Trump beendet Diversity-Programme

Trump setzt seine Umkrempelung von Washington fort. Die Aufhebung einer Präsidenten-Verordnung aus dem Jahr 1965 ist historisch: Lyndon B. Johnson hatte US-Behörden zur Bevorzugung nicht-weißer Bewerber gezwungen. Diese Ungleichbehandlung wird nun enden. Die DEI-Industrie der USA heult auf.

picture alliance / Captital Pictures | RS/MPI

Die Entschlossenheit der neu ins Amt kommende Trump-Regierung sucht wohl nicht nur derzeit ihresgleichen auf der Weltbühne. Allenfalls der argentinische Präsident Milei kann sich ihr an Entschlossenheit gleichwähnen, allerdings sieht er sich einem sehr viel widerspenstigeren Parlament gegenüber. In seiner Davoser Rede hat Milei dennoch alles gesagt, was auch Trump aus dem Herzen sprechen müsste, und dabei auf seine „lieben Freunde“ Giorgia, Viktor und Elon verwiesen. Ein Satz aus der Rede verdient es, an dieser Stelle zitiert zu werden: „Feminismus, Diversität, Inklusion, Gleichstellung, Einwanderung, Abtreibung, Umweltschutz, Gender-Ideologie“, all das seien Ziele des Wokismus, die einzig und allein der Ausweitung des Staatsapparats und seiner Ausgaben dienten – „durch die Aneignung und Verfälschung nobler Ziele“.

Kurz nach seiner Inauguration hat Trump dem umfangreichen DEI-Apparat der US-Regierung ein Ende gesetzt. „Diversity, equity, inclusion“ als Programm der US-Regierung sollen nun der Vergangenheit angehören. DEI – das war der bereits zum Glaubenssatz gewordene Versuch, die Angehörigen bestimmter Gruppen von staatlichen Institutionen bevorzugen zu lassen, um die angeblich „systembedingte“ Ungerechtigkeit ihnen gegenüber auszugleichen. Dass dies in himmelschreiender Ungerechtigkeit endete, wurde in den letzten Jahren immer deutlicher.

Auf Deutsch heißt das Begriffs-Trio in etwa „Verschiedenheit/Vielfalt, Gleichheit/Gleichstellung, Einbeziehung/Integration“. Die „bunte Vielfalt“ kann auch hierzulande schnell in zusammenhangslose Verschiedenheit auseinanderdriften, dabei letztlich diskriminierend wirken und zudem jede Menge Geld kosten. Die Gleichheit vor dem Gesetz degeneriert zur Gleichmacherei, die Einbeziehung zur Integration als staatlicher Pflichtaufgabe.

Mit Trumps DEI-Abkehr kündigt sich eine weitere Epochenwende an, denn die hautfarbenbasierten (im Englischen „race-based“) Einstellungserfordernisse gehen auf das Jahr 1965 und die Präsidentschaft von Lyndon B. Johnson zurück. Wenn ein 60 Jahre lang beschrittener Weg verlassen wird, kann man wohl von einem historischen Schritt sprechen. „Ich bin wütend“, sagte ein Bundesbediensteter gegenüber NBC News. Er hatte seit mehr als zwei Jahrzehnten für die betreffende Behörde gearbeitet und wurde nun praktisch über Nacht freigestellt. Noch 2015 hatte Trump sich mit der Johnson-Verordnung zur „affirmative action“ abgefunden, nun hat er sie durch eine eigene Verfügung aufgehoben.

Aktenberge, die diskriminieren

Die neue Verordnung, so wird auf der Website des Weißen Hauses erklärt, soll „die Bürgerrechte von allen Amerikanern“ schützen und ihre individuellen Spielräume erweitern, indem die „radikale Bevorzugung von DEI bei der Vergabe von Bundesaufträgen“ beendet wird. Eine Sprecherin sagte, Trump habe sich im Wahlkampf dazu bekannt, die „Geißel der DEI in unserer Bundesregierung zu beenden und Amerika zu einer leistungsorientierten Gesellschaft zurückzuführen, in der Menschen auf der Grundlage ihrer Fähigkeiten und nicht aufgrund ihrer Hautfarbe eingestellt werden“.

Betroffen sind zunächst alle Bundesbehörden, das heißt auch Ministerien und Gerichte. Die Gesamtzahl dürfte in die Hunderte gehen, und die Behörden haben mit rund 2,4 Millionen Beschäftigten zusammen die größte Arbeitnehmerschaft im Land. Unter Biden mussten alle Behörden einen „Diversitätsplan“ entwerfen, inklusive jährlicher Fortschrittsberichte. Man stelle sich allein die Papier-, Akten- und Datenberge dieses staatlichen Förderplans vor. Ein erster Bericht aus dem Jahr 2022 zeigte einen Anteil von 60 Prozent Weißen und 55 Prozent Männern in allen Bundesbehörden. Die höheren Ränge wurden zu 75 Prozent von Weißen und zu 60 Prozent von Männern eingenommen. Das zeigt, was man verändern wollte.

Die Entscheidungen Trumps gehen aber noch weit über den Regierungsapparat hinaus. Die Anwendung von DEI wurde demnach für ungesetzlich erklärt. Insofern ging die Anweisung an die Bundesbehörden, Diskriminierung im privaten Sektor unnachgiebig zu bekämpfen. Private Unternehmen, vor allem aber die vom Bundesstaat geförderten Universitäten, müssen daher jede „widerrechtliche Diskriminierung“ beenden. Denn, so absurd es sich anhört: Im Namen des Kampfes gegen Diskriminierung hatte Lyndon Johnson die „affirmative action“ eingeführt, gemäß der in der Folge nicht-weiße, vor allem schwarze Bewerber bevorzugt werden sollten.

Schon 2023 hatte der Supreme Court entschieden, dass hautfarbenbasierte Zulassungen und Einstellungen an Universitäten gegen das 14. Amendment der Verfassung verstoßen und einer Diskriminierung aller anderen Gruppen gleichkommen – jener Gruppen, die nicht durch dunklere Gesichtsfärbung zum Kreis der Erlauchten gehören. Und wie schrieb doch der Deutschlandfunk Kultur im Sommer 2023: „Studiengebühren, exzellente Noten und Aufnahmetests: Die Hürden, um an einer begehrten US-amerikanischen Universität zu studieren, sind hoch. Geht es allein nach diesen Kriterien, sind weiße und asiatischstämmige Amerikaner klar im Vorteil.“ Deshalb habe es die „affirmative action“ gebraucht – was an sich schon gönnerhaft gegenüber den angeblich armen, ungebildeten Andersfarbigen wirkt.

Nach der Übertreibung von 2020 folgt nun der Rückschnitt

Im Sommer 2020 kam es im Zusammenhang mit der Parole „Black Lives Matter“ und den damit begründeten landesweiten Unruhen (mit mehreren Toten) noch einmal zu exzessiven Forderungen: Farbige Universitätsdozenten sollten Extra-Urlaube erhalten, weil sie alltäglich den Kampf um ihre Gleichberechtigung zu führen hätten. Derweil wurden Uni-Mitarbeiter entlassen, die es wagten, den Slogan „All Lives Matter“ zu verbreiten – also die Aussage, dass nicht nur schwarze Leben wichtig sind, sondern alle. Das sollte angeblich Rassismus sein, vermutlich der „systemischen“ Art, den niemand in sich kontrollieren kann und der daher allen Nicht-Farbigen oder Weißen zur Last zu legen sei.

Diese überzogene Welle, die sich damals noch einmal gegen Trump aufbäumte, zieht sich nun zurück und wird gründlich trockengelegt – für die Hochschulen im Grunde schon durch das Urteil von 2023. DEI, hinter dem sich heute auch LGBT-Advocacy und ein „Trans-Kult“ verbergen können, ist in den USA insgesamt auf dem Rückmarsch, seit Trump gewählt ist. Die Trompeten haben zum Rückzug geblasen. Selbst die Marke Amazon hat kurz vor der Inauguration die eigenen Bekenntnisse zu „LGBTQ+-Rechten“ und zur „Gleichstellung (equity) für Schwarze“ fallen gelassen. Gleichzeitig haben der Imbisskonzern McDonald’s und Meta (Facebook, Instagram etc.) ihre DEI-Programme abgeschafft. Viele Unternehmen folgten. Auch Harley-Davidson ist dabei. Daran sieht man, wie weit die Welle geschwappt war.

Zurück zur Regierung: Der Abschied von DEI wird auch Bürokraten einsparen. Denn nun braucht man all die DEI-Agenten nicht mehr, die bisher darauf geachtet haben, dass die Richtlinien umgesetzt wurden. Der Aufschrei der Bürokraten war erwartbar.

Auch Auslandshilfen auf dem Trump-Prüfstand

Eine weitere Wende bereitet der vom Senat bereits bestätigte Außenminister Marco Rubio vor, indem er fast alle Auslandshilfen der USA eingefroren hat. Stellt man das der deutschen Entwicklungshilfe, Ukrainehilfe oder auch der Afghanistan- und Syrienhilfe gegenüber, die weitgehend ohne Gegenleistung in den (vielfach korrupten) Äther gepumpt werden, dann kann einem übel oder schwindlig – oder beides – werden.

Deutschland hat sich verzettelt in legendär gewordenen peruanischen Radwegen, in feministischen Toilettenhäuschen für Westafrika und Mondlande-Hilfen für Indien und China. Die Zahlungen im Rahmen des Klima-Ablasshandels kommen noch hinzu. Das mächtigste, auch finanziell am besten aufgestellte Land der Erde zahlt aktuell keine Hilfen außer an zwei Ausnahmen (Israel und Ägypten). Und die Entscheidung kommt von einem Minister, der seine Senatsanhörung ohne Probleme bestand und somit ein hohes Maß an vielleicht sogar überparteilicher Unterstützung genießt. Tatsächlich könnten einzelne Hilfsposten wiederaufgenommen werden. Zunächst müssen sie jedoch der „Agenda von Präsident Trump“ standhalten. Lebensmittel-Nothilfen sind davon nicht betroffen und werden weiterhin geleistet. All das ist also kein extremes Signal, sondern auch an dieser Stelle ein Ausdruck der Rückkehr zur Vernunft, die diese neue Regierung zum großen Teil auszeichnet.

Anzeige

Unterstützung
oder

Kommentare ( 10 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

10 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
Manfred_Hbg
18 Tage her

Zitat: „Eine weitere Wende bereitet der vom Senat bereits bestätigte Außenminister Marco Rubio vor, indem er fast alle Auslandshilfen der USA eingefroren hat. Stellt man das der deutschen Entwicklungshilfe, Ukrainehilfe oder auch der Afghanistan- und Syrienhilfe gegenüber, die weitgehend…..“ > Ich kann die folgende Meldung natürlich nicht beschwören. Aber laut einen ukrainischen Nachrichtenportal soll Selenskyj vor vier/fünf Tagen gegenüber Reportern zu deren Frage nach Einstellung der amerikanischen Hilfsgelder geantwortet haben, „dass die Einstellung der US-Hilfsgelder nur für 90 Tage die humanitären Hilfen betrifft, jedoch bislang nicht die militärischen Hilfen“. Ansonsten kann ich mit Blick auf die Einstellung der US-Hilfsgelder nur… Mehr

Paprikakartoffel
18 Tage her

Daß die Welle in der Wirtschaft so geräuschlos zurückschwappt, ist allerdings auch dem „Bud Light“-Effekt zu verdanken. Viele Unternehmen werden sich sehr gerne keinem weiteren Risiko aussetzen, daß Kid Rock auf ihre Produkte schießt.

Aegnor
18 Tage her

Man muss echt sagen, dass es am Ende ein Riesenglück war dass Trump 2020 nicht wieder Präsident wurde (warum sei dahingestellt). Andernfalls wäre es wohl einfach halbgar so weiter geplätschert und vieles was er, bzw. sein neues Team, jetzt energisch angeht, wäre so niemals geschehen, bzw. erst deutlich später.

Sonny
18 Tage her

In den letzten Jahren bestanden für mich politische Pressemeldungen meistens nur aus Schreckensnachrichten.
Trumps Aktionen verursachen bei mir ein gutes Gefühl – der gesunde Menschenverstand ist zurück.
Rückblickend gesehen muss man konstatieren:
Wenn die grünlinks-woke Gemeinde aufschreit, und das hat sie bei Trump ja zur Prio 1 erhoben, dann ist das, was von denen verteufelt wird, höchstwahrscheinlich immer das Beste für die Menschen. Insgesamt eigentlich ein einfacher Kompass.

Last edited 18 Tage her by Sonny
Nibelung
18 Tage her
Antworten an  Sonny

Mit dem guten Gefühl, was ich auch hatte ist es so eine Sache, denn hoffentlich mutiert er nicht, denn mit seiner Forderung, die Palästinenser im Ghazatreifen nach Jordanien und Ägypten auszusiedeln ist eine Schnapsidee und verstößt gegen geltendes Völkerrecht, wie es übler nicht sein könnte, sollte es umgesetzt werden und was soll denn aus den Palästinensern im Westjordanland werden, sind die auch Freiwild um sie um ihre verbrieften Recht zu bringen, nur weil es einige gegen alle Konventionen so wollen. Auch die Minderwertigkeitskomplexe in Bezug auf die eigene Größe sollten nicht dazu verleiten, den Dänen Grönland mit Gewalt abspenstig machen… Mehr

bfwied
18 Tage her
Antworten an  Nibelung

Zu Palästinensern: Seit über einem dreiviertel Jahrhundert sind sie auf dem Opfertrip, lassen sich verhalten, jammern. Während die Israelis wortwörtlich blühende Landschaften schufen, in allen Bereichen, ließen die alles vergammeln, vom geschenkten Flughafen über die geschenkten Hotelanlagen bis zu den von den Israelis 2005 überlassenen Orangenhainen. Sie werfen Homosexuelle von den Dächern in den Tod, aber die dt. LBQ+irgendwas jubeln denen zu. Wer kann das verstehen? Die Hamas durchdrang alles, missbrauchte Kliniken etc. als Waffenlager u. Zentralen, heute gibt es mehr Hamas-Kämpfer als vor dem Angriff auf Israel. Was soll man mit denen anfangen? Nach 75 Jahren immer noch nichts… Mehr

Eberhard
19 Tage her

Wenn, wir doch auch so einen Tramp hätten. Über ein halbes Jahrhundert werden wir politisch genötigt, das für viele hier bereits magere Brot mit den Zurückgebliebenen und dadurch Elenden der Welt zu teilen. Einer Welt, auf deren Zustand die heute immer noch zur Kasse genötigten hier kaum Einfluss hatten und haben. Was hat damit die Welt besser gemacht? Weltarmut nimmt zu und Elend wird nur zusätzlich breiter verteilt. Selbst die für unsere Zukunft hier dringend notwendige Bildung wird angeblich aus humanitären Gründen immer weiter verdünnt. An den wenigen Stellen in Asien, wo Hilfe fruchtete, haben wir sogar mit unserem Know… Mehr

GefanzerterAloholiker
19 Tage her

Mit der genannten Gesetzgebung verschwand unter anderem auch die hyperbolische Geometrie aus den Schulbüchern. Das Leistungsprinzip sollte damals nachhaltig verbrannt werden.

Micci
19 Tage her

Es ist erstaunlich einfach:

Die Rückkehr zur Vernunft passt all jenen nicht, die an der Unvernunft prächtig verdienen.

Oder zum Vergleich:
was sagen Astrologen zu der These, dass die zufällige Stellung von Gesteinsbrocken im All keinerlei Zusammenhang mit menschlichen Schicksalen hat?

Nicolai94
19 Tage her
Antworten an  Micci

Die Stellung von Gesteinsbrocken hat spätestens dann Zusammenhang zu menschlichen Schicksalen, wenn einer dieser Gesteinsbrocken auf der Erde einschlägt.