Selenskyj rudert zurück: Bedauern über den Eklat im Weißen Haus

Selenskyj knickt ein, Trump triumphiert: Während Europa noch über Rüstung debattiert, schafft der US-Präsident Fakten. Die Ukraine will „so schnell wie möglich“ verhandeln – und das Mineralabkommen soll jederzeit unterzeichnet werden.

IMAGO / Avalon.red

Zuletzt war die Lage zwischen Kiew und Washington noch einmal eskaliert. Wolodymyr Selenskyj hatte behauptet, der Frieden zwischen Russland und der Ukraine sei noch „sehr, sehr weit weg“. Donald Trump hatte diesen Ball aufgenommen und ihm vorgeworfen, keinen Frieden zu wollen, solange er Waffen aus den USA und Europa erhalte. Im selben Moment hatten die USA eine vollständige Einstellung ihrer Unterstützung angekündigt.

Das dürfte in Kiew zu erheblichen Verwerfungen geführt haben. Selenskyj ging zwar in den letzten Tagen bei den Europäern hausieren, und insbesondere Frankreich und das Vereinigte Königreich schmückten sich mit den Kosakenfedern: Plötzlich waren die Ex-Weltmächte von vor 100 Jahren wieder gefragt. Aber es war mehr Schall und Rauch als eine wirkliche Alternative.

Denn Europa kann nicht auf US-Niveau mithalten – nicht nur quantitativ. Bis heute ist es der US-Geheimdienst, der die Europäer vor Bedrohungen warnt. Und es sind technische Wunderwerke wie Starlink, die die Ukraine am Leben erhalten. Kurzfristige Milliardenspritzen können diese Rückstände nicht wettmachen.

Das weiß man auch im inneren Zirkel der Macht. Selenskyjs Poker, auf die Macht der woken Medien und Politiker zu vertrauen, die ihn in ihrer Schwarz-Weiß-Zeichnung moralisch auf- und den US-Präsidenten abwerten, mag vielleicht ein Trostspender sein – mehr aber nicht. Das außenpolitische Unvermögen Selenskyjs dürfte auch ambitionierte Gegner Morgenluft wittern lassen. Palastrevolten sind schon aus geringeren Anlässen losgebrochen.

Trump hat beim berüchtigten Gespräch vom Freitag bereits gesagt: „Du hast keine Karten. Wir geben dir wieder Karten.“ Selenskyj hat die letzten Tage versucht, ein besseres Blatt in die Hand zu bekommen. Ganz offensichtlich hat er aber nun seine letzten Asse ausgespielt. Er muss zu Kreuze kriechen.

Anders ist der bemerkenswerte Post auf X nicht zu erklären, den der ukrainische Präsident abgesetzt hat. Er liest sich so:

Ich möchte das Engagement der Ukraine für den Frieden bekräftigen.

Keiner von uns will einen endlosen Krieg. Die Ukraine ist bereit, so schnell wie möglich an den Verhandlungstisch zu kommen, um einen dauerhaften Frieden näherzubringen. Niemand wünscht sich mehr Frieden als die Ukrainer. Mein Team und ich sind bereit, unter Präsident Trumps starker Führung zu arbeiten, um einen dauerhaften Frieden zu erreichen.

Wir sind bereit, schnell an der Beendigung des Krieges zu arbeiten. Die ersten Schritte könnten die Freilassung von Gefangenen und ein Waffenstillstand im Himmel sein – das Verbot von Raketen, Langstreckendrohnen und Bomben auf Energie- und andere zivile Infrastruktur – sowie ein sofortiger Waffenstillstand auf See, wenn Russland dasselbe tut. Dann wollen wir alle weiteren Schritte sehr schnell durchführen und mit den USA zusammenarbeiten, um ein starkes, endgültiges Abkommen zu erzielen.

Wir wissen wirklich zu schätzen, wie viel Amerika getan hat, um der Ukraine zu helfen, ihre Souveränität und Unabhängigkeit zu bewahren. Und wir erinnern uns an den Moment, als sich die Dinge änderten, als Präsident Trump der Ukraine Javelins lieferte. Dafür sind wir dankbar.

Unser Treffen am Freitag im Weißen Haus in Washington verlief nicht wie geplant. Es ist bedauerlich, dass es so gekommen ist. Es ist an der Zeit, die Dinge in Ordnung zu bringen. Wir möchten, dass die zukünftige Zusammenarbeit und Kommunikation konstruktiv ist.

Was das Abkommen über Mineralien und Sicherheit betrifft, ist die Ukraine bereit, es jederzeit und in jedem geeigneten Format zu unterzeichnen. Wir betrachten dieses Abkommen als einen Schritt in Richtung größerer Sicherheit und solider Sicherheitsgarantien, und ich hoffe wirklich, dass es effektiv funktionieren wird.

Kurz gefasst: Punktsieg für Trump. Selenskyj bedauert den Vorfall im Weißen Haus. Er ist bereit, das Mineralabkommen „jederzeit“ zu unterzeichnen. Amerikas bisherige Lieferungen werden anerkannt. Und: Die Ukraine ist bereit, „so schnell wie möglich“ an den Verhandlungstisch zu kommen, um einen dauerhaften Frieden zu erzielen.

Das geschieht, während in Europa noch über Rüstungsprogramme und eine Rückkehr zur Wehrpflicht in Deutschland debattiert wird. Der Moment der zurückgekehrten Glorie war kurz in London und Paris. Nicht auszuschließen, dass Trump Fakten schafft, während die Europäer noch philosophieren, was nun zu tun ist.

Anzeige

Unterstützung
oder

Kommentare ( 159 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

159 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
giesemann
18 Tage her

Es gibt nur einen, der den Krieg sofort beenden kann: Wladimir Putin, der Friedensherrscher. Damit ist alles gesagt, ich will nichts mehr hören, basta.

Kinski2
18 Tage her

Warum gibt es eigentlich nicht eine europaweite Volksabstimmung was die Völker wollen Frieden oder weiter Krieg

giesemann
18 Tage her
Antworten an  Kinski2

Die wollen Krieg, was denn sonst, Sie Naivling.

Kassandra
18 Tage her

Aber auf Grundlage von was?
Die Ukraine ist weder NATO noch EU-Mitglied – und wird es auch hoffentlich niemals werden!

giesemann
18 Tage her
Antworten an  Kassandra

Hoffentlich doch, zä’fix. Das sind Europäer wie ich – aber vielleicht nicht wie Sie. Tauschen? Sofort.

ESC-Gast
18 Tage her

Interessant, wie unsere MS-Medien die alleinige Schuld am Eklat bei Trump und Vance sehen, jetzt aber sogar Selenskyi einsieht, sich ungeschickt verhalten zu haben (oder ihn dazu gebracht hat, dass er es einsieht).
Folge des Eklats ist jetzt die schnellstmögliche Änderung des Grundgesetzes durch eine bereits abgewählte Regierung um das Hirngespinst einer herbei geschwurbelten Bedrohung zu finanzieren. De jure möglich, de facto aber ein maximaler Bruch mit dem Wählerwillen und der Demokratie.

Kassandra
18 Tage her

Hab ich es doch richtig verstanden – er hat ihnen gedroht, dort im Oval Office – bevor das Debakel begann:
Zelensky’s mistake was when he threatened the United States: https://x.com/WallStreetMav/status/1897035944567693677

giesemann
18 Tage her
Antworten an  Kassandra

Lächerlich, einfach nur lächerliches dummes Zeug.

ceterum censeo
18 Tage her

Wenn Trump den Ukraine-Krieg beendet hat, kann ja die EU weiter gegen Putin ins Feld ziehen. Die EU-Granden samt Vasallen scheinen ja Gefallen am Krieg zu haben…

Haba Orwell
18 Tage her
Antworten an  ceterum censeo

Pepe Escobar sieht in seinen Artikeln die EUdSSR bereits auf dem „Müllhaufen der Geschichte“ – erreicht gemeinsam von Trump und Putin. Trump hat keine andere Wahl – wenn die EUdSSR als Woke Bastion bestehen bleibt, könnte der Unfug jederzeit wieder in die USA metastasieren. Er muss asap die Westeuropa-Wokeness zerschlagen, als höchste Priorität.

Ähnliche Bastione in internationalen Vereinen kommen ebenso ins Trumpisten-Visier – nach WHO wird bereits die UNO kritisch gesehen, die korrupte Anstalt für „kochende Erde“.

Nibelung
18 Tage her

Diesem Komiker geht nun der Allerwerteste wie man so schön sagt auf Grundeis und er selbst kann sich nur noch retten, über einen diktierten Frieden, den auch die Europäer nicht aufhalten werden, selbst wenn sie großmäulig auftreten um die Freiheit immer noch an der Ostfront verteidigen zu wollen, was sie am Ende auch in Afghanisten schnell beendet haben, bevor sie mit Schimpf und Schande den Rückzug antreten mußten und das ganze Gerät in Milliardenhöhe als letztes Gastgeschenk den Taliban überlassen haben. Trump hat sich in den Kopf gesetzt, den eurasischen Raum in gemeinschaftlichem Einverständnis und gegenseitigem Frieden für beide Interessenten… Mehr

Frau U.
18 Tage her

Haha, köstlich. Kurz nachdem noch Rocky Merz mit seinem 1 Billion Schulden Wahlbetrug „unsere Freiheit“ verteidigt vor den woken Hauptstadtjournalisten, implodiert sein Spin zur deutschen Notlage („wir sind seit Freitag in einer anderen Welt aufgewacht“) schon 1 Stunde später.
Trump sorgt für Frieden in der Ukraine und damit kollabieren die Europäischen Staatschef mit ihrem Milliarden Betrug an ihren Völkern.

Last edited 18 Tage her by Frau U.
humerd
18 Tage her

„Selenskyj knickt ein, „
ich seh das anders. Selenskyi versucht seinen Kopf zu retten. Er hat es bei seinem Trump Besuch mächtig vergeigt. Trump ist nicht UvdL, Baerbock, Agnes Strack Zimmermann und wie die Damen, die Selenskyi anhimmeln, alle heißen.
„Trump triumphiert“
zu Recht.

giesemann
18 Tage her

Das gehört zur show, meine Hühnchen. Jetzt kann Donald großzügig sein, der Russe im Kreml weiß gar nicht mehr, voran er ist, wo ihm der Kopf steht. So soll es sein. Ein Mineralabkommen ohne ihn? Ohne den Russen? Ich denke, da schnaubt er like a quarter horse. Schaumermal. Und ein leiser Wink: „Gegen Europa wird ein Handelskrieg angezettelt, während gleichzeitig mit den Kommunisten in China gedeihliche Deals eingefädelt werden.“ Und wenn die USA die Forderungen Chinas nach Revision der „Ungleichen Verträge“ im Osten Russlands unterstützen? Aus Gerechtigkeit? Ist das gut für Europa oder schlecht? Schöne Grüße nach Moskau. Und nach… Mehr