Die EU-Regierungschefs sprachen beim verteidigungspolitischen Gipfeltreffen in Brüssel über die Idee einer dauerhaften Nato-Präsenz auf Grönland. Hat da die Bundeswehr etwas zu bieten? Im Moment nicht. Wenn man allein daran denkt, dass sie drei bis vier Jahre braucht, um die 5000-Mann-Brigade „Litauen“ aufzustellen.

Wie eine Art Harvester will US-Präsident Donald Trump das eigene Land und die nördliche Hemisphäre des Globus durchroden. Der Instrumentenkasten seiner Greifarme und Sägen ist prall gefüllt mit Ideen, Schnapsideen, Drohungen, „Deals“. Eine kleine Auswahl: Zölle, Grenzkontrollen, Schluss mit Gender, Schluss mit WHO, Schluss mit Klimaabkommen, Schluss mit USAID-Milliarden, Kanada als 51ster, Panama wie ein 52ster, Palästina als eine Art 53ster und Grönland als eine Art 54ster US-Bundesstaat.
Man kann auf all die Pläne reagieren, wie es viele in Europa tun: wie ein Hühnerstall, in den ein Fuchs eingedrungen ist; oder mit Gelassenheit ob der überschaubaren vier Jahre einer letzten Trumpschen Amtszeit und der biographischen „Restlaufzeit“ des 78-jährigen Donald Trump; oder mit zynisch-lässiger Erinnerung daran, dass Trump den Ukraine-Russland-Krieg entgegen seiner Ankündigung doch nicht einen Tag nach Amtsantritt beenden konnte …
Ein Trump-Plan dürfte für Europa und die Nato von besonderer Brisanz und herausragender Relevanz sein: Trumps Schielen Richtung Grönland. Grönland hat es in sich: Es ist mit 2,14 Millionen Quadratkilometern größer als der größte US-Bundesstaat Alaska (1,72 Millionen Quadratkilometer). Es ist überreich an Bodenschätzen: seltenen Erden, Erdöl, Erdgas, Gold usw. Es liegt näher an den USA als an Europa. Und es spielt angesichts expansiver maritimer russischer und chinesischer Gelüste im Atlantik geostrategisch mit seiner Lage direkt an der zunehmend eisfreien Arktis eine immer bedeutendere Rolle.
Nun ist Grönland mit seinen 57.000 Bewohnern eine seit 1979 parlamentarisch selbstregierte Insel als autonomes Gebiet innerhalb des Königreiches Dänemark. König Frederik X. ist Staatsoberhaupt. Von daher ist Grönland via Dänemark „halbes“ EU- und Nato-Mitglied. De facto ist Grönland weitestgehend frei von Militär. Es sind dort nur 60 dänische Soldaten und in der Pituffik Space Base (früher: Thule Airbase) etwa 130 US-Soldaten stationiert. Der US-Stützpunkt dient als Frühwarnsystem für ballistische Raketen, da der kürzeste Weg von Europa nach Nordamerika über Grönland führt.
Trumps aufgewärmter Plan
Trump hatte bereits in seiner ersten Amtszeit als US-Präsident, konkret 2019, die Idee in die Welt gesetzt, Grönland zu kaufen. Seit Dezember 2024 wärmt er diese Idee neu auf. Er ließ seinen Sohn „privat“ die Insel besuchen. Parallel dazu gab Trump senior eine Pressekonferenz. Dort schloss er militärische oder wirtschaftliche Schritte nicht aus, um die Kontrolle über Grönland zu erlangen. „Das ist ein Deal, der zustande kommen muss“, so Trump. Und weiter: Die USA seien der Ansicht, dass es „im Interesse der nationalen Sicherheit und der Freiheit in der Welt“ eine „absolute Notwendigkeit“ sei, Grönland zu besitzen und zu kontrollieren. Trump ist übrigens nicht der erste US-Präsident, der an Grönland interessiert ist. Bereits Harry Truman wollte die Insel 1946 für 100 Millionen Gold-Dollar kaufen. Kopenhagen lehnte ab.
Seit 2009 nun hat die Insel das Recht, sich durch ein Referendum für unabhängig zu erklären. Sollte dies eintreten, könnte sich Grönland für eine Anbindung an die USA entscheiden – etwa in Form eines Assoziierungsabkommens. Die meisten Inselbewohner wünschen sich tatsächlich mehr Unabhängigkeit. Seit 2019 haben grönländische Politiker wiederholt erklärt, dass sie daran interessiert seien, die Zusammenarbeit und den Handel mit den USA zu stärken. Dänemarks seit Juni 2019 amtierende Ministerpräsidentin Mette Frederiksen bezeichnete Trumps Vorschlag damals zwar als „absurd“. Aktuell fügte sie nun allerdings hinzu, dass die Grönländer ein Volk seien und es ihr Land sei. „Nur Grönland kann Grönlands Zukunft bestimmen.“
Außenminister Lars Lökke Rasmussen sagte, Dänemark sei offen für einen Dialog über die Interessen der USA in der Arktis. Das Verhältnis zwischen Grönland und Dänemark ist jedenfalls seit geraumer Zeit angespannt. Die „Fesseln des Kolonialismus“ beseitigen: Mit diesen deutlichen Worten hat sich Grönlands Regierungschef Egede in seiner Neujahrsansprache 2025 für eine Unabhängigkeit von Dänemark ausgesprochen. Donald Trump und dessen Interesse an der Insel kamen in seiner Rede allerdings nicht vor.
Am 11. März 2025 stehen Parlamentswahlen in Grönland an. Wegen der Trump-Pläne wurden die ursprünglich für den 6. April geplanten Wahlen sogar um fast vier Wochen vorverlegt. Im Wahlkampf geht es vorrangig um die Unabhängigkeit der Insel, die Entwicklung der Wirtschaft und die Beziehungen zu Dänemark und den USA. All dies hätten die EU-Regierungschefs mal berücksichtigen bzw. abwarten sollen, ehe sie in Sachen Grönland reflexartig mit Trump-Putin-Vergleichen auftraten.
Was hat Grönland mit der Nato und der Bundeswehr zu tun?
Trumps Grönland-Plan hat zwei Seiten. Das eine sind die Begehrlichkeiten in Richtung Bodenschätze. Typisch Trump eben: Hier geht es um „Deals“. Allerdings sind solche Deals auch nicht völlig uninteressant für die Europäer, wollen sie etwa bezüglich seltener Erden nicht noch mehr abhängig von China werden. Die andere Seite ist die militärstrategische. Hier ist man zunächst überrascht, dass die USA unter Trump sich nach Jahren der Verlagerung der US-Interessen in Richtung Pazifik wieder auf den Atlantik konzentrieren. Aus Sicht der Europäer eigentlich notwendigerweise. Denn dem zunehmenden maritimen Treiben der Russen und der Chinesen im Atlantik, längst im Nebenmeer der Ostsee erkennbar, werden sie mangels eigener maritimer Potenz kaum standhalten können.
Die EU und die europäischen Nato-Mitglieder werden sich also eine eigene, selbstbewusste Grönland-Politik ausdenken müssen. Konkret stellt sich die Frage: Was können europäische Armeen und Flotten tun, um Grönland zu stärken und wirtschaftlich sowie militärisch zugleich selbst Nutznießer zu sein? Und um Grönland nicht allein zu Trumps Sache werden zu lassen. Kurz: Die Europäer müssen Trump zeigen, dass es bei Grönland um gemeinsame Interessen geht: Deals und Sicherheitsinteressen! Das heißt dann eben auch: Die Bundeswehr ist gefordert. Es fragt sich allerdings: Ist die Bundeswehr im arktischen Bereich einsetzbar, um die Nato-Pläne einer deutlichen Ausweitung der alliierten Militärpräsenz dort mitzutragen?
Die in solchen Fragen zwar nicht unbedingt maßgebliche FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann (MASZ) hält einen Bundeswehreinsatz auf Grönland für wünschenswert. MASZ ist Vorsitzende des EU-Verteidigungsausschusses. Dem „Spiegel“ sagte sie: Sofern die „Bundeswehr über entsprechendes Potenzial verfügt, sollte sie sich daran beteiligen, denn es liegt auch in unserem Interesse, dass diese Passage gesichert ist.“ MASZ weiter: Es müssten sich allerdings weitere europäische Partner beteiligen, schon allein, „um den USA zu signalisieren, dass sie dort kein alleiniges Hoheitsrecht haben, sondern dass es unser aller Verantwortung bedarf“, so Strack-Zimmermann.
Auch laut Philip Krämer (Grüne) könnte die Bundeswehr einen Beitrag leisten. „Gerade zum Monitoring russischer Atom-U-Boote hat Grönland eine zentrale geografische Lage. Hier sind die Marineflieger der Bundeswehr ausgewiesene Experten, von deren Fähigkeiten auch unsere Alliierten USA und Großbritannien lernen“, sagte er ebenfalls dem „Spiegel“. Unions-Fraktionsvize Johann Wadephul rät dazu, diese Stützpunkte in die Nato-Strukturen aufzunehmen. „Grönland allein wird der geballten Herausforderung aus Russland und China womöglich nicht gewachsen sein. Deswegen kann man überlegen, die bestehenden US-Strukturen in die Nato einzubetten und auch mit Truppen aus weiteren Mitgliedstaaten zu verstärken“, sagte der CDU-Mann dem „Spiegel“.
Dänemark selbst kündigte an, die Militärpräsenz in der Arktis deutlich zu verstärken. Bisher verfügen die Dänen nur über vier veraltete Inspektionsschiffe, ein Überwachungsflugzeug und zwölf Hundeschlittenpatrouillen. Die EU-Regierungschefs sprachen unterdessen beim verteidigungspolitischen Gipfeltreffen am Montag, 3. Februar, in Brüssel über die Idee einer dauerhaften Nato-Präsenz auf Grönland.
Hat da die Bundeswehr etwas zu bieten? Im Moment nicht. Wenn man allein daran denkt, dass die Bundeswehr drei bis vier Jahre braucht, um die 5000-Mann-Brigade „Litauen“ aufzustellen. Und bis vor kurzem nicht einmal alle Soldaten hinreichend mit Winterkleidung ausgestattet waren. Es gibt jedenfalls auch in Sachen Grönland viel zu tun. Da das Ende der Fahnenstange des 100-Milliarden-Sondervermögens für die Bundeswehr naherückt, wird an einer Aufstockung des Verteidigungsetats von bislang regulär 50 Milliarden Euro pro Jahr auf rund 80 Milliarden Euro kein Weg vorbeiführen.
Aus eigenen Interessen und wenn man ernstgenommen werden will, nicht weil Trump 5 Prozent des BIP für Militär fordert: 5 Prozent, die die USA mit 3,5 Prozent selbst nicht erfüllen. 5 Prozent, die für die Bundeswehr einen Etat von mehr als 150 Milliarden Euro bedeuteten. Es gibt jedenfalls einiges zu tun für eine neue Bundesregierung.
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Ich staune immer wieder, wie brav mainstreamkritische Leute den linksgrünen Propagandisten aus der Hand fressen, sobald die was gegen die USA in ihre verlogenen Blätter schmieren…🙄
Schon mal drüber nachgedacht, dass 40 oder 60% Grüne und Linke in den Redaktionen über Trump genau so schamlos lügen und framen wie über die AfD, über Putin, Wagenknecht, Rammstein und wen sie sonst noch so hassen?
„Und es spielt angesichts expansiver maritimer russischer und chinesischer Gelüste im Atlantik“
Kann der Author bitte seine Aussage mit aussagekräftigen Fakten untermauern? Wo genau haben Russland und China „Gelüste“ im Atlantik?
Bis jetzt hat nur einer „Gelüste“ geäußert, nämlich Trump/ USA
Bei aller Kritik an T. die auch ich – Verschiedenes betreffend – habe: Es braucht immer mal wieder ZWINGEND einen „rule-breaker“. Einen Motley Fool der die an sehr vielen Stellen hoffnungslos verkrusteten DENK- und sonstige Gewohnheiten radikal aufbricht. Dass da eine ganze Menge „Gewohnheitsmenschen“ laut aufheulen und jammern, „das haben wir ja noch nie so gemacht/gedacht, da könnte ja jeder kommen“, wen wundert’s … mich nicht! Im Rückblick verläuft „Geschichte“ – im weitesten Sinne – nach dem seit der Antike berühmten Schema garnicht selten derart, dass im Untergrund zunächst eine ganze Weile lang ein Thema/Problem quasi „quälend ungelöst schwelt“. Erst… Mehr
Keiner außerhalb Europas will auf der Seite der EU-Loser stehen. Man bevorzugt die Seite starker Gewinner. Entscheidend ist, was die Inuit wollen, die dort die politische Hoheit haben. Und die wollen mehrheitlich zu den USA. Die EU lässt sie hingegen wirtschaftlich verhungern – weil die EU eine Losertruppe ist. Die USA waren bereits Jahrzehnte lang mit einem großen Stützpunkt dort. Auch Island gehörte mit zur Interessensphäre. Kann man übrigens noch gut an Artefakten dort erkennen. Dänemark – und mit ihm die EU – ist nur der Puups, der jetzt ein wenig quersitzt. Trump muss nur feste pressen … (beschreibe ich… Mehr
Wenn da soviel wertvolle Rohstoffe liegen, warum ist kein EU-Land daran interessiert ist, mit Grönland Geschäfte zu betreiben?
Ach so, selbst wenn die Grönland billiges Gas und Öl verkaufen könnten, würde wir das nicht annehmen wegen der Klimapolitik, die fossile Brennstoffe als Tabu betrachtet.
weil die grönländische Regionalregierung es bis jetzt verbietet…Grönland erhält ca. 600.000.000,- p.a. Unterstützung von Dänemark, die Abbauerlöse müßten zu 50% an Dänemark abgegeben werden.
Die Grönländer wollen aber erst abbauen wenn sie unabhängig sind, sie wollen nicht teilen aber weiter alimentiert werden…die liberalen Dänen voller schlechtem Gewissen lassen sich das gefallen…Rio Tinto wird mit solchen Faxen schnell Schluß machen und Denen ein Reservat zuweisen…
ZUTREFFEND!
Ist doch auch viel einfacher einfach zu kassieren und eine „weiße Weste“ zu behalten … bevor GRÜN und ROT laut aufschreit.
• Siehe anderen post: „Wohlanständigkeit“!
„halbes“ EU- und Nato-Mitglied: Wieso halbes Mitglied? Ein Angriff auf Grönland löst also keinen Nato-Fall aus? Was fehlt Grönland denn, um ganzes Mitglied zu sein?
Wenn die Grönländer sich dafür entscheiden, der übergriffigen Krake EU und der Nato mit ihren wilden Plänen den Mittelfinger zu zeigen und sich, wenn überhaupt, den USA zuzuwenden, dann kann man sie nur beglückwünschen!
Schaun mer mal, was bei den Wahlen rauskommt.
PS: Bislang hat sich die EU und die Nato einen Schei*dreck um Grönland geschert. Aber kaum macht der Donald darauf aufmerksam, wird es wichtig… sehr durchschaubar.
Geld Geld Geld….zunächst einmal müßte diese marode Struktur von Grund auf reformiert werden…die Reichswehr wäre sicher nicht das schlechteste Vorbild…parallel und als absolute Basis steht allerdings die breite politische Entscheidung wozu und mit welchen Mitteln die Armee überhaupt eingesetzt werden sollte, eine Heimatschutztruppe nach Schweizer Vorbild + einer kleinen internationalen Eingreiftruppe (mit amphibischen Fähigkeiten + einer nuklearen Abschreckung (allein oder mit Partnern), wäre mein Vorschlag, die Seeherrschaft in der Ostsee ist sowieso eine Selbstverständlichkeit….
Die Europäer können froh sein, dass es die Briten und Norweger gibt. Ansonsten wäre von denen niemand bereit, das Gas und das Öl in der Nordsee abzupumpen. In Deutschland würden sich wahrscheinlich die Ureinwohner an den Grund des heiligen Wattenmeeres kleben und eher den Freitod wählen, als auch nur ein Loch in den Boden zu bohren. Am Ende muss man nur tief genug graben, um brauchbare Bodenschätze zu finden. Dieses Land ist leider in eine Art Ökowahn verfallen, dass nun dem Wind, der Sonne und dem Wasserstoff hinterherjagt. Mit Grönland wissen wir doch nichts anzufangen. Außer dass da ein paar… Mehr
Was soll eine Gurkentruppe wie die Bundeswehr auf Grönland? Die können noch nicht einmal unser eigenes Land verteidigen!