Die Ukraine profitiert bei ihren Operationen nicht nur von den Informationsflüssen westlicher Geheimdienste, sondern wird auch von westlichen Ländern bei ihrem Tiefschlagprogramm unterstützt – unter anderem von Deutschland. Russland will auf die jüngsten Drohnenangriffe auf russische Militärstützpunkte reagieren.

Kurz nach Mittag des 1. Juni begannen die russischen sozialen Medien, die Welt auf die bislang dreisteste Operation der Ukraine auf russischem Territorium aufmerksam zu machen. In der rund 4.000 Kilometer von der Ukraine entfernten ostsibirischen Provinz Irkutsk veröffentlichten Einheimische Aufnahmen, die zeigen, wie kleine Quadrocopter-Drohnen aus Lastwagen aufsteigen und auf einen nahegelegenen Flugplatz zusteuern, auf dem einige der wichtigsten strategischen Bomber Russlands stationiert sind.
An diesem Tag gelang der Ukraine ein spektakulärer Schlag gegen russische Stützpunkte fernab der Front. Bei den Drohnenangriffen wurden zahlreiche russische Langstreckenbomber auf gleich mehreren Flugplätzen zerstört. Die russische Flugabwehr schien überrumpelt. Mehrere Bomber gingen in Flammen auf. Der Angriff auf die Stützpunkte wurde nach Auskunft des ukrainischen Präsidenten Selenskyj mit 117 sogenannten FPV-Drohnen durchgeführt. Offenbar war es dem ukrainischen Militär gelungen, diese Drohnen in den vergangenen Monaten heimlich mit LKW in die Nähe der Stützpunkte zu schmuggeln. Sie befanden sich demnach in Containern, deren Dach ferngesteuert geöffnet werden konnte.
Die zerstörten Flugzeuge können Atomwaffen tragen. Russische Bomber sind aber nicht nur Kernbestandteil der nuklearen Abschreckung. Sie kommen seit Beginn des Krieges bei konventionellen Raketenangriffen auf Ziele in der Ukraine zum Einsatz. Dafür fliegen sie in der Regel nicht in den unsicheren ukrainischen Luftraum. Sie feuern ihre Raketen aus großer Entfernung, etwa über dem Kaspischen Meer, ab. Auch ihre Startplätze für diese Einsätze liegen mitunter tief im russischen Hinterland – teilweise eben bis zu 4000 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt.
Zu den angegriffenen Flugplätzen sollen die Luftwaffenstützpunkte Belaja im Gebiet Irkutsk, Olenja im Gebiet Murmansk, Djagilewo im Gebiet Rjasan, sowie Iwanowo im gleichnamigen Gebiet zählen.
Militärexperten äußerten sich im Internet erstaunt darüber, dass die russische Bomberflotte auf den Stützpunkten nahezu ungeschützt parkt. Bisher konnte Russland davon ausgehen, dass die Ukraine diese Stützpunkte mit den ihr zur Verfügung stehenden Waffen nicht erreichen kann. Mit der Geheimdienstoperation vom Sonntag hat Kiew jedoch gezeigt, dass die ukrainische Armee in diesem von Anfang an maßgeblich von Drohnen bestimmten Krieg schnell lernt und die Technik sich rasant weiterentwickelt.
Der ukrainische Geheimdienst SBU hat inzwischen die Verantwortung für die Operation mit dem Codenamen „Spinnennetz“ übernommen. Er behauptete, mindestens 41 russische Flugzeuge seien auf vier Flugplätzen zerstört oder beschädigt worden. Nachdem Analysten dies auf Grundlage von Satellitenaufnahmen bezweifelten, sprach der ukrainische Generalstab am Dienstag von insgesamt zwölf zerstörten Flugzeugen. Laut dem ukrainischen Präsidenten hatte der Inlandsgeheimdienst SBU die Operation mehr als anderthalb Jahre lang geplant.
Der Angriff war einer der schwersten Schläge, die die Ukraine Russland in diesem mittlerweile vierjährigen Krieg zugefügt hat. Russland verfügt über vergleichsweise wenige strategische Bomber: Insgesamt sind es vermutlich weniger als 90 einsatzfähige Tu-22, Tu-95 und neuere Tu-160.
Deutschland unterstützt Tiefschlagprogramm der Ukraine
Die Tatsache, dass die Ukraine eine so große Anzahl modernster russischer Flugzeuge tief im Landesinneren beschädigen oder zerstören konnte, spiegelt zum einen die Entwicklung ihres Tiefschlagprogramms wider, zum anderen zeigt sie das bemerkenswerte Ausmaß, in dem ukrainische Geheimagenten nun in Russland agieren können. Seit Beginn des Ukraine-Krieges haben die ukrainischen Operationen an Reichweite, Ambition und Raffinesse zugenommen. Die Ukraine profitiert dabei nicht nur von den Informationsflüssen westlicher Geheimdienste, sondern wird auch von westlichen Ländern bei ihrem Tiefschlagprogramm unterstützt. Deutschland hat zuletzt am 28. Mai die Finanzierung ukrainischer Langstreckendrohnen versprochen.
Die Verteidigungsminister beider Länder unterzeichneten diesbezüglich in Berlin eine Absichtserklärung über die Beschaffung weitreichender Waffensysteme (unter anderem Drohnen) aus ukrainischer Produktion. Wie aus Regierungskreisen gegenüber der WELT bekannt wurde, hatte die Ukraine bereits Anfang Mai das deutsche Verteidigungsministerium um die Finanzierung von sogenannten Deep-Strike-Drohnen der Typen BARS und AN-196 sowie von Drohnen des Typs Flamingo gebeten. Dies wurde von Deutschland bewilligt. Die BARS könnte sogar eine größere Reichweite als der deutsche Marschflugkörper Taurus haben, dessen Reichweite bei über 600 km liegen soll. Insgesamt geht es um einen Wert von rund 400 Millionen Euro. Durch die Finanzierung von Langstreckendrohnen aus ukrainischer Produktion werden Waffen bereitgestellt, die tief im russischen Territorium wirken können.
Drohnenangriffe auf Russland ändern die Spielregeln der Kriegsführung
Die Operation vom 1. Juni dürfte laut dem Magazin The Economist zu den wichtigsten Angriffsaktionen der modernen Kriegsführung zählen. Kommentatoren aus dem Umfeld der ukrainischen Sicherheitsdienste gehen davon aus, dass für die Operation bis zu 150 Drohnen und 300 Sprengköpfe nach Russland geschmuggelt wurden. Die Drohnen nutzten russische Mobilfunknetze, um ihre Aufnahmen in die Ukraine zu übertragen.
Militärexperten und Verteidigungsbeamte im Westen beobachten die Lage aufmerksam. Solche Operationen zeigen, wie effektiv unbemannte Luftfahrzeuge für präzise Angriffe und Aufklärungszwecke eingesetzt werden können. Gleichzeitig wird die Notwendigkeit deutlich, die eigene Luftverteidigung zu verbessern, um solche Bedrohungen abwehren zu können.
Seit Jahren konzentriert das Militär im Westen aus Kostengründen seine Flugzeuge auf immer weniger Luftwaffenstützpunkte. Sie investieren nicht in festgeschützte Hangars oder Schutzräume, um ihre Ausrüstung vor Drohnen und Raketenangriffen zu schützen. Selbst strategische Bomber der USA stehen auf öffentlichen Satellitenbildern im Freien.
Tom Shugart von der Denkfabrik CNAS in Washington schreibt: „Stellen Sie sich vor, an einem Spieltag öffnen sich Container auf Güterbahnhöfen, auf chinesischen Containerschiffen im Hafen oder vor der Küste, auf Lastwagen, die auf beliebigen Grundstücken geparkt sind, und Tausende von Drohnen fliegen los und zerstören zumindest die Kronjuwelen der US Air Force.“ Das, warnt er, sei „durchaus machbar“.
Verhandlungen zwischen Ukraine und Russland
Der ukrainische Drohnenangriff warf einen Schatten auf die jüngste Runde von Friedensgesprächen, die am 2. Juni in Istanbul stattfanden. Eine Quelle aus dem ukrainischen Verteidigungsministerium sagte der gegenüber Ukrainska Prawda, die russische Delegation habe damit gedroht, dass solche Aktionen „die Verhandlungen stören“ und zu einer „Fortsetzung der Feindseligkeiten“ führen könnten. US-Präsident Donald Trump hat eigenen Angaben zufolge erneut mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin telefoniert. In einem Beitrag auf seiner Plattform Truth Social schrieb Trump, das Gespräch sei zwar gut gewesen, es habe jedoch keine Aussicht auf einen sofortigen Frieden in der Ukraine geboten. Putin habe angekündigt, auf die jüngsten ukrainischen Drohnenangriffe auf russische Militärstützpunkte reagieren zu wollen.
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Offenbar glauben immer noch welche, dass sich Putin das gefallen lässt. Das wird er nicht. Der Preis für Frieden ist dadurch inflationär gestiegen.
Man redet eine ständige Bedrohung durch Putin herbei. Am Ende glauben die, die das äußern, diesen Unsinn vermutlich selber noch. Es gibt keine Äußerung seitens Putin oder irgendwelche Indizien, dass er die EU (NATO) angreifen will. Das will er nicht und wird er nicht. Die Bedrohung kommt eher aus dem Westen. Diplomatie war anscheinend gestern. Jetzt glaubt man in seinem Größenwahn (fast wie Hitler) Russland besiegen zu können. Man sollte es nicht darauf ankommen lassen.
Der Angriff auf militärische Flugzeuge in Rußland sind noch legitim, weil es dabei jedem nach Kriegsrecht erlaubt ist sein Gegenüber zu schwächen, aber mit der Sprengung einer Eisenbahnbrücke um darüber bewußt Zivilisten im Personenzug zu töten ist ein Terrorakt und damit haben die Ukrainer sich keinen Gefallen getan, weil sie damit den Reigen eröffnet haben um alle Verantwortlichen zu töten, egal wo sie sich befinden und die Tötung von iranischen und syrischen Generälen war der Anfang der Gegenwehr und die Krönung war die Liquidation von Bin Laden, der als der größte Terrorist aller Zeiten betrachtet wurde und was für den… Mehr
Wieder ein Beitrag der Fehler und Unwahrheiten enthält!
Die strategischen Bomber MÜSSEN draussen stehen!!!!!!! Das ist vertraglich geregelt, damit man EBEN nicht einfach einen Atomangriff vorbereiten kann.
Dieser Angriff der Ukraine hatte nichts aber auch GAR NICHTS mit ihrem Krieg zu tun!!! Diese Bomber wurden NICHT gegen die Ukros eingesetzt !!! Standen weit von der Front im Hinterland! Diese Wahnsinstat ist eine Eskalation Richtung 3. Weltkrieg! Was gkauben sie was in Washington los wäre hätten man deren DRAUSSEN stehende „Atombomber“ angegriffen und zerstört!
Die einzige UND entscheidende Frage hier lautet:
Wusste Donald Trump von diesem Wahnsinn?!
Sie haben es richtig erkannt, das Zauberwort heißt START II Abkommen. Die Bomber sind Teil der nuklearen Abschreckung und werden permanenent satellitenüberwacht – stehen also offen auf den Rollfeldern geparkt. Die Positionen der Flugzeuge sind damit bestens bekannt. Der Angriff kann damit somitr mittels Daten des Westens erfolgt sein. Die Ukraine ist in diesem Krieg doch nur noch die Hilfskraft, die auf dem Feld verblutet. Putin hat bereits mit Trump im Anschluß telefoniert – es wurde wenig bekannt gegeben – man kann sich den Inhaltdes Gespräches denken. Wir stehen mit diesen Aktionen des Wertewestens an der Schwelle des Atomkrieges –… Mehr
Ich kenne den SART II Vertrag nicht. Ich kenne auch nicht die Definition zu einem strategischen Atom-Bomber Aber ich weiß, dass diese Flugzeuge auch konventionell genutzt werden. Und ich weiß, dass die USA fast jedes Flugzeug in der Luft betanken können. Auch die kleinen auf den Flugzeug-Trägern ihrer Flotte. mir ist auch bekannt dass solche Bomber sehr alt sein können; Baujahr ab 1970. Sie bomben auch nicht mehr wie über Deutschland oder Japan oder Korea und Vietnam. Es reicht Marschflugkörper und Raketen in Abschussgebiete zu transportieren von wo aus die Ziele erreichbar sind. Das Problem Russlands ist nun so dass… Mehr
Vorsicht, sehr nahe des Lichts mit seinen Temperaturen. Das halten normale Fliegen nicht aus.
Nö, Russland hat den Vertrag am 21.2.2023 aufgekündigt und ist daher nicht mehr daran gebunden.
Bei „Militärexperten äußerten sich im Internet erstaunt darüber, dass die russische Bomberflotte auf den Stützpunkten nahezu ungeschützt parkt.“ hab ich dann doch aufgehört weiter zu lesen. Es ist doch wohl inzwischen klar, warum die so offen da stehen (START-3 Vertrag). Lies zB hier: Russia’s strategic bombers, such as Tu-95 and Tu-160, have been stationed in open areas as required by the START-3 treaty (Treaty on Measures for the Further Reduction and Limitation of Strategic Offensive Arms) between the United States and the Russian Federation. This treaty, signed in 2010, obliged the parties to ensure transparency regarding nuclear weapons, including the… Mehr
Wir stehen ganz kurz vorm Atomkrieg und die Masse rafft es nicht.
Doch, Einige, die nachdenken wissen um die Brisanz. Nur wer glaubt erst jetzt bekäme diese Gefahr und Steigerung eine Relevanz der kommt zu spät. Die meisten gutgläubigen Beobachter konnten sich nicht vorstellen, dass der Maidan 2014 die Ouvertüre zu den Geschehnissen von heute darstellt, sie ist es aber.
Das ist nicht die Ukraine gewesen, das sind die USA bzw. NATO, die ihre neuen Waffen, Strategien und Taktiken ausprobieren. Deswegen auch der hochriskante (in Bezug auf Russlands Nukleardoktrin) Angriff auf die Atombomber. Denn den Verantwortlichen kann ja nichts passieren, im „schlimmsten“ Fall wird halt die Ukraine atomar zerstört, aber so ein ähnliches Szenario hat man ja schon vor 60 Jahren gespielt, damals waren es die beiden Deutschlands, die man fröhlich geopfert hätte. Es sind Wahnsinnige.
„Selbst strategische Bomber der USA stehen auf öffentlichen Satellitenbildern im Freien.“
Das hat einen guten Grund und dieser nennt sich „New START“.
Wöchentlich sterben 6000 Soldaten, Menschen,Söhne,Töchter und Väter.
Was werden die Lehren aus diesem Krieg sein? NGOs sind nicht demokratisch legitimiert und befugt, Einfluß auf politische Entscheidungen zu nehmen, so in der Ukraine geschehen.
Putin muss nur den Angriff beenden, schon endet auch das Sterben.
Die Ukrainer müssen aufhören ihre Haut zu markte zu tragen für die kriegslüstetnen deutschen , die selensky befeuert, schon endet das Sterben . Was soll der Unterschied zwischen einem Leben unter Putin ider selensky sein?