Trumps Präsidentschaft soll ungeschehen gemacht werden

Trump wird zum „Aussätzigen“ gemacht. Der Siegesrausch der Demokraten spaltet Amerika weiter. Erst spätere Generationen werden Trumps Verdienste würdigen.

imago images / ZUMA Wire

Keine Frage, Donald Trump ist ein Mann, den die Amerikaner „outspoken Guy“ nennen. Direkt, undiplomatisch, auch verletzend bis zur Grenze des Zulässigen, manchmal auch darüberhinaus. Kurzum – das Gegenteil von dem, was in der Regel Politiker kennzeichnet. Keine Floskeln, kein sowohl-als-auch – polarisierend und auf den Punkt. Und bei allem konsequent politisch unkorrekt.

Das betrifft seine Auffassung von Männlichkeit, entsprechend ist sein klassisches Frauenbild, seine Art, Politik als eine besondere Form des in der amerikanischen Wirtschaft üblichen „Russian Roulette“ zu begreifen – und bei all dem die Sprache des sogenannten kleinen Mannes zu sprechen. All das machte ihn bis zuletzt für etwa die Hälfte der amerikanischen Wähler populär und wählbar. Genau das aber begründete die tiefe Abneigung, ja Verachtung des politischen Establishments der westlichen Demokratien. Es war mehr die Person Trump, weniger seine Politik, die ihn zum Objekt großer Verehrung und zugleich tiefer Feindschaft machte.

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Jetzt, im Niedergang, bekommt er dies mit aller Wucht zu spüren. Er ist nicht nur ein Verlierer, sondern jemand, der als unglücklicher Unfall der Geschichte ausgeschwitzt werden soll – man könnte auch sagen, ausradiert. Nur so ist die gnadenlose Jagd auf Trump zu verstehen. Er soll ungeschehen gemacht, als Person des öffentlichen Lebens vernichtet werden. Dazu gehört auch ein Amtsenthebungsverfahren gegen einen Mann, der dann gar nicht mehr im Amt ist. Hinzu kommt aber auch der öffentliche Umgang mit ihm. Da werden die Zugänge zu Sozialen Medien gesperrt, da werden selbst Mitgliedschaften im Golf Club gekündigt und – für den Betroffenen schlimmer – die Banken schließen seine Konten, allen voran die Deutsche Bank. Wie zu erwarten, wenden sich diejenigen, die noch vor kurzem dem mächtigen Mann huldigten, in Scharen ab.

Seine unverändert große Anhängerschaft versetzt all dies in ohnmächtige Wut. Mit Trump fühlen sich viele selbst persönlich getroffen. Darunter auch Gruppen, die politisch unappetitlich sind, mit denen Trump allerdings auch zu spielen verstand. Die bestürzenden Vorgänge um das Capitol werden so auch ihm angelastet.

Und dennoch – was jetzt geschieht, wird die gespaltene amerikanische Gesellschaft nicht versöhnen, sondern den Graben noch vertiefen. Mitleid kommt auf und der Wunsch nach Vergeltung. Vom Großmut eines Siegers ist bei den Demokraten und ihrem medialen Anhang nichts zu spüren. Dieser Mann soll fertiggemacht werden! Dabei hat Trump noch bittere Überraschungen auf seinem Weg vor sich. All das wird den Mann, dessen Leben von großen Erfolgen, aber auch schweren Niederlagen geprägt ist, nicht in die Knie zwingen. Aber gerecht ist es nicht.

Trumps Präsidentschaft verschaffte den USA einen einzigartigen wirtschaftlichen Aufschwung mit der geringsten Arbeitslosigkeit seit 60 Jahren – und das über alle Ethnien hinweg. Außenpolitisch machte er die von den chinesischen Kommunisten ausgehende Gefahr für den Weltfrieden bewusst. Ebenso, dass freie Gesellschaften auch in der Lage sein müssen, sich zu verteidigen. Zur Wahrheit gehört nicht zuletzt, dass Trump der erste amerikanische Präsident seit sehr langem war, der in seiner Amtszeit keinen Krieg begonnen hat. Bei seinen europäischen Verbündeten machte er sich dadurch unbeliebt, dass er klarmachte, dass die USA nicht nur für die „schmutzigen Dinge“ des politischen Geschäfts zuständig sein könnten, während sich der Rest in Friedfertigkeit und Kritik an den USA sonnen könnte. Zweifellos werden künftige Generationen Trump anders bewerten, als dies heute im Zeitgeistgerausche en vogue ist.

Auch dürfte es nicht allzu lange dauern, bis klar ist, dass auch Nachfolger Biden amerikanische Interessen, die zum Großteil eigentlich auch unsere sein müssten, vertritt. Nur eben alles ein bißchen feiner, diplomatischer, aber keinen Deut weniger hart.

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Kommentare ( 72 )

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Gruenauerin
3 Jahre her

Trumps Präsidentschaft soll nicht ungeschehen gemacht werden, weil Trump es war. Es geht nicht um Trump. Es geht um uns. Wir sollen nie wieder die Hoffnung hegen dürfen, jemanden als obersten Staatenlenker zu bekommen, der die Sprache der Massen spricht und sich gegenüber den Wählern verantwortlich fühlt und laut Amtseid für das Wohl des Landes einsetzt. Letztendlich ist es auch nicht seine direkte Sprache. Die direkte Sprache haben nur die heutigen Politiker verlernt vor lauter Verbeugungen vor allen möglichen und unmöglichen Minderheiten, Organisationen, Stiftungen und, und, und … Seine Erfolge werden aber erst sehr viel spätere Generationen würdigen können. Ich… Mehr

Kassandra
3 Jahre her

Wegen „Impeachment“ und „Capitolsstürmung“ spricht keiner mehr von „Voterfraud“ – zumal sie den Noch-Potus auf den twitter-Kanälen verstummen ließen.
Propaganda funktioniert auch dort.

schwarzseher
3 Jahre her

Im Prinzip macht das nationale und globale “ establishment “ mit der AfD dasselbe wie mit Trump ( und Polen und Orban ). Demokratie stört nur deren Interessen, deswegen verstehen sich die Globalisten inzwischen mit den Sozialisten ( und Antifaschisten ) auch so gut.

Carlotta
3 Jahre her

würden Sie bitte erklären, wofür TGP steht?

anna s.
3 Jahre her
Antworten an  Carlotta

The Gateway Pundit. Eine konservative, alternative US-amerikanische Webseite.
https://www.thegatewaypundit.com/about/

Carlotta
3 Jahre her
Antworten an  anna s.

danke

Johann Thiel
3 Jahre her

Vielen Dank Herr Gafron, für diesen wieder einmal sehr guten Beitrag zum Thema Trump und die Vorgänge in USA. Wie auch immer man Trumps persönliches Auftreten empfinden und bewerten mag, er wird historisch gesehen zu den wirklich Großen der amerikanischen Präsidenten zählen. Er hat die Interessen der USA wie kaum ein anderer Präsident vertreten, und damit meine ich die Interessen der Menschen in Amerika. Seine Ehrlichkeit und Direktheit haben ihn bei seinen Gegnern und all den Polit-Heuchlern auf beiden Seiten des Atlantiks so verhasst gemacht, was die höchste Auszeichnung ist, die ein Politiker überhaupt erreichen kann. Trump ist dieser Antiheld,… Mehr

Franz Grossmann
3 Jahre her

Ein einigermaßen faire und angemessene Beschreibung der Präsidentschaft Donald Trumps. Er hat viele seiner Wahlversprechen eingehalten oder wenigstens versucht sie umzusetzen, hat keinen neuen Krieg angefangen, sondern eher versucht seine Truppen heimzuholen. Auch wirtschaftlich war er erfolgreich, wenn auch mit einem massiven Schuldenaufbau. Am meisten hat mir jedoch gefallen, dass er Merkel abblitzen lies und ihr deutlich gemacht hat, was für eine absurde Politik die Frau verfolgt.

Kaiser Franz
3 Jahre her

Netanjahu hätte sich bestimmt „Four More Years“ für Trump gewünscht. Aber die Sicherheit Israels hängt nun mal entscheidend von Amerika ab. Darum ist sein Verhalten nicht „dreckig“, sondern nur realpolitisch.

Kaiser Franz
3 Jahre her

Trump sagt, was er denkt, und tut, was er sagt. So brachte es Botschafter Richard Grenell einmal auf den Punkt. Für das Establishment jenseits und diesseits des großen Teichs ist das, mit den Worten der Engelsgleichen, natürlich „unverzeihlich“ und muss „rückgängig gemacht werden“.

Talleyrand
3 Jahre her

Ich könnte mir vorstellen, dass so mancher, der, dem medialen Trommelfeuer erlegen, Biden gewählt hat, nächstens feststellen wird, sehr unklug gehandelt zu haben.

Peter Mueller
3 Jahre her
Antworten an  Talleyrand

Das hätten die Leute eigentlich schon bei Obama feststellen MÜSSEN. Aber Kognition ist leider nicht jedem gegeben. Ab wieviel Bomben pro Stunde bekommt man eigentlich den Friedensnobelpreis?

Flavius Rex
3 Jahre her

Das frivole Amtsenthebungsverfahren ist klar verfassungswidrig. Trump hat das Recht auf Redefreiheit. Seine Ansprache enthielt völlig normale politische Rhetorik und einen Aufruf zu friedlichem Protest. Ihn wegen der Ausübung seiner Grundrechte des Amts entheben zu wollen ist ein Anschlag auf Demokratie und Rechtstaatlichkeit. „Democrats“ dagegen stachelten den ganzen Sommer über linke Anarchisten zu extremen Gewalttaten an, bei denen viele Menschen starben und ganze Stadtviertel geplündert und abgefackelt wurden. Hunderte „Democrats“ und deren willige Helfer in den Medien gehören wegen Volksverhetzung vor Gericht, nicht Donald Trump. Das politische System der USA ist am Scheideweg. Alle Anzeichen sprechen für einen Abstieg in… Mehr