Bei Lieferkettengesetz kein LNG aus Katar in die EU

Der Energieminister Katars ruft den Ideologen in Brüssel die ökonomische Realität ins Gedächtnis: Sollten Katar Strafen drohen, weil sein Flüssigerdgas nicht den neuen Regelungen zur Nachhaltigkeitsprüfung entspricht, wird man es eben nicht mehr in die EU liefern.

IMAGO / Naushad

Saad Sherida al-Kaabi ist der Energieminister von Katar und warnte gegenüber der Financial Times, seine Gasexporte in die Europäische Union einzustellen, falls die EU-Länder Strafen im Rahmen der kürzlich verabschiedeten Gesetzgebung zur Nachhaltigkeitsprüfung verhängen. Das sein kein Bluff, fügte er noch deutlich und unmissverständlich hinzu.

Riesige Überkapazitäten
Habeck und LNG: der nächste teure Flop
Im Juli trat jene EU-Richtlinie in Kraft, nach der Unternehmen genau nachweisen müssen, woher die einzelnen Bestandteile ihrer Produkte kommen, und ob sie ausreichend nachhaltig sind, ob es kritische Auswirkungen auf Menschenrechte oder Umwelt gibt. Im Zweifel droht Brüssel mit Geldstrafen von bis zu fünf Prozent des weltweiten Jahresumsatzes eines Unternehmens.

„Wenn ich 5 Prozent meines Umsatzes verliere, weil ich Europa beliefere, werde ich Europa nicht beliefern“, entgegnet al-Kaabi kühl gegenüber der Zeitung in einem am Sonntag veröffentlichten Interview. Katar ist einer der wichtigsten Lieferanten von Flüssigerdgas (LNG) für Europa. QatarEnergy, der staatliche Energieriese, hat langfristige LNG-Lieferverträge mit Deutschland, Frankreich, Italien und den Niederlanden abgeschlossen.

Al-Kaabi, zugleich Vorstandsvorsitzender von QatarEnergy, sagte, die EU-Gesetzgebung sei für Unternehmen wie QatarEnergy nicht praktikabel. Die in diesem Jahr verabschiedete Richtlinie zur Sorgfaltspflicht für Unternehmen verlangt zuerst einmal von größeren Unternehmen, die in der Europäischen Union tätig sind, zu überprüfen, ob in ihren Lieferketten Zwangsarbeit eingesetzt wird oder Umweltschäden verursacht werden, und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.

Aus dem Land der Verordnungen:
Neues Lieferketten-Gesetz setzt Unternehmen unter Druck
Auf gut Deutsch heißt das „Lieferkettengesetz“: Unternehmen müssen nachweisen, dass die Bestandteile und Vorprodukte ihrer Waren im ökosektierischen Sinne einwandfrei sind. Weltweit. Das soll dokumentiert und nachgewiesen werden. Die Länder müssen die neuen Regeln bis 2026 in nationales Recht umsetzen. Ein Jahr später, 2027, sollen dann die Regeln für Unternehmen schrittweise in Kraft treten.

Al-Kaabi: “Fünf Prozent der Einnahmen von QatarEnergy bedeuten fünf Prozent der Einnahmen des Staates Katar. Das ist das Geld des Volkes – und niemand würde es akzeptieren, so viel Geld zu verlieren.“ Weiter meint er, die EU solle das Gesetz zur Sorgfaltspflicht gründlich überprüfen. Er sagte auch, dass sein Golfstaat keine Bedenken hinsichtlich des Versprechens des gewählten US-Präsidenten Donald Trump habe, die Obergrenze für Flüssigerdgas-Exporte aufzuheben.

Katar hätte keine Probleme, sein LNG loszuwerden. Das mußte auch Bundeswirtschaftsminister Habeck erfahren, als er nach dem Lieferstopp für Gas aus Russland nach Katar flog und dort um zusätzliche LNG-Lieferungen bettelte. „Aber nur für ein paar Jahre“, fügte er hinzu – dies ausgerechnet gegenüber den Herrschern am Golf, die mit gigantischen Investitionen in ihre LNG-Produktionsanlagen die Kapazitäten verdoppeln und nur über langfristige Lieferverträge zu reden gewohnt sind. Da nützte auch sein tiefer Bückling nichts mehr.

Katar müßte einen Lieferausfall nach Europa nicht fürchten; asiatische Länder mit ihrem zunehmenden Energiehunger wären gute Abnehmer. Und ob die USA sich bei ihren LNG-Lieferungen nach Europa auf solche abseitigen, extrem teuren Bürokratenspielchen einlassen würden, ist mehr als fraglich.

Nach denen dürfte übrigens keine einzige Batterie für E-Autos nach Europa eingeführt werden. Zu verschlungen sind die Wege, auf denen die gigantischen Rohstoffmengen für die Batterieherstellung aus aller Welt kommen. Dass deren Nachhaltigkeit irgendwie dokumentiert würde, können nur Hardcore-Grüne in Brüssel glauben.

Anzeige
Anzeige

Unterstützung
oder

Kommentare ( 98 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

98 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
Raul Gutmann
27 Tage her

Gut gemeint ist bekanntlich das Gegenteil von gut. Außerhalb ihres territorialen Herrschaftsbereiches laufen die deutschen Gutmenschen mit ihrer Dogmatik gegen die Wand der Wirklichkeit.

Britsch
27 Tage her
Antworten an  Raul Gutmann

Gutmenschen? Deren gut sein basiert doch auf der Schädigung Anderer
Wie war das z.B. als Patenschaften für Asylbegehrer vergeben wurden.
Ohne Patenschaft durfte von Denen offiziell keines bleiben. Als die Paten dann irgend etwas bezahlen sollten, konnten sie das plötzlich nicht oder behaupteten zumindest das nicht zu können. Die Allgemeinheit mußte alles bezahlen, wurde ausgnommen. Wenn dann noch was von Moral und Sozial gefaselt wird hörts bei mir total auf

pcn
27 Tage her

Die EU ist genauso gescheitert, wie Habecks Energiewende. Am Ende der missratenen „Lieferkette“ an gescheiterten Politiker in EU und Deutschland aber stehen die Bürger, denen die Lebensqualität durch Unsinnsgesetze verhagelt wird und die das ganze Scheitern und seine Folgen auch noch bezahlen müssen.

Innere Unruhe
27 Tage her

Aber es stört niemanden, unter welchen Bedingungen Sportstätten für Fussball in den arabischen Ländern gebaut werden…
Werden Europäer zu WM anreisen??? Ist denn garantiert, dass alle Arbeiter fair behandelt wurden?

Ulrich
27 Tage her

Katar hatte vor Jahren schon die Sanktionen seiner Nachbarn überstanden, mit denen es wegen des Nichtverbots von Al Jaazera belegt wurde, und ist gestärkt daraus hervorgegangen. Auch ein Grund des Selbstbewusstseins. Die Zeiten westeuropäischen Kolonialismus und Imperialismus gehen zu Ende. Warum die EU diesen Prozess noch in Richtung des totalen Untergangs beschleunigt, bleibt ein Rätsel, das künftige Historiker klären werden.

Sonny
27 Tage her

Der Krieg der Wirtschaftsmächtigen ist bereits in vollem Gange.
Ein maximal in sich selbst verliebter und höchst dilettantischer, deutscher Wirtschaftsminister hat dem nichts, aber auch wirklich gar nichts entgegen zu setzen.
Die EU war für diesen Krieg dabei der auslösende und zerstörerische Faktor, der allen Menschen in Europa das Leben zur Hölle macht, ein Ende bisher nicht absehbar. Das ist die Rache dafür, dass man seit Jahrzehnten im Inland gescheiterte Politiker in die EU-Bürokratie abgeschoben und die damit verbundene Gefahr ignoriert hat.

Andreas Bitz
28 Tage her

Dann gibt es ruck-zuck Ausnahmen – übrigens auch für Solarpanels, die Batterien für e-Autos, den Beton für Fundamente und Turbinen von Windrädern…

wolfgeng
28 Tage her

Sehr gut! Kein Gas aus Katar ! Alles andere an Energie noch viel, viel teurer.
Gerne! Klasse! Ich freu mich drauf. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende! So war das in der DDR zum Schluss ein ziemlicher Kollaps der sowieso unter Arbeitskräftemangel und schlechter Infrastruktur leidenden DDR Wirtschaft.Irgendwie ein schneller Zusammenbruch der deutschen Wirtschaft brächte auch die EU zum Wanken. Na ja, schaun mer mal. Hauptsache nicht noch mal Magdeburg, Solingen usw. Obwohl die aktuellen Messer „Geschichten“ in den Medien zur Zeit untergegangen sind. Siehe messerinzidenz.com

Innere Unruhe
27 Tage her
Antworten an  wolfgeng

Die Russen sind Russen, Katar ist schlecht, Franzosen und Britten hatten Kolonien, in den USA gab es Rassismus, in Australien haben sie die Ureinwohner vertrieben, Japaner nehmen keine Asylanten, China bedroht Taiwan…
Und in Deutschland sind nur die Asylanten gut, weil keine Nazi-Vergangenheit….
Irgendwo ist immer ein Wurm… also zurück zu Naturalwirtschaft, in die Selbstisolation???
Konsequent angewandt muss es ja so enden.

alter weisser Mann
28 Tage her

Da wär dem Habück ja ein echt nachhaltiger Erfolg beschieden. Glückwunsch!

In einer energiehungrigen Welt schert es Anbieter zuverlässiger, marktgängiger Energieträger nur mäßig, wie sehr und warum der potentielle Abnehmer sich ziert.

Ratlos R.
28 Tage her

Die gleichen Schlaumeier, die geklagt haben, daß wir uns vom russischen Gas abhängig gemacht haben, haben uns jetzt wieder von LNG abhängig gemacht. Für für viel mehr Geld als vorher. Sind die eigentlich so dumm oder hat das Methode?

chaosgegner
27 Tage her
Antworten an  Ratlos R.

Methode und Zielvorgaben!

c0benzl
28 Tage her

Da zeigt sich wieder der diplomatische und kaufmännische Dilettantismus der EU-Bediensteten.
Oder wollen die mit Absicht einen gewaltigen Schaden anrichten? Bin mir auch nicht sicher …

chaosgegner
27 Tage her
Antworten an  c0benzl

Ich schon!