Ontarios Regierung kündigt Unterstützung für den Ausbau der Kernenergie an

Die Provinzregierung hat angekündigt, dass sie mit den Vorentwicklungsarbeiten für den Bau neuer Kernkraftwerkskapazität am bestehenden Standort Bruce beginnen wird. Dies wäre der erste groß angelegte Bau eines Kernkraftwerks in Kanada seit mehr als 30 Jahren. Von Wolfgang Kempkens

Bild: Bruce Power
Ontarios Energieminister Todd Smith kündigt die Unterstützung der Regierung für die Planung und Konsultation zur Erkundung des Ausbaus der Kernkraft am 5. Juli bei Bruce Power an

Die Bruce Nuclear Generating Station am Lake Huron in der kanadischen Provinz Ontario gehört zu den größten der Welt. Sie verfügt über acht Reaktorblöcke mit einer Gesamtleistung von 6,358 Gigawatt – zum Vergleich: Europas größtes Kernkraftwerk Saporischschja in der Ukraine kommt auf 5,7 Gigawatt. Der Standort Bruce soll jetzt zum mit Abstand größten Stromerzeuger der Welt werden und sogar das japanische Kashiwazaki-Kariwa-Kraftwerk überflügeln, das eine Leistung von rund acht Gigawatt hat, derzeit aber nicht am Netz ist. Der kanadische Energieerzeuger Bruce Power will am Lake Huron stolze 4,8 Gigawatt zubauen. Schon jetzt liefern die acht Reaktorblöcke gemeinsam mit zehn weiteren an anderen Standorten 30 Prozent des Stroms, den die Provinz verbraucht.

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„Ontarios Stromsystem ist bereits sauberer als das in Kalifornien oder Deutschland, und der Kernkraftwerksstandort Bruce Power hat maßgeblich dazu beigetragen, den Kohleausstieg zu fördern und Ontarios Vorsprung bei sauberer Energie zu etablieren“, sagt Dave Butters, Präsident der Association of Power Producers of Ontario. Tatsächlich läuft in der Provinz seit 2014 kein Kohlekraftwerk mehr.

Qua Amt kann Butters zwar nichts anderes sagen. Doch es stimmt, und die Politik der Provinz steht auf seiner Seite. Gerade hat die Regierung den Beginn von Vorentwicklungsarbeiten zum Bau der geplanten neuen Kernkraftwerkskapazitäten beschlossen, um den steigenden Stromverbrauch emissionsarm zu decken. Damit reiht sich das nordamerikanische Land in die Phalanx der Länder ein, die zunehmend auf Kernenergie setzen, um die weltweiten Klimaziele nicht zu verfehlen. Die kanadischen Kernkraftwerke gingen zwischen 1971 und 1993 in Betrieb. Die meisten sollen noch bis zur Mitte dieses Jahrzehnts laufen.

Ontarios unabhängiger Stromnetzbetreiber IESO erwartet wegen des starken Wirtschaftswachstums, der Elektrifizierung etwa im Verkehrsbereich und des Bevölkerungsanstiegs bis 2050 eine Verdoppelung des Strombedarfs in der Provinz. Die Kapazität müsse deshalb von 44 auf 88 Gigawatt steigen. Der IESO-Bericht empfiehlt, mit Planung, Standortwahl und Umweltverträglichkeitsprüfung für neue Anlagen, einschließlich Kernkraft, sofort zu beginnen, um die Dekarbonisierungsziele zu erreichen. Das haben Bruce Power und die Provinzregierung wörtlich genommen.

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„Um den Bedarf in diesem Jahrzehnt zu decken, beginnen wir jetzt mit der Vorentwicklung, um zukünftige Erzeugungsoptionen zu identifizieren, einschließlich zuverlässiger, erschwinglicher und sauberer Kernenergie, die unsere Provinz in Zukunft mit Strom versorgen werden“, so Ontarios Energieminister Todd Smith. Er verfolgt auch – zusammen mit den Provinzen Alberta, New Brunswick und Saskatchewan – einen strategischen Plan zum Bau zusätzlicher kleiner modularer Reaktoren (Small Modular Reactor/SMR). Diese werden in Verbrauchernähe gebaut, sodass Leitungswege eingespart werden können. Der Kraftwerksbetreiber Ontario Power Generation hat bereits mit den Standortvorbereitungen für einen SMR neben einem bestehenden Kernkraftwerk in Darlington im Südwesten Kanadas begonnen.

Kanada hat mit CANDU einen eigenen Reaktortyp verwirklicht. Die Anlagen werden mit schwerem Wasser moderiert und gekühlt. Moderieren bedeutet Abbremsen energiereicher, schneller Neutronen auf eine Geschwindigkeit, bei der Uran-Atomkerne mit höchster Effizienz gespalten werden. Schweres Wasser ermöglicht den Einsatz von Natururan statt angereicherten Urans, das in nahezu allen anderen Anlagen verwendet wird. Entwickelt und gebaut wurden die 19 kanadischen CANDU-Reaktoren von Atomic Energy of Canada in Chalk River/Ontario.

Mittlerweile hat das Unternehmen die Technik vor allem im Sicherheitsbereich fortentwickelt. Der „CANDU Advanced“ wird mit schwerem Wasser moderiert, aber mit normalem Wasser gekühlt. Das Uran muss schwach auf ein bis zwei Prozent angereichert werden, normal sind mehr als drei Prozent. Er ist für eine Leistung von 1200 Megawatt ausgelegt. Der Brennstoff wird effektiver genutzt als in den CANDU-Reaktoren der ersten Generation, sodass weniger Atommüll anfällt.

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Kommentare ( 19 )

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CanTunDeutsche3
8 Monate her

Ontario ist dreimal so groß wie Deutschland bei einer Bevölkerung von 15 Millionen. Weites, weites Land, das viele, viele Windmühlen tragen kann, die in der Weite verschwinden. So ist fast ganz Kanada. Die Windmühlenlobby hat es versucht, hat auch eine Menge „klimabewußte“ Unterstützer gefunden, Trotzdem. Ich habe mich immer gefragt, ob die Windmühlen auch vereisen können wie Flugzeuge und dann schlecht im Wind liegen. Bin Laie, hab mich belesen. Skandinavien hat das Problem der Vereisung schon ganz offen belegt. Kanada hat in den meisten, nichtarktischen Teilen ein krachkaltes Inlandklima, das eher Sibirien als Skandinavien gleicht. Da hat dann wohl jetzt… Mehr

Anti Left
8 Monate her

Es geht nicht um das Erreichen von „Klimazielen“. Was für ein dämliches Wort. Es geht um saubere und preiswerte Energie

rolf
8 Monate her
Antworten an  Anti Left

Vollkommen richtig, es geht um preiswerte Energie! Windmühlen mit einer installierten Leistung von 4 MW (heute spricht man schon von 12 MW) kosten bis zur Inbetriebnahme mindestens 10 Mio. Euro; Tendenz steigend! Die Abriss- und Entsorgungskosten für 2000 m3 Stahlbeton, 500 to Stahl und 60 to Glasfaserflügel sind dabei nicht eingerechnet. Wie bei alle Windmühlen liegt der effektive Stromertrag bei 15 % (Jahresmittelwert). Berechnet man den gesamten Aufwand (Anschaffung + Betriebskosten + Entsorgungkosten) und teilt diese Summe durch den Ertrag über 15 Jahre, so kommt man auf einen spezifischen Strompreis von 0,7 Euro/KWh! Darin enthalten sind Netzdurchleitungsgebühren, Märchensteuer und andere… Mehr

haseha1
8 Monate her

Kernenergie ist eine Risikostrategie, sagt die Grüne Ricarda Lang. Das ist die ohne Berufsabschluss. Und es gibt im Sommer immer Probleme mit der Kühlung, z. B. in Frankreich. Daher importieren wir seit der Stilllegung unserer Kernkraftwerke auch Atomstrom aus Frankreich, weil es dort so schön unsicher ist. Seit April ist Deutschland Nettoimporteur von Energie. Wir haben als Ersatz die Kohlekraftwerke hochgefahren. Grüne Poltik zerstört die Umwelt und macht Menschen arbeitslos.

Exilant99
8 Monate her

In Kanada regiert ebenfalls der woke Wahnsinn. Viele lokale Regierungen dort boykottieren ebenfalls ihre eigene Energiewirtschaft, wie British Columbia z.b.

Die kanadische Bundesregierung ist so irre, die wollen aufhören Öl und Gas zu fördern. Kanada hat die 3. größten Ölreserven und 10. größten Gasreserven der Erde. Alles im Namen des Klimas. Die sind nur marginal besser als Schland. Die Provinzen Ontario, Quebec, Saskatchewan und Alberta sind die einzigen die noch einen Funken Verstand habe, können sich aber gegen die Bundesregierung nicht durchsetzen und leiden ebenfalls unter dem irren Trudeau.

Mindreloaded
8 Monate her

Die Kernenergie-Jünger hier bei TE werden sich anschauen, wenn Deutschland mit der gelungenen Energiewende nicht nur Deutschland, sondern auch halb Europa endlich sicher mit Strom versorgt.

haseha1
8 Monate her
Antworten an  Mindreloaded

Das sind utopische Spinnereien. Das wird auf dem gegenwärtigen Technologieniveau und der Verfügbarkeit von Rohstoffen niemals möglch sein. Im Ergebnis der Energiewende bisher haben wir nach Polen den dreckigsten Energiemix in Europa und die höchsten Preise. Ein Flop an Dummheit. Die Energiewende liegt auf dem Ostseegrund, gesprengt von Freunden unter Mithilfe, Akteptanz sicherlich unserer Regierung.

BK
8 Monate her

Von derart positiven Nachrichten ist Deutschland Lichtjahre entfernt. Hier werden die Nachrichten von technisch rückständigen Hinterwäldlern und Fischköpfen dominiert, deren neuestes Projekt Wasserstoff ist. Das wird noch ein größeres Desaster als bei der Hindenburg und der katastrophalen Energiewende.

Juergen Waldmann
8 Monate her

Im August 1959 kam mit Dwight D. Eisenhower der erste amerikanische Präsident nach Deutschland . Wir AZUBIS wurden von der Berufsschule aufgefordert , den Gast am Flughafen zu begrüßen . In Köln hatte man einen Park ausgesucht , durch den der Gast fahren würde , wir wurden auf dem Hang positioniert und sollten mit US Fähnchen winken . Das RV Team fuhr zur Probe die Strecke ab , filmte und forderte uns auf zu winken . Als der Begrüßungsfilm im Kasten war , da wurden wir in einer Sportgaststätte bewirtet . Eisenhower sahen wir nie und er sah uns auch… Mehr

HRR
8 Monate her

Viele Staaten erweitern mittels preiswerter und umweltfreundlicher Kernenergie ihre wirtschaftlichen Möglichkeiten und sichern damit auch die stetige Verfügbarkeit von Energie ab. Deutschland weiß es besser. Deutschland verschrottet funktionsfähige, sichere Kernkraftwerke und vernichtet damit nicht zuletzt vom Steuerzahler direkt und/oder indirekt mitfinanzierte Milliardenwerte. Nicht nur das. Überschüssiger deutscher Flatterstrom muss Abnehmern im Ausland oft noch finanziell vergütet werden, während bei Strommangel im Inland infolge Dunkelflaute von ausländischen Lieferanten Strom teuer importiert wird und selbstverständlich als Kostenaufschlag in die Stromrechnung inländischer Abnehmer einfließt. Die über 200 Millionen teure Unterzeichnung eines nicht zustande gekommenen Vertrages durch Ex-Minister Scheuer wird (zurecht) untersucht. Wer untersucht… Mehr

H.H.
8 Monate her
Antworten an  HRR

Bei der sog. Ausländermaut ging es um eine Zeitraum-bezogene Maut. Bei der nächsten Maut wird es um eine Kilometer-bezogene Maut gehen. Da werden allen voran die Grünen dafür sein. Und ebenso die Oberster-Sowjet-like EU. Im Vordergrund wird stehen: gerechtere Maut. Im Hintergrund: die Totalüberwachung der Bürger.

ketzerlehrling
8 Monate her

Nun ja, für Deutschland gibt es keine Atomenergie mehr. Die bestehenden AKW´s sollen zerstört werden, oder sind es schon. Neubauten dauern und kosten und der hysterische Michel hat die Hosen voll und will keine Atomenergie. Er will Vorbild sein, er will umweltzerstörenden und lebensbedrohenden dreckigen Strom aus Frackinggas und überteuerten Atomstrom aus beispielsweise Frankreich, oder sonstwo her.

bfwied
8 Monate her
Antworten an  ketzerlehrling

„Umweltzerstörenden u. lebensbedrohenden dreckiger Strom aus Frackinggas …“ Das ist auch so ein deutsches Narrativ, das sich in „die alternativen Wahrheiten“ einreiht.

November Man
8 Monate her

Nicht nur Kanada, auch uns Deutschen stehen alle sichersten und neuesten Kernkraft-Technologien zur Verfügung. Hochmoderne, sichere und saubere Kernkraftwerke, gleichgeschaltet mit der Dual-Fluid-Technologie und den BN-800 Reaktoren bei null Atommüll sind unsere Zukunft. Das gibt ausreichend, bezahlbare und sichere Stromversorgung für alle Bürger Deutschlands. Nicht wie bei den Grünen, dass der Strom uns Bürgern zukünftig nicht mehr ständig zur Verfügung stehen soll und alles nur noch teurer wird. Wir sollten nur endlich damit beginnen die Kernkraftreaktoren der Zukunft zu bauen um uns Bürgern, der Wirtschaft und unseren Arbeitsplätzen wieder Sicherheit zu gewährleisten. Mit den Grünen ist das nicht zu machen,… Mehr

Richy
8 Monate her
Antworten an  November Man

Es wird immer nur auf die „Grünen“ geschimpft und dabei werden die Einheitsparteien, insbesondere die viel gefährlichere CDU, lange geführt von IM Erika, vergessen. Ohne dieser Unperson an Deutschland Spitze wären vermutlich die abgeschalteten KKWs und auch das modernste in Deutschland betriebene Kohle-KW Moorburg noch am Netz. Und auch die Forschung an neuen Typen von KKWs wäre hier weiterhin möglich.