Über 120.000 Euro Verlust je E-Auto bei Ford

Die Verlustmeldungen amerikanischer Autobauer bei Elektroautos schreiten munter voran: erst Tesla, jetzt Autogigant Ford, und auch GM könnte sich bald dazu gesellen. Problematisch bei Ford: Die Verluste aus dem E-Auto-Geschäft nehmen zu statt ab.

picture alliance / NurPhoto | Nicolas Economou

Tesla veröffentlichte Anfang April 2024 zwar nur spröde einige wenige Zahlen zum ersten Quartal 2024, doch diese lassen für den Finanzbereich wenig Gutes erahnen: So hat Tesla im ersten Quartal des Jahres 433.371 E-Autos produziert und 386.810 ausgeliefert. Die Differenz landete auf Halde, wo bereits im Vorquartal 10.000 Autos deponiert werden mussten (04/2023: Produktion 494.989, Absatz 484.507 Einheiten).

Damit hat Tesla erstmals seit fast vier Jahren einen Rückgang bei den Auslieferungen verbucht. Weitere Details zum Geschäftsergebnis im ersten Quartal 2024 mit Zahlen unter anderem zu Umsatz und Gewinn/Verlust nebst Prognose 2024 wollte Tesla zu einem späteren Zeitpunkt bekannt geben. Immerhin verriet der Elektro-Pionier aus Texas vorab so viel, dass der Gewinn im ersten Quartal 2024 um 48 Prozent eingebrochen und der Umsatz im gleichen Zeitraum um 9 Prozent zurückgegangen ist. – Kein Wunder, wurden doch vom im November 2023 vorgestellten martialischen, tonnenschweren Stahl-Cyber-Truck bislang erst 10.000 Einheiten verkauft, die überdies alle wegen Sicherheitsproblemen am Gaspedal in die Werkstatt zurück müssen.

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Nach Tesla musste nun auch Autogigant Ford aus Dearborn für seine Elektrosparte bei den Geschäftszahlen für das 1. Quartal 2024 erneut immense Verluste vermelden. Laut einem Bericht von CNN machte die E-Auto-Division des Automobil-Urgesteins rund 1,3 Milliarden US-Dollar Verlust. Das entspricht rein rechnerisch in den ersten drei Monaten 2024 einem Minus von 132.000 Dollar oder rund 123.000 Euro für jedes der 10.000 E-Fahrzeuge, die Ford in den ersten drei Monaten dieses Jahres verkauft hat (Auto-Gigant verliert Milliarden mit teuren E-Autos: Er geht paradoxen Schritt).

Was zu dem Paradoxon führt, dass der Ford-Finanzvorstand John Lawler jedes nicht verkaufte Elektroauto seines Vertriebs gegenüber Kollegen bejubelt, vermindert es doch den Verlust.

Problematisch ist: Bei Ford nehmen die Verluste aus dem E-Mobil-Geschäft zu statt ab. Vor einem Jahr stand die Elektromobilitäts-Sparte bei Ford nicht besser da, sondern nur etwas weniger schlecht: Im ersten Quartal 2023 war der Verlust mit Elektroautos mit 722 Millionen US-Dollar nur halb so hoch wie aktuell.

Die Ergebnisse für das erste Quartal 2024 zeigen erneut den Druck, der gerade auf Traditionsautobauern aus dem Geschäft mit E-Autos in den USA lastet – immerhin zählte der Ford Mustang Mach-E 2023 zu den vier meistverkauften Elektroautos in den USA, hinter dem Tesla Model Y, Model 3 und dem Chevrolet Bolt.

Fords Pkw-Elektro-Division („Model e“) verkaufte im ersten Quartal laut CNN 10.000 Fahrzeuge und somit rund 20 Prozent weniger als im Vorjahresquartal. Der Umsatz brach um 84 Prozent auf rund 100 Millionen US-Dollar ein. Ford führt das hauptsächlich auf die Preissenkungen und den Preisdruck zurück, der aktuell in der gesamten Branche zu spüren ist.

Der Preiskrieg, der seit etwa anderthalb Jahren unter E-Autobauern ausgefochten werde, habe es schwierig gemacht, Elektroautos rentabel zu produzieren und zu verkaufen, so Fords Finanzchef John Lawler. Ford habe es zwar geschafft, die Produktionskosten für jeden Mustang Mach-E um etwa 5.000 Dollar zu senken – aber „der Umsatz sinkt schneller, als wir die Kosten senken können“, so Lawler. – Da dürfte Ford nicht alleine stehen, zumal dann nicht, wenn die Kostenstrukturen bereits in Zeiten, als die Umsätze noch zweistellig anstiegen und die Wachstumsphantasien in voller Blüte standen, extrem „auf Kante genäht“ wurden.

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Eine nachhaltige Änderung der Verlustsituation ist nicht in Sicht, in diesem Fall ist der Trend „not your friend“. Bereits im Geschäftsjahr 2023 meldete Ford in der Sparte Model e einen Verlust von 4,7 Milliarden US-Dollar bei einem Absatz von nur 116.000 Elektrofahrzeugen. Das entspricht einem Minus von durchschnittlich 40.525 US-Dollar oder knapp 37.800 Euro pro verkauftem E-Fahrzeug (CNN). Dabei ist jedoch anzumerken, dass die Division „Model e“ nicht alle Elektroverkäufe von Ford abdeckt: Über die Unternehmenseinheit „Ford Pro“ wickelt Ford die Flottenverkäufe an Großkunden wie Unternehmen und Behörden ab. Hier verzeichnet der Hersteller laut eigener Aussage eine starke Nachfrage nach Elektrofahrzeugen, so habe es eine Bestellung über 9.250 Exemplare des Ford E-Transit von der US-Post gegeben, zudem habe das Unternehmen Ecolab eine Bestellung über rund 1.000 F-150 Lightning Elektro-Pick-ups und Mustang Mach-E getätigt (Auto-Gigant verliert Milliarden mit teuren E-Autos: Er geht paradoxen Schritt, msn.com).

Trotz allem Ungemach bleibt Ford optimistisch in Sachen E-Mobilität. Ähnlich, wie im Vorjahr Ford-Chef Jim Farley bei der Bekanntgabe des Teilrückzugs von Ford aus Europa eine deutliche Verbesserung der Ertragslage versprach, zeigte er sich nun trotz der immensen Verluste bei den Elektroautos in einer Telefonkonferenz mit Investoren positiv gestimmt. Farley zufolge nehme das Unternehmen aktuell Veränderungen in seinem Elektroautogeschäft vor – und er versprach günstige und dennoch profitable E-Autos für die Zukunft. Wann, ließ er offen.

Für gelernte Ökonomen etwas schwer nachzuvollziehen, gab Farley bekannt, statt die Preisschraube nach oben zu drehen, wolle er die E-Autos seines Unternehmens günstiger machen und dabei trotzdem profitabel werden. Er verwies in einem Bericht von InsideEVs darauf, seit Ford die Preise für den Mustang Mach-E um 17 Prozent gesenkt habe, sei der Absatz des Stromers rapide gestiegen. – Zu mehr als insgesamt 10.000 verkauften E-Autos bei Ford hat das aber nicht gereicht. Angesichts eines Verlustes je E-Auto bei Ford von durchschnittlich 132.000 US-Dollar dürfte ein weiterer Verlustanstieg also vorprogrammiert sein, es sei denn, die Nachfrage nach Ford-E-Autos würde beträchtlich anziehen.

Der Ford-Chef versprach indessen unverdrossen, dass die nächste Generation an Ford-Elektrofahrzeugen erschwinglich und rentabel sein werde. Das Unternehmen sei auf dem besten Weg, ein profitables E-Auto-Geschäft aufzubauen, während das Geschäft mit Verbrennerfahrzeugen weiterhin Cashflow generiere. „Was für uns wirklich aufregend ist, ist, dass wir eine Marktlücke sehen“, so Farley weiter. „Wir glauben, dass wir bei 25.000 oder 30.000 Dollar profitabel sein können.“

Auch General Motors, Fords schärfster Konkurrent in den USA, macht offensichtlich mit Elektro-Autos Verluste. GM meldete jedenfalls, dass das Elektroauto-Geschäft in der zweiten Jahreshälfte profitabel sein werde, also erst in Zukunft, und das bei schwächelndem Markt. Genaue Geschäftszahlen von GM für das 1. Quartal sind bisher nicht bekannt (Auto-Gigant verliert Milliarden mit teuren E-Autos: Er geht paradoxen Schritt, msn.com).

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Kommentare ( 47 )

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TschuessDeutschland
12 Tage her

Preisfrage: Wenn von über 400.000 zugelassenen „E-Autos“ letztes Jahr laut KfZ-Bundesamt nur knapp 300.000 im Bestand landen – wohin geht der Rest ?
Antwort: Auf dem Streaming-Dienst Ihrer Wahl „E-Auto Friedhof“ suchen.

Last edited 12 Tage her by TschuessDeutschland
chaosgegner
13 Tage her

120.000 € Verlust pro E-Auto? Da sind zweifelsohne die Entsorgungskosten für Sondermüll noch nicht kalkuliert.
Im Recht gilt die sog. Verursacher-Haftung!
Solange die Produzenten dieser (politisch erzwungenen) E-Autos die dafür verantwortlichen Politiker nicht persönlich in Haftung nehmen, diese Schäden zu begleichen (aus ihrem Privatvermögen, nicht aus Steuergeldern!) , wird das nix!

Last edited 13 Tage her by chaosgegner
Dr. Klaus
14 Tage her

Die Einzigen, die E-Autos können sind TESLA und BYD. TESLA geht immer weiter mit den Preisen runter, damit sie soviel wie möglich fahrende Computer auf den Strassen haben. Hier steht die nächste Innovation vor der Tür, der selbstfahrende TESLA. Das Programm dafür werden sich viele runterladen, denn das ist ein eigener Chauffeur für 100 Euro im Monat und potentiell kann man sein Fahrzeug sogar als Taxi/Uber Geld verdienen lassen, wenn man möchte.

Michael M.
13 Tage her
Antworten an  Dr. Klaus

Das wirklich autonom fahrende Auto (im Sinne von „es gibt keinen Passagier der das Fahren übernehmen könnte, weil alle fahruntauglich und oder führerscheinlos sind) ist derzeit (und auch noch über viele Jahren wenn nicht sogar Jahrzehnte) ein „Hochglanz-Prospekt-Märchen“ und sonst gar nichts.

Waldorf
14 Tage her

Get woke, Go broke Teil 68628 Die Autoindustrie läßt sich seit Jahren von der Politik gängeln und völlig unrealistische Vorgaben machen, statt Politikern einen Vogel zu zeigen und zu sagen: „alles klar, wir spenden Ihren Gegnern mal ein paar Millionen, Sie sind uns zu geschäftsschädigend“ um nicht gleich „verrückt“ zu sagen. Das gilt natürlich für den ganzen sog „Green Deal“, soweit er nicht nur ein warmer Fördermittel-Regen für Nischenprodukte ist. Die Zeit ist einfach noch nicht reif für eMobilität der Massen. Die BEVs sind zu teuer, haben grauenhafte Wertverluste, die Ladeinfrastruktur ist noch ein Schweizer Käse, und das ganze Timing… Mehr

frb
14 Tage her

Unter 1000-1200km Reichweite nach WLTP machen die Fahrzeuge keinen Sinn. Realistisch würde ich sagen, dass man dann so an real die 600-700km weit kommt, so sollten die meisten die Woche über auskommen.
Auch ein Wechselakku (NIO) oder ein Zusatzakku für ein Teil der Kilometer, den man schnell austauschen kann wären nicht schlecht. Was mich auch stört, der ganze Klimbim der mittlerweile in so einer Karre verbaut wird (Stromfresser, Fehleranfällig)
Von der Ladeinfrastruktur ganz zu schweigen…
Alles Ideologie getrieben und die Autohersteller haben sich schön gebückt, jetzt haben sie den Salat.

Der Ingenieur
14 Tage her
Antworten an  frb

Der WLTP bildet in etwa die Verhältnisse einer Südkalifornischen Kleinstadt in der Nähe von L.A. ab: 24°C Außentemperatur das ganze Jahr und freie Fahrt für freie Bürger, ohne Staus, Stop and Go im Berufsverkehr und 30 km-Zonen. (Bei Test sind natürlich auch die elektrische Beleuchtung sowie alle Nebenaggregate wie Scheibenwischer, Servolenkung, Entertainmentsystem etc. etc. abgeschaltet.) Bei uns dagegen beträgt die Jahresdurchschnittstemperatur (Tag und Nacht) übers Jahr gesehen gerade mal 4,5°C und nur tagsüber gerechnet 8,5°C. Somit muss bei uns die meiste Zeit des Jahres also die elektrische Innenraumheizung an sein und im Winter dazu auch noch eine elektrische Batterieheizung, damit… Mehr

Berlindiesel
14 Tage her
Antworten an  Der Ingenieur

Praxiserfahrung: Habe einen Tesla Model Y. WLTP sind ca. 560 km. Akkuschonend ist, ihn nicht auf mehr als 80 % aufzuladen, und nicht unter 20 % leerzufahren, Daran versuche ich mich zu halten, bedeutet aber natürlich, dass die de facto Reichweite nur ca. 350 km ist. Normalerweise komme ich damit über die Woche. Lade ich den Wagen auf 100 %, z.B. bei einer Fernfahrt, so zeigt der Wagen eine Reichweite von ca. 580 km an. Das aktualisiert sich dann dynamisch, Heize ich oder ist die Klimaanlage an, „kostet“ das ca. 40 km Reichweite. Bleifußfahren natürlich noch viel mehr, aber das… Mehr

WildBoarHunter
14 Tage her

Ich habe mich vor acht Jahren für ein 30 Jahre altes M110 Aggregat von Mercedes entschieden. Läuft wie geschmiert seit mindestens 300.000 km, auch nochmal 30 Jahre. Mal sehen, ob es dann wieder brauchbare Autos geben wird…

Berlindiesel
14 Tage her

Noch ist das Verbrenner-Verbot in der EU nicht vom Tisch, noch dünnen die Hersteller weiter das Angebot an Benzinern und vor allem Dieseln aus, weiterhin verschwindet das Kleinwagensegment still und leise vom Markt. Was bleibt, sind mittlere SUV im Manga-Design, hoch genug, um auch als Plattform für Stromer zu dienen. Ich gehe davon aus, dass sich die rechten Parteien nach der Wahl zum EU-Parlament wie die Kesselflicker streiten werden, Meloni und Le Pen Deals mit der EVP machen werden (und Orban wird sich nicht lunpen lassen) und das Verbrennerverbot nur leicht abgemildert und auf 2040 verschoben wird. Le Pen wird… Mehr

Michael M.
13 Tage her
Antworten an  Berlindiesel

Ich gebe Ihnen in vielen Punkten recht, allerdings bin ich mir bei weitem nicht so sicher, dass wir nicht bald doch wieder richtig coole 6- und 8-Zylinder Verbrenner sehen werden. Mal schauen, ob es nicht doch ein Zurück gibt 😉.

Felix Dingo
14 Tage her

Der Chinese ist inzwischen so perfekt, dass er genau das innerhalb kürzester Zeit liefern kann, was der internationale Markt fordert.
Wenn der Hype vorüber ist, dürfen die Uiguren halt andere PKW in ihren Lagern produzieren.

Felix Dingo
14 Tage her

Vor 8 Jahren kaufte ich mir einen nagelneuen Ford Focus.

Ich musste ihn nach einer Woche zurückgeben, weil meine Schleimhäute anfingen zu bluten, sobald ich in dieser Kiste war.

Und das alles trotz eines Umweltsiegels.

Laurenz
14 Tage her

Wer nicht hören will, muß fühlen, bis die Ford-Aktionäre keinen Schmerz mehr ertragen wollen & den Vorstand nicht mehr entlasten. Wann wird das sein? Die bildungsferne Geschichtsvergessenheit der US-Amerikaner macht sich bei Ford bemerkbar. Es war Henry Ford höchst persönlich, der dem in us amerikanischen Großstädten seit dem Ende des 19. Jahrhunderts beliebten E-Autos mit Verbrennern den Garaus machte.

Last edited 14 Tage her by Laurenz