Neuer Militärpakt zwischen Deutschland und Großbritannien

Zusätzlich zum Verteidigungsbündnis der North Atlantic Treaty Organization (NATO) will nun ein weiterer Militärpakt zwischen Berlin und London für mehr militärische Abschreckung sorgen: Das Abkommen soll eine gegenseitige Beistandsklausel im Falle strategischer Bedrohungen enthalten.

picture alliance / empics | Kin Cheung

Ein Angriff oder eine ernste Bedrohung gegen eines der beiden Länder werde künftig als Angriff auf beide gewertet werden – mehrere mit den aktuellen Vorbereitungen involvierte Personen bestätigten gegenüber Politico, dass der Vertrag nahezu fertiggestellt ist.

Das Abkommen geht auf eine gemeinsame Erklärung von Premierminister Keir Starmer und des deutschen Ex-Bundeskanzlers Olaf Scholz im vergangenen Sommer zurück. Damals versprachen beide Seiten eine engere Zusammenarbeit in den Bereichen Sicherheit, Frieden und wirtschaftliches Wachstum. Nun wollen Starmer und Friedrich Merz als Bundeskanzler dieses Projekt schon in wenigen Tagen präsentieren.

Neue europäische Sicherheitsarchitektur

Ein zentrales Kapitel des Vertrages widmet sich der Verteidigung und baut auf dem sogenannten Trinity-House-Abkommen auf, das im vergangenen Jahr als Grundlage für eine engere militärische Zusammenarbeit unterzeichnet wurde. Die neue Beistandsklausel würde Deutschland nun auch mit beiden europäischen Atommächten – Frankreich und Großbritannien – verbindlich sicherheitspolitisch vernetzen. Das entspricht Kanzler Merz’ erklärtem Ziel, die europäische Abschreckungskraft unabhängiger von den USA zu stärken.

Zwar wird im Vertrag weiterhin die zentrale Rolle der NATO als Fundament der kollektiven Verteidigung bekräftigt, doch die neue Klausel unterstreicht den zunehmenden Wunsch europäischer Partner, enger auf dem Feld der Sicherheitspolitik zusammenzuarbeiten – insbesondere angesichts der schrittweisen strategischen Neuausrichtung der USA.

Neben militärischen Fragen soll der Vertrag auch weitere Bereiche der bilateralen Zusammenarbeit abdecken, darunter Maßnahmen gegen illegale Migration, verbesserte Verkehrsverbindungen sowie gemeinsame Initiativen in Forschung und Innovation. Zudem ist ein Bekenntnis zu intensivierten grenzüberschreitenden Austauschprogrammen vorgesehen – ein heikles Thema für Premierminister Starmer, der innenpolitisch unter Druck steht, sowohl legale als auch illegale Zuwanderung zu begrenzen.

Ein konkretes Abkommen zur Mobilität junger Leute konnte Großbritannien bisher nicht bilateral durchsetzen. Eine Einigung wird nun auf EU-Ebene angestrebt – Berlin gilt hier als einer der stärksten Befürworter einer liberaleren Regelung für junge Leute, die nach Großbritannien kommen möchten.

Vertragsunterzeichnung noch im Juli

Nach Angaben zweier Regierungsvertreter in London ist der Vertragstext fast fertig. Die Unterzeichnung soll voraussichtlich am 17. Juli erfolgen, also kurz bevor beide Parlamente in die Sommerpause gehen. Insgesamt fanden 18 Verhandlungsrunden statt, darunter mehrere persönliche Treffen in Berlin und London.

Ein Sprecher des deutschen Auswärtigen Amtes erklärte: „Der Vertrag wird die gesamte Bandbreite unserer bilateralen Beziehungen abdecken.“ Das britische Außenministerium wollte sich auf Anfrage nicht äußern.

Der bevorstehende Schulterschluss zwischen London und Berlin markiert einen wichtigen Schritt in der Neuausrichtung der europäischen Außen- und Sicherheitspolitik.

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Kommentare ( 22 )

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22 Comments
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Holger Tuerm
7 Tage her

Wieviel bezahlt Deutschland?

joly
7 Tage her
Antworten an  Holger Tuerm

Wir werden mit dem Blut unserer Soldaten zahlen. Die beiden Siegermächte lassen uns die Drecksarbeit im konventionellen Bereich machen und behalten sich den Bereich Marine plus Luftwaffe vor. Uns lässt man dann den Part der Ukraine machen; den Rest werden wir dann sehen was das sein wird.

Melly
7 Tage her

und nicht vergessen, die vielen unnötigen Zerstörungen in Dresden und an vielen anderen Stellen in ganz Deutschland. Die deutschen waren doch schon Platt und in Dresden waren 10 tausende Flüchtlinge. So sieht großkotzige Siegerjustiz aus.. Johnson, Starmer usw. glauben immer noch Sie seien eine Großmacht. Deshalb auch die Hingabe zu einer neuen Diktatur. Pfui Teufel. Pack schlägt sich, Pack verträgt sich

P. Pauquet
7 Tage her

Das verstehe wer will!

Ein Staat, der seine Irrelevanz, also keine Kolonialmacht mehr ist, schon seit längerem in der globalen Bedeutungslosigkeit verschwindet, geht einen militärischen Pakt ein mit einem absoluten Looserstaat ein. In dem funktioniert absolut gar Nichts mehr.

Das muss mal Jemand nachmachen. Von ehemaliger Wirtschaftssupermacht auf dem zweiten Platz, runter auf Nichts zum letzten Platz. Und das in 20/25 Jahren. Nicht nur politisch so gewollt und durchgeführt, nein auch aus eigener Unfähigkeit und Erstarrung in alten Abläufen und Denken.

Willkommen auf Terra im Jahre 2025. … Es brennt an allen Ecken.

Deutsche
7 Tage her

Der Zusammenschluß der Kriegstreiber unter Britischer Atombombenmacht heißt jetzt „Sicherheitspolitik“? Der Britische Abgesandte hat die abschlußbereiten Verhandlungen in Istanbul zwischen Russland und der Ukraine verhindert. Und Merz will Taurus liefern, die dann Richtung Russland fliegen.
Die Bestrebungen der „EU“ sich die Rest Ukraine einzuverleiben wird dann wahrscheinlich „Friedenspolitik“ sein. Das Heranrücken der EU samt Nato an Russlands Grenze. Was war noch mal der Sinn von Putins Angriff auf die Ukraine? Platz für die EU zu schaffen?

Haba Orwell
7 Tage her
Antworten an  Deutsche

> Und Merz will Taurus liefern, die dann Richtung Russland fliegen.

Eben, so ist die NATO nicht einheitlich – die USA wollen nichts mehr liefern: https://tkp.at/2025/07/02/pentagon-stoppt-waffenlieferung-an-ukraine/

Könnte sich gewisser Klavierspieler endlich entscheiden, in welche der vielen Villen er ziehen möchte?

giesemann
7 Tage her

Wie schön, dass wenigstens die Europäer gelernt haben: Es gibt bessere Feinde. Wenn jetzt noch Russland, als idealer europäischer Partner … . Schließlich waren die Brits und die Franzosen mal Verbündete Stalins. Könnten die das nicht wieder aufleben lassen?? Bin dafür, jetzt, sofort.

Haba Orwell
7 Tage her
Antworten an  giesemann

> Schließlich waren die Brits und die Franzosen mal Verbündete Stalins. Könnten die das nicht wieder aufleben lassen?? Bin dafür, jetzt, sofort.

Ganz einfach, die brauchen nur wieder den gemeinsamen Feind. Ob aber diesmal aus diesem Land irgend etwas bleibt, kann ich nicht schwören.

giesemann
7 Tage her
Antworten an  Haba Orwell

Sie haben nichts verstanden. Nochmal lesen, mit Verständnis diesmal.

Konradin
7 Tage her

Der ehemalige US-Geheimdienstmitarbeiter und heutige Analyst für internationale Politik Ray McGovern sagte jetzt in einem Interview, dass nach seiner und der Meinung vieler in seinem Netzwerk im politischen Washington die USA ihren Spitzenplatz als globaler Hauptfeind Russlands vorigen Monat erstmals seit 1917 verloren hätten. Aus der Sicht Russlands sei nun Deutschland der strategische Hauptfeind. Das sitzt. Und kommt dennoch nicht wirklich überraschend nach dem was insbesondere Deutschland seit drei Jahren gegenüber Russland an den Tag legt bzw. gegen Russland bereits „ins Feld führt“. Die russisch-deutschen Beziehungen waren noch nie so schlecht, man könnte fast sagen nichts-existent wie heute. Nicht mal… Mehr

Deutsche
7 Tage her

Unter den Atomraketen der Briten kann man sich gut verstecken. Wird dann weiter eine aggressive Kriegspolitik betrieben. Vielleicht liefert Merz die Bunkerbrechenden Taurus dann doch in die Russland angriffswütige Ukraine. Und was haben die Briten davon ??? Eine marode woke Bundeswehr? Oder viele, viele deutsche Steuermilliarden? Da fühle ich mich doch gleich viel „sicherer“. Russlands Rüstungsausgaben 140 Milliarden (böser Aggressor) „Nato“ in 2024 1,5 BILLIONEN. Die Deutschen Politiker „wollen international wer sein“. Dazu gehört die irre EU Erweiterung mit der Ukraine (korruptes Fass ohne Boden und heftige Provokation Russlands, der sicher nicht die Nato EU in der Ukraine haben will).… Mehr

Juergen Schmidt
7 Tage her

Verheerend. Die Briten sind aktive und aggressive Kriegstreiber gegen Russland, und sind under cover militärisch schon lange in der Ukraine aktiv, mit Personal, Material, Know How und einer gewaltigen Propaganda-Maschine die von London aus agiert. Boris Johnson hat persönlich den Friedensschluss von Istanbul 2022 verhindert und damit den Ukrainekrieg verängert, und so direkt den Tod von Hunderttausenden weiteren Ukrainern und Russen auf dem Gewissen. Dass Friedrich Merz uns und unser Land nun mit einem quasi Beistandspakt an so einen gefährlichen, bösartigen, frei rotierenden Akteur kettet, ist schlimm. Es drängen sich Parallelen auf zur verhängnisvollen Bündnispolitik vor dem 1. Weltkrieg. Es… Mehr

Last edited 7 Tage her by Juergen Schmidt
Haba Orwell
8 Tage her

Manchmal werden Träume wahr, sogar Jahrzehnte später: https://tkp.at/2025/05/10/das-britisch-nazideutsche-weltreich-das-es-fast-gegeben-haette/

Von einem Weltreich kann allerdings auch zusammen keine Rede mehr sein.

Malte
8 Tage her

Ja, total clever, sich mit einem so exponierten und unzuverlässigen Partner wie Großbritannien einzulassen. Einem, der überall seine Finger drin hat oder gern drin hätte. Was die britische Beistandverpflichtung wert ist, hat Polen 1939 erfahren. Und Deutschland? War 1914 mit Östereich verbündet und hat sich in einen Konflikt hineinziehen lassen, der es nicht das Geringste anging. „Es gibt kein dümmeres Volk als das deutsche…“ Soll von Napoleon stammen …

giesemann
7 Tage her
Antworten an  Malte

Es sind nicht die Völker, sondern??