Grünes Kalifornien: Sonne weg – Strom weg

Der Wirtschaftsprofessor der Stanford University, Frank Wolak, warnt: »Wir haben jetzt eine viel riskantere Energieversorgung, weil die Sonne nicht immer scheint, wenn wir wollen, und der Wind nicht immer weht, wenn wir wollen.«

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Unbekannt ist, ob in Kalifornien alle Teslas gleichzeitig tanken wollten. In jedem Fall gab es abends keinen Strom mehr. Da war die Sonne weg – und Millionen Kalifornier waren geschockt.

Die Sonne ging um 19.30 Uhr unter – so, wie sie das abends immer zu tun pflegt. Doch die Kalifornier dachten nicht daran, und schalteten ihre Klimaanlagen, Herde und Lampen nicht aus. Folge: Der Strom musste am vergangenen Wochenende für etwa zwei Millionen Kalifornier abgeschaltet werden. Die Bewohner der Bay Area bis nach Südkalifornien reagierten geschockt und verärgert.

Denn die vielen Solaranlagen mit mehreren tausend Megawatt Leistung lieferten keine Energie mehr, wie sie das eben tun, wenn die Sonne untergeht. Die Netzbetreiber prognostizierten am Spätnachmittag, dass die Energiereserven nicht mehr ausreichten und lösten »Lastunterbrechung« aus. Jeff Smith, ein Sprecher des größten Versorgers PG&E Corp: »Leider waren wir aufgrund des Notfallcharakters nicht in der Lage, die Kunden im Voraus zu benachrichtigen.«

Hierzulande tritt ebenfalls eine Kaskade in Kraft, bei der zuerst stromhungrige Industriebetriebe wie Aluminiumhütten für eine kurze Zeit vom Netz genommen werden, danach auch große stromverbrauchende Städte. »Lastabwurf« heißt der Blackout so schön.

Kalifornien rechnet laut Nachrichtenagentur Bloomberg mit weiteren Stromausfällen. Brian Bartholomew, ein Analyst bei Bloomberg NEF: »Wir erleben eine Hitzewelle, wie sie einmal in einem Jahrzehnt auftritt.« Was am Freitag geschah, »könnte eine Vorschau auf die Maßnahmen sein, die der staatliche Netzbetreiber in den kommenden Tagen möglicherweise ergreifen muss«. Es soll weiter heiß bleiben.
Dann dürften die Kalifornier noch mit einer weiteren unangenehmen Eigenschaft der Photovoltaikanlagen Bekanntschaft machen: Je heißer es wird, desto weniger Strom liefern sie. Der Wirkungsgrad der Zellen sinkt mit steigenden Temperaturen. Sie verlieren je nach Typ um die zehn Prozent Leistung.

Zusätzlich fiel am vergangenen Freitag noch ein konventionelles Kraftwerk mit 500 MW Leistung aus, und eine weitere 750 MW Einheit konnte offenbar nicht schnell genug hochgefahren werden. Die Netzbetreiber mussten daraufhin zwei Millionen Haushalte vom Netz nehmen.

Bei der sommerlichen Hitzewelle im vergangenen Jahr übrigens schalteten regionale Versorger in Kalifornien den Strom vorsorglich ab, damit die unter der Last heiß gewordenen und durchhängenden Stromleitungen bei starkem Wind keine Waldbrände entfachen konnten.

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Dabei gilt Kalifornien als Vorbild für Solarbewegte. Kalifornien will sich als Sonnenstaat besonders schön einrichten und plant, bis 2030 Strom zur Hälfte aus Solarenergie zu erzeugen. Es hat bereits alle Hausbauer verpflichtet, ab diesem Jahr Photovoltaik-Anlagen aufs Dach zu montieren. Rund 100.000 neue Solardächer sollen so bei Neubauten und bei renovierten Häusern dazu kommen. Kalifornien will den Energieverbrauch der Haushalte drastisch senken, der vor allem in den heißen Sommermonaten durch die Klimaanlagen stark in die Höhe steigt. Also Strom sparen und schwitzen.

Die Energy Commission rechnet vor, dass durch die Zusatzdächer Kosten von 40 Dollar pro Monat entstehen würden, die aber durch Einsparungen von 80 Dollar pro Monat ausgeglichen würden. Nicht deutlich wird, ob diese Commission genauso gut rechnen kann wie der deutsche Wirtschaftsminister Altmaier und seine Energiewendetruppen mitsamt Kohlekommission in Berlin, nach deren Rechnungen die Strompreise immer weiter in astronomische Höhen steigen.

Der sogenannten »Clean Energy« soll damit endlich zum Durchbruch verholfen werden ebenso wie Elon Musk, der seine Solar-Dachziegel auf den Markt gebracht hat. Musk hatte in die Welt gesetzt, dass es bald keinen Grund mehr geben werde, ein normales Dach zu bauen; noch immer kostet ein solches Dach etwa 50.000 Dollar. Dazu wird eine »Powerwall« geliefert, in der ein wenig Storm gespeichert werden kann. Für den Truthahn im Herbst dürfte das allerdings nicht ausreichen.
Unangekündigt und überraschend kommt die kalifornische Stromkatastrophe nicht.

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Schon im vergangenen Herbst warnten Fachleute davor, dass während der nächsten großen Hitzewelle mit Stromausfällen zu rechnen sei. Grund: Die grüne Energiepolitik, die sicher Strom liefernde Kohle- und Gaskraftwerke abschaltet und nur noch Wind- und Sonnenstrom dulden will. Das mache die Energieversorgung unzuverlässig, und das Stromnetz sei mit den sehr stark schwankenden Einspeisungen schwieriger zu beherrschen – eine nicht nur für Krankenhäuser gefährliche Verwundbarkeit, stellen die Fachleute fest. Fast überflüssig zu erwähnen, dass PG&E das Kernkraftwerk Diablo Canyon im San Luis Obispo County zwischen Los Angeles und San Francisco bis 2025 schließen wird. Die erhebliche Menge von 2.250 Megawatt Energie fällt ersatzlos weg.

Auch der Wirtschaftsprofessor der Stanford University, Frank Wolak, warnt: »Wir haben jetzt eine viel riskantere Energieversorgung, weil die Sonne nicht immer scheint, wenn wir wollen, und der Wind nicht immer weht, wenn wir wollen.«
Bereits vor fast einem Jahr, am 18. September, hielt Mark Rothleder, Vizepräsident des kalifornischen Stromnetzbetreibers, einen Vortrag über die kommende Krise. Bereits 33 Prozent der Elektrizität des Bundesstaates kämen aus erneuerbaren Quellen, so wie es die Vorschriften vorsähen.

Da jedoch große Solarparks einen zunehmenden Anteil an der kalifornischen Stromerzeugung ausmachten, führte er aus, komme die Krise am späten Nachmittag, insbesondere an heißen Tagen. Die Menschen schalten Klimaanlagen und andere Geräte gegen 17.00 Uhr ein, wenn die Hitze ihren Höhepunkt erreicht und sie von der Arbeit nach Hause kommen. Die Stromnachfrage steigt an, wenn die Sonne untergeht und die Sonnenenergie versiegt. Dann käme Strom aus den Nachbarländern, die aber im Zweifel ebenfalls nicht mehr über genügend Elektrizität verfügen dürften, um die Lücken im eigenen Netz zu schliessen.

Diese Konstellation kennen deutsche Übertragungsnetzbetreiber nur zu gut. Ohne Strom aus den Nachbarländern wäre es schon mehrfach finster geworden in Deutschland. Zudem sind die Durchlasskapazitäten an den Übergabestellen der Netze begrenzt.

In Kalifornien unterzeichnete Gouverneur Jerry Brown vor zwei Jahren ein Gesetz, nach dem bis 2045 die gesamte Energie Kaliforniens aus kohlenstofffreien oder erneuerbaren Quellen stammen muss.

Wetterabhängige Wind- und Sonnenenergie kann ein modernes Industrieland nicht ausreichend mit elektrischer Energie versorgen. Eine Lektion in Physik, die Deutschland noch vor sich hat.

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Kommentare ( 83 )

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Ingolf Paercher
3 Jahre her

Ich kann’s erklären, warum das sich das nicht ausgeht, ich hab‘ einen Taschenrechner. Das Merkel kann das Ding wohl nicht bedienen. Bin ja auch nur ich mit betroffen.

Elli M
3 Jahre her

Etwas neben dem eigentlichen Thema: Sonne weg – Krach immer noch da. Ich bin eben nächstens um 3.15 Uhr wach geworden und dachte bei dieser tropischen Nacht (23°), wenn ich nicht schlafen kann, setz ich mich doch auf die Terrasse und genieße das. Nein, ich setz mich nicht auf die Terrasse. Seitdem zwischen meinem und dem Nachbardorf statt sanfter vor-Deister-Hügellandschaft ein Windspargelwald steht, ist der – zudem unrhythmische Krach bei Windstille nicht nur physisch, sondern bes. psychisch unerträglich. Bei off. Fenster kann man nicht schlafen und die Tiere werden genauso belästigt. Bemerkenswert finde ich immer wieder die Schizophrenie dieser Pseudoumweltschützer.… Mehr

Elli M
3 Jahre her
Antworten an  Elli M

Bei Fast-Windstille. Anders als in SH werden die Windräder hier bei Windstille nicht mit Motorkraft angetrieben …

Andreas aus E.
3 Jahre her
Antworten an  Elli M

Hier in SH werden die bei Windstille nicht mit Motorkraft angetrieben.
Dafür werden Hülsenfrüchte anstelle Fleischgenuß propagiert, und wenn sich dann einige Stunden nach der Mahlzeit genug Leute mit dem Rücken zur Anlage positionieren, idealerweise gebückt, dann läuft das Ding.

Stinkt zwar etwas und ist nicht angenehm anzuhören, aber vollökototaloberkorrekt, und wenn das dann noch hilft, überkommene Vorstellungen von Benimm zu beseitigen, um so besser.

J. Werner
3 Jahre her

Kalifornien ist ein kleiner Vorgeschmack auf den Großen Blackout in dem Weltökotopia ( heute noch Deutschland genannt), der planvoll von Wirrköpfen, Subventionskönigen und Trampolinspringenden innert kürzestmöglicher Zeit herbeigeführt werden wird. Oh, was wird das zu „Ach und Weh“ führen und die Schuldfrage wird zu endlosen Diskussionen ausarten. Die Propaganda der Regierenden wird natürlich rasch die Schuldigen benennen : 1. Die „bösen“ Energieunternehmen, die man durch entschädigungslose Enteignung bestrafen sollte oder gerne würde, 2.die „KLIMALEUGNER“ , die alles behinderten,3.die „feindseligen und schädlichen“ Bürgerinitiativen, die Windparks, Stromautobahnen etc.verhinderten, 4.die Physik, Chemie und Thermodynamik , die sich leider als widerspenstige „Kobolde“ erwiesen hätten… Mehr

Ingolf Paercher
3 Jahre her
Antworten an  J. Werner

Achwas? Warten wir brav auf das Amen in der Merkel- Kirche?

HJH1
3 Jahre her

Hallo, Man benötigt für den ersten Teil des Verstehens der EE noch keine großen physikalischen Verständnisse, Das geht ganz ohne. Ganz einfach: KEIN WIND KEINE SONNE –> KEIN STROM Die WARUM der weiteren Physik dazu ist etwas schwieriger zu verstehen. Im Moment muß für jedes Watt EE ein Watt konventionelle Energie im Hintergrund mitlaufen, ständig einsatzbereit sein. Jedes zuviel erzeugte Watt muss mit einem Zusatzpreis verschenkt werden. Jedes Watt zu wenig muss vom Nachbarstaat teuer gekauft werden. So der noch etwas hat. Dan ein Grundsatz: Es darf immer nur so viel Energie in ein Netz eingespeist werden wie im gleichen… Mehr

Thorsten
3 Jahre her

Am besonders heißen Tagen müssen konventionelle und selbst die heißgeliebten Atomkraftwerke runterfahren, da es oft an Kühlwasser mangelt (geringe Wasserstände) oder die Wassertemperatur zu hoch ist.

Trotzdem: Kalifornien ist auf dem Weg zum „sh*t hole“, da durch Home-Office viel wegziehen und die Steuereinnahmen einbrechen.

HPM
3 Jahre her

Physik kann so einfach sein – läßt sich aber auch mit größter grünlinker Beschwörung nicht verändern !

Fragen hilft
3 Jahre her

Heute Abend 21 Uhr gibt es eine Sendung von „Scobel“ mit dem Thema „Projekt Strom“
Na da bin ich mal gespannt, was es zu 2 Themen-Komplexen zu sehen und zu hören gibt.
1. Dual-Fluid- Reaktor und
2. Nicola Tesla, das ist der Mann, der mit Wechselstrom die Energie der Niagara-Fälle in die Großstädte leitete.
Nikola Tesla – Der Mann, der die Niagara-Fälle bändigte.
Geboren: 10. Juli 1856, Smiljan, Kroatien
Gestorben: 7. Januar 1943, New York

Thorsten
3 Jahre her
Antworten an  Fragen hilft

Nikola Tesla ist ein Paradebeispiel für „schrulliger, weißer und unangepasster Mann“, der heute an „Gender“ und „politisch korrekt“ scheitern würde.

Genies solchen Schlages wird es nie wieder geben …

Stephan M. Schulz
3 Jahre her

Hallo Zebra,

nicht ärgern. Das geht anderen auch so. Einige meiner Leserbriefe in der WN (Münsterland) zu diesem Thema wurden erst nach deutlicher Nachfrage bzw. dann stark verkürzt bzw. verändert gedruckt. Das ist Zensur.
Die Meinungen der Windenergiefraktion tauchten dann massiv und ungekürzt auf. Habe daraufhin mein Abo gekündigt.

Fragen hilft
3 Jahre her

Wichtiger Hinweis:
Solaranlagen funktionieren faktengesteuert und nicht bauchgesteuert.
Kevin, übernehmen Sie.

Sabine M
3 Jahre her

Darf ich eine kleine Anekdote erzaehlen? In Gambia wurde vor vielen Jahren eine Aktion gestartet – der Solarkocher. Entwickelt von Europaeern mit dem Gedanken, aha, Afrika, da scheint die Sonne ja immer. Da kann man das Kochen mit Holz und Holzkohle verhindern. Ich besuchte eine Familie auf der noerdlichen Ufer vom Gambia Fluss und sah zufaellig einen dieser Solarkocher im Hof in der Ecke stehen. Ich unterhielt mich dann mit der Frau, ob sie den auch benutzen wuerde. Ihr wurde der Kocher geschenkt und sie musste einen Kurs mitmachen, um zu lernen mit dem zu kochen. Sie benutzt ihn aber… Mehr

Andreas aus E.
3 Jahre her
Antworten an  Sabine M

Hehe, genau diesen Kocher meinte ich in einem meiner Kommentare vorhin. Wo ich schrieb, Kommilitone aus genau der Gegend habe sich reichlich veräppelt gefühlt, derlei bei Studienaufenthalt in Deutschland gelehrt zu bekommen – das sei Reise nicht wert, das kenne man eh, und spannend war das nur für uns Studenten, die sich mit Themenkomplex „Steinzeit“ befassten.

Britsch
3 Jahre her
Antworten an  Sabine M

Fazit der Geschichte, ein gut gemeintes Projekt von deutschen und englischen NGOs, unterstützt mit viel Geld Geld und Spenden, ging den Bach runter, weil sich keiner damit auseinander gesetzt hat, wie gambische Frauen kochen und wann die Sonne scheint in Afrika. Mit Verlaub, ob das gut gemeint war und wenn zu wessen Vorteil frage ich mich. Daß die Vorstellung realitätsfremd praxisfremd war ist wohl damit klar, daß die „Kocher“ nicht benutzt werden, weil sie die nötigen Anforderungen nicht erfüllen. Ich denke da hatte Jemand eine Idee für so einen Kocher. Ausgiebig getestet wurde aber nicht. Man war überzeugt von sich.… Mehr

Sabine M
3 Jahre her
Antworten an  Britsch

Es ist genauso wie sie es geschildert haben. Man kann in Afrika und auch in anderen Laendern nur helfen, wenn man selbst einige Jahre dort lebt, die klimatischen Verhaeltnisse versteht, den Menschen zuschaut, die Kultur, Tradition und Mentalitaet mit einbezieht.

All diese Projekte, die von uns nur uebergestuelpt werden, gehen zugrunde. Diese Menschen muessen sich all das selbst erarbeiten, sie muessen sich damit identifizieren und stolz drauf sein. Wir koennen sie nur mit kleinen Hilfestellungen unterstuetzen.