Sie fallen in Bayern beim Billionenschulden-Skandal im Bundesrat um – und attackieren jetzt einen Kollegen im Osten. Sachsens Landtagsabgeordneter Matthias Berger darf nicht mehr Logo und Namen der Freien Wähler nutzen, weil er nicht die undemokratische Brandmauer gegen die AfD aufrechterhalten will.

Wenn man als Freier Wähler im Westen umfällt, dann muss man schnell mit Angriffen gegen Kollegen aus dem Osten kontern, die eine Politik des gesunden Menschenverstandes betreiben – zur Ablenkung versteht sich. Mit seiner Zustimmung zum skandalösen Akt der Monster-Staatsverschuldung in Billionenhöhe hatte sich Bayerns Wirtschaftsminister und Landeschef der Freien Wähler Hubert Aiwanger unglaublich blamiert.
Erst hat Aiwanger laut zum Billionenschuldenpaket von CDU-Möchtegernkanzler Friedrich Merz getönt: „Wir sagen Nein“. Schon nach fünf Tagen fiel er um. „Wenn wir Freien Wähler nicht eingelenkt hätten, wären wir am Freitag nicht mehr in der Regierung“, klagte er weinerlich. Die CSU hätte dann ohne die Freien Wähler im Bundesrat zugestimmt. Soso.
Wohl, um von dieser Blamage abzulenken – die Freien Wähler sind offensichtlich im Westen keine Alternative mehr zu Union, SPD, Grünen und Linken –, attackieren diese Verlierer ihre konservativen Kollegen im Osten. Im Visier: Sachsens unabhängiger Freier Wähler Matthias Berger.
Der langjährige Oberbürgermeister von Grimma, er amtierte dort zwei Jahrzehnte, will die undemokratische Brandmauer zur Alternative für Deutschland (AfD) nicht aufrechterhalten, sondern im Gegenteil, sie als gebranntes Kind des DDR-Mauerbaus niederreißen. Verständlich: Brandmauern 35 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs passen nicht zu einer Demokratie – sie schaden.
Im diktatorischen Stil der Grünen verlangt jedoch der Bundesvorstand der Freien Wähler jetzt vom sächsischen Landtagsabgeordneten, er solle sich gefälligst von seiner teilweisen Zusammenarbeit mit der AfD distanzieren. Berger dürfe ab sofort Logo, Namen und Erscheinungsbild der Freien Wähler nicht mehr nutzen. Doch anders als CDU-Bundestagspräsidentin Julia Klöckner fällt Berger nicht um.
Denn die Anordnung bedeutet im Grunde: Wer sich im Gegensatz zum Bundesverband wie ein Demokrat verhält und mit den 40 Parlamentskollegen der größten Oppositionspartei in Sachsen redet, die bei der Bundestagswahl im Februar 38,5 Prozent erzielte, ist für die Oberen der Freien Wähler untragbar. Spätestens jetzt wird klar, diese Truppe ist im Westen überhaupt keine Alternative mehr zum Altparteienkartell.
Doch die Ostdeutschen halten zusammen gegen die Diktate des Bundesverbands aus dem Westen. Der Landesverband der Freien Wähler in Sachsen stellt sich im Streit des Bundesverbands mit dem Landtagsabgeordneten Matthias Berger hinter seinen Parlamentarier.
„Wir halten die sogenannte Brandmauer gegenüber der AfD nach wie vor für nicht hilfreich. Die AfD ist hinter dieser Brandmauer sowohl in Sachsen als auch bundesweit stärker geworden“, mahnt Sachsens Landesvorsitzender Thomas Weidinger. Die Freien Wähler würden „die AfD und insbesondere die 37 Prozent der sächsischen Wähler, die diese Partei bei der vergangenen Bundestagswahl gewählt haben“, nicht ausgrenzen.
Abgrenzen statt Ausgrenzen, lautet Weidingers Devise. „Die Landesvereinigung Sachsen wird wie mit jedem anderen kommunalen Freie-Wähler-Akteur in Sachsen auch mit Matthias Berger weiter zusammenarbeiten“, so Sachsens Landeschef abschließend. Obendrein sei der Direktkandidat nicht Mitglied der Partei und damit auch nicht weisungsgebunden. Allerdings ist Berger Mitglied beim FREIE WÄHLER Grimma e.V.
Insofern ist das Diktat des Bundes schon eine Ungeheuerlichkeit.
Matthias Berger reagiert im Gespräch mit Tichys Einblick entspannt, aber kritisch: „Ich bin wohl einer der wenigen Politiker, der nach der Wahl das macht, was er vor der Wahl versprochen hat. In meinem Fall, mit allen zu reden.“ Aiwanger und Merz können da jedenfalls nicht mithalten. Im Gegenteil: Sie haben ihre Wähler schlussendlich betrogen. Berger hingegen steht für eine Politik des gesunden Menschenverstandes. Das stört die Etablierten gewaltig.
Wie Matthias Berger gegenüber Tichys Einblick weiter berichtet, hatte er bereits im September 2024 ein Schreiben von der Bundespartei bekommen: Er solle sich umgehend dem Abgrenzungsbeschluss der Freien Wähler zur AfD unterwerfen. „Das habe ich natürlich nicht gemacht und das auch in einer Zoom-Konferenz begründet“, sagt Berger Tichys Einblick. Er stellte später zudem noch einmal klar, dass für ihn eine Abgrenzung zur AfD nicht in Frage kommt.

Foto: © Olaf Opitz. Matthias Berger mit Jagdhund Apoll in seinem Gartenreich im Muldental
Denn das Wahlprogramm der Freien Wähler Sachsens basiere schließlich auf drei Grundsätzen. Erstens, wir reden mit allen. Zweitens, wir bauen Brücken und keine Mauern. Drittens, eine gute Idee ist eine gute Idee – egal, von wem sie kommt.
Diese drei Punkte gehörten für ihn zu den Säulen der Demokratie. Berger erklärt zudem Tichys Einblick, er kenne bis heute keine Beschlüsse des Bundesvorstandes, ihm sei dazu nichts übermittelt worden, sondern nur über die Presse. Den Stil des Bundesvorstandes findet Berger daher inhaltlich wie auch in der Art und Weise höchst fragwürdig. Und die Anordnung des Bundesvorstandes kontert er mit: „Ich bleibe Freier Wähler des Grimmaer e.V.“.
„Von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen“, beschrieb der Autor sein Porträt über Berger im Oktober vergangenen Jahres. Inzwischen fürchtet sich das links der Mitte ausgerichtete politische Meinungskartell bereits vor einem einzelnen Demokraten. Der Bundesvorstand der Freien Wähler jedenfalls hat mit seinen politischen Umfallern und dem Diktat gegen einen unabhängigen Parlamentarier bewiesen – jeder blamiert sich vor seinen Wählern, so gut er kann. Und das können die Aiwangers sehr gut.
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Einfach nur armselig diese AiwangerFW 🤮
Irgendwie schade, aber die freien Wähler können auch weg. Eine Partei, die es in der Hand gehabt hätte, den Wahn in diesem Land aufzuhalten, Aiwanger hätte bis Freitag kurz vor der Abstimmung Zustimmung signalisieren und dann einfach wie von Merz vorgemacht, in letzter Sekunde „umfallen“ müssen. Sche… auf Söder, der ist doch auch nur ein Fahnderl im Wind, ohne Charakter. Aiwanger wäre ein Held mit Zukunft gewesen, aber die Feigheit, gelle! Nun, damit hat er seine Partei für die Zukunft ins Aus geschossen.
Ich würde mich daran gar nicht mehr aufarbeiten. Der Wahn und Irrsinn sowie die kollektiv um sich greifende Idiotie ist nicht mehr aufzuhalten und schon gar nicht rückgängig zu machen. Bevor man hier noch Energie in politisches oder gesellschaftliches Engagement steckt, lieber über Auswanderung nachdenken, bevor das unmöglich wird. Der täglich schriller werdende ideologische Schwachsinn wird sich nur selbst eliminieren können. Die Ideologie der ’68er haben Politik, Wirtschaft, Bildung, Wissenschaft und Gesellschaft nachhaltig durchdrungen und dieses Monster muss an sich selbst scheitern. Das wird es. Aber erst Mittel bis langfristig. Bis dahin stehen gesunder Menschenverstand und konservative Ansichten und Werte… Mehr
Rücktreten, Verantwortung übernehmen! Minister Aiwanger habe ich gestern diesen Brief geschrieben, da er nun nach seinen Erfolgen beim Aufbau der Partei in Bayern nun auf dem Parkett der Bundespolitik gescheitert ist: Rücktrittbitte Sehr geehrter Herr Minister, als Vorstand von Carl Zeiss hatte ich zusammen mit Lothar Späth in Jena Teile des VEB Carl Zeiss in eine neue Zukunft zu führen. Es war einer der nur wenigen Erfolge in den ostdeutschen Bundesländern, weil unter Helmut Kohl die notwendigen Reformen für einen starken Wirtschaftsstandort Deutschland versäumt wurden (und bis heute nicht durchgeführt sind). Deshalb ist mir die Enttäuschung der ostdeutschen Bürger über… Mehr
Ich würde Wetten annehmen, dass Matthias Berger im Laufe dieser Wahlperiode noch zur AfD übertritt. Was kann er denn bei den sogenannten „Freien“ Wählern erreichen – und was bei der AfD?
Quark! er ist parteilos im Landtag… eben einer den mal als OB kennt und den man wählt… die Tage der Parteien ist vorbei… auch eine AfD wird es bald gar nicht mehr geben
Warum soll er zur AfD wechseln? Die Freien Wähler Sachsens teilen ja seinen Standpunkt. Der Bundesverband sollte mit Blick auf die seit Jahren sinkende Zustimmung zur CDU überlegen, ob seine Nibelungentreue zum „demokratischen Block“ nicht dafür sorgt, dass diese Gruppierung auf Bundesebene wie die FDP keine Rolle mehr spielen wird.
Spätestens jetzt sollten sich die Wähler der Freien Wähler die Freiheit nehmen, eine andere Partei zu suchen.
Und ich hatte diesen Aiwanger ernst genommen! Oh, mein Gott, bei wem muß ich mich entschuldigen?
Es fällt jetzt eine Maske nach der anderen: Erst die BRD-Partei „CDU/CSU“, nunmehr die BRD-Partei „Freie Wähler“ – beide agieren gegen die Anliegen der Autochthonen, das mitnichten wundernimmt, da die BRD als solche eine gegen die Interessen des indigenen Deutschen Volkes handelnde Konstruktion darstellt (https://www.youtube.com/watch?v=QNyLvPPVszQ ab Minute 2:20)!
Lieber Herr Opitz, vielen Dank, dass Sie wiederholt hier bei TE über Matthias Berger schreiben. Bitte bleiben Sie weiter dran. Dieser sympathische und v.a. auch absolut kompetente Politiker hat, gerade in diesen Zeiten, jede Aufmerksamkeit verdient. Gern möchte ich Ihren Artikel noch mit einer Empfehlung ergänzen: im Videokanal „Inside Parliament“ lässt Herr Berger die Öffentlichkeit regelmäßig hinter die Kulissen des sächsischen Landtags schauen, informiert zu Debatten, spart nicht mit Kritik und legt immer wieder den Finger in die Wunde. Soeben ist Folge 9 erschienen. Vielleicht auch mal ein kleiner Tipp, Matthias Berger in eine der nächsten Video-Diskussionsrunden mit Roland Tichy… Mehr
Ich mag den Mann! Erstens ist er Sachse (wie ich!), Zweitens hat er einen Jagdhund (kleiner Münsterländer in braun, würde ich tippen – wie ich bis vor 6 Jahren, jetzt allerdings brauner Labrador) und Drittens steht er zu seinen Werten!
Guter Mann!