folgen. Was genau dazu geführt hat, dass es Donald Trump gelungen ist, das DMA in seiner Durchschlagskraft womöglich zu entschärfen, bleibt vorerst Spekulation. War es Trumps unbedingtes Bekenntnis zur NATO oder möglicherweise ein Seitenhieb vor den anstehenden Handelsgesprächen zwischen Brüssel und den USA?

Veto-Recht der USA

Was auch immer zum Einlenken Brüssels geführt haben mag: Die Amerikaner werden die harte Linie der EU im Falle der Regulierung von Apple, X und Co. unter keinen Umständen akzeptieren. Es käme einem unausgesprochenen Veto-Recht gleich, gelänge es, den grotesken Strafkatalog zu nihilieren. Nach dem Digital Markets Act wurden bereits konkrete Strafen verhängt: Apple wurde mit 500 Millionen Euro, Meta mit 200 Millionen Euro für unterschiedliche Verstöße belegt.

Beide Konzerne befinden sich im Rechtsstreit mit der EU und dürfen nun darauf hoffen, dass das Weiße Haus seinen Einfluss geltend macht und den Vollzug der Strafe verhindert oder wenigstens ein milderes Strafsmaß erwirkt. Apple warf die EU-Kommission vor, App-Entwicklern zu verbieten, Nutzer über günstigere Alternativen jenseits des App Stores zu informieren. Meta soll Nutzer durch das „Pay or Okay“-Modell zu Datennutzung gedrängt haben. Beide Konzerne erhielten Fristen, ihre Praktiken anzupassen.

Verstärkung im Abwehrkampf

Die USA besinnen sich in diesem Augenblick auf ihre verschüttete Tradition und treten als Vorkämpfer der Meinungsfreiheit auf. Ihr Einsatz für freie, zensurfreie soziale Medien und Kommunikationsplattformen stärkt im entscheidenden Moment die erwachende Freiheitsbewegung in Europa.

Die EU ihrerseits führt gern und mit Verve ihre Argumente zur Kontrolle der Medienplattformen ins Feld. Es geht um die Bekämpfung von Desinformation und Verbraucherschutz – bekannte Politfloskeln, die nur grob überdecken, was tatsächlich intendiert ist: Kontrolle und Deutungshoheit im öffentlichen Diskurs.

J.D. Vance, Trumps Vizepräsidentschaftskandidat und einer der schärfsten Kritiker der EU-Digitalpolitik, formuliert es unzweideutig: Die EU nutze Verbraucherschutz als Vorwand, um amerikanische Kommunikationsplattformen in die Durchsetzung europäischer Zensurpolitik zu zwingen. Der Digital Service Act (das Schwestergesetz zum DMA) sei dabei kein Rechtsrahmen, sondern ein „digitales Ermächtigungsgesetz“ – mit dem Ziel, eine globale Geltung europäischer Gesinnungskontrolle zu erzwingen.

Vance nutzte die Gelegenheit anlässlich der Münchner Sicherheitskonferenz, seine Kritik in aller Schärfe zu artikulieren – Stichwort: „Threat from within“ und erklärte:

„The threat that I worry the most about vis à vis Europe… is the threat from within… the retreat of Europe from some of its most fundamental values, values shared with the United States of America.“

Er prangerte an, die Redefreiheit in Europa sei „auf dem Rückzug“ und verwies in seiner Rede auf konkrete Beispiele: Wahlen, die annulliert wurden, Christen, die wegen stillen Gebets bestraft wurden, oder allgemeine Internetzensur. Die entscheidende Passage folgte:

„There is a new sheriff in town … under Trump we will guard your right to speak in the public square, whether we agree with it or not.“
Man kann diese harte Kritik aus dem Munde des äußerst aktiven US-Vizepräsidenten nicht genug loben. Vieles liegt in EU-Europa mit Blick auf die Meinungsfreiheit, Zensurtendenzen und dem offenen Druck auf alternative Medien im Argen.Und genau dieser aufkeimenden europäischen Willkür und Selbstherrlichkeit entbrennt nun ein Geist der Gegenwehr – befeuert durch Washington.

Ein Wendepunkt?

Dass die USA künftig ein Mitspracherecht beim Digital Markets Act erhalten, markiert mehr als einen diplomatischen Etappensieg – es ist ein potenzieller Wendepunkt. Erstmals steht die Brüsseler Zentraleingriffslogik unter externem Audit. Wo bislang Regulierungswut ungebremst auf bürgerliche Freiheiten traf, zieht nun amerikanischer Verfassungsgeist eine rote Linie.

Trump wird zudem jede Gelegenheit nutzen, übergriffige EU-Politik beim Schopfe zu packen und seine mediale Schlagkraft gegen die Brüsseler Technokratie in Stellung bringen. Die Regulatoren der EU-Kommission werden mit großer Vorsicht agieren, ehe sie ihrem Lieblingsfeind Elon Musk erneut Stolpersteine in den Weg legen. Mit über 600 Millionen Nutzern ist seine Plattform X längst zu einem globalen Hort freier Meinungsbildung emporgewachsen. In ihm lauert für den Brüsseler Machtkörper eine ernsthafte Bedrohung: der Verlust der Deutungshoheit über zentrale Narrative – gleich, ob es um die fortschreitende Zentralisierung, das Scheitern der grünen Transformation oder die Kontrolle der Medienlandschaft geht.

Zwar ist auch X ein zentralisierter Machtkörper, in seiner philosophischen Ausrichtung abhängig von einer Einzelperson. Doch ist es in diesem Moment des Kräfteringens wichtig, diesen Raum der freien Meinungsäußerung zu stabilisieren. Für die Zukunft wird es darauf ankommen, weitere Optionen, dezentrale Alternativen wie das noch unbekannte NOSTR in die Öffentlichkeit zu heben, um auch auf der Ebene der Plattformen für Wettbewerb zu sorgen.

Damoklesschwert Trump

Über jeder geplanten Strafaktion schwebt künftig das Damoklesschwert einer Intervention durch das Weiße Haus. Damit besteht immer die Möglichkeit, dass sich Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die dubiosen Praktiken in Brüssel richtet – es droht ein Flächenbrand der Delegitimierung.

Das vom Bundesverwaltungsgericht abgeschmetterte Verbotsverfahren gegen das Magazin Compakt könnte ein erstes Indiz dafür sein, dass sich der Wind tatsächlich dreht – zugunsten der Kräfte der Freiheit, die auf fairen und offenen Diskurs drängen. Es mehren sich die Zeichen, dass der autoritäre Zugriff an Grenzen stößt und dass am Ende nicht die Wächter der richtigen Gesinnung, sondern jene obsiegen, die an die Kraft des Wortes und die Notwendigkeit eines freien Diskursraums glauben.

Das Einknicken Brüssels gegenüber Washington im Falle des Digital Services Act ist ein deutliches Signal. Es ist auch ein Fingerzeig vor den bevorstehenden Handelsgesprächen, der verdeutlicht, wer in diesem Spiel gute Karten auf der Hand hält.

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Kommentare ( 42 )

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42 Comments
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luxlimbus
15 Tage her

Hat man sich erst einmal einen gewaltigen Parasitenbefall zugelegt, mögen sporadische Abwehrmaßnahmen des großen Bruders den Eindruck einer Befreiung vermitteln. Dessen fortwährender Einfluss und Existenz ist jedoch nicht in Stein gemeißelt. Zumal sich gerade der treibende Spalt zwischen Erkenntnis und Handlung zum gemütlichen Nährboden des Kakerlaken-Typs Mentiri-Merzianis entwickelt hat.

Last edited 15 Tage her by luxlimbus
Petra Horn
15 Tage her

Hat Trump möglicherweise mit Zöllen gedroht?

Wahrheit
15 Tage her

richtig den EU Bürokratiemoloch in die Schranken zu weisen. Danke!

Wunderland
16 Tage her

@Peter Pascht („Es gibt kein EU Recht…“) Wobei, unabhängig davon, wie man Art.23, Abs.1 GG verfassungsrechtlich interpretiert, der folgende Absatz, Art.23 Absatz 1a, m.E. zuwenig beachtet wird: === (1a) Der Bundestag und der Bundesrat haben das Recht, wegen Verstoßes eines Gesetzgebungsakts der Europäischen Union gegen das Subsidiaritätsprinzip vor dem Gerichtshof der Europäischen Union Klage zu erheben. Der Bundestag ist hierzu auf Antrag eines Viertels seiner Mitglieder verpflichtet. Durch Gesetz, das der Zustimmung des Bundesrates bedarf, können für die Wahrnehmung der Rechte, die dem Bundestag und dem Bundesrat in den vertraglichen Grundlagen der Europäischen Union eingeräumt sind, Ausnahmen von Artikel 42… Mehr

Last edited 16 Tage her by Wunderland
GefanzerterAloholiker
15 Tage her
Antworten an  Wunderland

1a) Der Bundestag und der Bundesrat haben das Recht, wegen Verstoßes eines Gesetzgebungsakts der Europäischen Union gegen das Subsidiaritätsprinzip vor dem Gerichtshof der Europäischen Union Klage zu erheben.
Verstanden. Ich ziehe vor das Gericht des Täters. Jawohl. Ganz klar.

Erfurter
16 Tage her

Trump ist ein Segen.

moorwald
16 Tage her

Es gibt nur eine Macht, die die selbstherrliche EU-Kommission in ihre Schranken weisen könnte. Dabei spielt es keine Rolle, daß primär Geschäftsinteressen im Spiel sind.
Das Ergebnis zählt. Und es zeigt sich: die EU kann zwar ihre unbotmäßigen Mitglieder gängeln kann – nach außen ist sie nahezu ohnmächtig, wie sich nicht zuletzt am Beispiel Ukraine oder Iran zeigt

Sonny
16 Tage her

Was haben die Amis doch für ein feines Gespür bei ihrer neu gewählten Regierung bewiesen.
Vielleicht waren ja die zahlreichen Beleidigungen und Verleumdungen gegen ihren jetzigen Präsidenten durch europäische Politniks und deren Hofpresse der Auslöser überhaupt, um zu wissen, wen man dringend in das Präsidentenamt heben muss, um diesen völlig hirndurchgebrannten Wokismus eine Abfuhr zu erteilen.
Das selbst inthronisierte EU-Kaiserreich hat überdreht. Und nach fest kommt ab. Die werden noch viel mehr Kröten schlucken müssen. Und hoffentlich dann bald zu Geschichte werden.
Wir brauchen dringend eine neue europäische Wirtschaftsgemeinschaft. Ohne grünsozialistisches Gesoxxe mit Allmachtsphantasien.

moorwald
16 Tage her
Antworten an  Sonny

Wobei man nicht verkennen sollte, daß der Durchschnittsamerikaner was da aus Europa kommt, kaum zur Kenntnis nehmen dürfte. Ein großes Volk in einem riesigen Land lebt hauptsächlich in seinem eigenen Kosmos,

Nibelung
16 Tage her

Um Freiheit geht es ihm nicht, da sind reine finanzielle Interessen seines Landes im Vordergrund und noch nie wurde es so deutlich wie derzeit, wie sich ehemals gemeinsame Interessen auseinander bewegen und der Mamon das Zepter führt und so kämpft jeder gegen jeden und ist keineswegs mehr ein Zeichen der Verbundenheit und nur den noch erfreuen kann, der andere Vorstellungen hat um aus Ruinen aufzuerstehen, dessen Spruch man ja auch kennt, nach der verlorenen Schlacht und so wird es wieder kommen, denn der ewige Frieden ist noch lange nicht ausgebrochen, weil sie es weder können noch wollen um des eigenen… Mehr

Rasparis
16 Tage her

Der Spiritus Rector -ein Oesterreicher, was kaum mehr zufaellig sei kann- des dystopischen monstro simile in seiner von jeder Realitaet abgeschotteten Bruesseler Buerokratenfestung sah, wie von ihm selbst in als richtungsweisend propagierten Werken unumwunden ausgefuehrt, die Zukunft Europas (!) – woertlich in dem Pamphlet „Praktischer Idealismus“- darin, eine „eurasisch-negroide Zukunftsrasse“ herbeizumendeln. Die Bueste des besagten Herrn war nicht etwa in einer 1945 untergegangenen Kanzlei der Berliner Vosstrasse oder dem „SS-Rassehauptamt“ zu finden – vielmehr steht sie jetzt und heute an zentraler Stelle in der Lobby der Strassburger Obersten Sowjets. Ich nenne so etwas unheilbar geisteskrank – mit Eifer umgesetzt wurde… Mehr

Last edited 16 Tage her by Rasparis
Urs von Baerlichingen
16 Tage her
Antworten an  Rasparis

Die von Ihnen erwähnte Behörde hieß nicht umsonst und zufällig korrekt „Rasse- und Siedlungshauptamt der SS“ ….
Was den von Ihnen erwähnten Autor und ersten „Karlspreisträger“ angeht, sollten Sie nicht Augenmerk auf die Staatsangehörigkeit legen, sondern auf die Tatsache, dass der Gute ein sehr hochrangiger Freimauer war! Bevor er mit Churchill anbandelte, liebäugelte er mit Mussolini. Bemerkenswert ist, dass man für die „Pan-Europäische-Vision“ Afrika einbezog – Russland, dass doch eigentlich näher liegen würde, eben nicht. Ein wirklich starkes Europa (FR/D/RU) bleibt bestimmen Leuten ein Graus und wird mit allen Mitteln bekämpft.

Punti
16 Tage her

Es ist gut und richtig, dass der EU-Apparat endlich einen mächtigen Knüppel zwischen die Beine bekommt, am besten verschwände er ganz von der Bildfläche. Die Strafe für Apple ist allerdings ein schlechtes Beispiel, da es sich beim zugrunde liegenden Vergehen um ein kartellrechtliches Vergehen, i.e. das Ausnutzen einer marktbeherrschenden Stellung zum Nachteil von Kunden und Marktbegleitern handelt. Und das wollen wir doch wohl alle nicht, sondern fairen und freien Wettbewerb, oder?

Thilo Braun
16 Tage her
Antworten an  Punti

Persönlich freue ich mich immer wieder, dass Apple den Daumen auf dem App-Store hat. Bei dem Vergleich mit dem Google Playstore und dem ganzen Müll an Apps, der dort so rumwabert schaudert es mich immer wieder. Die EU will Apple dazu zwingen, den gleichen Schrott im eigenen Store zuzulassen, was ich wirklich nicht verstehen kann. Wer das will, soll ein Smartphone mit Android Betriebssystem kaufen. Wer sich ein Apple Gerät leistet, der weiß auch genau die Vorzüge dieser Geräte und deren Konnektivität zu schätzen.