Es tut der Kirche nicht gut, wenn sie mit einer Hermeneutik der Verteufelung alles und jedes von politischen Mitte-Rechts-Positionen brandmarkt. Dann wird vorschnell „pervers“ und „unchristlich“ geschrieen und darüber das ruhige Abwägen und Streiten auf Augenhöhe vernachlässigt.

Der Wiener Theologieprofessor Ulrich Körtner ist entsetzt. „Österreich befindet sich politisch in schweren Gewässern. Alle Versuche, den rechtsextremen Politiker Herbert Kickl und seine FPÖ (Freiheitliche Partei Österreichs) von der Macht im Bund fernzuhalten, sind gescheitert.“ Körtner ist nicht nur der Meinung, dass die FPÖ schlechte Lösungen und schlechte Politiker hat. Darüber hinaus stellt er die Christlichkeit dieser Partei in Frage. Die Begründung des Theologieprofessors für diese krasse Einstufung ist erstaunlich:
„Im Wahlkampf ließ Kickl den Slogan plakatieren: ‚Euer Wille geschehe’. Mit der Christlichkeit einer Partei, die so das Vaterunser pervertiert, ist es nicht weit her.“
„Prüfet alles und das Gute behaltet“ (1. Thess 5,21), fordert die ökumenische Jahreslosung 2025 alle Christen auf. Also will ich mal Körtners Vorwurf prüfen. Pervertiert die FPÖ gotteslästerlich das Vaterunser?
„Euer Wille geschehe“, das ist ein Kernsatz jeder Demokratie.
In einer Demokratie geht es nicht um Parteien, die sich den Staat zur Beute gemacht haben. In einer Demokratie geht es nicht um irgendeine vermeintliche Kulturelite, die allen anderen sagt, was diese zu denken und zu tun und zu wählen haben. „Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus“ (GG 20.2). Hier schlägt das Herz der Demokratie. In freien Wahlen, wo der Wille der Wähler geschieht, geht die Macht vom Volke aus. „Euer Wille geschehe“ ist ein pfiffiger Spruch, der nicht „Unseredemokratie“, sondern Demokratie groß macht.
Steht dieser Slogan im Widerspruch zum „Dein Wille geschehe“ des Vaterunser?
Nur wenn man der Meinung ist, dass Demokratie nicht dem Willen Gottes entspricht. Wo der Wille Gottes mit Demokratie zusammengedacht werden kann, ist dieser Wahlslogan ein Spruch, der mit dem christlichen Glauben Hand in Hand einhergeht. Ich finde es immer wieder frappierend, wenn Kirchenfürsten zutiefst besorgt sind um die demokratische Ausrichtung unserer Gesellschaft, dabei anscheinend selber noch gar nicht in der Demokratie angekommen sind.
Als Christ und Demokrat bete ich in meiner Beziehung zu Gott von ganzem Herzen „Dein Wille geschehe“. Als Christ und Demokrat nehme ich in meiner Beziehung zur Gesellschaft von ganzem Herzen in Anspruch „unser Wille geschehe am 23. Februar 2025“. Ich bin froh, dass wir nicht in einer Theokratie leben, in der akademisch-protestantische Mullahs hochnäsig den vermeintlichen Willen Gottes und den vermeintlich korrekten Sprachstil allen anderen Menschen aufoktroyieren können.
Wenn der Wahlslogan inhaltich dem christlichen Glauben nicht zuwider ist, kann man aber der FPÖ vorwerfen, dass es schlechter Stil ist, wenn sie ein heiliges Gebetswort Jesu aufgreift und für den Wahlkampf der eigenen Partei instrumentalisiert?
Über Stilfragen kann man geteilter Meinung sein. Unterschiedliche Milieus pflegen unterschiedliche Stile. Ich respektiere jeden, der den Wahlslogan geschmacklos findet. Aber über diese Stilfrage zu dem harschen Urteil zu kommen, die FPÖ „pervertiere“ das Vaterunser und wäre keine mit dem christlichen Glauben kompatible Partei, finde ich schlechten Stil.
Ich persönlich freue mich, wenn die Worte Jesu nicht im Schrank verstauben oder in einem klerikal-sakralen Bereich gefangengehalten werden. Viele Worte Jesu haben eine Kraft und Lebendigkeit, die den gesellschaftlichen Diskurs bereichern. Wie in jedem Rezeptionsprozess werden dabei die Jesusworte entweder dem Wortlaut nach oder inhaltlich angepasst. Das ist immer so bei Kunst und Religion. Ein Künstler sagte mir einmal: „Meine Bilder sind meine kleinen Kinder, die erst im Rezeptionsprozess erwachsen werden und sich dabei manchmal ganz anders enwickeln, als ich mir das bei meinen Kindern gedacht oder gewünscht habe. Das ist anregend und manchmal auch aufregend. Aber es ist gut so.“ Sprachverbote und Empörung in Richtung einer vermeintlichen religiösen Korrektheit sind umso verstörender, wenn die Rezeption dem christlichen Geist gar nicht widerspricht.
In diesem konkreten Falle regt der Wahlslogan den Diskurs an, wie sich Gottes Wille und Demokratie zueinander verhalten. Das ist ein notwendiger Diskurs, zumal es in Kirche und Kulturelite immer noch Menschen zu geben scheint, die mit der Kompatibilität von „Gottes Willen“ und Demokratie ihre Schwierigkeiten haben.
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Wie wäre es damit – FÜR POLITIKER UND ZUWANDERER Das fünfte Gebot: Du sollst nicht töten. Das sechste Gebot: Du sollst nicht ehebrechen. Das siebte Gebot: Du sollst nicht stehlen. Das achte Gebot: Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten. Das neunte Gebot: Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus. Das zehnte Gebot: Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau, Knecht, Magd, Vieh noch alles, was dein Nächster hat. Das scheint von fast allen nicht mehr respektiert zu sein – oder völlig verdrängt. Ich bin Atheist und mir vielen sofort diese Gebote ein, die momentan offensichtlich nicht mehr beachtenswert scheinen. Kickel und die AFD… Mehr
„Du sollst dem Ochsen, der da drischt, nicht das Maul verbinden.“ Wie verträgt sich das mit der linksgrünen Steuerpolitik? Erst Recht im Kontext von: „Der Faulenzer hält sich für weiser als sieben Männer, die vernünftig argumentieren können.“ Das Buch der Sprüche kann man praktisch quantitativ zur Beschreibung der aktuellen Misere hinzuziehen. Und die Beschreibung des Wahlkampfs: „Und dabei gewöhnen sie sich an Müßiggängertum, indem sie von Haus zu Haus gehen. Und nicht nur Müßiggänger, sondern auch Schwätzer und Wichtigtuer, die Dinge reden, die sich nicht gehören.“ Ich denke, gerade aktuell Politisierende, sei es innerkirchlich oder außerkirchlich, sollten sich bedeckt halten,… Mehr
Dieser Mann mißbraucht sein Amt. Er kann ja überzeugt sein, dass dieser Slogan nicht zum Glauben passt. Nur kann man darüber streiten. Nicht streiten kann man über die Vergasung von Juden, über GULAGs oder Umerziehungslager. Das Abstoßende und in meinen Augen zutiefst unchristliche ist, dass er sein Amt mißbraucht, um „Gläubige“ auf Linie zu bringen. Hinzu kommt: Hat Christus jemals zu politischem Widerstand aufgerufen? Wüßte ich nicht. Er hat zu Mitmenschlichkeit gegenüber dem Nächsten, dem Nachbarn aufgerufen. Streiten lässt sich darüber, ob oder wann auch der geographisch weit Entfernte mein Nächster ist, wenn es in geographischer Nähe immer Nächste gibt.… Mehr
„Was er [Jesus] über den Staat denkt, liegt klar ausgesprochen in seiner Antwort auf die Frage nach dem Zinsgroschen, da die Pharisäer ihn fangen wollten (Mark. 12). Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist, das heißt: Religion und Staat haben nichts miteinander zu tun. Wie wollt ihr göttliche Macht und irdische Gewalt zusammenspannen?“
Albert Schweitzer
Wohl wahr. So wie ich das Juden & Christentum verstehe, hat der Mensch als Individuum mit all seinen Stärken & Schwächen, quasi einen „zivilrechtlichen Vertrag“, die X Gebote, mit GOTT geschlossen. -> Dr. Markus Krall hat mal sehr lustig darüber referiert. Diese sog. ev. & kath. „Gottesmänner & Frauen“ aber, die JESUS quasi als Ur-SOZIALISTEN & „QUEER“ umpervertieren,versuchen GOTT, bzw. das Christentum, nmbM, zu einer Art archaischen Blutopferkult zu „transen“. Damit ist auch die von den „Kirchen“ mit/organisierte & unterstützte Asylindustrie gemeint, zu deren „Nebenwirkungen“ allerlei Kriminalität, bis hin zu Massenvergewaltigung, Mord & Totschlag gehören, die die Menschen gefälligst als… Mehr
Das sind nur Phantomschmerzen. Die Kirche passt sich allen Machthabern an. Schon immer.
Der Gang nach Canossa schildert anderes.
Demokratie heißt doch um Gottes Willen nicht,
dass der Wille des Volkes geschehe.
Um Gottes Willen,
das Volk hat keine Ahnung.
Unsere Demokratie heißt
das Leute ohne Sinn und Verstand
beliebig gegen den Willen des Volkes
und zu seinem Schaden handeln.
Nur so geht es. Nur so geht Demokratie.
Wer Nutzen für das Volk verspricht
ist Rechtspopulist, wenn er die
Absicht hat, ihn zu erfüllen.
Die FPÖ gefällt mir um Welten besser als die grün-linksradikalen früher christlichen Kirchen. Meinen Glauben können mir die Vertreter Gottes auf Erden nicht nehmen und Kirchensteuer bekommen die von mir sich nicht mehr.
So etwa um 2014 fiel mir eine Broschüre einer »christlichen Organisation« in die Hand. Diese stammt aus dem Jahre 1938, kurz nach dem »Anschluss« Österreichs an das Deutsche Reich. Wie heute habe ich die Überschrift in Erinnerung: »Die Christen danken dir, mein Führer, für den Anschluss!« Geschrieben hatte dies ein Pfaffe. Für mich war es keine Seltenheit, dass sich Kleriker für den Staat einsetzen. Besonders aufgefallen war mir dies in der DDR und in der Nachwendezeit. Der Vater von IM Erika war kein Christ, sondern ein Kommunist. Der spätere MP von Brandenburg, war kein Christ, sondern ein Sozialist. Was haben… Mehr