Schweiz kappt zwei Zugverbindungen mit Deutschland

Die Schweizerische Bundesbahn SBB streicht zwei Zugverbindungen aus Deutschland. Grund für die Maßnahme seien „erhebliche Verspätungen“ der Züge. Die Züge in die Gegenrichtung verkehren weiterhin ohne Umsteigen über die Grenze.

Picture-Alliance/KEYSTONE | GAETAN BALLY

Seit dem 29. April enden die Verbindungen des EC7 von Hamburg nach Interlaken und des EC9 von Dortmund nach Zürich am Hauptbahnhof der Grenzstadt Basel. Reisende, die zu ihren Schweizer Zielen weiterfahren wollten, müssen nun umsteigen.

Grund für die Maßnahme sind nach Angaben der SBB „erhebliche Verspätungen“ der Züge aus Deutschland. Die Züge in der Gegenrichtung – EC6 von Interlaken nach Hamburg und EC8 von Zürich nach Dortmund – verkehren weiterhin ohne Umsteigen über die Grenze.

Seit 2022 seien die Züge aus Deutschland regelmäßig mit Verspätung in Basel eingetroffen, schreiben die SBB. Das habe sich negativ auf die Pünktlichkeit der Züge innerhalb der Schweiz ausgewirkt. Die Schweizer Bahn hatte deshalb in der Vergangenheit die Züge zeitweise vorzeitig in Basel enden lassen, meist bei Verspätungen von mehr als 10 bis 15 Minuten.

Nun wird die Aufteilung der Fahrten mindestens bis zum Dezember beibehalten, wenn der neue Fahrplan herauskommt. Die Welt nannte die Entscheidung der SBB am 2. Mai „eine weitere Blamage“ für die Deutsche Bahn (DB). Der staatliche Verkehrsriese hat wiederholt die Liste der unzuverlässigsten Bahnunternehmen in Europa angeführt. In einer im Dezember 2024 von der NGO European Federation for Transport and Environment (T&E) veröffentlichten Studie über 27 europäische Bahnunternehmen belegt die DB in der Kategorie Zuverlässigkeit den letzten Platz.

Im Jahr 2024 erreichten nur 62 Prozent aller DB-Fernverkehrszüge ihr Ziel pünktlich – definiert als eine Verspätung von weniger als sechs Minuten. Das war der schlechteste Wert seit mindestens 21 Jahren. Einschließlich der Regionalverbindungen kamen 71 Prozent der Reisenden „pünktlich“ an. Ein DB-Sprecher machte für die häufigen Verspätungen eine „veraltete, störanfällige und überlastete Infrastruktur“ verantwortlich.

Die Schweizer Bahnen erfüllen dagegen die höchsten Pünktlichkeitsstandards und führen das T&E-Ranking in der Kategorie Zuverlässigkeit an. Im Jahr 2024 kamen mehr als 93 Prozent der SBB-Züge pünktlich an – „so pünktlich wie nie zuvor“, freute sich das Unternehmen. Und das, obwohl die schweizerischen Pünktlichkeitsstandards strenger sind als die deutschen: „Pünktlich“ bedeutet, dass der Zug mit weniger als drei Minuten Verspätung ankommt.

Aus dem Englischen übersetzter Beitrag, der zuerst bei Brussels Signal erschienen ist.

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Kommentare ( 19 )

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Sonny
6 Tage her

Die deutsche Bahn steht stellvertretend für den Gesamtzug Deutschland.
Zu teuer, zu kaputt, zu dreckig, zu gefährlich und last but not least: zu unfähiges Management.

Jenny
6 Tage her

Bin neulich schwarz gefahren, 1. Klasse. Ich wollte ja bezahlen, aber es kam halt was dazwischen. Was kann ich für das schlechte Internet in Deutschland und insbesondere auf den Bahnhöfen und -strecken? War zwar nur eine kurze Strecke, aber ich habe viel Geld gespart 😉

Raul Gutmann
7 Tage her

Ein Reisender am Bahnhof Basel fragt einen SBB-Schaffner: Sagen Sie, gibt es in dem Zug nach Stuttgart WLAN?
Guter Mann, antwortet jener, wir fahren nach Deutschland, da können Sie froh sein, wenn es Schienen gibt.

Rainer Schweitzer
7 Tage her

Unpünktlich, aber divers, inclusiv und antirassistisch, bunt und kultursensibel, klimafreundlich und mit Sicherheit ganz arg nachhaltig. Nächstens vielleicht auch noch mit angebotsorientiert geliefertem Strom?
Gerüchte besagen, daß die Arbeitskleidung der Schaffner nächstens um Stichschutzwesten und Taser ergänzt werden soll…

verblichene Rose
7 Tage her
Antworten an  Rainer Schweitzer

Und nicht zu vergessen, das „folkloristische“ DB-Dienstmesser…
Immer griffbereit für die Omas, die ja neuerdings nichtmal ihr „kleines Schweizer“ dabei haben dürfen 😉

verblichene Rose
7 Tage her

Gestern Morgen. Ein Bahnhof irgendwo in Deutschland. Der Zug soll eigentlich wie gewohnt um 07:18 Uhr abfahren. Die nächsten Züge dann 07:32, 07:48 und 08:02 Uhr. Der 07:18 Uhr hatte aber, wie zuletzt gewohnt (!) Verspätung und sollte um 07:30 Uhr abfahren. Tja, man fragt sich dann um 07:38, als der endlich eingetroffene Zug abfuhr, was denn nun aus dem 07:32’er wurde und ob die gleich den für 07:48 Uhr hinterher geschickt haben? Aber das ist eben deutscher Alltag. Und an all‘ die angeblichen Signalstörungen und die vielen Leute, die sich auf den Gleisen befinden, hat man sich irgendwie tatsächlich… Mehr

Wolf
6 Tage her
Antworten an  verblichene Rose

Sie haben die Weichenstörung, die ausgefallen Klimaanlage, die Defekte Toilette, Restaurant und Tür und das Problem beim An-/Abkuppeln vergessen. Für einen gelegentlichen Bahn-Benutzer ist das verständlich, wenn man öfter fährt nur noch gelogen.

WGreuer
7 Tage her

Hier an der schweizer Grenze sehen wir das tagtäglich. Die Schweizer Züge sind sauber, schnell, pünktlich. Die Deutsche Bahn hingegen … nun, lassen wir das.
Bundesregierung und Bahn sind derart unfähig, dass die kleine Schweiz immerhin einen dicken Zuschuss für die Elektrifizierung der Strecke Lindau München gezahlt hat, nur damit ihre Züge schneller und einfacher direkt nach München kommen. Nicht zu vergessen: die schweizer Züge müssen dafür bereits einige Kilometer durch Österreich fahren! 40 Jahre hat die Planung gedauert, seit 2020 können die schweizer Neigezüge nun schnell nach München. Und sie sind pünktlich.

jansobieski
7 Tage her

Wie ist es denn, wenn man die Schweizer 3-Minuten-Toleranz auch in Deutschland anwendet ?

Mausi
7 Tage her

Bei manchen Themen muss man unseren Nachbarn dankbar sein. Im Arbeitsleben ist es auch so, dass ein Mitarbeiter Verantwortung nur lernt, wenn er mit den Konsequenzen seines Tuns konfrontiert wird. Wenn er sich beim Kunden entschuldigen muss. Wenn er zusehen muss, wie er einen Fehler wieder gerade biegt. Natürlich hat das seine Grenzen und sollte vom Vorgesetzen begleitet werden, damit der eingreifen kann, wenn der Mitarbeiter an seine Grenze kommt.

Rainer Schweitzer
7 Tage her

„In einer im Dezember 2024 von der NGO European Federation for Transport and Environment (T&E) veröffentlichten Studie über 27 europäische Bahnunternehmen belegt die DB in der Kategorie Zuverlässigkeit den letzten Platz.“

Unglaublich! Da hilft nur eins: Verstaatlichen.
Heidi Reichinnek kennt die Lösung schon seit Gründung der Linken, dem 21, April 1946 (damals noch als SED). Aber auf die hört ja keiner, nicht einmal der Verfassungsschutz.

Last edited 7 Tage her by Rainer Schweitzer
verblichene Rose
7 Tage her
Antworten an  Rainer Schweitzer

Ja, von der SED lernen heisst dazu zu lernen. Das kann man der Reichinnek aber nicht ankreiden, denn die war erst drei Jahre jung, als die Deutsche Reichsbahn (1945–1993) bereits abgeschafft wurde.
Und das (Ost-)Deutsche Reich gibt es ja nunmal nicht mehr, weshalb sie nur noch Bundesbahn heisst und der olle Bund der Eigentümer ist, was immer sie auch von diesem ominösen Bund weiß.

Phil
6 Tage her
Antworten an  verblichene Rose

Was erwarten sie von Menschen welche Nahoststudien und Politikwissenschaften studiert haben um danach ihren Master in Politik und Wirtschaft des nahen Ostens (Zumal in den meisten dieser Länder weder eine klare Politik, noch eine nennenswerte Marktwirtschaft nachweisbar ist.) zu machen, um fortan im auswärtigen Amt und sonstigen Institutionsjobs tätig zu sein. Diese Frau hat in ihrem Leben noch keinen Job in der Wirtschaft gemacht und wird es wohl auch niemals können, dazu fehlen ihr die nötigen skills. Das Menschen, welche noch nie etwas produzieren mussten, wofür auf dem Markt eine Nachfrage existiert, bzw. wofür niemand vorhanden zu sein braucht, der… Mehr

littlepaullittle
7 Tage her

Symbolisch.
Wenn uns bald andere, weniger woke Laender, die „Verbindungen“ streichen.
Moralisieren wirkt als deutscher Exportschlager.