Der schwere Abschied von der Macht

Nein, hier geht es nicht um Kritik an Merkels katastrophaler Politik. Warum Mächtige so schwer von der Macht lassen können und warum Demokratie eigentlich ein System der Entmachtung ist.

Tobias Schwarz/AFP/Getty Images
Nichts ist so schwer wie Abschied von der Macht. In der Nacht, in der er die Wahl verlor, trat Helmut Kohl auf die Bühne des Konrad-Adenauer-Hauses und gratulierte Gerhard Schröder zum Erfolg: „So ist Demokratie“. Es war ein großer Satz. Er hat ihm persönlich nichts genützt. Draußen demonstrierten Jusos bereits höhnisch und führten eine Art Triumphzug vor die CDU-Zentrale mit schräger Musik. Gerhard Schröder und Joschka Fischer ließen gegenüber die Sektgläser klingen im Licht der TV-Scheinwerfer, die bei der CDU gerade ausgingen, rank und schlank die beiden damals, ein Generationensprung. Machtübergang ist eine schwierige Angelegenheit; freiwillig geht keiner und wie wir gerade erleben: keine. Niederlagen sind bitter. Demokratie ist der geordnete Übergang der Macht; das wissen die Gewählten und wissen es doch nicht, wenn sie es erleben müssen.

Einige Jahre später: Die knappe Wahlniederlage – ein Schock für Schröder. Sein TV-Auftritt am Abend der verlorenen Wahl eine historische Ikone; Schröder sichtlich unter Drogen stehend mit dem Satz über Merkel: „Die kann es nicht“.

Es ist ein Schlüsselsatz, der erklärt, warum der Abschied von der Macht so schwer ist: Wer oben steht, für den sind alle unten Zwerge. Und ein Zwerg stößt den Giganten vom Gipfel? Unmöglich, und dann noch ein demütigender Vorgang für fallende Giganten. Deswegen verteidigen sie ihren Gipfel gegen alle Nachfolger und gegen den eigenen Körper, wie es Angela Merkel tut. Amtsaufgabe, Niederlage und Leere sind keine Option für die, die alles haben und deren Tag, Verstand und Bewusstsein jede Minute durchgetaktet ist von einem gnadenlosen Terminkalender, der keine Nachdenklichkeit zulässt. Noch. Bis die ganz große Nachdenklichkeit sich ausbreitet, Raum schafft, in dem der Betreffende sich verirrt.

Merkel hat gezögert, erneut zur Kanzlerin zu kandidieren vor der vorerst letzten Bundestagswahl. Sie hatte immer schon kokettiert mit der Überlegung, Macht aufzugeben. Hat erzählt, wie es ist, wenn sie mal nicht erkannt wird, hat sich lustig gemacht über sich selbst und die Gier nach Erkannt-Werden.

Aber dann wirken die Bücklinge des Hofstaats, der Jubel der Parteipresse, die Verachtung für den Machtkonkurrenten (was bei Martin Schulz leicht nachvollziehbar war), das Gefühl, die historische Aufgabe noch nicht erfüllt zu haben, der Größenwahn und der Rausch der Macht und die Blendung vom Strahlenglanz der eigenen Unersetzlichkeit.

„Ich schaffe das!“ ist zu ihrem persönlichen Mantra geworden. Autokratien verlängern das Leben der Herrscher und versuchen, Wirken vorzutäuschen. Papst Johannes Paul II. ließ die Welt an seinem körperlichen Verfall teilnehmen, erschütternd die Bilder seines Leidenswegs. Der Nachfolger Christi stirbt nicht hingerichtet am Kreuz, sondern trotz modernster Medizin an ihren Schläuchen hängend. Papst ist kein Wahlamt, sondern von Gott verliehen. Man kann weder wegnehmen, was Gott gegeben hat, noch es abgeben wie einen alten Mantel – das war die Botschaft.

Sein Nachfolger, Benedikt XVI., hat genau das getan – ist zurückgetreten, die Inflationierung der Päpste entwertet die unaufgebbare Heiligkeit des Amtes, die Johannes Paul demonstrierte – Kirche ist keine Demokratie. Und die katholische Kirche hat, wie der Diktator und Massenmörder Josef Stalin anmerkte, keine Divisionen. Deutschland hat auch keine mehr – aber es ist auch keine Kirche. Ein Staat kann die Papst-Show nicht lange durchstehen und braucht einen handlungsfähigen Kanzler – notfalls den stellvertretenden Kanzler. Das ist Olaf Scholz. Aber klar wäre auch: Dies kann nur eine vorübergehende Vertretung sein.

In den Wochen nach der Abwahl bis zur endgültigen Amtsübergabe irrte Kohl wie verstört durch das Land; wie ein König, dessen Land untergegangen war. Angela Merkel sorgte für seine komplette Entmachtung, die seiner Getreuen in der Partei auch, ließ Kohl kein Fitzelchen Ansehen, keinen Ehrenvorsitz, nichts, was den Schmerz hätte lindern können. Kohl-Vorgänger Helmut Schmidt wurde von seiner Partei wie später dann auch Schröder geradezu ausradiert aus den Geschichtsbüchern der sozialdemokratischen Helden. Er versank jahrelang in Schweigen, ehe er als Herausgeber der ZEIT begann, auf deren Redaktionsveranstaltungen stundenlang zu monologisieren, als säße er noch am Kabinettstisch und um spät zum ganz großen Welterklärer aufzusteigen, der sogar das Versagen seiner Regierung vergessen machen konnte.

Gefallenen Fürsten errichtete man Reiterdenkmäler oder gewaltige Mausoleen. Abgewählten Demokraten nimmt man alles, oder jedenfalls fast. Ex-SPD-Chef Rudolf Scharping repräsentiert die Fahrradfahrer, Ex-Präsident Wulff die deutschen Sänger. Kein Amt ist zu klein, als dass sie es nicht verteidigen würden, wenn das große Amt erst weg ist. Und meist nimmt man ihnen auch das kleine. Es ist ein zivilisatorischer Fortschritt. Diktatoren werden nicht abgesetzt, sondern umgebracht; zuletzt Ceaucescu, Ghadaffi. Abgewählte überleben, sie leiden genug an sich selbst und gehen am Verlust zugrunde. Dass die Abwahl das Kernmodell der Demokratie ist – Theorie. Das eigene, das verletzte Ego kann es nicht akzeptieren.

Konrad Adenauer und Ludwig Erhard zogen sich verbittert zurück. Willy Brandt, der große Kommunikator, fast gelähmt und wie versteinert nach dem Amtsverlust, von einer späten Liebe von Partei und Macht abgeschirmt und einsam beerdigt: „Wer viele Frauen hat, hat keine Witwe“, schrieb ihm Franz-Josef Wagner damals die Grabrede, die kein Regierungs- oder Parteivertreter halten durfte.

Den besten Abschied aller Verlierer hat Gerhard Schröder bewältigt: Viel Geld und schöne Frauen – diese einfache Formel tröstet. Mit einer neuen, schönen Frau flog Joschka Fischer in den Hochzeitsurlaub nach der Abwahl; allerdings mit Billigflieger, was ihn mächtig ärgerte. Er wusste es schnell zu ändern: Geld ersetzte politische Macht und ein protziger Neubau im Grunewald war der Beweis dafür; fotogen mit damals futuristischer E-Auto-Ladesäule des Energiekonzerns, den er repräsentierte. Vermutlich hat niemand dort jemals sein E-Auto geladen – ein Abzocktrick. Der rotzfreche wie geldlustgierige Abschied des Duos Schröder/Fischer zeigt: Manchmal ist Politik ganz einfach bloß der Zugang zum guten Leben; und gut ist es, wenn es so weitergeht.

Aber was bleibt für Merkel?

Die Unersetzlichen

Was bleibt für einen Menschen, für den der 20-Stundentag, die ständige persönliche Nähe zu Präsidenten, Diktatoren und Konzernchefs ebenso selbstverständlich ist wie das Gefühl, ganz oben zu stehen und oben stehen zu müssen? Wer das Spiel mit der Macht auf globaler Ebene beherrscht, die Akteure von Putin bis Trump so nah erlebt, deren Weißes in den Augen sieht, die Finten eines Erdogan vorausahnt, die Fallen der Opposition kennt und sie ihnen daher selber stellt und Menschen wie Medien lenkt und manipuliert – so jemand hält sich für unersetzlich, es geht gar nicht anders. Er oder sie muss sich für unersetzlich halten.

Das ist nicht nur Selbstüberschätzung: Es gibt keinen Nachfolger, der diese intimen Einsichten und Kenntnisse hat – und am Ende geht es immer um die Zukunft des so verletzlichen blauen Planeten, der durch Krieg oder Katastrophen gefährdet ist. Helmut Schmidt hielt seinen Nachfolger Kohl für einen unfähigen Trottel, und tatsächlich musste der erst üben, wo am Ende des roten Teppichs „rechts kehrt“ gemacht und gegrüßt wird und dass es sich nicht gehört, einen Finanzminister per Wangenkuss zu begrüßen. Der ist Staatsoberhäuptern vorbehalten. Aber am Ende seiner Amtszeit wusste er es wie alles andere auch und hat es Schäuble nicht zugetraut ihm nachzufolgen und diesem Schröder-Lümmel schon gar nicht. Was ja auch stimmte, denn Schröders erste Legislaturperiode war eine üble Lernzeit für Deutschland, nicht nur was rote Teppiche betrifft.

Merkel weiß das alles längst. Sie ist nicht so leicht mit Ersatzdrogen zu befriedigen wie Schröder. Sie hat selbst dazu beigetragen, Helmut Kohl nach dem Sturz als Kanzler auch noch aus dem CDU-Vorsitz zu verjagen und in die bedrückende Enge des Eigenheims zu Oggersheim, wo eine viel jüngere Verehrerin ihn als großen Helden pflegte und das Leben nach dem Amt unterstützte. Wen hätte Merkel? Wer tröstete sie?

Deswegen ging Merkel in die Verlängerung, in der sie jetzt so sichtbar die Kraft verliert. Oder sind frühere Fehlentscheidungen auch schon so zu erklären?

Kann man ein Land auch im Sitzen regieren? Einige Zeit schon. Von der SPD droht keine Gefahr, die klammert sich an die Regierung und Ämter, weil sie weiß: Nach der nächsten Wahl geht der Stimmenschnitter durch ihre Reihen und mäht sie hin. Also wird die Kanzlerin gestützt, machtvolle Opposition fällt aus.

Deswegen wird Merkel Kanzlerin bleiben. Wenigstens noch etwas länger. Das war ja immer ihr Trick: Stoisch erst mal in die Verlängerung gehen. Vielleicht stolpert dann einer und sie bleibt doch wieder als Siegerin über. Glaubt noch jemand an Annegret Kramp-Karrenbauer?

Das Gefährliche an der Macht ist nicht die Macht, sondern die Ja-Sagerei der Umgebung. Untertanengeist wächst mit jedem Tag. Bald sind die Machthaber blind und leben in einem Schattenreich, das ihre Ja-Sager für sie herbeizaubern. Ihre Residenzen sind abgeschottete Reiche, in denen die Welt funktioniert. Außerhalb wächst das Versagen, aber die Nachrichten darüber sind zunehmend gefärbt und geschönt und der Rest gefiltert. Auf Erich Honeckers Urlaubs-Strecke an die Ostsee waren die Häuser bis zu jener Höhe gut anzusehen, zu der er aus seinem weichen Citroën schauen konnte. Darüber der Verfall. Er war vermutlich fest davon überzeugt, dass die Zahlen der staatlichen Plankommission richtig sind, wonach die DDR auf Platz 16 der größten Industriestaaten rangiert; dabei war es rauchender Plunder, finanziell bankrott. Stasi-Chef Erich Mielke dirigierte die größte Truppe mit den Unterabteilungen Guck, Lausch & Greif. „Ich liebe euch doch alle“ rief er zu einem Zeitpunkt, an dem die Bürger alles andere wollten, als von ihm geliebt zu werden. Das hatten ihm seine Späher in den Schlafzimmern wohl nicht vermittelt. Je größer die Macht, um so blinder die Machthaber, weil sie kritische Meldungen ausblenden können, nicht an sich heranlassen müssen.

Das gilt auch, wenn Demokraten zu lange an der Macht bleiben, denn die Mechanismen der schleichenden Erblindung, die von den Höflingen und Ja-Sagern bedient werden, sind in allen Systemen, in Demokratie wie Diktatur, in Wirtschaft wie Politik identisch, überall werkeln die Erbauer Potemkinscher Dörfer an schönen Fassaden, an denen Schlitten der Zarin Katharina mit klingelnden Glöckchen vorbeigleiten, und bestätigen so das Gefühl der Unersetzlichkeit – wahlweise der selbstempfundenen Pflicht, „ich schaffe das“.

Auch wenn sie es längst nicht mehr schaffen.

Auch weil das so ist, wurde die Demokratie erfunden – die Machthaber werden einfach periodisch ausgesondert, dann muss man nicht ihren Tod sehnlich erwarten oder dafür sorgen, dass er eintritt. Demokratie ist ein gewaltiger Fortschritt, man muss sie nur wirken lassen, auch wenn es den Mächtigen nicht gefällt. Die kritischen Verfasser der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung bauten eine weitere Sicherheit ein: Die Beschränkung der Amtszeit auf zwei Wahlperioden. Das ist ungeheuer klug – es schützt die Gesellschaft vor der unvermeidlichen Zementierung der Macht durch einen langjährigen Amtsinhaber und den Auswucherungen und Überwucherungen durch dessen Günstlinge. Es schützt aber auch den Mächtigen vor sich selbst: Er oder sie wird nicht zum „Verlierer“ – sondern automatisch zum Elder Statesman, gern auch Stateswoman. Er oder sie kann in Würde sein Haus übergeben.

Je länger aber ein Machthaber seine eigene Vergänglichkeit hinauszögert, umso schmerzhafter wird der Abschied, umso tiefer der Sturz, um so quälender der Pensionsschock, um so kürzer die Lebensphase, die man jedem gönnt, der sich im Amt verzehrt hat, umso geringer auch die Unversöhnlichkeit zwischen jenen, die den Noch-Machthaber verehren, und jenen, die ihn um jeden Preis loshaben wollen.

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Kommentare ( 228 )

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228 Comments
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karel
4 Jahre her

Werter H. Thiel, Vorab: Ohne Kompromisse keine Demokratie. Die Erzielung von Kompromissen setzt voraus, die Meinung des Anderen erst einmal zur Kenntnis nehmen, also erst einmal zu respektieren, um diskutieren zu können, einen Ausgleich zu finden, ohne sie deswegen gleich zu akzeptieren. So meine Intention. Zu Schröder: Im Zentrum der Migration stand und steht das BAMF. Schon 1999 wurde ein neues Gesetz über die Zuwanderung verabschiedet, welches „harte“ Asylvorgaben durch „weiche“ ersetzte und heute noch wirkt. In 2000 wurde von Schily mit der BAMF-Gründung ein neues Ausländer-Amt geschaffen, neue Mitarbeiter eingestellt unter Führung des ersten Behörden-Chefs Schmid (SPD) . Erst… Mehr

Johann Thiel
4 Jahre her
Antworten an  karel

Werter Karel, das ist soweit sicher alles richtig, und von SPD und Grünen war ja auch kaum etwas anderes zu erwarten. Auch haben Sie vollkommen damit Recht, das es gerade die Konservativen sind, die für eine offene Diskussion die notwendige Toleranz aufbringen. Aber wo sind sie, die Konservativen? Ich kann sie nicht finden. Ihrem Kommentar zufolge beobachten Sie die Vorgänge doch sehr genau. Um so verwunderlicher empfinde ich Ihre Bewertung der aktuellen Situation, indem Sie es tatsächlich fertigbringen sich vor Merkel zu stellen. Die ehemals konservative Partei CDU und auch ihre Schwesterpartei CSU, gibt es nicht mehr. Beide machen durchgehend… Mehr

karel
4 Jahre her
Antworten an  Johann Thiel

Werter Herr Thiel, wenn sie meinen BAMF-Ausführungen soweit zustimmen, bedeutet dies, daß nicht Fr. Merkel, sondern daß nur das von rot-grün installierte, eigenmächtig handelnde BAMF Auslöser der „Migranten-Flut“ sein kann. Auch war das kein „Alleingang“, da Steinmeier und Gabriel sofort informiert waren und zustimmten. Zudem… wenn das linksgrüne BAMF an der Regierung vorbei um Zuwanderung nach Deutschland wirbt, die Medien lautstark ein „Refugee-Welcome“ für alle sichtbar zelebrieren…. warum soll die Kanzlerin dann die Migranten, die deren „Einladung“ gefolgt sind, an der Grenze zurückweisen und sie dann dem übrigen Europa überlassen? Den EU-Nachbarländern, die nicht eingeladen haben? Wenn dann in den… Mehr

Johann Thiel
4 Jahre her
Antworten an  karel

Lieber Karel, Sie wollen mir doch nicht ernsthaft erzählen, dass das BAMF in in so gravierenden Fragen wie Masseneinwanderung in der Lage ist, gegen den Willen der Kanzlerin zu handeln, ist doch lächerlich. „Alleingang“ meinte ich übrigens in Bezug auf die EU nicht auf die SPD, da rennt man mit Migration ja offene Türen ein. Nein Karel, Sie können die Kanzlerin nicht hinterm BAMF verstecken. Wäre es so, wie Sie es darstellen, wäre Merkel schlicht und einfach unfähig weil sie die Lage nicht unter Kontrolle hätte. Vielmehr ist das alles in vollem Einverständnis mit der Kanzlerin geschehen und sie steht… Mehr

xyz
4 Jahre her

Frau Merkel mag sich einbilden, an der Macht zu sein. Tatsächlich ist sie an der Regierung.

paulrabe
4 Jahre her

Ich denke Frau Merkel sind die im Artikel gut beschriebenen Mechanismen durchaus bewusst, sie ist ja eine intelligente Frau, hat diese ja sogar selber teilweise schon angesprochen.
Freilich zieht sie aus der Erkenntnis keine Konsequenzen.
Aber mal ehrlich, welcher andere Politiker im Reigen der aktiven oder historischen deutschen Politik hätte dies getan ? Völlig freiwilliger Abschied von der Macht, wann gab es das jemals ?

Johann Thiel
4 Jahre her

Mir gefällt dieser Artikel nicht, obwohl es ein guter Artikel ist. Er beschreibt sehr gut die Situation der Mächtigen und Ihre Beziehung zur Macht. Gleichwohl ist er mir zu verständnisvoll zu nachgiebig, zu empathisch. Ich will das nicht! Will mich nicht einlullen lassen in Gefühligkeit, womöglich noch Mitgefühl oder gar Mitleid haben. Es sind Artikel wie dieser, vor denen man auf der Hut sein sollte und deren Wirkung auch von deren Autoren falsch eingeschätzt wird. Sie befrieden wo es nicht angebracht ist. Niemand will einen Schmerz unnötig verlängern, lieber möchte man seinen Frieden machen, die Wogen glätten. Das ist falsch.… Mehr

karel
4 Jahre her
Antworten an  Johann Thiel

„….und diesem Schröder-Lümmel schon gar nicht. Was ja auch stimmte, denn Schröders erste Legislaturperiode war eine üble Lernzeit für Deutschland.“ Werter Herr Thiel, auch dieser Satz ist im Tichy-Artikel zu lesen. Scheint von vielen, ja, eigentlich von allen, überlesen zu sein. Nicht nur die erste Legislaturperiode war eine üble Lernzeit. Gottlob ging die zweite vorzeitig zu Ende….. Fr. Merkel übernahm. Und was sie übernahm, war ein einziges Desaster, welches sich weit in ihre Amtszeit verheerend auswirkte, auch heute noch Politik nachhaltig nachteilig prägt. Nicht nur in Deutschland, auch und insbesondere in Europa. Vorurteile sind auch Urteile. weil alles so einfach… Mehr

Johann Thiel
4 Jahre her
Antworten an  karel

Sie sind mir offen gesagt ein Rätsel, lieber Karel. Ein ums andere Mal verteidigen Sie Merkel, ihre Politik und die CDU. Welch eine Katastrophe diese für unser Land sind können Sie doch in fast jedem Artikel auf TE nachlesen. So dürften Sie eigentlich mit kaum etwas einverstanden sein, was auf TE erscheint. Trotzdem sind Sie schon lange als Leser dabei. Das muss für Sie doch eigentlich frustrierend sein. Oder sind Ihre Kommentare im Grund gar nicht ernst gemeint? Verstehe ich nicht.

karel
4 Jahre her
Antworten an  Johann Thiel

Werter Herr Thiel, erst wenn verstanden wird, daß es die Konservativen sind, die zu einer für eine Diskussion notwendigen Toleranz fähig sind, wird ein Schuh daraus. Nämlich die der Ernsthaftigkeit. Sie unterstellen der CDU, für die „Katastrophen“ verantwortlich zu sein, lassen sich aber auf eine Diskussion über den Verursacher dieser Probleme, nämlich diesem „Lümmel“ da, einfach nicht ein. Das wird nicht angesprochen, diskutiert. Warum auch? Wohl wissend , dass meine Argumente, Hinweise handfest sind. Nur eben jenseits des Mainstreams. Auch was im TE so formuliert wird, findet nicht immer meinen ungeteilten Beifall. So auch das Wort „Lümmel“, klingt es doch… Mehr

Johann Thiel
4 Jahre her
Antworten an  karel

Jetzt aber bitte nicht einfach etwas sagen und dann weglaufen, lieber Karel. Kann mir schon vorstellen, dass Sie mit vielem auf TE nicht einverstanden sind. Aber was heißt schon „Meinung respektieren“. Ich halte diesen Begriff für unehrlich und einen Kampfbegriff um haltlose Positionen zu verteidigen. Mich hat es noch nie auch nur die Bohne interessiert, ob jemand meine Meinung respektiert. Was soll das überhaupt sein? Herrn Tichys Artikel handelte von den Schwierigkeiten Abschied von der Macht zu nehmen, ganz allgemein, am Beispiel der verschiedenen Kanzler. Ihnen kam dabei Schröder zu gut weg, mir Angela Merkel. Diese ist seit mittlerweile 14… Mehr

karel
4 Jahre her
Antworten an  Johann Thiel

Sorry, meine Antwort ist weiter oben „gelandet“.

Gruß karel

Bozo-Zoo
4 Jahre her
Antworten an  Johann Thiel

Sehr geehrter Herr Thiel, gerade als Christ habe ich möglicherweise noch größere Schwierigkeiten mit dem Versöhnungs- und Vergebungsgedusel, wie es auch von den großen Kirchen gepredigt wird. Wenn Jesus gebietet „Betet für eure Feinde“, bete ich vor allem um die Einsicht meiner Feinde in ihr böses Tun. Rache soll man zwar nicht selbst verüben, aber Gott darum bitten, das darf ich allemal. „Die Rache ist mein; ich will vergelten. Zu seiner Zeit soll ihr Fuß gleiten; denn die Zeit ihres Unglücks ist nahe, und was über sie kommen soll, eilt herzu.“ (5 Mose 32:35) Vor allem schließe ich die Unsägliche… Mehr

Johann Thiel
4 Jahre her
Antworten an  Bozo-Zoo

Sehr geehrter Bozo-Zoo,
auch ich habe als Christ so meine Probleme mit dem heuchlerischen Gerede der Kirchen die für einen Christen heutzutage kaum mehr Maßstab mehr sein können. Das Gebet ist immer eine sehr persönliche Sache, bei mir allerdings, ganz sicher ohne dass darin in irgendeiner Weise Angela Merkel vorkommt, aber verstehen kann ich Sie schon.

Bozo-Zoo
4 Jahre her
Antworten an  Johann Thiel

Sie haben recht, das Gebet ist immer eine sehr persönliche Sache – aber nicht immer ausschließlich. Gerade, weil christlicher Glaube ohne christliche Gemeinschaft, ohne Kirche (hier dürfen Sie gerne an die Kirche als öffentlichen Raum denken) unmöglich ist.

In der altgriechischen Originalfassung des Neuen Testamtents ist mit „dem Bösen“ nicht „das Böse“, sondern tatsächlich „der Böse“ gemeint.

„Die Böse“ ist also Ausdruck der heute herrschenden Geschlechtergerechtigkeit. Sie ist ja auch „die Kanzlerin“ (obwohl unser Grundgesetz das generische Maskulinum verwendet).

Johann Thiel
4 Jahre her
Antworten an  Bozo-Zoo

Es freut mich hier auf jemanden zu treffen der die Unverzichtbarkeit der christlichen Gemeinschaft und der Kirche erkennt. Das der Glaube des Einzelnen ohne diese unmöglich ist, denke ich nicht, jedoch für den Glauben insgesamt, sind sie wohl essentiell. Nur bin ich nicht der Meinung, dass man Merkel als die oder das Böse überhöhen sollte. Das ist dann doch ein wenig zu viel der Ehre, aber auch grundsätzlich würde ich sie nicht als Person in ein Gebet einschließen wollen. Aber wie gesagt, das alles ist sehr persönlich, und hat mit dem jeweiligen Verständnis Gottes zu tun.

Bozo-Zoo
4 Jahre her
Antworten an  Johann Thiel

Danke, Herr Thiel. Die Freude liegt auch auf meiner Seite. Angela Merkel überhöhe ich nicht als den Bösen oder die Böse schlechthin, sondern begreife ihr Wirken als einen Teil davon. Im Sinne von: Wenn Gott eine Frau ist, ist es auch die Teufel. Damit wehre ich mich gegen die auf halbem Wege stecken gebliebene Praxis der Geschlechtergerechtigkeit. Inwieweit es Teufel, Satan oder Luzifer überhaupt gibt, ist eine Frage, die den glaubensinteressierten Teil der Menschheit mindestens seit der Aufklärung bewegt. In dieser Zeit bewegt sie mich so sehr wie noch nie in meinem Leben. Die Frage rührt allerdings direkt an die… Mehr

Johann Thiel
4 Jahre her
Antworten an  Bozo-Zoo

Lieber Bozo-Zoo,
was soll ich sagen? Ja mir fehlen tatsächlich ein wenig die Worte, angesichts Ihres überwältigend guten Kommentars. Wie ein doppelter Satz rote Ohren im positiven Sinne. Sie sprechen mir da dermaßen aus der Seele, dass man glauben möchte, Sie können Gedanken lesen. Ich sehe es wirklich ganz genau so wie Sie, ohne Einschränkungen. Schaffe es heute leider nicht mehr näher darauf einzugehen, werde es aber wohl morgen können.

Bis dahin herzlichen Dank für Ihre gehaltvollen Zeilen
Johann Thiel

Bozo-Zoo
4 Jahre her
Antworten an  Johann Thiel

Lieber Herr Thiel, herzlichen Dank für Ihre Anerkennung. Auf meine Gedanken brachte mich ein jüdischer Schulfreund. Er antwortete mir in diesem Sinne auf meine Frage, wie er nach der Shoah noch an einen allmächtigen, menschennahen Gott glauben könne. Auch erzählte er mir dazu einen jüdischen Witz: Nach dem Krieg treffen sich die angesehensten Rabbiner in Israel, um über diese Frage zu diskutieren. Sie diskutieren die ganze Nacht hindurch und kommen zum Ergebnis, dass es keinen allmächtigen, menschennahen Gott gebe. Die Diskussion will trotzdem kein Ende nehmen. Bis einer der Rabbiner sagt: „Jetzt ist aber Schluss damit. Die Sonne geht gerade… Mehr

Johann Thiel
4 Jahre her
Antworten an  Bozo-Zoo

Lieber Bozo-Zoo,
vielen Dank für die interessante Antwort mit dem wunderbaren Witz. Er beschreibt lustig und tiefgehend das Ergebnis, zu dem man trotz allen Diskutierens, schließlich doch immer kommt.

Johann Thiel
4 Jahre her
Antworten an  Bozo-Zoo

Lieber Bozo-Zoo, hier noch einige Gedanken zum Thema. Diese kindische „Geschlechtergerechtigkeit“ ist ja etwas das es gar nicht gibt und auch nicht geben kann, sowie die Gerechtigkeitsdebatte insgesamt einer völlig infantilisierten Gesellschaft entspringt, die in ihrer Hybris glaubt, der Mensch könne Gerechtigkeit herstellen, wo auch immer. Es ist ein ideologischer Kampfbegriff eines sozialistisch geprägten Weltbildes, welcher naturgemäß überall dort halt macht, bzw. auf halbem Wege steckenbleibt, wo es keinen Nutzen für die eigenen Interessen verspricht. Geschlechtergerechtigkeit, Verteilungsgerechtigkeit, Generationengerechtigkeit usw. , genauso könnte man Gerechtigkeit für Gummibärchen einfordern. Es geht immer nur um Vorteilsnahme auf Kosten anderer. Daher lehne ich das… Mehr

KorneliaJuliaKoehler
4 Jahre her
Antworten an  Johann Thiel

Johann Thiel: Es liegt in der menschlichen Natur, die ergatterte Macht nicht mehr freiwillig abgeben zu wollen. Dies gilt vor allem für jene, die ohne jede Qualifikation und eigenen Verdienst, also nur durch Zufall, zu Macht und Ämtern gekommen sind. Das wird sich nie ändern. Aus diesem Grund wäre es dringend nötig, die Amtszeit eines Bundeskanzlers auf maximal 2 Legislaturperioden zu begrenzen. Mit dem Wechsel an der Spitze, werden meist auch die üblichen Wasserträger ausgewechselt! Kein Kanzler seit 1948 hat allerdings die Macht so zum Nachteil Deutschlands missbraucht, wie Frau Merkel. Das ist für mich der springende Punkt! Dass wir… Mehr

Johann Thiel
4 Jahre her
Antworten an  KorneliaJuliaKoehler

Liebe KorneliaJuliaKoehler,
danke für Ihre wahren und guten Worte, Sie habe völlig recht, jeder sollte in seinem Rahmen für Aufklärung kämpfen und freie Medien wie TE unterstützen.

Wolfgang Schuckmann
4 Jahre her

Was gäbe es noch zu bemerken nach einem solchen Aufsatz. Mit absolutem Respekt nehme ich zur Kenntnis, dass zur Causa Merkel alles geschrieben und gesagt ist. Man sollte Frau Merkel diese Zeilen zu lesen geben, dann hätte sie vielleicht etwas mehr Mitleid für sich selbst. Ihre Regentschaft nimmt tragische Züge an.
Vielen Dank Herr Tichy , dass Sie so tiefgehend analysiert haben Es ist ein journalistischer Blattschuß!

Regenpfeifer
4 Jahre her

Wenn Gerhard Schröder am Wahlabend über Merkel unter Drogen gestanden hat, als er über sie sagte „Die kann es nicht“, dann waren das wohl bewusstseinserweiternde Drogen -denn Recht hatte er ja damit.. 🙂

Wilhelm Cuno
4 Jahre her

Die Frage ist nicht, wie es in Frau Merkel aussieht. Die Frage ist, was nach ihr kommt. AKK kann es nicht, selbst wenn man die unvermeidlichen Anfängerfehler wohlwollend mit einkalkuliert. Sie würde es nicht einmal im Amt lernen und wäre schnell wieder weg. Die SPD kommt nicht in die Gefahr, genügend Prozente für eine Kanzlerkandidatur zu erreichen, hätte aber auch niemand. Bleibt Habeck von den Grünen. Ihn würde ich nicht unterschätzen. Er ist die männliche Variante von Frau Merkel. Vermeintlich harmlos, in Wirklichkeit machtbesessen und ebenfalls sozialistisch ausgerichtet. Und er hätte von ARD über die SZ bis Rezo fast alle… Mehr

Odysseus JMB
4 Jahre her
Antworten an  Wilhelm Cuno

Die AFD hat noch eine Option, die lautet: Höcke müsste sich seinen Ambitionen gemäß, um einen Sitz im Bundesvorstand bewerben, was dieser, vermutlich so lange es geht, verweigern wird. Er bekäme dann eine Klatsche, die seiner kleingeistigen politischen Phantasie einen herben Dämpfer verpassen würde. Dem Rest des Publikums könnte damit der Eindruck vermitteln werden, dass die AFD durchaus im demokratischen (!) Segment angesiedelt ist, und dass es dort wählbare und streitbare Demokraten (!) gibt, die meist aus der Mitte der Gesellschaft stammen und bereit sind etwas für ihr Land zu tun. Dort wo Lucke Unterstützung fand, dort sollte auch die… Mehr

Sonny
4 Jahre her

Vielen Diktaturen entkam man nur, indem der Diktator starb.
Wobei damit noch nicht zwingend das Ende der Diktatur ausgerufen wurde.

Karl Heinz Muttersohn
4 Jahre her

Haette ich eine Lebensbilanz wie Merkel, käme mir auch das Zittern. Was hat sie mit all der Macht, die man ihr zugestanden hat gemacht? Richtig, sie hat als Serientäter ihren Amtseid gebrochen, der sie eigentlich dazu verpflichten soll, Schaden vom Deutschen Volk abzuwenden. Nimmt man ihr den Titel, bleibt eine kränkelnde, dickliche, alte Frau, mit der nicht mal jemand ein Bier trinken will weil sie nichts drauf hat ausser ein paar dummen Sprüchen.

karel
4 Jahre her

Offensichtlich kennen Sie die „Lebensbilanzen“ anderer Kanzler
nur aus der Zeitung.
Was Ihre Sicht durchaus plausibel erscheinen läßtt.

Fundamentiert
4 Jahre her

Merkel übergibt das Zepter seit inzwischen 2 Jahren an ihre erwählten Wunsch-Nachfolger, interessanterweise sind die allerdings nicht in „ihrer“ Partei, sondern bei den Grünen. Die CDU auf dem Patientenbett der Sterbehilfe und Merkel hält das Händchen. Ende schlecht, alles schlecht.