Der ökumenische Weltkirchenrat ist radikal israelfeindlich

Unter dem Vorsitz des ehemaligen bayrischen Landesbischofs Heinrich Bedford-Strohm, dem politischen Berufspropheten mit SPD-Parteibuch, hat das zentrale Gremium des Weltkirchenrats eine extrem einseitige Erklärung gegen Israel veröffentlicht.

picture alliance / epd-bild | Thomas Lohnes

Der „Ökumenische Rat der Kirchen“ (ÖRK) mit Sitz in Genf ist der bislang größte Versuch, die Gräben zwischen Kirchen und Konfessionen zu überwinden. Ihm gehören 356 Kirchen aus 120 Ländern an, die weltweit 580 Millionen Christen vertreten. Die römisch-katholische Kirche ist nicht Mitglied.

Das zweithöchste Amt des ÖRK hat als „Generalsekretär“ der südafrikanische Theologe Jerry Pillay von der Presbyterianischen Kirche inne, die zur evangelischen Kirchenfamilie gehört. Pillay wurde 2022 in dieses Amt gewählt, obwohl er seit 2016 Israel immer wieder als Apartheidsstaat diffamiert. Dabei haben 20% der Israelis arabische Wurzeln mit weitgehender rechtlicher Gleichstellung zu den jüdischen Israelis.

Auf dem höchsten Amt des ÖRK sitzt als „Vorsitzender des Zentralausschusses“ seit 2022 der ehemalige EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm, ebenfalls aus der evangelischen Kirchenfamilie. Er ist ein unermüdlicher Verfechter dafür, dass die Kirchen politisch – wie er es selber ausdrückt – „jenseits aller Kompromisse (!) und Klugheitserwägungen (!) in der Tradition biblischer Prophetie (!) ein klares Wort sprechen“. Zu den Aufgaben des 158 Mitglieder umfassenden Zentralausschusses zählen die Umsetzung der Aufträge der Vollversammlung und das Treffen von Grundsatzentscheidungen.

Am 24. Juni hat der Zentralausschuss des ÖRK in Johannesburg (Südafrika) einen Konsens-Beschluss veröffentlicht, in dem Israel auf das schärfste beschuldigt wird. Dabei fallen alle Schlagworte, die für die weltweite Israelkritik charakteristisch sind:
– „System der Apartheid“
– „Genozid“
– „völkerrechtswidrig“
– „illegale Siedlungen“
– „eskalierende Gewalt und Unterdrückung“
– „Islamophobie“
– „Besatzung“
– „Verletzung der Menschenrechte“
– „Verletzung der grundlegenden Prinzipien der Moral“
– „Recht auf Freiheit, Rückkehr und Selbstbestimmung der Palästinenser“.

Es fällt auf, dass der ÖRK alle Schuld am Nahost-Konflikt ganz allein bei Israel sucht und finden will. An keiner Stelle wird die Mitverantwortung der palästinensischen Araber an der misslichen Lage auch nur angedeutet. Die Botschaft ist klar:
Israel ist der Rechtsbrecher und Übeltäter.
Die palästinensischen Araber sind die unschuldigen Opfer.

Die Erklärung betont: Natürlich haben man nichts gegen die Juden als „Geschwister des Glaubens“; aber man verurteile die israelische Regierung. Dabei scheint der ÖRK vergessen zu haben, dass die demokratische Regierung Israels mehrheitlich von arabischen Israelis und „Geschwistern im Glauben“ gewählt worden ist.

Selbstverständlich wird die Erklärung noch mit einem prophetischen Bibelvers garniert, mit dem man meint, seine eigene einseitige Meinung in der Bibel bestätigt zu bekommen: „Es ströme aber das Recht wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach“ (Amos 5,24). Dem meint der ÖRK gerecht zu werden, indem er Sanktionen, Desinvestitionen und ein Waffenexportverbot gegen Israel fordert. Worte wären genug gefallen; jetzt sei es Zeit, aktiv zu werden.

Die Erklärung des Zentralausschusses passt ideal zu dem altbekannten Stil von Bedford-Strohm, sich immer wieder durch vermeintlich prophetische Aussagen „jenseits aller Kompromisse und Klugsheitserwägungen“ auf politische Minenfelder zu begeben: „Impfen ist für Christen moralische Pflicht“, „die deutsche Grenzöffnung 2015 hat mich stolz auf mein Land gemacht“ und „Christen müssen klare Kante gegen Rechts zeigen“. Bedford-Strohm ist das freundlich lächelnde Gesicht des alternativlos gutmenschlichen Links-Populismus, der die Welt eindeutig in Schwarz und Weiß und Gut und Böse aufzuteilen weiss.

Der ÖRK hat zwei Leute an seine Spitze gewählt, die in ihrer einseitigen Sichtweise für ein Christentum stehen, das mit erschreckender kognitiver Unterkomplexität meint, sich immer wieder in ausgewählte politische Konflikte auf dieser Welt einmischen zu müssen; sicherlich immer, wenn Israel an dem Konflikt beteiligt ist. Aber Bedford-Strohm beruhigt: „Mit Antisemitismus hat der Beschluss nichts zu tun“; „das Eintreten für die Menschen in Gaza und in den besetzten Gebieten kommt aus (…) universalistischen Werten.“ Bei diesen Aussagen Bedford-Strohms strömt die Selbstgerechtigkeit wie Wasser und die selbstherrliche Gutmenschlichkeit wie ein nie versiegender Bach.

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Kommentare ( 19 )

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Nibelung
9 Tage her

Viele Führungspersonen in den beiden christlichen Kirchen befürworteten sogar den Aufstieg der Nationalsozialisten 1933, von wenigen Ausnahmen abgesehen, was ja hinlänglich bekannt ist und dem tief verwurzelten Antisemitismus innerhalb der christlichen Tradition entspricht und die sogenannte „Judensau“ in der Stadtkirche zu Wittenberg, die lange noch an der Außenwand als Plastik zu sehen war, wie man damals über diese jüdischen Mitbürger gedacht hat. Das ist bis heute so geblieben und selbst bei den Progromen haben die meisten Maßgeblichen geschwiegen und nicht zu leugnen ist, weil es auch belegbar wäre, wenn man sich in die vorhandenen Unterlagen seit vielen Jahrhunderten vertieft und… Mehr

verblichene Rose
9 Tage her
Antworten an  Nibelung

Im Gegensatz zum „Umgang“ mit den Juden, den ich weder nachvollziehen, noch gutheißen kann, weiß ich wenigstens, warum mir der Islam mindestens unsympathisch ist.

Rene Meyer
9 Tage her

Was Sie, Herr Zorn, hier in diesem Artikel machen, jenes unsägliche, kritikwürdige Papier des sog. „Ökumenischen Rates der Kirchen“ (ÖRK), der in jeder Hinsicht verzichtbar ist, heranzuziehen und dem ÖRK dann zu attestieren, er sei – so die Überschrift – „radikal israelfeindlich“, ist meines Erachtens kaum einen Deut besser, als Kritik am Mainstream pauschal als „rechts“ zu diffamieren.

achijah
9 Tage her
Antworten an  Rene Meyer

Wer an der vertrackten Lage in Israel/Palästina die alleinige Schuld bei Israel sucht und finden will, ist „radikal israelfeindlich“. So schwarz-weiß, wie der ÖRK die Lage sieht, ist es halt nicht.
Bei Kritik am Mainstream argumentiere ich ebenfalls nicht schwarz-weiß, aber das ist ein anderes Thema.

Rene Meyer
9 Tage her
Antworten an  achijah

Mir missfällt jenes Papier des ÖRK sehr (und dessen Führungspersonal ohnehin). Dass es „an der vertrackten Lage in Israel/Palästina die alleinige Schuld bei Israel“ sieht, ist jedoch Ihre bloße Interpretation. Und aus einer solchen Interpretation bereits eine radikale Israelfeindlichkeit zu folgern, ist aus meiner Sicht unlauter und näher bei einer Lüge als bei der Suche nach der Wahrheit. Mir fehlt hier Ihre sonst vorhandene Unvoreingenommenheit – und Sie sind meines Erachtens zunehmend nahe dran an einer „Selbstgerechtigkeit“, die Sie Bedford-Strohm zu Recht vorwerfen. Ihr Artikeltext geht für mich (weitgehend) in Ordnung (natürlich nicht der Schuldvorwurf), die Überschrift jedoch nicht. –… Mehr

Retlapsneklow
9 Tage her
Antworten an  Rene Meyer

Ich identifiziere mich mit keiner Politik, keiner Institution und keiner organisierten Gruppe. Aber es kommt hin und wieder vor, dass eine Verlautbarung in der Sache im großen Ganzen stimmen kann.

Wer dann dagegen hält (oder vorlgelegt hat), und keinen einzigen Punkt richtig findet und sich sogar darüber hinaus etwas zusammenträumt, erweist sich klar als Extremist… und Propagandist.

Minusmann
9 Tage her

Ohh, lange nichts von Bedford-Strohm gehört. In Genf verbreitet er jetzt also seinen geistigen Dünnpfiff. Sag bloß einer, die Schweizer seien nicht tolerant.

Deutscher
9 Tage her

Luther wäre längst aus der EKD ausgetreten. Aber es kann nicht jeder Lutherfan ein Luther sein, oder was meinen Sie, Herr Zorn? Nicht mal ein Lutherchen…

achijah
9 Tage her
Antworten an  Deutscher

Antisemitismus ist mit Luther leider kompatibel. An diesem Punkt würde Luther also wohl nicht aus der ÖRK austreten.
Gott sei Dank brauche ich Martin Luther als evangelischer Christ nicht zu einem Heiligen hochzustilisieren und darf auch ihm gegenüber protestantisch- kritisch sein.

Rene Meyer
9 Tage her
Antworten an  achijah

Sie meinen sicherlich Luthers Antijudaismus!?

achijah
9 Tage her
Antworten an  Rene Meyer

Leider finden sich bei Luther nicht nur antijudaistische, sondern auch antisemitische Sätze oder zumindest Sätze, die man leicht antisemitisch verstehen kann. Auch Luther lebt nur aus der Vergebung; und an dieser Stelle braucht er sehr viel Vergebung.

Mausi
9 Tage her

Eine NGO mit dem Ziel, die Welt zu beglücken. Wie die WHO und andere Gremien, die dafür sorgen wollen, dass ihre Entscheidungen bis nach unten hin befolgt werden. Wie finanziert sich diese NGO eigentlich?
Diese NGO benimmt sich wie ein Papst, der immer recht hat. Das Grundprinzip für Freiheit ist die Subsidiarität. Wir sollten wirklich allen mißtrauen, die Entscheidungen von uns wegbewegen.
Unendlich bedauerlich, dass ich mit einem Kirchenaustritt den Geldfluss an diese Organisation nicht komplett stoppen kann. Aber immerhin sollte Mitgliederschwund ein erster Schritt sein.

Retlapsneklow
10 Tage her

Was würde Jesus Christus zur heutigen israelischen Regierung sagen?

Ich glaube, er würde es genau so machen wie damals, klar und deutlich. Schließlich biegt er sich nichts nach Gusto zurecht, wie Pfarrer Zorn mit seiner extremen Verklärung.

Mausi
9 Tage her
Antworten an  Retlapsneklow

M. E. geht die Gewalt von der Hamas, vom radikalen Islam aus. Da aber deren Ziel die Vernichtung Israels ist, werden diese Leute niemals zum Frieden bereit sein. Mehr noch, immer zu Terror und Krieg greifen. Und es wird ja gerne herausgestrichen, welche Einzelverbrechen Juden in diesem Krieg begehen, aber es ist keine Rede davon, was sie tun, um die zivile Bevölkerung zu schonen, um ihr auch in „friedlichen“ Zeiten ein Leben überhaupt erst zu ermöglichen mit Wasser und Strom. Dennoch eine interessante Frage. Auf der anderen Seite ist Gott immer wieder für sein Volk eingetreten. Und zwar mit aller… Mehr

Last edited 9 Tage her by Mausi
achijah
9 Tage her
Antworten an  Retlapsneklow

Wo „verkläre“ ich? Wo finden Sie bei mir „extreme Verklärung“? Bitte einen Beleg aus meinem Text. Danke.

Retlapsneklow
9 Tage her
Antworten an  achijah

Ich habe Ihre dürftige, „juristische“ Replik zur Kenntnis genommen. Eigene Gedanken war Ihnen mein Kommentar wohl nicht wert.

Rene Meyer
8 Tage her
Antworten an  Retlapsneklow

Jesu Botschaft war und ist klar. Es ist immer wieder interessant und erschreckend, wie sich Menschen, die sich für Christen halten, ohne dass ihnen dies bewusst wird, gegen diese Botschaft entscheiden und diese Entscheidung mit weltlichen Argumenten begründen. Sogar brutalster Gewalt wird dann das Wort geredet. Diese Vollzüge werden offenbar für die Gerichtsfestigkeit am jüngsten Tag „gebraucht“.

Rene Meyer
10 Tage her

Alles, was in dieser Welt durch Wort oder Tat zum Vollzug kommt und gerade die üblichen menschlichen Züge der Ursünde überdeutlich zur Schau trägt, wird beim Jüngsten Gericht Gottes Gerechtigkeit finden, und jeder wird dann sofort erkennen, dass das Urteil über ihn richtig ist. Immer wieder wird vergessen, was die Leitsterne beim Denken und Handeln, wozu auch das Schreiben gehört, in dieser Welt sein müssen: Wahrheit, Freiheit, Gerechtigkeit, Frieden, … „Gott überwindet die Sünde seines Volkes“: „Siehe, des HERRN Arm ist nicht zu kurz, dass er nicht helfen könnte, und seine Ohren sind nicht taub geworden, sodass er nicht hören… Mehr

verblichene Rose
10 Tage her

„Denn wo das Herz voll ist, davon redet auch sein Mund.“ Das ist bis jetzt das eindrucksvollste, was ich mir aus dem Lukas-Evangelium gemerkt habe. Es ist verdammt schwer, das für (gegen) sich gelten zu lassen! Gerade auch, weil es sich bei Herrn Bedford-Strohm um jemanden handelt, der die Bibel für sich auch in Anspruch nimmt. Aber wer bin ich, daß ich nicht behaupten darf, daß es solche Verräter an „der Sache“ sind, die mein Herz erst schwer machen. Darf ich mich also dagegen wehren und meinen Mund sprechen lassen? Ich glaube, daß ich das darf, denn ohne solche Leute… Mehr