Demokratieförderung und Internationalismus als außenpolitische Leitlinien der USA seit dem Ende der Blockkonfrontation kommen in der Ära Trump an ihr Ende. Alle Mächte der sich abzeichnenden neuen Weltordnung richten ihre Politik weniger an Idealen als an Interessen aus. Dabei ist Trump keine Ausnahme.

Die ersten 100 Tage im Amt gelten seit jeher als wichtiger Gradmesser für einen neuen Präsidenten. Ob man seine Arbeit nun gut oder schlecht findet, Trump hat in etwas mehr als drei Monaten mehr unternommen als viele Präsidenten vor ihm in vier oder gar acht Jahren. Trump führt ein revolutionäres Projekt an, das Wirtschaft, Bürokratie, Kultur, Außenpolitik und sogar die Idee Amerikas neu gestalten will.
Der US-Präsident setzt auf die uneingeschränkte Macht der Exekutive. In Anlehnung an Richard Nixon ist alles, was der Präsident tut, legal. Mit hunderten Dekreten hat Trump nicht nur wichtige Akzente gesetzt. Er hat zugleich einen Paradigmenwechsel in der US-amerikanischen Außenpolitik eingeleitet, der seit Jahrzehnten geltende Grundsätze infrage stellt: Dazu gehören die Nordatlantische Allianz (NATO), freier Welthandel und die sogenannte regelbasierte Weltordnung.
Trump sieht Geopolitik gern als Kartenspiel
Spätestens seit der spektakulären Konfrontation zwischen Selenskyj und Trump im Weißen Haus ist klar, dass Trump neue Maßstäbe in der Weltpolitik setzt. Trump ist ein Unternehmer, der seine Außenpolitik an einem Geschäftsmodell ausrichtet, das sich von den Werten des sogenannten „kollektiven Westens“ löst. Er bewertet Außenbeziehungen nach der Gewinn- und Verlustrechnung für Washington. Dabei lässt Trump sich von der Überzeugung leiten, dass die Welt von einer Gruppe von Akteuren beherrscht wird, getrieben von nationalen Interessen und Machtpolitik.
Trump sieht Geopolitik gern als Kartenspiel: China, Mexiko, Nordkorea, sogar die TikTok-App – er bezeichnete sie alle als Spieler in einem Kartenspiel. Die USA hätten dabei „selbstverständlich“ immer die besseren Karten. Seine militärische und wirtschaftliche Macht, so glaubt Trump, sollte ihm den Sieg in jedem diplomatischen Konflikt garantieren. Nur der Schwäche und Dummheit seiner Vorgänger sei es zu verdanken, dass andere Länder US-amerikanische Verbraucher ausbeuten oder sich kostenlos unter dem amerikanischen Sicherheitsschirm verstecken konnten.
Die Demokratieförderung und der Internationalismus als außenpolitische Leitlinien der USA seit Ende der Blockkonfrontation scheinen in Trumps Ära zu Ende zu gehen. Die Größe des Territoriums als Maßstab für nationalen Erfolg und eine merkantilistische Weltanschauung kehren zurück. Auf Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine, Chinas Drohgebärden gegenüber Taiwan folgten in den vergangenen Monaten Donald Trumps Drohungen, Grönland und Kanada zu annektieren und Gaza zu besitzen. Ökonomie und Militär werden nun zu den Mitteln einer unaufhörlichen Expansion.
All dies deutet darauf hin, dass die Welt vor einem neuen Kampf um Einflusssphären steht wie im 19. Jahrhundert. Mit Trump redet man nun auf einmal von der Rückkehr des Imperialismus. Dazu gehört aber, das Projekt des sogenannten „Wertewestens“ hatte und hat auch stets imperialen und hegemonialen Charakter. Denn sie richtete sich bis 1990 gegen die Sowjetunion und ihre Vasallen. Es hieß damals Freiheit statt Sozialismus, und heißt heute Freiheit gegen Autokratie.
Trump ist aber nicht der Auslöser des neuen Imperialismus, sondern er verkörpert den neuen Zeitgeist, während die alte Weltordnung an ihre Grenzen stößt. Dies manifestiert sich in aktuellen Krisen, wie beispielsweise der Massenmigration und neuen Konfliktherden, denen die vom Westen geförderte „regelbasierte“ Weltordnung nicht mehr gewachsen ist.
In der Zwischenzeit begann weltweit der Aufstieg von Staatsmännern, die sich wieder auf knallharte Realpolitik besannen und die schwindende geopolitische Dominanz des Westens zu ihrem Vorteil nutzen wollten. Putin will Russland wieder zur imperialen Großmacht machen. Der saudische Kronprinz Muhammad bin Salman will den Nahen Osten modernisieren, und der israelische Premierminister Benjamin Netanyahu beschleunigt seine schleichende Annexionspolitik und strebt regionale Hegemonie in Nahost an. Xi Jinping will China zur Weltmacht Nummer eins machen und die US-Hegemonie beenden. Die Türkei unter Recep Tayyip Erdoğan träumt von der Wiedererrichtung des Osmanischen Reiches im Nahen Osten und in Osteuropa. Der Iran strebt den Bau einer Atombombe an. An weiterer Stelle stehen die Verbündeten der USA in Westeuropa, deren Abhängigkeit und Loyalität als Schwächen angesehen werden, die es auszunutzen gilt. Mit Donald Trump im Weißen Haus gibt es nun einen weiteren „Strongman“, der die Führungsmacht des alten Westens vertritt.
Vor diesem Hintergrund redet man mittlerweile von Putin-Trump-Pakt. Denn nicht die Globalisierung der Weltordnung ist die Währung der aufstrebenden Mächte, sondern der nationale Vorteil. Für Trump ist vor allem die Welt ein unregulierter Immobilienmarkt, auf dem nur das Recht des Stärkeren gilt. Im Gegensatz zu anderen starken Männern der Welt hat Trump aber keine geostrategische Sichtweise. Er will in erster Linie das US-Engagement weltweit und vor allem in Europa reduzieren, weil es massiv US-Ressourcen bindet.
Die USA setzten nach 1948 darauf, die im Osten und Westen jeweils gegenüberliegende Küste in ein amerikanisch dominiertes Bündnissystem zu integrieren. Die Voraussetzung für das Funktionieren dieser Allianzen war, dass die USA in höherem Maße als die Verbündeten selbst für deren Sicherheit sorgten. Die Kosten und Lasten dieser Sicherung der Gegenküste konnten sie sich über Jahrzehnte leisten. Das hat sich aber geändert, seitdem der Anteil des US-amerikanischen Bruttoinlandsprodukts an der globalen Wertschöpfung prozentual gesunken ist und die USA sich mit dem Nahen und Mittleren Osten auf politische Herausforderungen eingelassen haben.
Handelskrieg mit China und Friedenspläne der USA
Bislang hat Trump seine außenpolitischen Ambitionen nicht durchsetzen können. Trumps Plan für einen Waffenstillstand in der Ukraine wackelt, Hamas und Israel haben die Kämpfe wieder aufgenommen. Die arabischen Länder wollen von einer amerikanischen Übernahme des Gaza-Streifens nichts wissen. Die Hoffnungen auf eine Einigung zwischen den USA und China zur Beilegung der Handelskonflikte haben sich in den letzten Tagen zerschlagen, da sich Peking im Handelskrieg mit den USA plötzlich unnachgiebig zeigt.
Der aktuelle Handelskonflikt mit China hat auch gezeigt, dass Trumps Schwachpunkt in der internationalen Politik die Wirtschaftslage in den USA ist. Die Mehrheit der US-Bürger will keine Revolution. Die Idee, die Produktion ins Land zurückzuholen, gefällt vielen, aber nur ein Viertel gibt in aktuellen Umfragen an, in den neuen Fabriken arbeiten zu wollen. Die Idee des fairen Handels gefällt ihnen, aber sie wollen kein Chaos. Niemand will Inflation. Das heißt, in einer rein transaktionalen Welt, in der die USA ihre supranationalen Prinzipien aufgeben und nationalistisch agieren, dürfte Trump das Spiel nicht so einfach finden und seine Karten nicht immer so stark. Denn es wird immer Akteure geben, die bessere Karten haben als Trump.
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Ich denke, hoffe stark, die all zu „wertebasierte Ordnung“ bäumt sich im „Land der Ideologien“ noch einmal auf … bevor sie begreift, dass sie die Zeichen der Zeit endlich erkennt.
War es Churchill der vor zig Jahrzehnten schon meinte, dass D’s Hauptexport-Artikel den Namen „Ideologie“ trägt???
Herr Mousavi scheint ebenso an TDS (Trump derangement syndrome) zu leiden, wie einige der übrigen „Liberalen“, wobei die sogenannten „Liberalen“ nichts mit dem Liberalismus alter Schule (Mises, Hayek, Baader, Bastiat etc.) gemein haben. Ganz im Gegenteil empfinde ich als liberaler, um nicht zu sagen libertärer Mensch, geradezu als eine Beleidigung unterster Intelligenz, wenn man das Sammelsurium dieser geistigen und emotionalen Entartung, als liberal bezeichnet. Sogenannte, sich im politischen Sinne als „Liberale“ bezeichnende, sind keine einheitliche Gruppierung. Sie bestehen aus einer für die westliche Zivilisation insgesamt toxischen Melange: Von Irren die sich nicht nur als Frauen, oder Männer verkleiden, sondern auch… Mehr
Wenn der Zeitgeist sich an Interessen ausrichtet, wird das für die deutschen Eliten als Verkörperung des Weltgeistes nur Ansporn sein, sich noch stärker selbstlos an Idealen zu orientieren. In Nibelungentreue zum höheren Wert – wider den angelsächsischen Krämergeist. Der Ausgang ist bekannt.
Die „Ideale“ von denen sie da reden, sind nichts weiter als die Interessen einer abgehobenen, internationalen Kaste von Elitüllen gewesen.
„Denn es wird immer Akteure geben, die bessere Karten haben als Trump.“ Ich denke das ist der Kernpunkt. Trump glaubt an die Ideologie des American Exceptionalism und hofft, in kürzester Zeit durch wirtschaftlichen Aufschwung die schwindende Führungsrolle in der Welt wieder herzustellen. Die Welt ist aber eine andere als 1945 oder 1990, was die Leute in der zweiten Reihe seiner Administration eher erennen. Wenn er klug ist, dann sollte er diese stärken, denn eine dritte Amtszeit bekommt er nicht. „Alle Mächte der sich abzeichnenden neuen Weltordnung orientieren ihre Politik weniger an Idealen als an Interessen, …“ Das taten auch die… Mehr
Ich denke auch, dass einfach zu viel zu Viele an „wertebasierten“ Lügen/Halbwahrheiten/Lügen herum tüftelten und nun Einer nach dem Anderen (siehe gerade die spanische Regierung die Einspeisung von PV-Strom betreffend) langsam begreift, dass letztlich gut-gemeint all zu häufig in schlecht-gemacht mündet. –
„Demokratieförderung“ war nie Teil der gerade zerbrochenen alten Weltordnung, nie ein Ziel der US-Außenpolitik. Was sich geändert hat, ist, dass man nun seine geopolitischen Interessen nicht mehr hinter wohlfeilen Phrasen versteckt, die die Öffentlichkeit an der Nase herumführen. Jetzt wird endlich wieder offen über die Dinge geredet, die bisher im Hintergrund ausgemauschelt wurden.
So ist es:
Trump bewirkt, dass man sich – zumimndest ein Stück weit – ehrlicher macht!
„Es hieß damals Freiheit statt Sozialismus, und heißt heute Freiheit gegen Autokratie.“ Hier hake ich ein, es ist nämlich nur noch eine leere Worthülse, es ist Fassade. Die Freiheit ist im „Wertewesten“, besonders im „besten Deutschland aller Zeiten“, klammheimlich und doch mit scheppernden Fußtritten beerdigt worden. Bitte nicht vergessen: Man tritt hierzulande harmlosen Rentnern morgens um 6 die Türen ein, wenn sie wegen Kreislaufproblemen nicht beim ersten Pochen an der Haustür sind – und zwar lediglich wegen politisch missliebiger, den offiziösen Narrativen widersprechenden Äußerungen. Oft ist es auch nur der Vorwurf, „Hass & Hetze“ genannt, und die inkriminierten Aussagen stammen… Mehr
Ich bin ziemlich begeistert von den ersten 100 Tagen Trumps und seiner geradezu genialen Regierungsmannschaft! Da löst einer – einfach so! – seine Wahlversprechen Punkt für Punkt ein – und alle hier heulen und hetzen, weil sowas, gerade im „besten Deutschland aller Zeiten“, vollkommen unvorstellbar ist, diese Völksnähe und diese Aufrichtigkeit, keine Versprechen unerfüllt im Raum stehen zu lassen und mit gefügigen Medien alles zuzudecken und zu verkleistern. Trump ist Trump geblieben, ein bisweilen etwas großkotziger Unsympath vielleicht und doch zugleich ein feiner Kerl, eine ehrliche Haut, ein gnadenloser Realist und Anti-Ideologe, der knallhart die Interessen seines Volkes und seiner… Mehr
Unsere Polit-Kapeiken werden es auch noch lernen MÜSSEN, daß höchste Steuerlast bei gleichzeitiger Negation alles Nationalstolzes irgendwie nicht zusammenpassen. Spätestens, wenn es die große Masse der Bevölkerung trifft, wird es eng für die. Aber das dürfte hier in Deuschelande noch ein wenig dauern und wenn es dann in den Dulli-Köpfen angekommen ist, ist es bereits viel zu spät.
Bislang sehe ich bei Trumps Handeln nichts was im Ansatz falsch wäre. Sicher, es wird nicht alles von Erfolg gekrönt sein, aber bei dem Meisten bestand unmittelbarer Handlungsbedarf. Trump trägt dem Rechnung, und wo ein Macher ist, da jammern immer die Bedenkenträger, die sich so schön gemütlich in ihren Schwatzbuden eingerichtet haben. Mit seiner Zollpolitik hat Trump zunächst einfach mal den Wecker bimmeln lassen, damit alle aufwachen und insbesondere die Europäer zur Arbeit gehen und sich aus ihrem kuschligen, woken und „regelbasierten“ Bettchen erheben. Das schmerzt schon ein wenig, wenn morgens der Trump-Wecker klingelt und man sich mit 25 Prozent… Mehr
Nun, ich habe viel mehr Angst vor dem, was passiert, wenn Trump nicht mehr da sein sollte.
Wann war denn Politik schon mal ohne Interessen geleitet und der mehrheitlich gewählte Präsident Trump macht nur das, was alle anderen auch vollziehen und lediglich die deutsche Regierung mit den Wölfen heult, weil ihnen die Interessen seit 1945 abhanden gekommen sind und sie nur noch Mut aufbringen, wenn sie jemand in der Hinterhand haben, ansonsten ist da nicht mehr viel zu erwarten, wenn man nur noch in falsch verstandener Demut handelt und sich dabei selbst zerlegt. Trump ist der einzige, der erkannt hat, daß sich aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung anderer oder deren hochkarätigen Bewaffnung das eigene Standing sinkt und er… Mehr