Der nackte Präsidentensohn im US-Kongress

Hunter-Biden-Affäre: Der ganze Schmutz, den Medien und Politik über Jahre unter den Teppich kehren wollten, kommt plötzlich ans Licht. Dass es jetzt so schnell geht, hat wohl weniger mit Aufklärung denn mit politischen Gründen zu tun.

Screenprint: via twitter
Plötzlich ist Hunter Biden wieder ein Thema. Die ganze Welt konnte im US-Repräsentantenhaus Nacktbilder des Präsidentensohnes zusammen mit Prostituierten in eindeutigen Positionen bewundern. Was als vermeintliche Revolvergeschichte begann, hat damit das Herz der US-Demokratie erreicht. Während unter Donald Trump die oppositionellen Demokraten keinen Moment ausließen, um dem damaligen US-Präsidenten Russland-Geschichten, Gerüchte über Sex-Videos und andere unlautere Handlungen unterstellten, um das Bild eines Skandalpräsidenten aufzubauen, zeigen sich genau diese Abgründe ausgerechnet beim Sohn von US-Präsident Joe Biden.

Freilich bleiben auch die derzeitigen Bilder nur an der Oberfläche. Hunter Biden ist nicht nur Sohn des US-Präsidenten, er hat auch Schlüsselpositionen innegehabt, die wohl nicht zu Unrecht auf den langjährigen Einfluss seines Vaters zurückzuführen sind – etwa im ukrainischen Gaskonzern Burisma. Hunter Bidens eigene Firma BHR Partners ist mit Sinopec verknüpft. Es gehört zu den drei größten Mineralölunternehmen in China. Wie gefährlich ist ein labiler Präsidentensohn für die Belange der amerikanischen Nationalen Sicherheit – die Frage hatte TE schon früher aufgeworfen. Es geht dabei um dubiose Verkäufe von US-Energiereserven und Geschäfte in der Krim-Krise.

Doch vorerst bleiben die Boulevardgeschichten das bestimmende Thema. Biden jr. hatte eine Prostituierte nicht privat, sondern mit Firmengeld bezahlt. Die „Sex-Partnerin“ sei zudem aus einem anderen US-Bundesstaat eingereist. Dies gilt in den USA als strafbar. Es sind Geschichten mit weniger Sprengkraft als das, was dem legendären Laptop des Präsidentensohnes nachgesagt wird. Aber es bringt den US-Präsidenten in eine peinliche Situation, insbesondere, wenn es um das bereits angekratzte Bild der angeblich idyllischen Biden-Familie geht. Chat-Protokolle von Biden jr. ließen eher darauf schließen, dass es bei den Borgias sittsamer zuging.

Dass nun Sex-Bilder des Biden-Sohnes sich über Fernsehen, Internet und Print verbreiten und in der Weltöffentlichkeit kommuniziert werden, bedeutet damit eine Zäsur. Damit ist widerlegt, dass es sich lediglich um eine Schmutzkampagne aus rechten Kreisen gehandelt hat. Doch es ist der Beginn einer zweiten Schmutzkampagne. Der Gedanke lässt einen nicht los, dass das anfangs unter Dach und Fach gehaltene, nun aber öffentlich kommunizierte Skandalleben Hunter Bidens ein Jahr vor der Präsidentenwahl nicht zufällig geschieht.

— Benny Johnson (@bennyjohnson) July 19, 2023

Gegen Trump musste jeder Hinweis auf die Verwicklungen als Verschwörungstheorie gebrandmarkt werden. Damals ging es darum, die Demokraten um jeden Peis an die Macht zu bringen. Nunmehr sind die Demokraten an der Macht, aber das wichtigste Hindernis für die Demokraten sind nicht mehr die Republikaner – sondern Biden selbst. Die Unpopularität des Präsidenten und der Zustand der Vereinigten Staaten ergeben einen toxischen Mix, der jede Siegchance verhindert. Biden steht für eine ganze Administration, die zu den erfolglosesten der US-Geschichte zählen dürfte.

Doch es ist eher unüblich, dass US-Präsidenten auf eine zweite Kandidatur verzichten. Ein solches Zögern gilt als Schwächeeingeständnis – für den Amtsträger und die Partei. Wer seine Politik nicht verteidigt, kann keine gute Politik gemacht haben, so die Logik. Den Präsidenten über einen Skandal zu entfernen, wäre eine elegante Möglichkeit, die Demokraten sonst als „unbesiegt im Felde“ dastehen zu lassen. Es war dann eben nur das Versagen Bidens und seines ungehobelten Sohnes.

Festzuhalten bleibt: Selbst wenn Biden Senior nicht über diesen Skandal stürzt, so ist er innerparteilich wenigstens so angeschlagen, dass man die Veröffentlichung der Skandale nunmehr zulässt, die man über Jahre geheimhalten wollte.

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